rotthäuserbachtal(Quelle: OpenStreetMap, Mapbox)

Da weiß ich schon gar nicht, was besser ist: ein Orgasmus oder das Laufen bei Hitze? Monatelang muss man immer darauf warten und ist jedes Mal wieder überrascht, wie überragend es ist, bei diesem sensationellen Wetter zu laufen. Wie stinken doch die Herbstläufe gegen das Laufen durch die pralle Mittagssonne ab! Und damit dieser Lauf möglich wurde, musste ich mir nach dem Schuhdiebstahl gestern umgehend neue Schuhe kaufen.

Für die Zahlenfreunde: Das Rotthäuser Bachtal bei Düsseldorf ist die mit Abstand idealste (sofern „ideal“ steigerbar ist) Laufstrecke in meiner Reichweite. Begonnen bei rund 70 Metern über Normalnull geht es unangenehm zügig hoch auf 123 Meter, sodass ich nach 1,6 Kilometern im Grunde schon fertig war. Dann aber geht’s wieder runter auf 76 Meter und dann wieder hoch. Also schon eher anspruchsvoll bei diesem Wetter. Die Landschaft: großartig.

Ich will gar nicht groß davon schreiben, dass ich mit dieser Strecke äußerst angenehme Erinnerungen verbinde. So habe ich da oben mal ein Reh gesundgeflüstert. Mit einem Fuchs habe ich Strategien für den Weltfrieden diskutiert, wobei unsere Meinungen im tieferen Gespräch dann aber auseinandergingen, sodass sich unsere Wege wieder trennten, zumal ich die Befürchtung hatte, dass er unter Tollwut litt und mit einem Tollwütigen ist Weltfrieden wohl kaum herzustellen. Was ich sagen will, man trifft da oben viele Tiere. So führt der Weg auch über einen Reiterhof. Und nie weiß ich, ob man da eigentlich durchlaufen darf oder ob es Privatgelände ist. Das weiß ich bei Bauernhöfen nie, die sich plötzlich einem in den Weg stellen. So lege ich dort immer einen Zahn zu, um es hinter mich zu bringen, zumal ich dezent Angst vor etwaigen Hunden habe, die dort ihr Leben verbringen könnten. Jeder Läufer hatte mit Sicherheit schon einmal Begegnungen mit Hunden, die sich nicht an die Regeln des gesellschaftlichen Miteinanders halten. Man wird da vorsichtig.

Das Laufen bei Hitze ist für mich ein Wert an sich. Ich trage seit einigen Tagen ein Kompressionsshirt. Ärmellos. Ich hab‘ keine Ahnung, was es leisten soll, habe aber eine sehr angenehme Wirkung bereits erfahren: Es kühlt. Vermutlich, weil der Schweiß drin hängen bleibt und dessen Aufgabe ist ja nun mal die Kühlung. Das hilft somit sehr bei Hitze-Läufen, bin mal gespannt, wie es im Winter wirkt.

Gerade wenn es bergauf geht, nähert man sich möglicherweise der Schwelle zum Tod. Da pocht das Herz, als sei man frisch verliebt; da bekommt man Respekt vor der körperlichen Leistung und hofft, dass man nicht kollabiert. Aber das macht diese Läufe aus: dieses massive Schwitzen. Auch zwischen den Beinen. In der Analfalte. Da wird alles mal so richtig schön durchgespült. Der Autositz hat es anschließend ja aufgesogen, da ich abermals vergaß, ein Handtuch mitzunehmen, da es nicht so schön ist, im eigenen Saft zu sitzen. Wie muss es sich erst anfühlen, in fremdem Saft zu verweilen?!

Nach einiger Zeit des Laufens unter der Sonne macht sich Durst breit. Ich lehne bei der heutigen überschaubaren Distanz das Trinken während des Laufens ab und so denkt man irgendwann nur noch darüber nach, was man sich anschließend an der Tanke zu trinken kauft:

Klar, das widerspricht jeder Lehrmeinung und natürlich trank ich das nicht alles auf ex. Und mir ist auch völlig bewusst, dass Mineralwasser oder ein alkoholfreies Weizen die bessere Wahl gewesen wäre. Für mich gehört’s aber dazu und ich merke an, dass ich nicht alleine laufen war. Schwül soll es in Balde werden und auch darauf freue ich mich, denn dann wird es erst so richtig hart!