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Gegen null Uhr kamen wir im Hotel an, wo uns „Mr. Fish“ erwartete, der natürlich so nicht hieß, aber ein bisschen so aussah. Wie ein Fisch eben. Wobei er natürlich weder Flossen noch Schuppen hatte. Beides eigentlich entscheidende Kriterien, die einen samt Kiemen zum Fisch machen. So gesehen sah er nicht ansatzweise aus wie ein Fisch. Mr. Mensch trifft es also besser. Mr. Mensch erledigte das Nötigste, bevor ich mit dem unnötigsten Anliegen um die Ecke kam:

„Wi-fi?“

Ja, kein Thema. Kostet lächerliche sechs Euro. Für 24 Stunden. „Amazing Speed!“, verspricht uns Mr. Mensch, der hier zum ersten Mal gelogen hat. Nur kurz liebäugel‘ ich mit dem Angebot „2.000 Minuten W-Lan“ für 15 Euro. Allerdings muss man diese 2.000 Minuten innerhalb eines Zeitfensters von 1.500 Minuten benutzen. Da mir das auch nach längerem Nachdenken …

„Seppo?!“

„Psst, ich denke nach.“

… nicht einleuchten will, nehme ich davon Abstand, um mich am nächsten Tag noch einmal damit auseinanderzusetzen.

Da ich gerade geduscht habe: Die Dusche ist toll. Und wenn Wasser hämisch grinsen könnte, das Wasser aus diesem Duschkopf würde es tun. Es fließt nämlich an einem vorbei. Herunter an der Wand unter dem fest installierten Duschkopf. Also presst man sich an jene Wand, um etwas Flüssigkeit abzubekommen, was so aussieht, als hätte man amouröse Gefühle für die Wand. Das ist bei mir mitnichten der Fall, habe aber auch nichts gegen die Wand, obwohl ich gerade an alte Männer denke, die sich schon vor mir an diese Wand gepresst haben müssen. Im Normalfall würde mich diese Duschsituation stören, doch das macht ihn aus, den Urlaubsseppo (TM), es ist ihm latte. Viel entscheidender ist die Qualität des Frühstücks, das bald naht.

Hellhörig ist das Hotel übrigens nicht. Erst ab halb sieben, wenn es laut wird. Ich weiß, was unsere Nachbarn heute vorhaben, sie haben es sich erzählt. Vielleicht gehen wir ihnen nach. Überhaupt ist man gut beraten, hier seinen Nachbarn nachzugehen, denn das Hotel ist ein verworrenes Konglomerat aus vielen Hotels. So ist es unterteilt in „blocks“ und jeder Block hat seinen eigenen Aufzug. Steigt man in den falschen Aufzug, landet man zwar auf der richtigen Etage, aber möglicherweise im falschen Block.

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Ich habe mir also einprägen müssen, dass ich ausschließlich „Block 4 Elevator“ nehme. Doch um den zu finden, braucht man einen Lageplan, da viele voneinander abzweigende dunkle Gänge durch das Hotel führen, aber nur einer zu „Block 4 Elevator“. Nüchtern schon eine Herausforderung, aber wie soll das nach mehreren Cocktails funktionieren, die hier übrigens äußerst günstig und dabei gut sind?! Schon am ersten, am gestrigen, Tag verirrten meine Mitbewohnerin und ich uns auf dem Rückweg vom Frühstück am Pool in „Block 3 Elevator“, weil der genauso aussieht wie „Block 4 Elevator“, sieht man vom an der Decke hängenden Schild einmal ab. Wir drücken die 4 und landen in einem Flur, der so aussieht, wie der unsrige aus Block 4.

„Sie haben unsere Zimmernummer geändert. Während wir frühstücken waren“, erkläre ich meiner Mitreisenden die „3306“ an unserer Tür, die eigentlich eine „4406“ sein müsste.

