wpid-20150824_165321.jpg

PMS bleibt im seppolog Tabuthema. Ich bewege mich da auf sehr dünnem Eis. Schade eigentlich. Wollte an dieser Stelle an sich über die Leiden des Mannes unter dem prämenstruellen Syndrom der Frau schreiben, aber damit kann mann sich nur in die Nesseln setzen. Bei allem Mitleid, das ich habe, sollte dieses aber auch dem Manne entgegen gebracht werden. Das wird unterschätzt. Gibt es Beratungsstellen für Männer? Kurse, die uns auf dieses monatliche Ereignis vorbereiten? Uns Verhaltensstrategien an die Hand geben, mit denen wir am besten aus der Nummer ohne große Schaden anzurichten herauskommen.

Doch das Leben ist der beste Kursleiter, sodass eine ideale Strategie die sein kann, einfach mal nichts zu sagen. Nicken oder Kopfschütteln und das im richtigen Moment. Kann aber auch schon zuviel sein. Nur Angucken vielleicht. Empathisch anblicken. Nicht mitleidig! Denn prämenstruelle Beschwerden sind offenbar eine üble Sache; als Mann kann man sich da kaum ein Bild machen, so wie wir auch eine Entbindung zwar aus eigener Erfahrung kennen, sie aber nicht nachvollziehen können. Aber durchführen. Das ist unser Anteil an der Erhaltung der Art. Wir würden ja mehr tun, allein die Natur sieht es anders vor. Darum lieben wir ja auch alle unsere Mütter.

Spricht man vom PMS, vergisst man gerne mal die körperlichen Beschwerden, die dazu gehören: Das geht von den üblichen Krämpfen bis hin zur Ohnmacht. Ohnmacht wäre für den Mann das kleinere Übel; er hätte dann eine gewisse Ruhe. Aber ich muss aufpassen, was ich hier schreibe. Das kann nur Protest hervorrufen!

Mönchspfeffer soll helfen. Aber man stelle sich vor, der Mann reicht seiner unter akutem PMS leidenden Frau das Mittelchen:

„Hier, nimm doch etwas Mönchspfeffer! Gegen deine schlechte Stimmung. Dann geht’s dir besser!“

„Einen Scheiss geht’s mir dann! Und wer hat hier bitte schlechte Stimmung?! Du hast doch überhaupt keine Ahnung! Ihr Männer habt es viel zu einfach! Was wisst ihr schon?!“

Wir wissen natürlich nichts, keine Frage. Rückzug ist hier die sicherste Lösung. Vielleicht sollte die Panikraum-Industrie die Männer als Zielgruppe ausmachen, deren Lebensgefährtin unter besonders schwerem PMS leidet. Ich bräuchte nur einen Fernseher, Internet und einen angeschlossenen Pizza-Service im Panikraum. Sicherlich ein teures Vergnügen, aber für die eigene seelische Gesundheit und die der Beziehung möglicherweise eine lohnende Investition.

Ich will keine Scherze darüber machen, das Thema ist zu sensibel. Es soll in diesem Artikel, es darf gar nicht um PMS gehen. Dürfen Männer es sich überhaupt anmaßen, darüber zu sprechen? Nur darüber nachzudenken? Ich spreche in diesem Moment mit einem Kollegen darüber. Seine ganz klare Empfehlung: „Bloß keine Witze machen. Das Humorverständnis bei Betroffenen ist dann grundsätzlich auf einem Tiefpunkt.“ Das würde mir, wäre ich betroffen, besonders schwer fallen. Ich kenne Situationen nur zu gut, wo man im falschen Augenblick einen Scherz macht. Das kann zu Explosionen führen, die aber gar nicht beabsichtigt waren. Ich gehe naiv stets davon aus, dass es keine Situationen gibt, in denen heitere Bemerkungen unangebracht sind, obwohl meine Erfahrung mich anderes lehrt. Denn man signalisiert: „Ich nehme die Situation nicht mit dem gebotenem Ernst“, doch eigentlich will man die durchaus als ernst eingestufte Situation lediglich entschärfen. Das ist etwas, was ich bedauerlicherweise von meinem Knan geerbt habe, womit ich mich hiermit herausrede. Meine Mutter rastet regelmäßig aus, wenn er nicht erkennt, dass er sich gerade in einem Minenfeld bewegt und dabei zu allem Überfluss Ruhe bewahrt. Früher, noch zuhause, habe ich diese Situationen erlebt und wusste schon vor meinem Vater, dass er einen Scherz zuviel gemacht hat. Warnende Blicke warf ich ihm dann zu, doch meist war es da schon zu spät. Und habe ich daraus gelernt? Nein. Ich kann der Versuchung einer Pointe nicht widerstehen. Auch, wenn ich meist der einzige bin, der sie witzig findet. Gott, ist das windig gerade hier draußen.

Es gibt Frauenhäuser. Aus gutem Grund; es gibt eben Arschlöcher unter Männern. Aber es gibt eben auch Selbsthilfegruppen für Männer. „PMS überleben“ heißt da eine, die mein Kumpel Michael besucht. Weil PMS kurz und akut auftritt, treffen sich die Jungs in jener akuten Phase jeden Abend, die PMS-freie Zeit zweimal pro Woche. Er erzählte mir, dass man in dieser Gruppe zunächst vollkommen gebrochen wird. Als Mensch. Als Mann. Damit mann zum einen von seinem hohen Ross herunterkommt und zum anderen nicht mehr vom PMS gebrochen werden kann. Gebrochen leistet er auch weniger Widerstand gegenüber seiner Lebenspartnerin und ist nicht zu Scherzen aufgelegt. In der akuten Phase geht es dann darum, dass die Teilnehmer ihre Hirnaktivitäten im Grunde komplett runterfahren können – auf Kommando. Wenn es eben wieder soweit ist. Vergleichbar sei das mit einem tiefen Schlaf, nur dass frau eben nicht merke, dass mann schläft. Die Kunst sei, im Stehen und Gehen mit offenen Augen schlafen zu können. Als Bonus gebe es noch das allerdings kostenpflichtige Traumseminar, das einem angenehme Träume während dieser komatösen Phase erlauben solle. Ziel sei es, von besseren Zeiten träumen zu können, sodass man bei Erwachen selber gar nicht so richtig etwas vom PMS mitbekommen hat.

Ich entschuldige mich bei allen Leserinnen, will niemandem zu nahe treten. Doch man denke auch einmal an die Männer! :)

In dreißig Jahren schreibe ich über Wechseljahre.