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Man sitzt so da und weiß nicht, wohin die Reise geht, während man tippt. Ich würde ja einfach gar nichts niederschreiben, aber mein Sponsor, das Unternehmen „Theppo’s – Güterproduktions GmbH„, sitzt mir im Nacken. Erfundene Interviews schlug es mir gestern vor, aber ich verkaufe meine Glaubwürdigkeit wohl kaum an einen Sponsor, der lediglich meine Tippsen entlohnen soll. Tipp schneller!

Quell ewiger Freude sind bei mir Alltagsbeobachtungen, in denen natürlich ich im Mittelpunkt stehe, woraus ich schon lange keinen Hehl mehr mache. Sieht oder erlebt man etwas, muss man sich immer die Frage stellen, ob es verwertbar ist. Zu oft kommt es noch vor, dass Dinge geschehen, die ich nur unbewusst wahrnehme, die aber eben Quell eines geistig-genialen Ergusses hätten werden können. Ein Beispiel, das mir justamente in den Sinn kommt, ist die Botschaft, die ein Nachbar im Auftrag unserers Vermieters an die Kellertür – allerdings nicht in Thesenform, was ja Luther schon nicht tat – geschlagen hat. Seit Wochen steht dort geschrieben:

 Seppo stinkt.

Nein, das steht auf dem WC meiner Arbeitsstelle. Sicher, gelegentlich stinke ich. Gestern zum Beispiel nach einem 16,28 Kilometer-Lauf mit meiner von Barbados zurückgekehrten Freundin. Es war ihr erster längerer Lauf zumal bei diesen Temperaturen. Acht Kilometer lang war sie optimistisch und ich sagte ihr: „Wenn wir jetzt hier geradeaus weiterlaufen, gibt es kein Zurück mehr und es wird ein laaanger Lauf.“ Bei Kilometer zehn schlug sie dann vor, vielleicht doch die Abkürzung zu nehmen. „Das meinte ich eben, es gibt seit zwei Kilometern kein Zurück mehr!“ Da wir am Rhein entlang liefen, nahmen wir dort im Rhein eine Abkühlung, wobei das Entfernen der Laufschuhe vor dem Wassern absolut empfehlenswert ist, da sonst ein Weiterlaufen unmöglich ist. In was für einer Plörre baden eigentlich die Düsseldorfer?! Am „Strand“ lagen Unmengen Mülls ‚rum und im näheren Wasser Steine über Steine. Ich war angewidert und erinnerte mich des Kanals in Münster, der Wasser in nahezu Trinkwasser-Qualität führt und schlicht nicht zugemüllt ist. Aber gut, der Maifisch fühlt sich inzwischen wieder wohl im Rhein, den ich dennoch sofort gegen den Kanal eintauschen würde.

Wir also abgekühlt weiter. Ohne anzugeben weise ich darauf hin, dass ich an diese längeren Läufe bei Hitze gewöhnt bin, meine Mitbewohnerin machte diese Erfahrung zum ersten Mal. Und weiß nun auch, warum ich manchmal nach einem solchen Lauf mit einem Kühlakku auf dem Kopf zuhause rumsitze. Noch ganz jungfräulich stellt sie also fest, dass man Durst bekommt. Bei Kilometer zwölf kehrten wir bei einer/-em Trinkhalle/Kiosk/Büdchen ein, kauften überteuertes Wasser, tranken zwei Schluck und duschten uns mit dem Rest. Herrlich. Das werde ich im Herbst vermissen. Ich bin hitzegeil.

Worauf ich hinaus wollte: Nach so einem Lauf stinkt man. Und ist überzogen von einer Salzschicht. Wirtschaftlich wäre es ja, diesen Salzüberzug abzuernten, um hernach beispielsweise Kartoffeln damit zu salzen. Wir zogen eine erotische Dusche vor … und leckten uns gegenseitig das Salz vom Körper … armer Irrer …

Zurück zu dem Hinweis an unserer Kellertür:

Liebe Mieter!

Hier wird auf „Mieterinnen“ verzichtet, weil’s ja auch überflüssig ist, denn „Mieter“ ist ja neutrum. Das Mieter.

Liebes Mieter! Leider kommt es immer wieder vor, daß

„Dass“ mit „ß“, was falsch ist. Aber zum Jahrestag der Rechtschreibreform hat man mich nun auch überzeugen können, dass diese ein Fehler war. Dennoch halte ich mich dran. Aber „Rad fahren“ und „eislaufen“. Ist Unsinn.

