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(Update unten!)

Puha. Pünktlich zum November, aber unpünktlich zum Oktober, hat es mich nun erwischt. Ich erwachte heute Morgen mit einer leichten Verkühlung, deren Verlauf ich schon vorausahnen kann, da sie bei mir immer nach demselben Schema ablaufen, die Erkältungen. Es begann bereits gestern mit einem Hüsterchen und ich dachte natürlich, ich sei dem Lungenkrebs anheimgefallen, der hier und da in unserer Familie leider Auftritte absolviert. Seit eben nun weiß ich, es ist nur eine Erkältung. Und an der will ich die Leserinnen des seppologs auf jeden Fall teilhaben lassen, denn sobald ein Mann von „Erkältung“ spricht, fallen sie über ihn her und werfen ihm „Männerschnupfen“ vor. Und verweisen auf die viel größeren Schmerzen der Geburt. Als Gegenargument gebe ich dem Manne nun folgendes an die Hand:

Bei einer Geburt empfindet die Frau 57del an Schmerzen. „del“ ist eine Schmerzeinheit und 57del entsprechen etwa 20 Knochenbrüchen gleichzeitig. Also Respekt, dass Ihr das zum Fortbestand der Menschheit und zur Altersvorsorge auf Euch nehmt. Wir würden Euch gerne ein paar del an Schmerzen abnehmen, aber es geht halt nicht. Ich verneige mich vor Euch. So oder so. Aber mit Händen vor dem Schritt, denn:

Tritt man uns in selbigen, also auf den Hodensack, erleiden wir mehr als 9.000del! 3.200 Knochenbrüche gleichzeitig! 160 Geburten gleichzeitig! Und wir ertragen es.

So, ich erwarte Protest!

Ich habe eben meine Mitbewohnerin davon in Kenntnis gesetzt, dass ich ab sofort krank bin, auch wenn ich gleich arbeiten gehe. Von sich aus bot sie den Gang zur Apotheke an und so werde ich mich mit der üblichen, eingespielten Armada an Medikamenten eindecken, die obiges Bild zeigt. Mir ist dabei völlig klar, dass es kein Erkältungsmedikament gibt, das wirklich hilft, aber ein Betäuben des Schmerzes genügt mir völlig, um eben arbeiten zu können. Dass ich dabei meine Leber etwas überstrapaziere – zunächst egal. Erkältungen bekomme ich in etwa zwei bis dreimal im Jahr und tröste mich mit der medizinischen Erkenntnis, dass das allen Ernstes ein Zeichen eines guten Immunsystemes ist: Der Körper reagiert schnell und wehrhaft, was sich leider in den Symptomen wie Schnupfen und möglicherweise Fieber widerspiegelt. Überhaupt würde ich erst ab Fieber von „krank“ sprechen, den derzeitigen Zustand könnte ich gar nicht genau definieren. Nicht krank, aber auch nicht topfit. Aber selten kam mir eine Erkältung so wenig ungelegen. Sonst hörte ich mich stets sagen „Ausgerechnet jetzt!“, aber heute stelle ich fest, es hätte mich vor dem Urlaub erwischen können oder eben wie im letzten Jahr pünktlich zum 24. Dezember. Aber jetzt, zu diesem Zeitpunkt, ist lediglich ein Wein-Abend in Gefahr, aber da besteht noch Hoffnung.

Ich will ja nicht dem Klischee des Männerschnupfens das Wort reden, denn ich unterstelle, dass Ihr Frauen entweder nur Memmen kennt oder sehen wollt, dass der Mann am Boden liegt. Vielleicht ist es Eure Freude darüber, das vermeintlich stärkere Geschlecht in einer schwachen Position zu sehen. Um direkt Wind aus den Segeln zu nehmen: Ich halte die Frau für das stärkere Geschlecht. Denn Ihr müsst selbstgemachte Probleme bewältigen ;) Puh. Mit Rollenklischees um sich zu werfen, macht großen Spaß, weil es so schön provokant ist! Wenn Ihr Zeit habt, seht Euch dazu dieses an:

Ich habe heute Morgen im Bett auf meine Zeitung geniest. Zu meiner Schande hat es einen großen Politiker getroffen, der im stattlichen Alter von uns gegangen ist. Schmidt habe ich geschätzt, weil man sich ja einbildet: Das war noch einer der großen Persönlichkeiten. Es wird sich zeigen, ob wir in einigen Dekaden sagen: „Diese Merkel, das war eine Persönlichkeit mit Profil.“ Ich halte das für möglich, einfach weil sich eben alles verklärt. Und es spiegelt nicht meine Meinung über Frau Merkel wider, aber ich denke, es hätte uns schlimmer treffen können. Jedenfalls sah ich auf der Zeitung, was alles beim Niesen so den Körper verlässt. Hintergrund ist der, dass ich Niesen nicht mehr unterdrücke, weil es ohne Scheiß! meinen Leistenbruch reaktivieren könnte. Und die Hand nahm ich nicht vor den Mund, denn ich dachte, die Zeitung wird es schon auffangen, was ja auch der Fall war. Ihr seht, ich habe bereits Husten und Schnupfen! Das sind zwei Dinge auf einmal, da wird man doch schon einmal leiden dürfen!

Wenn wir dem Rollenklischee noch einmal entsprechend unterstellen, dass der Mann zumindest sich einbildet, das starke Geschlecht zu sein, ist möglicherweise so eine schwere Lungenentzündung, wie ich sie seit heute Morgen vermutlich habe, die Gelegenheit, diese schwere Bürde einmal abstreifen zu können. Ich denke, ein Psychologe würde es so erklären. So ein Männerschnupfen als Urlaub vom Ich also. Und wenn einer Urlaub vom Ich braucht, dann bin derzeit ich selber das.

Meine Mitbewohnerin, die ab heute Abend meine notwendige Krankenpflegerin sein wird, denn das ist ja wohl das Mindeste, was ich erwarten kann, wenn es mir derart schlecht geht wie gerade, war so freundlich, einmal für das seppolog zu schildern, wie ich mich mit einer schweren Erkältung gebare:

„Seppo verhält sich ausgesprochen vorbildlich. Ich habe zunächst gar nicht gemerkt, dass er schwer erkrankt ist, da er mich, als ich zur Tür hereinkam, über die Schwelle trug, wie er es immer macht. Außerdem hat er mit schwerem Husten eine Mauer in unserer Wohnung hochgezogen, um unserem Nachwuchs, den wir noch heute trotz seiner schweren Grippe zeugen wollen, ein eigenes Reich zu ermöglichen. Trotz seiner massiven Kopfschmerzen hat er draußen die Blätter gefegt und einer alten Dame beim Überqueren der Straße einen Rentenfonds zu ihren Gunsten ausgehandelt, bevor er bei einem Hund noch am Unfallort Erstversorgung geleistet hat. Ich kann also mitnichten davon sprechen, dass Seppo übertrieben leide. Im Gegenteil, ich muss ihn bremsen, damit er sich auskurieren kann, damit er fit ist, wenn ich ihm 9.000del an Schmerzen zwischen seinen Beinen ermögliche, dafür, dass er mir diese absolut ausgedachten Zeilen unterjubelt. Die Wahrheit wird diese sein: Jammernd wird er mich auf dem Sofa liegend empfangen. Sein erster Wunsch wird der sein, dass ich ihm die Fernbedienung reiche, die nur zehn Zentimeter von seinem ausgestreckten Arm entfernt liegt. Dann soll ich ihm etwas zu essen zubereiten, das er dann aber verschmähen wird mit den Worten: ‚Ich bin zu schwach zum Essen. Füttere mich!‘ Ich bitte um Hilfe. Befreit mich von diesem Tyrannen.“

Sie hingegen wird die nächste Grippe vermutlich wie ein Mann wegstecken. Bewundernswert, das weibliche Geschlecht. Mich tröstet nur, dass sie die nächste Grippe von mir bekommen wird.

Update

Alles ausschlachten, nicht nur im seppolog, sondern auch im Fernsehen. Bei NRW live.


Mitleidsbekundungen gerne an kontakt@seppolog.de oder direkt auf meine Facebookseite!