Zum ersten Teil.

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13.00 Uhr

Ich bin inzwischen sooft in der Apotheke, dass hier überall diese Probe-Packungen an Taschentüchern rumfliegen. Ich nutze sie nicht. Warum? Weil sie verantwortlich sind für die rau(h)e Nase. Es ist eben falsch, möglichst weiches Papier zu benutzen, es greift die Haut an. Wenn ich so wie jetzt Schnupfen habe, schnäuze ich in ein Stofftuch, mit dem sonst immer unser Geschirr abgetrocknet wird. Ekelig, wird nun der ein oder andere denken, aber es wird ja gewaschen und greift eben die Haut nicht an. In „Tempo“ sind seit längerer Zeit schon nicht mehr zehn, sondern neun Tücher. Versteckte Preiserhöhung.

Meine Mitbewohnerin fährt nicht gerne Zug. Sie gerät immer unter Passagiere, die entweder betrunken sind oder sehr laut Musik hören. Meist beides. Außerdem verspätet sich der Zug, in dem sie gerade sitzt, was das Erreichen ihres Anschlusszuges in Lemgo in Gefahr bringt.

Ich bin großer Freund meines Apothekers. Er macht den Eindruck eines Apothekers der alten Schule. Er ist Türke und auch seine Tochter arbeitet in seinem Laden. Sie trägt Kopftuch und ich frage mich, warum zur Hölle ist das für manch einen ein Problem?!

„Angocin“ ist ein empfehlenswertes Medikament, wobei sich schon die Frage stellt, warum ich nach wie vor kränkele, obwohl ich es doch genommen hatte. Habe dennoch eine weitere Packung erworben und mich, was ich nun bereue, für die 50er-Variante entschieden. Klingt viel, allerdings nimmt man auch vier mal fünf Tabletten davon. Oder drei mal vier, aber ich nehme immer etwas mehr, denn „viel hilft viel“.

Es hilft nichts, ich muss mich weiter dem Großputz meiner Küche widmen. Will mir einen Kaffee kochen, was nicht geht, da beide Maschinen sich im Entkalken-Modus befinden. Verfluche mich für meine miese Putz-Planung. Meine Mitbewohnerin schreibt, dass sie den Anschluss in Lemgo bekommen hat. Ihre Erklärung ist die, dass in Ostwestfalen die Uhren vermutlich etwas langsamer tickten.

Verdammt, auch von „Sinupret forte“ hab ich nur eine Sparpackung gekauft. Was ist denn los mit mir?! Aber: Ich habe einen Nasenspray mit Menthol-Öl-Zusatz! Ich teste es: Die Nase brennt.

13.20 Uhr

Meine Entscheidung, die Filter-Kaffeemaschine auch von innen mit „Sidol Küchenkraft“ zu reinigen erwerist sich als folgenschwerer Fehler. Der Kaffee schmeckt nun nach Reinigungsmittel. Bis meine Mitbewohnerin Montag zurückkehrt, muss ich diesem Zustand ein Ende bereiten. Denn sie hatte mich davor gewarnt. Aber es hätte schlimmer kommen können, da ich die Maschine ursprünglich mit „Anti-Kal“ durchpusten wollte.

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14.00 Uhr

Das Kaffeemaschinen-Problem hat sich erledigt. Als der Sicherungshauptschalter gerade rausflog, war mir klar, dass es an der Maschine liegen muss. Offenbar ist „Sidol Küchenkraft“ in ihr Inneres geraten und hat die Schaltkreise ruiniert. Sie ist kaputt. Aber so sauber wie lange nicht mehr, insofern kann ich es mir nur schwer vorwerfen. Kollateralschäden beim Putzen sind bei mir an der Tagesordnung. Aber wie bringe ich es meiner Mitbewohnerin bei? Ganz einfach. Ich liste auf, was sie schon alles zerstört hat. Nämlich die letzte Kaffeemaschine. Die Kanne vielmehr, und zwar beim Putzen dieser mit einer Bürste und derartigem Kraftaufwand, dass die Innenverkleidung zerbrach.

