Nun, angesichts der derzeit herrschenden Temperaturen überlegt man sich die ein oder andere Aktivität zweimal. Beispiel Sex. Habe gerade erst geduscht und würde ungern wieder zu schwitzen anfangen, zumal ein Ventitlator hinterrücks noch damit beschäftigt ist, meinen Schweißausbruch einzudämmen, den ich während des Abtrocknens nach dem Duschen bekam. Warum trockne ich mich überhaupt ab?!

Vor exakt einem Monat schrieb ich über das Laufen bei Hitze. Wie naiv muss ich gewesen sein, denn Anfang Juno hatten wir es mitnichten mit Hitze zun tun. Das heute ist Hitze und nur Narren würden sich draußen sportlich betägigen. Ich laufe gerade im 14. Sommer und bilde mir ein, auf einige Erfahrungswerte zurückgreifen zu können, was das Risiko der Mittagssonne im Zenit ausmacht, und dass ich gerade ganz offenbar einige Zeilen schreibe, zeigt ja gewisse Anzeichen von Vitalität – ich lebe noch. Dennoch habe ich in dieser Woche zahlreiche mahnende Ratschläge erhalten, die alle natürlich gutgemeint sind, meist aber eben nichts mit Erfahrungen zu tun haben, sondern mit dem, „was man so liest“. Das gilt auch für meine geschätzte Mutter, die mir Herzversagen beim Joggen prophezeit. Den Triumph würde ich ihr ungern gönnen, darum gehe ich es langsam an. Und es wäre ja nicht ohne Ironie, wenn es mich im Herbst oder Winter erwischen würde und nicht bei Hitze. Ich belustige mich nicht darüber, denn ausschließen kann ich es nicht.

Nun hatten wir heute vermutlich den heißesten Tag des Jahres, vielleicht auch der vergangenen Jahre, und diesen Superlativ würde ich mir ohnehin nicht entgehen lassen, war ich doch auch bei Kyrill laufen; Wetterextreme sind immer eine tolle Abwechslung. Heute lief ich zusammen mit meiner Mitbewohnerin, da ich sie in diesen Wahnsinn mit reinziehen wollte, nachdem ich ihr vorgestern noch vorschlug, dass wir es bessere lassen sollten. Doch wir sind ja nicht unbedingt aus Zucker und zudem noch jung, man könne es ja doch mal antesten. Und dann sind da ja auch die Sprinkleranlagen im anliegenden Park.

An anderer Stelle schrieb ich einst, dass es mitunter schwierig ist, langsam zu laufen. Der heutige Lauf hatte ein Durchschnittssolotalent, nein, Durchschnittstempo von 7:53 Minuten pro Kilometer. Das wäre mir unter anderen Umständen peinlich und ist auch tatsächlich schwer hinzukriegen, versuche ich ansonsten doch immer, deutlich die sechs Minuten zu unterschreiten. Doch man ist ja kein Narr und der Versuch, schnell zu laufen bei knapp unter 40 Grad kann nicht gutgehen, ganz automatisch liefen wir also heute sehr langsam, aber eben nicht schleppend. Entspannt ist vielleicht das richtige Wort. Und dann ist es auch nicht anstrengender als sonst.

Versprochen hatte ich meiner Laufpartnerin die Rasensprenger, die aber gerade mittags natürlich nicht im Einsatz sind. Abkühlung verschaffte uns dann ein so genannter Wasserspielplatz, den wir uns mit ungefähr 2.000 Kindern teilen mussten. Erstaunlich, wie bewegelich die auch bei dieser Hitze sind, während meine Mitbewohnerin und ich uns relativ regungslos in die Wasserfontänen stellten und der Abkühlung harrten. Das hatte im Übrigen auch etwas sehr Erotisches, aber wie gesagt, bei diesem Wetter überlege ich mir weitergehende Schritte in diese Richtung zweimal.

