Oft ist es ja so, dass genau dann, wenn man besonders lässig ‚rüberkommen will, es grandios schiefgeht. Wer von Natur aus nicht cool ist, was ich für meine Person inzwischen sogar sehr gern reklamiere, sollte jeden Versuch unterlassen, cool zu wirken. Denn dann wird es besonders uncool, was nur Wohlgesonnene wiederum als cool bezeichnen würden.

Nur leicht alkoholisiert stand ich gestern an der mir aus unerfindlichen Gründen so genannten „längsten Theke der Welt“, also im Grunde auf der Straße in der Düsseldorfer Altstadt. Da ich mir nach wie vor nie die Namen der Etablissements merken kann, in denen ich gastierte, kann ich nur erahnen, dass sich die hier geschilderten Szenen in der „Schaukel“ ereigneten. Eine anonyme Leserin gab mir den Hinweis, ja es war die Schaukel. Entscheidend ist die große Fensterfront mit dem meist geöffneten Fenster, das gerne als Tür benutzt wird.

Seligen Zustandes stand ich dort also, während mir nicht die Blicke einer durchaus ansehnlichen Person entgingen, die eindeutig waren. Da will ich gar nicht drumherum reden, soviel Selbstbewusstsein darf heute mal sein. Und es verwundert ja auch nicht, ich bin ein toller Typ (diese Einstellung zieht sich bereits seit 09.30 Uhr durch meinen arbeitsfreien Tag, ich kann mich nur entschuldigen, aber es kommen auch wieder Phasen der mich zerfressenden Selbstzweifel) mit einigen Qualitäten, die hier aufzuzählen die WordPress-Serverkapazitäten sprengen würden. Ich erwiderte die Blicke selbstverständlich, da es ja durchaus erlaubt sein sollte, seinen „Marktwert“ mal zu testen, gerade wenn man seit einer Dekade vom „Markt“ ist. (Von wem habe ich das denn mit dem Marktwert? War es sogar meine Mitbewohnerin, die das mal sagte? Ich muss sie gleich mal fragen. Ich habe inzwischen einen Fragenkatalog für sie erarbeitet, davon später mal mehr. Es geht da um Fragen der sexuellen Erregung bei Frauen.) Hübsches Gesicht. Ein liebes Gesicht, würde ich sogar sagen. So ’ne nette. Demnächt schreibe ich mal ein Sonett. Ach guck‘, es gibt ein Waschmittel namens „Sonett„. Kommt direkt auf die Einkaufsliste.

Mit auf einem gepflegten Niveau steigendem Alkoholpegel stieg auch mein Selbstbewusstsein. Ich habe mich selber schön getrunken. Haha. Da erlaube ich mir in meiner heutigen Hochstimmung einmal, selber drüber zu lachen. Und nun wollte ich der Dame zeigen, was ich so drauf habe. Vom WC kommend will ich also sehr galant aus eben jener Fensterfront springen, wobei ich eben oben eingeführten Grundsatz zur Coolness außer Acht ließ und zu allem Überfluss mein Koordinationsvermögen zu dieser fortgeschrittenen Stunde leicht überschätzte. Und so begab es sich, dass ich mit irgendeinem Fuß irgendwo ungünstig hängen blieb und eher aus dem Fenster fiel als sprang. Und da ich mich ja für wahnsinnig sportlich halte, versuche ich noch, zumindest geschickt zu landen, wobei ich wohl den Fehler machte, die Füße zu weit hinter meinen Körper auf die Pflastersteine zu platzieren, sodass ich albern stolperte, mein Gleichgewicht verlor und blöd auf die Fresse fiel. Schürfwunden zieren nun Ellbogen und Knie. Meiner Mitbewohnerin erzähle ich einfach, dass ich mich für sie geprügelt habe. Vielleicht kann ich so noch etwas Profit aus der Sache schlagen.

Das Mädel mit dem so netten Gesicht hat im Moment meines Sturzes ihr ohnehin vages Bild von mir vermutlich revidiert und komplett neu überdacht. Eben noch der bärtige Typ (Habe mir heute Morgen von eben jener anonymen Leserin sagen lassen, dass Bärte auf Frauen, nicht auf alle freilich, deshalb attraktiv wirken, weil sie den Eindruck erwecken, da ist ein erwachsener, männlicher Mann, der einen Plan hat von dem, was er tut und will. Ich werde mir auch darauf zumindest heute einen einbilden, nicht aber ohne zu erwähnen, dass das nur trügerischer Schein ist, ich habe nämlich gar keinen Plan. Aber das wusste das Mädel zu dem Zeitpunkt ja nicht. Als ich stürzte, da dämmerte es ihr möglicherweise.) Also, eben noch der bärtige Typ – und jetzt der betrunkene Trottel, der aus dem Fenster stürzt und sich aufs Maul legt. Das ist natürlich denkbar unattraktiv und ein wahrer Bartträger hätte vermutlich einfach die Tür genommen.

