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Zu den vorangegangenen Teilen der Beziehungsfragen.

Grundsätzlich neige ich ja dazu, „Krümmel“ zu schreiben, aber da ich nun weiß, dass es die Verniedlichungsform von „Krume“ ist, werde ich mir das jetzt wohl endlich merken können. Es ist des Krümmels Wesen, kleiner zu sein als das, woher er kommt. Sagen wir, von einem Laib Brot. Und da es hier um Krumen im Bett geht, weiß jeder sofort, dass ein Teig-Laib im Bett weniger störend ist als ein Krümmel, obwohl dieser doch eigentlich eher kleines und ein unauffälliges Dasein fristet.

Es gibt in meiner nicht hoch genug zu schätzenden Beziehung wirklich nur einen Konfliktherd: wenn ich im Bett esse – und da gibt es zahlreiche Beispiele, die zu einer Störung des Friedens geeignet waren.

Kommen wir von einer Party nach Hause, gelüstet es mich gelegentlich noch nach einer kleinen nächtlichen Zwischenmahlzeit zwischen Abendessen und Frühstück. Das ist in der Regel eine Tiefkühlpizza von der Tanke, frisch eingekauft.

Exkurs: Der nächtliche Umweg mit dem Taxi zu meiner Shell-Tankstelle gehört zweifellos zu einem gelungenen Abend. Und klar, man trinkt hier und da mal ein Getränk zuviel und scheitert schon am Öffnen des Tiefkühlschrankes der Tankstelle. Wenn man dann aber begriffen hat, dass man gar nicht am Kühlschrank steht, sondern an der Brötchentheke des „Shell Snack Shops“, hilft einem der freundliche Herr, der bei seinen Nachtschichten sicherlich noch schlimmere Gestalten als mich gesehen hat. Und da er meine Vorliebe für Dr. Oetkers Salamipizza kennt, greift er beherzt ins Regal, damit ich es nicht tue und möglicherweise in den Eisschrank falle. Hier muss ich jetzt wirklich mal dazu schreiben, dass ich massiv übertreibe.

Während meine Mitbewohnerin so überaus freundlich ist, die Pizza in den Ofen zu befördern, begebe ich mich schon mal ins Bett in freudiger Erwartungen der Dr. Oetker-Pizza. Dr. Oetker ist so freundlich, diesen Beitrag zu sponsern, ich hoffe, der Eingriff in den redaktionellen Teil ist nicht zu penetrant. Und wie wahnsinnig knusprig doch eine Dr. Oetker-Salamipizza ist! Solltet Ihr probieren, ich konnte es selber nicht glauben!

An dieser Stelle allerdings kommt es zum Konflikt. Ich habe inzwischen ein Handtuch, das als Serviette dient. Oder als Untersetzer, wenn man so will. Nur benutze ich dieses Badetuch nicht immer, sodass nicht unwesentliche Teile der schmackhaften Dr. Oetker-Salamipizza meinen Mund verfehlen und im Bett landen. Tritt sich platt, denke ich, werde aber am Morgen danach eines Besseren belehrt. Ihr kennt dieses Geräusch, wenn man mit der flachen Hand über das Bettlaken streicht? Davon werde ich dann oft wach, wenn meine Mitbewohnerin – ich bin so großzügig, mit ihr mein Bett zu teilen –  die Krümmel aus dem Bett zu befördern versucht, was von leisem Fluchen begleitet wird, das dann immer lauter wird, wenn sie merkt, dass ich bereits wach bin. Es folgen – völlig zurecht – eine Erklärung und eine Verurteilung der Situation. Ich winde mich in Ausreden, weiß aber, dass ich keine Chance habe und auch auf unseren Hund kann ich es nicht schieben, da wir keinen haben.

Höhepunkt aus dieser Ereigniswelt war ein besonders großer Krümmel, der es sich nun wirklich verdient hat, mit Doppel-M geschrieben zu werden. Im Grunde war es eine Portion Lasagne, in der ich am Morgen danach aufgewacht war. Lasagne schmeckt fast so gut wie Dr. Oetkers Salamipizza, die Ihr unbedingt heute noch kaufen müsst. Und vielleicht verschmähte ich sie in der Nacht zuvor genau deshalb. Die Theorie meiner Mitbewohnerin allerdings war die, dass ich einfach während des Essens eingenickt war und meinen Kopf eben in dem Teller gebettet hatte. Ich würde ihr nur widersprechen, wenn ich dabei nicht Teile der Lasagne auch auf ihrer Bettseite (sie hat ein Drittel) verteilt hätte. Und nebenbei: Es ist unfassbar Kräfte zehrend, mit einem deftigen Kater das Bett neu zu beziehen. Aber da kam ich nicht drumherum.

Toller Nebeneffekt des Lasagne-Vorfalls war der, dass ich direkt nach dem Aufwachen mit dem Mittagessen den Tag einläuten konnte. Denn die Gabel fand ich relativ schnell auf Mitbewohnerins Bettseite und so konnte ich nahtlos an die Lasagne ansetzen, denn genau wie Dr. Oetkers Salamipizza geht auch die kalt. Und wenn ich etwas morgens mit Kater kann, dann ohne Ende fettig essen. Und tatsächlich stört eine Lasagne weniger als einzelne Krümmel.

Mich stören sie selber ja auch, so ist es ja nicht. Besonders am Oberschenkel-Bereich sind sie keine Bereicherung des Schlaf-Erlebnisses. Nur drehe ich mich dann einfach woanders hin, denn krümelfreie Zonen gibt es immer. Ein Trick besteht darin, die Krümmel einfach ins äußerste Bett-Drittel zu schieben, allerdings besteht dabei die Gefahr, dass die Mitbewohnerin es direkt merkt. Dann kommt man in Erklärungsnöte und wünschte sich, man hätte die Krumen einfach auf die andere Seite aus dem Bett befördert. Aber wer möchte dann schon direkt nach dem Aufstehen den Teppich absaugen?!

Während ich das so niederschreibe, verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass es vielleicht doch besser wäre, das Handtuch als Unterlage zu benutzen, egal wie albern es aussieht. Eine Dr. Oetker-Salamipizza kann man auf jedwede Art servieren, sie sieht immer appetitlich aus. Nur: Was bringt es mir, wenn die Krümel dann alle auf dem Handtuch liegen und ich darunter? Denn leider bekomme ich es nicht immer koordiniert, das Handtuch so zu entfernen, dass die Krümel dabei nicht ins Bett fallen. Und weil ich ja nicht auf den Kopf gefallen bin, entscheide ich mitunter, es einfach so zu belassen wie es ist, um dann am nächsten Morgen eingewickelt in einem krümeligen Handtuch zu erwachen.