Leinenpflicht

Der Hund an sich ist mir ausgesprochen sympathisch. Wenn er angeleint und mit einem Maulkorb versehen ist. Wobei ich einem Dackel ohne Maulkorb durchaus noch über den Weg traue. Als Läufer hatte ich diverse Begegnungen mit Hunden aller Größenausführungen. Die kleinen Kläffer reagieren immer sehr anhänglich, wenn man sie beispielsweise überholt. Letztlich könnte ich ihn im Notfall immer noch wegtreten, den Konflikt würde ich wohl gewinnen (Es liegt mir aber fern, irgendwelche Lebewesen zu treten!). Besser sei aber – und auch im Sinne des Hundebesitzers -, ihn anzuschreien, das würde die meisten schon beeindrucken. Sympathisch sind mir hingegen die Hunde, die einen mit ihrem Herrchen verwechseln und nur aus dem Grund weiter neben einem her laufen und einen irgendwann treudoof angucken, wenn sie merken, dass sie ihre Zuneigung für einen Moment fehlverteilt haben. Auch Hunde sind also mit Verteilungsfragen beschäftigt.

Ich entsinne mich eines sehr unangenehmen Vorfalls, bei dem ich mir fast in die Hose gemacht hätte. Auf einem Trimmdich-Pfad, aus meiner Sicht einem Trimmmich-Pfad, hing ich vor einigen Jahren an einer Stange, die es mir zur Aufgabe machte, mein moderates Körpergewicht hochzuziehen. Wir sprechen da von Klimmzügen. Da kam, als ich da so hilflos hing, plötzlich ein recht großer Hund des Weges. Ich versuchte, ihn einer Rasse zuzuorden, was jedoch im nächsten Moment an Priorität verlor, da das Ungetüm mir recht beeindruckend sein Gebiss präsentierte und mich mies gelaunt anknurrte. Dieser Hund wollte nicht spielen, wie er mir durch seine bedrohliche Körperhaltung demonstrierte. In diesen Momenten setzt man auf die Hundebesitzer. Die Dame jedoch stand mit einem zweiten Hund etwa zehn Meter entfernt und regte sich nicht. Ich wandte meinen Blick vom bösen Hund ab und versuchte ruhigen Tons, der Kaline mitzuteilen, dass sich hier ein Unglück anbahnen würde, sofern sie ihre Töle nicht zurückrufe. Sie tat es nicht, der Hund kam immer näher, ich hatte einfach mal Angst und dachte noch daran, dass ich wegen solcher Vorfälle eine Waffe mit mir führen sollte. Spray, Messer, Knarre. Irgendwas. Der Hund wäre ein Todeskandidat gewesen. Da ich da aber nun unbewaffnet hing, war ich der Todeskandidat. Mit nur leicht erhobener Stimme fragte ich ein zweites Mal bei Frauchen an, ob sie die Situation nicht entschärfen könne, mir zuliebe. Genervt rief sie dann endlich ihren Hausfreund zu sich, der dann nur widerwillig von mir abließ.

Ein zweites Ereignis betrifft einen Hund, der zu stark für seinen Besitzer war und sich samt Leine von ihm losriss, um dann seine Vorderpfoten auf meine Schultern zu legen. Ich bin sicher, dieses Exemplar wollte tatsächlich nur spielen und es muss ausgesehen haben, als würden wir tanzen. Herrchen, schon etwas in die Jahre gekommen, lachte nur debil und merkte nicht meine Überforderung, da dieser Hund nicht abließ. Bei diesem Tanz führte defintiv er.

Es mag sein, dass Hunde joggende Menschen falsch verstehen. Dass man für die ewige Jugend und Gesundheit rennt, kann er ja nicht wissen. Darum bin ich für unbedingtes Anleinen. Ich kotze, wenn ich große unangeleinte Hunde sehe. Es gibt natürlich überwiegend die Hunde, denen man schon ansieht, dass sie gut erzogen sind und sich nicht darum scheren, wenn man an ihnen vorbeirennt. Ich schätze auch sehr solche Besitzer, die dem Hund ein Leckerli geben, um ihn von mir, dem Läufer, abzulenken.

Heute hatte ich eine Begegnung nicht mit einem Hund, sondern mit einer Leine. Kleiner Hund, angeleint, kann nichts passieren. Wenn man denn die Leine sieht! Ab heute bin ich nicht nur der Meinung, dass Hunde angeleint gehören, die Leinen sollten auch signalfarben gestaltet sein.

Ich sah am Wochenende den Film „13 Sins“. Ganz nett. In einer Szene wurde ein Draht über eine Straße gespannt, in den dann eine Gruppe von Motorradfahrern geriet, die daraufhin große Teile ihres Kopfes verloren. Sowas geschah mir heute in abgeschwächter Form. Ich sah Frauchen, ich sah den Hund. Ich sah aber nicht: die Leine. Ich rannte also mit meinem Hals in die verdammte Leine. Frauchen außer sich und übertönte den Verkehrslärm mit Entschuldigungsorgien. Ich hingegen fand es eher lustig, da ja auch nichts passiert war. Dem Hund entschloss sich weder Komik noch Dramatik der Situation, sodass er seinen Abführvorgang am Baum fortsetzte. Sowas hat ja, einmal begonnen, oft Vorrang.

Ähnlich erging es mir mal beim Autofahrern. Ich bog links ab, querte dabei einen Fußgängerübergang. Ich ließ vorschriftsgemäß eine Mitbürgerin die Straße überschreiten, und wollte gerade losfahren, als ich so etwas wie eine Leine in ihrer Hand sehe. Ich kombinierte für ihren Hund gerade noch rechtzeitig, dass an dieser Leine eben jener hängen müsste. Ansonsten wäre ich losgefahren und hätte ihn überrollt, weil es eben ein sehr kleiner Hund war, der nicht von meiner Windschutzscheibe erfasst wurde.

Mich würde interessieren, wie die Hundebesitzer unter Euch zu einem Leinenzwang stehen. Denn ich hatte mehr als zweimal unschöne Begegnungen mit Hunden, die ich wirklich sehr schätze, die mir aber das Gefühl gaben, es damit anders zu halten. Vermutlich hassen Hundebesitzer auch Läufer. Aber wir wollen ja nur laufen.

Eine rege Diskussion ist im Kommentarberech entfacht! Toll! Und natürlich liegt es immer an der Erziehung des Tieres, hilft aber im ungünstigen Einzelfall leider gar nicht, schon gar nicht dem in Duisburg angefallenen zweijährigen Mädchen, das wohl außer Lebensgefahr ist. Und natürlich ist nicht jeder Hund deshalb eine Bestie und nochmal: Ich bin großer Hundefreund! Aber mal ehrlich, ich kann dieses „Er will nur spielen“ nicht mehr hören. Dass man diesen Spruch tatsächlich noch zu hören bekommt, ist eine Sensation! Es ist mir egal, was er will, er soll mich nur da raushalten. Andere Hunde können sich ja auch benehmen. Und wie ein Hund mich deutet, ist mir auch egal, ich habe einem gut erzogenen Hund schlicht nicht zu interessieren.

Nun habe ich mir vermutlich Zorn zugezogen ;) Alles nur, weil ich in eine Hundeleine geriet.