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Will man mir großes Leid zufügen, muss man mir entweder mein Leben ruinieren oder lediglich eine Überraschungsparty für mich organisieren. Sie wäre durchaus eine Überraschung für mich, aber eine äußerst unschöne, da meine Tage stets durchgeplant sind und für Überraschungen keinen Platz vorhalten. Ich könnte natürlich pauschal in jeden Tag eine halbe Stunde für eventuelle Überraschungen vorsehen, aber dann wäre ich jeden Tag aufs Neue enttäuscht, wenn dann zum festgesetzten Zeitpunkt eben doch keine Überraschung erfolgt. Und davon abgesehen verschicke ich zu meinem Geburtstag grundsätzlich Ausladungen und verdunkele die Wohnung. Doch geht andersherum bei mir? Kann ich jemanden überraschen?

Für meine Mitbewohnerin, der ich eben das Verbot aussprach, das seppolog zu besuchen, organisiere ich gerade mehr oder weniger eine kleine Überraschungsparty zu ihrem Geburtstag. Der Anreiz kam allerdings mitnichten von meiner Seite, sondern von einer ihrer besten Freundinnen, die aus Niedersachsen überraschend vorbei kommen wollen. Keine schwierige Sache, möchte man meinen, nicht viel Aufwand.

Den Aufwand habe ich unterschätzt. Den Aufwand, alle anderen Pläne meiner Mitbewohnerin zu vereiteln, die nun das Gefühl haben muss, dass ich keinerlei Interesse an ihrem Ehrentag habe. Zunächst war ihr Plan, in meine Heimat Münster zu fahren. Den Zahn musste ich ihr direkt ziehen. „Ne, keine Lust. Lass‘ uns hier bleiben“, versuchte ich sie überzeugen. Sich drehende Augen sahen mich an, während mein Blick standhaft blieb. „Na dann lade ich eben ein paar Mädels ein!“, beschloss sie. Im Grunde gar kein Thema, doch es wurden mit jedem Tag mehr. Ich zählte unsere Sitzgelegenheiten durch und stieß irgendwann an eine empfindliche Grenze. Selbst, wenn ich noch Fremd-Sitz-Geräte organisieren würde, würde irgendwann der Partyraum (Küche, es soll keine wirkliche Party werden, mehr eine heitere Runde) zu klein. Ich bat sie also, die Anzahl der Gäste in einem näher bestimmten Rahmen zu halten, da ja mindestens zwei noch überraschend aus dem Nichts hinzustoßen werden. Auch da schimpfte sie mich wieder kompliziert und Spaßverderber. Kompliziert stimmt nebenbei erwähnt. Aber das macht mich liebenswürdig. Für einen erlauchten Kreis. Eigentlich eher für eine erlauchte Linie. Oder vielleicht sogar nur für einen erlauchten Strahl. Hier kommen Geometrie-Erinnerungen aus der siebten Klasse zurück … Jedes Quadrat ist ein Rechteck, aber nicht jedes Rechteck naja, gehört hier nicht hin.

Des Weiteren will sie die ein oder andere Kleinigkeit zu essen zubereiten, während sie sich übrigens wundert, warum ich das Gästezimmer auf Vordermann bringe. „Übernachtet doch keiner!“ Hm, naja, müsse eh mal wieder sein, sage ich und bitte sie, bei der Menge der zu produzierenden Pizza-Schnecken doch einfach mal die doppelte Menge zu veranschlagen. „Wer soll das denn alles essen?!“ – „Im Zweifel ich. Ich werde großen Hunger haben.“ Puha.

Und wieder erweitert sie den Kreis der Eingeladenen. „Folgendes, es ist bar jeden rationalen Denkens, aber unsere Bestuhlung ist eine dir ungewisse. Ich weiß, es ergibt vieles in diesen bewegten Tagen keinen Sinn für dich, doch begib dich in meine vertrauenswürdigen Hände. Auch wenn der Schein ein anderer ist, ich handle mit Bedacht.“ lüge ich sie an und sie schenkt mir Vertrauen, zweifelt aber an meiner Gesundheit.

„Ich hole dann morgen noch das ein oder andere Getränk“, kündigt sie mir an und ich sage: „Machen wir zusammen. Mit dem Auto. Wir müssen die Menge der Getränke der Melange an Pizzagebäck anpassen. Nach oben!“ Versteht sie nicht, obwohl ich mich nun frage, ob sie nicht inzwischen etwas ahnt. Schweißausbrüche zieren meinen Kopf, über den mir vieles wächst. „Bekomme ich wieder einen Geburtstagskuchen?“ Ach, der Kuchen. Den hab‘ ich vor lauter Gästezimmerputzerei vergessen. Natürlich, muss sein. Wenn schon die Geschenke im Post-Poststreik-Chaos versunken sind und möglicherweise nur in Teilen pünktlich ankommen, sollte wenigstens um Punkt null Uhr eine Torte für Stimmung sorgen. Hier kommt Dr. Oetker ins Spiel mit einer tollen Backmischung, der ich heute Morgen nur vier Eier und 200 Gramm Butter zufügen musste. Dazu kamen Smarties und weiteres Gedöns, um das Küchlein zu pimpen, damit es am Ende ansatzweise so aussieht wie auf der Verpackung abgebildet. Ja, ich könnte auch selber komplett backen, zumal ich ja noch einen Backblog betreibe, aber allein es fehlt die Zeit wegen diverser anderer Dinge.

Um nicht weiter aufzufallen, werde ich vorerst das Gästebett nicht herrichten, denn spätestens dann wäre ihr ja alles klar. Das müssen dann die Überraschungsgäste selber machen ;)

Teil meiner Geschenke-Orgie sind spezielle Kekse, die ich hier nicht weiter beschreiben will, da man mir sonst wieder irgendwelche Perversionen unterstellt. Gab’s bei „Amazon“, war schnell geordert. Zu schnell. Nicht genau hingesehen. Heute kam nicht etwa eine Tüte dieser Kekse, sondern ein nicht unerheblich großer Karton mit mehreren Lagen dieser Kekse. Wie verkaufe ich ihr das nun? Als besonders originell oder als dekadent?! Sie wird dieses irgendwann lesen. Wir werden lange etwas von der Großlieferung haben. Und seit Loriot wissen wir, für Einzelhändler-Mengen bekommt man Rabatt. Betrachte allein den nicht unbeträchtlichen Rabatt als Geschenk! Alles Gute zum Geburtstag!