Es kommt nach einiger Zeit des Laufens natürlich der Punkt, an dem das Gehirn eine möglicherweise ungünstige Temperatur erreicht hat. An diesem sollte man den Lauf am besten beenden, denn relativ zügig merkt man sonst, dass es zu lange zu heiß war und man kämpft wahlweise mit Tod oder Sonnenstich, den ich Anfang der Woche hatte. In sofern ist die Länge des Laufes auch den Temperaturen anzupassen.

Mehrfach wurde ich in der morgen endenden Woche teils bewundert, teils für krank erklärt, dass ich mich von der penetranten Sonneneinstrahlung nicht beeinflussen lasse und dennoch laufe. Werfen wir ein Blick in die zahlreich vorhandene Laufliteratur. Der von mir geschätzte „Achim Achilles“ weiß: „Bei intensivem Training sind 25 Grad bereits eine hohe Anforderung für den Körper. Ab 30 Grad solltest Du Ausdauersport nur noch im Schatten oder im Wasser betreiben. Ab einer Ozonbelastung von 360 Mikrogramm sollte der Sport eingestellt werden.“ Wir kennen uns offenbar so gut, dass er mich duzt. Unverschämt eigentlich, insbesondere vor dem Hintergrund, dass er mit falschem Namen unterwegs ist, nämlich eigentlich Hajo Schumacher heißt – und vermutlich aufgrund des fehlenden „H.s“ (siehe hierzu „Abkürzungen in den Genitiv setzen“ bei Google) gar keiner ist und, wie ich gerade sehe, überdies noch Münsteraner. Ein guter Mann, also. Aber er stellt sich doch selber sehr gerne dar. Warum nur gefällt mir das so?! ;) Nun gut, ich hätte also nicht laufen sollen. Der maximale Ozonwert hingegen lag um 16.00 Uhr bei 176 Mikrogramm pro Kubikmeter. Das ist ja popelig. Und da hört man die ganze Woche immer „Pass mit dem Ozon auf“. Weil man es eben so hört und liest. Fundiert ist es selten. Und auch ich habe gerade zum ersten Mal überhaupt nachgesehen, wie hoch er heute war.

Und siehe da, auch Achim rät zur Halbierung des Laufzewas, pardon, Lauftempos, und vergisst nicht das zu bilanzieren, was ich immer wieder predige: „Bereits nach einigen Tagen Aufenthalt in der Hitze kann sich die Hitzeverträglichkeit deutlich verbessern.“ Genau das reklamiere ich auch für mich.

Abschließend noch ein Aspekt, der mir so durch den leicht erhitzten Kopf geht: Ich lehne mich natürlich hier weit und arrogant aus dem Fenster und würde diese Zeilen in einem ganz anderen Lichte sehen, wenn dann doch mal der Hitzeschlag mich ereilt. Der Tod betrifft einen selber auf einer sehr persönlichen und existenziellen Ebene – man ist danach definitiv tot -, aber eben auch den ein oder anderen Mitmenschen, für den sich ein bisschen Vorsicht dann doch auszahlt. In sofern finde ich es legitim, leichte Scherze über den Tod zu machen, weil er in all seinen grauenhaften Erscheinungsformen natürlich zum Leben (am Ende meist) dazugehört. Dennoch sollte dabei ein gewisser Respekt mitschwingen, weil er eben ein beschissenes Ereignis ist. Ich rate also natürlich jedem, bei diesen Temperaturen ausgesprochen vorsichtig laufen zu gehen – dieser Artikel richtet sich seiner Kategorie in diesem Blog wegen ja an Läufer – oder am besten gar nichts zu tun. Aber ich sage eben auch, möglich ist es und per se nicht schädlich. Viel schlimmer war heute, dass ich drei Stunden lang geputzt habe. Das war wesentlich härter. Weiß jemand, wie ich diese Fett-Flecken vom Backblech bekomme?

wpid-2015-07-04-18.06.08.jpg.jpeg

„Sidol Küchenkraft“, worauf ich schwöre, versagt inzwischen.

Abschließend noch zu erwähnen: Die Temperatur meines Rechners, des Prozessorkerns vielmehr, ist seit heute Mittag um zehn Grad gesunken. Wie ist das möglich?!