hochmut(Eine der sieben Todsünden: Hochmut)

Ich wollte heute gar nichts schreiben, da ich mich selber nicht mehr ertrage. Gibt es bei WordPress eine Funktion, die das Wort „ich“ für mich zählen würde? Aber für die Läufer unter uns möchte ich wenigstens diese kleine Anekdote nicht verschweigen, die bei meinem heutigen übrigens Rekordlauf bei schwülem Wetter zur selbigen inkarnierte.

Man giert ja beim Laufen nach jedmöglicher Abwechselung, da der Laufvorgang an sich etwas eintönig ist. Früher habe ich immer Podcasts gehört, vorwiegend Medienmagazine, wobei ich das von „radioeins“ vom RBB sehr empfehlen kann. Im Oktober vergangenen Jahres geriet ich dann eine eine „Wizo“-Konzertsituation und höre seitdem beim Laufen Musik. Meist Ska oder eben Skapunk, lade nahezu täglich ein neues Album. Eignet sich überaus zum Laufen.

Läuft man, ist das Blut durchsetzt von lustigen Stoffen, die für eine gewisse Heiterkeit sorgen (im Anglizisem-Artikel wird heute noch über „Sinn machen“ und „Sinn ergeben“ diskutiert. „Für etwas sorgen“ wird genauso falsch benutzt. Denn man sorgt für Kranke, man sorgt nicht für beispielsweise gute Stimmung oder eben Heiterkeit.) sowie für eine unanfechtbare Selbstüberschätzung. Während einer Sprint-Einlage komme ich mir beispielsweise unmenschlich sportlich vor, nur um anschließend zu realisieren, dass es auch irgendwie albern aussehen kann, durch die Altstadt zu rennen. Es sind wohl irgendwelche Glücksstoffe, die einem die Wahrnehmung vernebeln.

Laut lachen musste ich heute allerdings, als ich auf eine mittelalte Dame zulief, die, was ich völlig wertfrei sage, einige Kilo zuviel drauf hatte, wo besonders ihre Gesichtszüge drunter litten. Während die so daher hingen, wofür sie ja nichts kann, starrte sie mich an, als erschiene ihr eine Ausgeburt oder vielleicht sogar die Ausgeburt des Teufels. Nun werde ich häufig beim Laufen angestarrt und vielleicht bin ich ja auch des Starrens wert. Nur geschah es heute zum ersten Mal, dass neben der Dame ein ebenso dicker Hund saß, dessen Gesichtsausdruck ihrem – bis auf die Brille – absolut glich. Frau und Hund starren mich an, während ich auf sie zu laufe. Und ich denke noch, das sind sie, diese kleinen humoristischen Einlagen des Alltages. Wer ist Hund, wer ist Frauchen, fragte ich mich. Was für eine beneidenswerte Einheit. Was für eine tolle Lebensgemeinschaft, wenn sich zwei gefunden haben, deren Verhaltensweisen sich im Laufe der Jahre angleichen. Denn wie gern hätte ich einen Hund als sagen wir mal zweitbesten und vielleicht auch treudoofen Freund.

Die beiden hatten sich zuhause sicher was zu erzählen. Denn während ich plötzlich hörbar auflachte, knicke ich mit meinem linken Fuß um und lege mich unter Rufen der Empörung und des Schreckens „Auuaaargghscheißeverdammich“ auf die Fresse.

Wörtlicher kann man eine Redewendung nicht umsetzen.