„Wahrscheinlicher ist es, dass wir im falschen Aufzug gelandet sind.“

„Ich bin dir einfach hinterher gelaufen. Gedanklich war ich mit diesem 2.000-Minuten-Wi-Fi-Angebot beschäftigt. Wusstest Du, dass man die 2.000 Minuten innerhalb …“

„… von 1.500 Minuten nehmen muss; Du sprichst von nichts anderem.“

„Ja, aber wie ist das möglich?! Umgekehrt wäre ja schon ungünstig, aber sooo?“

„Wir setzen uns in die Lobby, da ist kostenloses W-Lan.“

Daher sitze ich gerade, an Tag 3, in der Lobby und schreibe diese Zeilen, die ich gestern Morgen begann. An Tag 1. Auch da stimmt was nicht. Wo ist Tag 2 geblieben?! Das hängt auch mit der falschen Datumsanzeige meiner Armbanduhr zusammen. Zum 30. September, als die 31 manuell vorgestellt werden musste, trug ich eine andere Uhr. Daher also der fehlende Tag auf meiner aktuellen Uhr. Nun, das führt zu weit, das versteht auch niemand mehr.

Wir stiegen wieder in den Block 3-Aufzug, fuhren nach unten und suchten also den Block 4-Aufzug, in dem jemand seinen Müll entsorgt hatte. An dem Müllhaufen würden wir künftig unseren Aufzug erkennen.

„Es sei denn, auch jemand aus Block 3 entsorgt seinen Müll im Block 3-Aufzug“, gab meine Mitbewohnerin zu bedenken,

„Oder jemand aus Block 4, der sich in den Block-3-Aufzug verirrt hat, entsorgt seinen Müll im Block 3-Aufzug.“

 

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Das ist Teil meines heutigen Frühstücks gewesen. Es war ein wichtiges Frühstück, da wir bis tief in die Nacht Cocktails getestet haben. Das Foto musste schnell gehen, denn – was hier nicht zu sehen ist – etwa zwei Meter weiter befindet sich der FKK-Bereich und es wirkte für einige Sekunden so, als würde ich dieses unfassbar sexy Geschöpf ablichten wollen, was einen ungünstigen Schein auf ich geworfen hätte.

Das Tolle ist, dass es hier zu allem stets sehr gute Fritten gibt. Bestellt man Pommes, bekommt man dazu Fritten. Irre! Was sie hingegen nicht können, ist Kaffee. Der Kaffee hier ist oberste Scheiße, was ich aber wohlwollend akzeptiere. Denn es gibt ja noch reichlich Fruchtsäfte, die jedoch nur in sehr kleine Gläser abgefüllt werden dürfen, sodass ich mir direkt fünf Gläser an den Platz stelle, zumal ich heute Morgen massiven Nachdurst hatte. Am Buffet informierte ich meine Mitbewohnerin über mein weiteres Vorgehen:

„Ich bleibe erst einmal hier am Saftautomaten, wenn’s Recht ist.“

Und entsaftete kräftig. Was dem Personal nicht entgangen war. Das Personal hier ist wortkarg, arbeitet viel mit Blicken und ein böser Blick sagte mir, ich solle auf die anderen Gäste Rücksicht nehmen, die sich inzwischen zu einer langen Schlange am Saftautomaten formiert hatten. Es sind hier viele Engländer im Hotel (und nein, das entnehme ich natürlich nicht der hiesigen Amtssprache) und die stellen sich ja nun mal gerne an. Aber da ist auch ein Deutscher in der Schlange, der zu wissen glaubt:

„Soviel Durst kann ein Mensch doch nicht haben.“

 

Toilettentechnisch sind wir hier ein wenig überfordert, wie auch die Klospülungen mit dem zu spülenden. Hier wird Wasser am falschen Ende gespart. Und wegen einer leichten Verstopfung unserer Toilette, und um einer Verstopfung am eigenen Leibe zu entgehen, benutzen wir daher heute die Toiletten in der Lobby. Morgens sind diese noch absolut sauber, in diesen Stunden sieht das schon ganz anders aus, da offenbar viele Hotelgäste uns ähnlich verfahren. Kurz ziehe ich in Betracht, ins Meer zu kacken, nehme dann aber wieder Abstand davon, da ich meiner Mitbewohnerin nicht erklären könnte, warum ich plötzlich regungslos im Wasser stehe und verkrampft-konzentriert gucke … Es gab dann eine andere Situation, bei der ich für einen Sekundenbruchteil im Wasser verkrampft dreingeschaut habe.