Nebenbei stelle ich gerade fest, dass dieses mein 150. Beitrag im seppolog ist!

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Das seppolog ist einer verspäteten Vorabmeldung des Magazins „Der Spiegel“ in ein ungünstiges Licht geraten. Vorgstern gewann ich den „Seppo Blog Award“ 2015. Mir wird nun vorgeworfen, es seien Gelder aus schwarzen Kassen geflossen, wobei nicht einmal klar wird, auf welches Konto diese Gelder geflossen sein sollen und wer der Empfänger „SF“ sein soll. Auch ein „Louis-Dreibein“ spiele eine Rolle. Ich zitiere aus der Spiegel-Vorabmeldung:

„Selten war soviel Einigkeit in der Bloggerszene, als vorgstern überraschend der ‚Seppo Blog Award 2015‘ an das seppolog ging. Endlich hatte ein sympathischer und vor allem bodenständiger Blogger die begehrte Trophäe gewonnen, ein Typ von nebenan, ein Max Mustermann der Internet-Szene, bei dem Inhalte vor der eigenen Person stehen, fernab der sonst in sozialen Medien üblichen Selbstinszenierung und -verliebtheit, die Sebastian Flotho völlig abgehen.

[…]

Während die Blogosphäre im Cyber-Freudentaumel seinen neuen Mega-Star feiert, ziehen anderswo dunkle Wolken auf. Die Investigativ-Redaktion des SPIEGELs erreichte ein Hinweis einer vertrauenswürdigen Quelle, die in einer engen Beziehung zu Blogger Flotho steht. Demnach gab es im Vorfeld der Preis-Verleihung nur schwer nachvollziehbare Konto-Bewegungen, wobei sich weniger die Konten als die transferierten Gelder bewegt haben. Am Vorabend der Preis-Verleihung seien 20,7 Euro auf das Konto der Preis-Jury (bestehend aus Sebastian Flotho) geflossen. Verwendungszweck: ‚Bestechungsgeld für Award-Vergabe an mich‘. Kryptografie-Expertin Lara Ungern hat diesen Buchstabensalat nur unter Einsatz modernster Entschlüsselungstechniken lesbar machen können: ‚Da war ein Vollprofi am Werk, der etwas zu verbergen hat.‘ Sie geht davon aus, dass es sich bei den 20 Euro und 70 Cent um Bestechungsgelder handelt, die sich Flotho selbst überwiesen hat, um sich den ‚Seppo Blog Award 2015‘ zu verleihen.

Doch woher genau kommt diese Summe? Wie naiv ist jemand, der glaubt, 20,7 Euro ohne Not vom eigenen aufs eigene Giro-Konto verschieben zu können? Psychologen erkennen hier das Phänomen einer beispiellosen Selbstüberschätzung. Wer ein halbes Jahr mit bombastischem Erfolg bloggt, der verliert den Boden unter den Füßen, verkennt die Realitäten und umgibt sich nur noch mit Ja-Sagern, in diesem Falle also nur mit sich selbst. Was um ihn herum geschieht, nehmen sie nicht mehr wahr. Unrechtsbewusstsein – Fehlanzeige.

[…]

Zumal Flotho selber in seinem 100. Beitrag schreibt, dass er seinen Blog betreibe, da ihm da keiner reinrede, er machen könne, was er wolle. Offenbar ist er binnen nur sechs Monaten in seinem eigenen kleinen Kosmos versackt, sodass er sich selbst einen Blog-Award verleiht. Flotho, einst ein strahlender Stern an irgendeinem Himmel – inzwischen ein korrupter Blog-Mogul, der daran über Kurz oder Lang zugrunde gehen wird. Blogger-Experten geben seinem Blog nur noch Zeit bis Ende des Jahres.“


Soweit also die übrigens völlig unbewiesenen, und wenn man mal ehrlich ist, wenig konkreten Vorwürfe gegen mich. Ich lese seit 1999 den „Spiegel“, der seitdem auch im Grunde ohne Hilfe Julian Assanges nichts mehr aufgedeckt hat. Mit dieser Nummer hat er sich völlig verrannt und disqualifiziert, diese Geschichte hätte ich so nicht veröffentlicht, und, um auch diese Anspielung zu verdeutlichen, Helmut Markwort sieht es genauso, er spricht von einer „unverschämten Flegelei“, was diese angebliche Enthüllung des Spiegels angeht. Alles nur Andeutungen, um ein Bloggermärchen zu diskreditieren. Das habe ich im Interview mit dem Blatt auch deutlich gemacht:

Der Spiegel: Herr Flotho, Sie empfangen uns hier braun gebrannt und wirken auffällig entspannt.

Ich: Ich komme gerade aus der Sommerfrische und habe direkt danach den „Seppo Blog Award“ gewonnen. Natürlich geht es einem da blendend!

