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Obwohl ich unfehlbar und makellos bin, in gewisser Hinsicht der perfekte Partner für’s Leben, gibt es da doch einige Dinge, die meine Mitbewohnerin an mir stören. Und es ist bezeichnend, dass ich sie erst gar nicht fragen muss, was sie an mir gerne optmiert sähe, wohingegen ich sie fragen muss, was mich an ihr stört. Denn auf Anhieb fallen mir da keine Dinge ein.

Auch in diesem zweiten Teil der heiteren Beziehnungsserie soll es darum gehen, meine Macken den ihren gegenüberzustellen und am Ende dann zu bilanzieren, wer vermutlich für das potenzielle Ende der Beziehung verantwortlich sein wird. Es geht hier ganz klar um Schuld.

Im ersten Teil stellte ich mein Rülpsverhalten ihren Nagellackhinterlassenschaften gegenüber, womit es eins zu eins steht. Eine Kommentatorin (hier fällt mir Max Goldts Begriff der „Kommentarwichsmachschinen“ wieder ein …) war der Meinung, dass ich sogar einen Punkt mehr verdient hätte, da ich grünen Nagellack an ihr ertrüge. Nun, sie schätzt die Abwechslung an ihren Fingern und gelegentlich wird auch gemixt, sodass beispielsweise nur der Mittelfinger grün ist, alle anderen acht pink oder so. Des Weiteren wurde offenbar nicht so klar, warum sie überall Nagellackflecken hinterlässt. Ich wagte ja gar nicht, die Frage überhaupt zu stellen, da ich es für ein weit verbreitetes Problem hielt. Ich selber habe zwei simple Theorien. Ich kenne es ja, wenn sie neben mir sitzt und gerade die Finger, also die Nägel vielmehr, lackiert hat. So wie man sich nicht auf eine frisch lackierte Bank setzen sollte, sollte man sich auch nicht seine frisch lackierte Mitbewohnerin setzen (Der Vergleich hinkt etwas.). Und auch sie sollte nichts anfassen. Also sitzt sie da mit den Händen auf den Knien und harrt des Trocknungsvorganges. Vielleicht gelegentlich nicht lange genug, sodass noch Abfärbpotenzial besteht. Zweite Theorie: Möglicherweise gibt es einfach billigen Nagellack, der keinen Entferner braucht, weil er selbsttätig die Nägel verlässt, sobald die zum Beispiel an den Klodeckel stoßen. Ganz verwegene dritte Theorie: Sie macht es absichtlich. Um mich zu zermürben. Aus Rache. Oder purer Bosheit. Denn sie hat einen Grund, womit wir zu meiner zweiten unsympathischen Eigenschaft kommen, mit der ich mich jüngst auf ihrer Popularitätsskala nach unten katapultiert habe – direkt, zumindest temporär, auf ihre Todesliste.

Ich: Ruhestörung

Aus unerfindlichen Gründen habe ich Feieraktivitäten in die Werkwoche verlagert, wodurch es zu nächtlichen Kollisionen mit meiner Mitbewohnerin kommt, die es auch vorgestern Nacht vorzog, um drei Uhr nachts zu schlafen, während ich da gerade erst spürbar für alle anderen Nachbarn nach Hause kam. Ich bin überwiegend durchaus in der Lage, meinen Haustürschlüssel noch ins Schloss zu befördern und in die richtige Richtung zu drehen, aber derzeit gibt es ein Problem: Mein eigentlicher Schlüssel verweigert die Drehung, sodass ich damit nicht mehr reinkomme. Also tauschten meine Mitbewohnerin und ich unsere Schlüssel, denn sie versteht sich bestens mit diesem Schlüssel und öffnet damit so manch‘ Tür. Nun wäre das alles ja eine saubere Lösung (auch wenn die Frage bleibt, warum ich mit dem Schlüssel nicht umgehen kann, sie aber schon). Aber: Mein ihr überlassener Haustürschlüssel war eckig, und ist es noch, mein Wohnungsschlüssel hingegen rund. Das konnte ich mir nach rund zwei Jahren merken und es kam nie zu Verwechslungen. Mein neuer, also ihr alter, Haustürschlüssel allerdings ist wie mein Wohnungsschlüssel ebenfalls rund. Im Grunde sehen sie bis auf den Schlüsselbart identisch aus und ich werde nicht anfangen, die Schlüsselbärte auswendig zu lernen. Eine Unterscheidung gelingt mir somit nur über die Position der beiden Schlüssel an meinem Schlüsselbund. Das klappt tagsüber sehr gut. Nachts jedoch nach ein, zwei Bier (ja, klar!) wird das zu einer unnehmbaren Hürde für mich, sodass ich mich dann doch für’s Klingeln entschied. Eine klassische schlechte Entscheidung insbesondere aus Sicht meiner Mitbewohnerin, die generell ungern nachts die Tür öffnet. Ich glaube, es gibt Frauen, die mich stehengelassen hätten. Aber ich hätte vermutlich recht ausdauernd weitergeklingelt, sodass wir festhalten müssen, sie öffnete nicht für mich die Tür, sie tat es für sich. Durch diese Argumentation schaffe ich es vielleicht, doch noch das eigentliche Opfer dieser Geschichte zu werden. Aber dann würde ich vermutlich schon heute Abend nicht mehr reingelassen werden.