Liebes Mieter! Leider kommt es immer wieder vor, daß der Hausmüll nicht richtig getrennt wird. Die Tonnen werden bei Abfuhr auf ihren Inhalt kontrolliert und bei nicht korrekter Trennung nicht abgeholt. Auf Dauer stapelt sich der Müll und entwickelt unangenehme Gerüche. Bitte achten sie

Klar, „Sie“ kleingeschrieben. Aber wir wissen ja, was gemeint ist. Obwohl es Leute gibt, die glauben, die direkte Anrede sei durch jene Reform abgeschafft. Ist Sie nicht.

Liebes Mieter! Leider kommt es immer wieder vor, daß der Hausmüll nicht richtig getrennt wird. Die Tonnen werden bei Abfuhr auf ihren Inhalt kontrolliert und bei nicht korrekter Trennung nicht abgeholt. Auf Dauer stapelt sich der Müll und entwickelt unangenehme Gerüche. Bitte achten sie künftig auf richtige Einordnung des Mülls.

Wir trennen in Zukunft den Müll also nicht mehr, wir ordnen ihn ein. Vielleicht auch in den gesellschaftlichen Kontext. Zunächst aber mal in die Tonnen. Erst ich, dann die Tonnen, dann die Gesellschaft.

Dieses Phänomen, wenn die Polizei bei einem klingelt und man sich direkt fragt „Was hab‘ ich angestellt?!“ ist ja bekannt; ich selber fühle mich grundsätzlich ertappt und  schuldig, obwohl ich seit mehr als zehn Jahren eine reine Weste habe. Ein ähnlich schlechtes Gewissen habe ich eben auch, wenn so ein Zettel an der Tür hängt. Doch in diesem Fall verweise ich sehr gerne auf meine Mitbewohnerin, die mich seit drei Jahren immer wieder geduldig darauf hinweist, was in welchen unserer Mülleimer gehört. Anders als in Münster zum Beispiel landet der Biomüll im Restmüll. In einem anderen Bezirk, in dem ich mal wohnte, kam Glas ebenfalls in den Rest-/Biomüll, was mir jedes Mal aufs Neue wehtat. Doch ich habe ein Problem mit dem Grünen Punkt. Für mich war an sich immer klar, dass alle Verpackungen mit einem Grünen Punkt in die Gelbe Tonne (in Münster: Gelber Sack) kommen. Verpackungen ohne den Grünen Punkt kommen also in den Rest-/Biomüll. Meine Mitbewohnerin hingegen ist nicht so auf den Grünen, den G-Punkt (ha-ha), fixiert und wirft alle Verpackungen in die Gelbe Tonne. Da kommt es bei uns schon mal zu Konflikten am Müllsammel-Behälter. Sie sortiert um und lehrt mich dabei die Trennung. Somit gehe ich davon aus, dass wir nicht verantwortlich sind für das Chaos im Müll-Keller.

Nun war ich als Strohwitwer eine Woche auf mich allein gestellt. Und weil ich ja nicht einkaufen gehen wollte, fehlte es mir an Mülltüten. Ich hatte somit nur einen Mülleimer zur Verfügung und ich nahm mir vor, alles erst einmal dort zu sammeln und am Ende der Woche es zu trennen. Zwischenzeitlich erhielt ich noch von McDonald’s eine große Papier-Tragetasche. Die wurde zu einer Art Gelben Tonne, was mir die letzten drei Tage sehr half. Und kaum war meine Mitbewohnerin wieder da, machte ich mich ans Trennen, also ans Umsortieren. Das war wie zu erwarten eine riesige Schweinerei, denn auch Müll hat nur ein gewisses Haltbarkeitsdatum, was mir auch die vielen Fruchtfliegen bedeuteten, die mir beim Trennen nicht halfen, sondern sich fremdschämend wegflogen, was okay war, da sie ihren Weg sicherlich woanders machen werden. Allein Kaffeeprütt nimmt seltsame Formen an, wenn er mit einem Rest „Sweet Chili Chickens“ gemischt wird und eine Woche warm lagern. Ein Paradies für die Drosophila.

Inzwischen sind aber alle Missstände beseitigt und auch dieser Geruch ist schon wieder verflogen, der mir aber eine Woche lang signalisierte „Du bist zuhause“.

Wenn man sich also von jedweder Schuld an dem Keller-Müll-Chaos freisprechen kann, beginnt man mit Stufe zwei, den Verdächtigungen. Es ist eine neue Mietpartei bei uns eingezogen und ich meine, da liegt es doch auf der Hand, dass sie des Müll-Trennens nicht mächtig ist! Es sind immer die Neuen! Fremdenhass im Kleinen. Da geht es los. Da vieles hier ernstgenommen wird, weise ich darauf hin, dass es vermutlich nicht die Neuen waren. Sondern alle anderen. Nur wir nicht. Wir haben den Zettel ja auch geschrieben.