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Jetzt warte ich ja doch auf das Auto während des TÜVs. Zwei Stunden der absoluten Langeweile mit einem W-Lan-Zugang und einem Kaffee hat man mir in Aussicht gestellt und als Pessimist erwarte ich drei Stunden der Ödnis, die ich mir mit diesem Blog-Artikel abzukürzen versuche. Ich bin kein Freund des Tippens auf dem Handy, aber ich habe ja nun Zeit, das zu optimieren.

Das Auto, ein Toyota, ist drei Jahre alt, ich erwarte also keine Schwulitäten. Allerdings ist mir vor einigen Wochen auf geheimnisvollem Wege die so genannte Dachzierleiste abhanden gekommen. Möglicherweise in der Waschanlage. Ein Kollege von mir hat’s gemerkt, während ich selber gar keine Ahnung davon hatte, dass ich zwei Dachzierleisten mit mir rumfahre. Ihre einzige Aufgabe ist es, das Dach zu zieren. Eine Aussparung zeugt vom Fehlen derer auf der Fahrerseite, das das Fahrverhalten übrigens nicht ansatzweise beeinflusst.

Ich bin dermaßen autovernarrt, dass ich dem freundlichen Toyota-Angestellten gerade nicht mal annäherungsweise Informationen über meinen Kilometerstand überliefern konnte. Ich schätzte auf 70.000, da ich nicht viel fahre. Ich werde das hier später nachliefern. Erst über-, dann nachliefern.

Ich stelle gerade fest, dass ausnahmslos alle hier Angestellten sehr schöne Menschen sind. Das ist vermutlich Anstellungskriterium, Zufall ausgeschlossen. Hier im Wartebereich eher Durchschnittsschöne. Gerade die Empfangsdame kann sich sehen lassen. Ich erlaubte mir einen Flirt mit ihr, als ich das W-Lan-Passwort erfragte. Sie stieg ganz professionell darauf ein. Und schrieb mir ihre Nummer dazu. Nein, das war gelogen. Sie hat meinen Flirt ganz professionell mit Ablehnung erwidert. Das ist gut so, dachte ich, kannste bloggen. Jetzt lächelt sie mir zu. Vermutlich ist sie angehalten, allen Wartenden einmal pro halber Stunde zuzulächeln. Nach dem vierten Lächeln dürfte mein Auto also fertig sein. Ihr Lächeln hat also so etwas wie eine Taktgeber-Funktion. Das hat Toyota aus Japan mitgebracht.

Eine Kollegin ist dazugekommen. Beide versuchen gerade, den Fernseher in Gang zu kriegen. Geballte Inkompetenz. Es juckt mich zu fragen, ob der Stecker denn steckt. Jetzt holen sie einen Kollegen dazu. Jetzt wird’s was. Was läuft denn um halb zwölf im deutschen Fernsehen? Ich!

Okay, der Stecker steckte nicht. Wenn ich das Gelächter gerade richtig interpretiere. Ich tue so, als wäre mir die peinliche Szene entgangen.

Ein Leidgenosse hat mir gerade die Zeitung genommen. Die Rheinische Post, ein recht inhaltsleeres Blatt. Ich nutzte sie als Kaffee-Unterlage, dachte mir aber schon, dass das sehr unhöflich ist, sie dadurch in Beschlag zu nehmen. Aber ich wollte sie noch lesen. Der Mann liest gerade die Stellenanzeigen. Vielleicht eine von Toyota, aber er dürfte nicht schön genug aussehen.

Der Fernseher läuft. Eine Präsentation eines Lexus‘. Das will doch niemand sehen!

Ich hab hier schon mal gesessen. Damals war mein von Vandalen demoliertes Auto in Reparatur. Man hatte mich angerufen und gesagt, das Auto sei wieder heil, ich könne es abholen. Als ich dann hier aufschlug, hieß es, man habe den Falschen angerufen und ich müsste noch Stunden warten. Damals hatte ich ein Handy mit, dessen Akku leer war, da bin ich heute besser dran. Ich suche jetzt mal das Klo.

Tolle Toiletten! Mit Fernseher! Allerdings nur bei den Urinals. Ich hingegen zog es wegen eines anhaltenden Rückenleidrns vor, mich zu setzen. Ich nutze seit dem Wochenende jede Gelegenheit, mich zu setzen, da Gehen doch recht ungelenk derzeit bei mir aussieht. Ich stehe kurz vor Vollendung meines 36. Lebensjahres, was ein Jahr älter klingt, als würde ich einfach schreiben, dass ich 35 bin. Vielleicht geht es ja jetzt los mit den Wehwehchen. Ich mache viel Sport, damit genau das nicht passiert. Stattdessen stöhne ich hier in aller Öffentlichkeit, wenn ich nur aufstehe. Da bitte ich aber um Nachsicht, denn es hat den Anschein, als müsste erst noch etwas einrasten, damit ich aufrecht stehen kann.
Eine Bekannte von mir ließ sich jüngst von einem Kollegen einrenken. Es hat sie fast eine gebrochene Rippe gekostet, es ist also davon abzuraten. Ich nahm ohnehin immer Abstand davon und warne auch davor, sich über den Rücken laufen zu lassen. Das kann doch nicht gutgehen.

Ich warte seit mehr als einer Stunde, die Zeit vergeht schnell. Wow! Fertig. Alles heile. Tolle Dachzierleiste!