Und selbstredend kam am nächsten Tag, gestern also, die völlig berechtigte Standpauke und man sitzt dann da wie ein kleiner Junge, der durchaus sich seines Fehlverhaltens bewusst ist und eben genau daher nichts zu seiner Verteidigung vorbringen kann. Kleine Ablenkungsmanöver habe ich versucht: „Aber du hast unsere Kamera kaputtgemacht„, was die Sache eher verschlimmert hat, zumal sie sie inzwischen ersetzt hat. Davon abgesehen haben wir so unsere Methoden, uns zu bestrafen, was aber eher einer Belohnung gleichkommt. *zwinkerzwinkeralterangeber*

Sie: Warten

Das treibt mich wirklich in den Wahnsinn. Mein Leben mit meiner Mitbewohnerin ist ein ständiges Warten. Sie gehört zu den Frauen, die morgens etwa zwei Stunden brauchen, um vorzeigbar die Wohnung verlassen zu können. Das klingt jetzt etwas böse, aber ich lasse es um des Schmunzeln willens stehen. Sie ist ja eine wahre Naturschönheit, viel packt sie eben nicht in ihr Gesicht. Weniger ist ohnehin mehr, viele Frauen haben das noch nicht verstanden. Kleistert Euch nicht zu, denn der Kontrast zum Unzugekleisterten wird somit ja noch größer und könnte für entgleitende Gesichtszüge beim Manne sorgen.

Ich weiß nicht, was bei ihr solange dauert. Es sind sicherlich die langen Haare. Ich selber kann es ja nicht wissen, aber Haare müssen gekämmt werden. Ein richtiger Zeitfaktor. Würde sie sich nicht kämmen, hätte sie allerdings noch mehr Haare, denn offenbar haaren Frauen. (Ja, Männer auch, ich hab nur keine.)

Wenn wir sagen wir mal an einem Samstagmorgen irgendwo hin wollen, dann ist für mich am Freitagabend schon klar, zehn Uhr fahren wir los. Da beginnen schon die Missverständnisse. Denn zehn Uhr bedeutet für mich: Punkt zehn Uhr wird der Autoschlüssel ins Schloss gesteckt und der Otto-Motor in Gang gesetzt. Bei ihr hingegen ist zehn Uhr eine vage Zeitangabe, sowas wie „vormittags“. Ich sitze dann schon da, Schuhe bereits an, Schlüssel in der Hand und stelle fest, dass sie noch mit irgendwelchen Geräten in ihrem Gesicht beschäftigt ist. Oder, der Klassiker, sie stellt fest, dass die braunen Schuhe nicht zur dunkelblauen Hose passen. Ich bejahe das auch absolut, da muss man gnadenlos ehrlich sein. Was scheiße aussieht, muss auch so benannt werden. Aber dann wird nicht die Hose gewechselt, sondern das Oberteil. Und am Ende steht sie in einem Kleid und Flip-Flops da. Und wieder verschwindet sie im Bad und ich sitze auf dem Sofa und überlege, noch schnell was zu bloggen, ein Nickerchen zu machen oder ein Fernstudium anzufangen. Nach rund zehn Jahren bin ich nun auf den Trichter gekommen, sie warten zu lassen. Ich verlasse an diesem exemplarischen Samstagmorgen das Bett erst, wenn sie vollständig hergestellt ist. Denn ich brauche nur einige Minuten, was natürlich daran liegt, dass ich mir nicht im Gesicht rummale und auch eher kurze bis keine Haare habe. Und wenn ich dann fertig bin, glaube ich ernsthaft, es könne losgehen, um dann festzustellen, dass sie sich die Zeit beispielsweise mit einem Frühstück vertrieben hat, welches aber noch nicht abgeschlossen ist. Ihr Brotbelag besteht aus etwas herzhaftem und etwas süßem. Und das wird immer in derselben Reihenfolge gegessen. Erst das eine, dann das andere. Das weiß ich auch erst seit Kurzem, seit ich ihr mal ein Brot, ich glaube, das herzhafte, geklaut hatte, was sie aber nicht merkte. Somit aß sie erst das süße, wonach ich ihr dann stolz das geklaute herzhafte zeigte, was sie überraschend sauer gemacht hatte, da sie nun das herzhafte nach dem süßen essen müsse, was ihr gar nicht passte. Da soll mal noch einer sagen, ich sei kompliziert!

Wir gucken uns sehr gerne „King of Queens“ an, da wir uns da wieder erkennen. Sie die böse Carrie, ich der liebenswerte Doug. Und da wird sie mir jetzt nicht widersprechen!

Kommen wir zur heutigen Bilanz: Wieder beide mit einer Macke, die den jeweils anderen nervt. Es steht also noch immer ausgeglichen, zwei zu zwei. Welche Macken haben Eure Partner? Ich brauche Inspiration, weil mir nur meine einfallen, nicht aber ihre!