wpid-2015-06-13-14.49.53.jpg.jpeg

Es folgen lediglich ein paar selbstreferenzielle Gedanken. Wer Gehaltvolles erwartet, fühle sich gewarnt!

Der Blick auf die Zugriffszahlen meines Blogs stürzt mich in eine tiefe Krise, sind diese doch nur noch dreistellig ;) . Nimmt kaum Wunder, da ich mich ja zuletzt auch eher ruhig verhalten habe. Ich hätte nicht gedacht, wie sehr einen ein Blog unter Druck setzen kann. Zerfressen vom Drang, irgend etwas zu schreiben, ohne zu wissen, über was, verfasse ich diese Zeilen. Mein vergangener Artikel über Toiletten-Lektüre hat polarisiert. Der eine fand’s „beschissen“, wobei ich nicht weiß, ob das als Wortwitz gemeint war, ein anderer fand die „story dürftig“. Wobei ich mich frage, welche Story überhaupt?! Und, welche Erwartungen Texten entgegen gebracht werden, die den Begriff „Defäkieren“ im Titel tragen. Auch meine Mitbewohnerin fand den Artikel eher mies. Ich finde ihn immer noch gut, was mir Sorgen macht, denn ungern würde ich als verblendet dastehen. Was wohl schon der Fall ist.

Schärfste Kritikerin ist meine Mitbewohnerin ohnehin, die nur die Dinge von mir in sozialen Netzwerken teilt, die ihr wirklich gefallen. Was ja auch klar ist, aber man möchte meinen, dass sie mir zuliebe alles teilt. Doch selbstredend selektiert sie, woran ich erkenne, was ihren Geschmack trifft oder nicht. Jüngst erzählte sie mir, warum sie ein Video von mir, das ich bei Facebook postete, unmöglich teilen könne: „Das ist meinen Freunden nicht mehr vermittelbar und auch meine Familie bekommt so einen sehr negativen Eindruck von dir.“ Sie hingegen kenne mich ja und könne das Machwerk einschätzen, werde aber ein paar Stunden auf Distanz zu mir gehen. Da allerdings wusste ich, das mir das Video gelungen ist. Und man kann es eben nicht allen Recht machen, eine Erfahrung, die man ja überall im Leben sammeln kann. Viel wichtiger ist, es erst gar nicht zu versuchen. Breite Masse kann jeder.

Privat schreibe ich noch andere Dinge, die ich ihr als Erste zum Lesen gebe, da ich ja weiß, wie schonungslos offen, aber konstruktiv!, sie mir ihre Meinung mitteilt. Man kann sich das so vorstellen: Wir liegen abends im Bett – oder sonst wo – und sie hält das frisch ausgedruckte Machwerk in der Hand. Ich daneben, starre sie an und warte auf mimische Reaktionen, wobei ich versuche nachzuvollziehen, in welcher Zeile sich ihre Augen gerade verloren haben. Kommt dann ein Schmunzeln, muss ich sofort fragen: „Worüber gerade gelacht?“ Sie, die sich dann zurecht gestört fühlt, deutet beiläufig mit dem Finger auf die entsprechende Zeilen und ich wundere mich, warum sie nicht schon fünf Zeilen früher gelacht habe. „Weil’s nicht lustig war.“ kommt dann gerne mal als trockene Replik. Ich überprüfe dann die eigentlich als lustig konzipierte Stelle auf Humorgehalt und finde sie immer noch lustig. Ist vielleicht ein Problem, wenn der Verfasser seine Werke lustiger findet als der Adressat. Nur denke ich, sollte man sich davon nicht beirren lassen, da man ansonsten anfängt, während des Schreibens nachzudenken. Und das halte ich für den Tod von Kreativität. Karl Lagerfeld gab dem „Spiegel“ vergangene Woche ein Interview und ich meine mich erinnern zu können, dass er sagte „Demokratie ist der Tod der Kreativität“. Und da ist absolut etwas dran; allein dafür hat sich das Lesen des Interviews für mich gelohnt. Ansonsten ein Mann, der zumindest vorgibt, nicht auf das zu hören, was man ihm so entgegen posaunt. Vielleicht keine schlechte Einstellung, muss man sich aber leisten können. Er kann das vermutlich.

Man trifft ja in dieser Welt der Blogs auf unterschiedlichste Leser. Da meldete sich jüngst einer bei mir, dessen Sehkraft schwerst eingeschränkt ist und er lässt sich alles, was an Texten auf seinem Monitor erscheint, mit einer Software vorlesen. Oder Helmut aus Wien, der sich sogar per E-Mail meldete. Über seine Sehkraft ist mir nichts überliefert, aber er erfreue sich des ein oder anderen Textes von mir – und was will ich mehr?! Die Vielschichtigkeit ergeht sich dann auch in solchen Lesern, die sehr hohe Maßstäbe an Inhalte setzen, obwohl ich diesen Blog mit „Irrelevanzlieferant“ untertitelt habe, um möglichst tief zu stapeln, da ich diesen Blog ja eher als Ventil für mich sehe. Das Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten, wo es wirklich auf Inhalte ankommt, liegt gottseidank weit hinter mir. Was mich aber sehr überrascht hat – und natürlich positiv – ist das Niveau der Kommentare, das bei beispielsweise Facebook ein ganz anderes ist. Man hat schon vergessen, wie zivilisiert man auch in einer Anonymität kommunizieren kann. Obwohl mich zuletzt einer schwerst beschimpft hat, sodass ich den Kommentar leider nicht freigeben konnte. Aber irgendwie war’s schon wieder lustig. Denn mich direkt als „Ausgeburt einer Hure“ bezeichnen zu müssen, finde ich abwegig und beleidigend für Söhne, deren Mutter sich tatsächlich aus welchen Gründen auch immer prostituieren muss. Oder will. Ist ja alles möglich.

Mich würde mal interessieren, welche Motivation Euch zum Bloggen antreibt und welche Ziele Ihr dabei verfolgt.

Den Toiletten-Artikel las meine schärfste (und übrigens auch scharfe) Kritikerin, ohne eine Miene zu verziehen. Ich lag daneben und dachte alternierend „Ohje“ und „Oh weh“. Also wenn sich da so gar nichts regt beim Erstleser im Gesicht, ist das schon etwas frustrierend. Aber es hätte mich nicht überraschen dürfen, denn die besten Texte entspringen immer der spontanen Idee, während jener miese das Ergebnis einer aktiven Suche nach einem Thema war. Und da zeigt sich wieder, dass krampfhaftes Nachdenken nichts bringt. Entweder es kommt oder eben nicht. Auch da interessieren mich Eure Erfahren! Schönes Wochenende!

Kleiner Tipp: Ich bin großer Kaffeetrinker und bin erst eben auf die Idee gekommen, bei uns vorhandenes Eis, wobei es sich um die qualitativ schlechtere Variante „Eiscreme“ handelt, in den Kaffee zu dengeln. Manche Dinge liegen so nahe und man sieht sie doch nicht.