14.15 Uhr

Mir wird nun bitter klar, warum meine Nase brennt. Man sollte nicht in dieser bohren, wenn man den Finger vorher in „Anti-Kal“ getränkt hat. Dafür ist sie aber nun erfrischend frei. Steige also von Nasenspray auf „Anti-Kal“ um, rate aber davon dringend ab.

Fürchte nunmehr, den Toaster zerstört zu haben. Der Schalter rastet nicht mehr ein. Da hätte ich mir das Entfernen der Nagellack-Spuren mittels Nagellack-Entferner auch sparen können. Ich nehme zudem jedem Krümel einzeln den Verbleib im Toaster übel. Um die Reparatur werde ich mich am Abend kümmern, es mangelt ohnehin an Toastbrot.

Durch das Vermischen von Nagellack-Entferner und „Anti-Kal“ entsteht ein Gift, das mich in fremden Zungen sprechen ließ. So aber kam mir in den Sinn, folgende „Amazon Original“-Serie zu empfehlen: „Hands of God“ oder „Hand of God“. Gestern Piloten gesehen, kann ich nur schwerstens dem Seher nahelegen.

Leider bin ich Sauberkeits- und Ordnungsfanatiker. Ich find es nicht schön, aber es verhält sich nun einmal genau so. Die Küche sieht momentan zwar schlimmer aus als vorher, weil ich auch eine Schrankinnenreinigung angegangen bin, was ich schwer bereue, denn es gibt nun keinen Schrank mehr, in den ich nicht hinein gehustet habe. Mir bleibt nur, daran zu denken, wie die Küche nach dieser Aktion aussehen wird, nämlich unfassbar sauber. Und das beste: Meine Mitbewohnerin kommt erst Montag, um sie wieder zu verunordnen! Ich kann mich also rund zwei Tage an dem Werk ergötzen!

Durch eine unüberlegte Wischbewegung ist mir „Sidol Küchenkraft“ in den Kohlefilter der Dunstabzugshaube geraten, die überdies seltsame Geräusche von sich gibt. Aber eine gute Gelegenheit, den Kohlefilter auszutauschen, denn als Hygiene-Fan hat man immer Kohle-Filter auf Vorrat. „Mediamarkt“.

14.30 Uhr

Ich vertage die Vollendung des Werkes auf morgen, da mir die Fülle an zwar sauberen, aber kaputtgeputzten Geräten etwas Kopfzerbrechen bereitet. Ich werde mich nun einem Computerspiel hingeben, bei dem es darum geht, sich in einer post-apokalyptischen Welt zurechtzufinden. „Fallout 4“. Meine Küche hat nun auch etwas post-apokalyptisches und da ich sie nicht benutzen werde, weil sie in Teilen gerade so schön glänzt, tue ich das, was ich als Strohwitwer ausgesprochen gerne tue: Ich bestelle mir Nahrungsmittel in üppigen Mengen, um dann vollgefressen, ich esse ja angeblich nie, auf dem Sofa einzuschlafen, um von einer besseren Welt zu träumen. Obwohl, so übel ist diese ja nicht. Wenn man in den richtigen Breiten lebt. Auf Kosten der anderen Hälfte der Menschheit. Betrübt mich so etwas? Ja. In Maßen. Wohl wissend um das Schicksal Einzelner (und wir wissen wahrlich nicht alles) gab es noch nie so wenig Kriege auf der Welt (aber natürlich nach wie vor zu viele und Terroranschläge sind gerade im Nahen Osten an der Tagesordnung mit Hunderten von Opfern, für die wir unser Profilbild bei Facebook seltsamerweise nie ändern), der Welthunger geht, wenn auch langsam, zurück und selbst das Zwei-Grad-Ziel bezüglich Klimawandels rückt wieder in greifbare Nähe. Kann natürlich auch sein, dass es morgen zum Atomkrieg kommt. Ich bin aber vorbereitet, spiele ja das post-atomare Computerspiel.


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