Wieder zuhause zeigte ich besseres Koordinationsvermögen, denn ich habe immerhin per Schlüssel die Tür aufbekommen, was nicht selbstverständlich ist, da ich gelegentlich auch denke, ich klingel‘ einfach, sie wird mir schon nicht böse sein, nachts um vier Uhr. Ist natürlich auch so eine Fehleinschätzung der Situation. Zuhause erwarten mich mitunter nette Briefchen. Schriftliche Handlungsanweisungen, die durchaus nett gemeint sind. Die letzten allerdings waren in einer ausführlichen Komplexität geschrieben, die ich nicht mehr erfassen und sie somit nicht befolgen konnte. Meine Mitbewohnerin hat sich mit ihrer gestrigen Anweisung meinem Denkvermögen angepasst und sich sehr knapp gehalten:

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Knapp gehalten, mit Pfeil und in Signalfarbe geschrieben. Nicht, dass ich nicht wüsste, wo in unserer Wohnung das Bett steht, die Frage ist nur, ob ich uneingeschränkten Zugang zum Bett habe. Den hatte ich gestern Nacht nicht, ich wurde ins Wohnzimmer aufs Sofa verwiesen, wie mir der Pfeil deutete. Was übrigens völlig in Ordnung ist, sie muss schließlich um sechs aufstehen (heute verschlief sie! hehe).

Zu einer gewissen Tradition ist es bei mir geworden, dass es zu einem gelungenen Abschluss eines solchen Abends gehört, noch etwas zu essen (und Facebook-Nachrichten zu versenden, die mir am nächsten Morgen peinlich sind. Da sind mir schon Sachen unterlaufen! Komplimente, die für eine Frau gedacht waren, an den falschen geschickt. Oh Gott, das ist lange her, wir scherzen inzwischen darüber.). Dabei ist es mir schon gelegentlich passiert, dass ich Dinge gegessen habe, die für einen bestimmten Anlass gedacht waren, nicht aber für meinen Vier-Uhr-Snack. Das führte vor Jahren einmal zu einem Eklat, ich will gar nicht daran denken. Daher gibt es seit gestern eine Innovation:

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Die Pizza sei hier nur beispielhaft, es war gestern etwas anderes. Man beachte hier das Herz, das dem Hinweis „Kannste essen“ die Schärfe nimmt, die man ja schriftlicher Kommunikation, die so knapp gehalten ist, durchaus unterstellen könnte. Doch hinter dem „Kannste essen“ steckt mehr. Denn eigentlich würde sie lieber Zettel schreiben mit „Kannste nicht essen!“ und an alles andere kleben, was ich eben nicht essen darf, doch es ist einfacher, es so herum zu machen. Ging aber auch schief. Ich aß zwar das mir bereitgelegte, was ich übrigens als Akt der Liebe empfinde, aß aber darüber hinaus andere Dinge, an denen kein Zettel klebte. Dadurch habe ich offenbar die heutige Mittagspause meiner Mitbewohnerin ruiniert, da sie nun hungern muss. Ich werde da heute Abend sehr demütig meine Reue zeigen. So, ich muss aus dem Quark kommen. Ich sitze derzeit in Quark. Das ist wörtlich zu nehmen. Man bekommt dadurch einen butterweichen Po. Nein, das ist alles Unsinn und wer will schon einen Po aus Butter. Guten Tag. Und hallo, Freunde! So, muss das noch in eine Kategorie einordnungen. Seppoversum. Da landet im Grunde alles drin. Und was mir sehr auf den Sack geht, ist das Verschlagworten am Ende. Aber das soll Euer Problem nicht sein. Ich brauche jemanden, der nur verschlagwortet und Artikel-Bilder sucht. Nun gut, ich muss ja nicht zwanghaft weiterschreiben. Ein rundes Ende wäre nur toll. Finde ich aber selten. Irgendwann ist alles verschossen und ich mache einfach einen Punkt. Hat sich aber auch noch nie jemand drüber beklagt. Doch! Einmal. Aber da ich kritikunfähig bin, habe ich den Kommentar ignoriert. Seppo ist ein guter Mann, dem man viel verzeihen kann. Friede, Freude, Eierkuchen, morgen geht’s die Oma besuchen. Mit letzterem Reim habe ich mal in der elften Klasse eine ausnehmend schöne Mitschülerin in Begeisterung versetzt. Zum Dank stieg sie mit so ziemlich jedem ins Bett, nur nicht mit mir. Merke: kein guter Anmachspruch. Aber sollte es auch gar nicht sein.