Ist nicht allein das schon ungewöhnlich: Die Jury kommt aus dem Urlaub und nur einen Tag später verleiht sie sich die Auszeichnung, nachdem am Vorabend 20,7 Euro von Ihrem auf Ihr Konto geflossen sind mit dem verräterischen Betreff „Bestechungsgeld“?

Ja, also angenommen, ich hätte mich bestochen, dann wäre der Verwendungszweck natürlich etwas ungünstig formuliert. Das muss beim nächsten Mal etwas geschickter verpackt werden. Im Übrigen landete das Geld nie auf meinem Konto!

Sie gingen angeblich an einen Louis-Dreibein. Quellen vertrauten uns an, dass das ein Pseudonym von Ihnen ist.

Danke für dieses Kompliment, in diversen Kreisen nennt man mich tatsächlich „Dreibein“. Aber das ist Unsinn, was Sie sagen. Die 20,7 Euro habe ich überwiesen, um einen Kredit zu erhalten, ein ganz normaler Vorgang. Ich musste ein ominöses Wi-Fi-Angebot finanzieren. Das ist alles.

Ein Jury-Botschafter hat gegenüber einem Jury-Mitglied einen vermeintlichen Stimmenkauf bestätigt.

Unsinn. Wer das sagt, gehört verklagt.

„Soll er mich doch verklagen“, hat dieser Zeuge bereits verlauten lassen.

Dann wird es so kommen.

Einem Gedächtnispotokoll zufolge werden Sie ebenfalls als Empfänger der vermeintlichen Schmiergeldzahlung von 20,7 Euro genannt.

Gedächtnisprotokolle haben einen ähnlichen hohen Wahrheitsgehalt wie meine Blog-Artikel.


Im Zuge der Affäre haben sich inzwischen auch Weg-Gefährten von mir geäußert, wie zum Beispiel mein ehemaliger Nachbar und nun auch ehemaliger bester Freund Pavel. Den halten übrigens einige meine Leser für ein Alter Ego, das ist allerdings tatsächlich nicht der Fall. Denn dann wäre er größer.

„Dass Seppo die Jury besticht, um einen Blog-Award zu gewinnen, halte ich für völlig abwegig. Nicht, weil er ein guter Mensch wäre, sondern weil er schlicht zu feige dafür wäre. Der Mann findet ja nicht einmal in den Schlaf, wenn er sein Auto nicht parallel und denkbar nahe an den Bordstein geparkt hat.“

Dazu ein Einwurf meinerseits. Er hat Recht. Doch heute, gerade aus Münster kommend, verfluche ich massiv die Parkplatz-Situation hier in Düsselorf-Oberbilk. Erstmals wage ich so etwas wie zivilen Ungehorsam und parkte gerade stumpf am dem Bürgersteig vor der Tür, da ich es nicht mehr einsehe, Knecht dieser verschissenen Düsseldorfer Auto-Verkehrspolitik zu sein. Sollen sie mir ein Knöllchen verpassen, zumindest werde ich es pünktlich zahlen. Aber ich werde nicht mehr durch die Stadtteile wandern, weil ich mein Auto am Arsch der Welt abstellen muss. Ich parke ab sofort unmittelbar vor der Haustür. Für meine Verhältnisse grenzt das an revolutionärem Verhalten. Pavel fortfahrend:

„Zudem stellt sich doch die Frage, ob ein Betrag, ein krummer Betrag, von 20 Euro 70 eignet, eine Jury in ihrer Entscheidung zu beeinflussen.“

Auch hier ein Einwurf: Da ich im Urlaub auf Malta mit übrigens einer durchaus sehr praktischen Reisetasche, die leider im Flieger zerfetzt wurde, das Gros des Urlaubsbudgets für W-Lan und Cocktails ausgegeben habe, würden mir sogar bloße 70 Cent genügen, um meine Entscheidung zu meinen Gunsten zu beeinflussen. Pavel weiter:

„Viel drängender stellt sich jedoch eine Frage, die bislang in unserer überhitzten Medienwelt nicht gestellt wurde: Wie kann es sein, dass der Gewinner des Blog Awards gleichzeitig in der Jury sitzt. Hier allerdings kann ich guten Gewissens konstatieren, dass Seppo da jedem Gewissenskonflikt ausgewichen ist. Nur eines bleibt fraglich: Neben dem horrenden Preisgeld von 20,7 Euro gab es eine Reisetasche oben drauf. Hier bleiben Fragezeichen.“


Soweit also meine Stellungnahme zu dem angeblichen Skandal. Ich freue mich auf eine Replik des Investigativ-Journalismus‘, den es in Deutschland leider nicht mehr so gibt, wie er einmal war. Guten Abend! Muss weg, mein Auto wird gerade abgeschleppt …