Wenn man im Grunde ausschließlich Musik der Gattung „Ska“ zugeneigt ist, sitzt man staunend vor der „Amazon“-Musikbibliothek, die einem ein Ska-Weihnachtsalbum vorschlägt, das ich natürlich sodann erwarb und mich freute, dass „Amazon“ das simple Herunterladen als „Zip“ erlaubt, was einen nahezu nostalgisch werden lässt.

Also laufe ich alldieweil mit Weihnachtsmusik im Ohr durch Düsseldorf, während ich meinen Gedanken nachhänge, die derzeit von einem unverschämten Optimismus strotzen, sodass ich mich an jeder zweiten Oak übergeben muss.

Der Nikolaus überraschte mich am Nikolaustag, wie es seine Art ist, obwohl ich mir nie merken kann, ob er in der Nacht zum sechsten oder siebenten Dezember die Wohnung stürmt, mit einem sensationellen Bartpflegeprodukt: einem Bart-Balm, das den Bart unfassbar weich macht und dabei dezent weihnachtlich duftet. Dieses „Oak“ allerdings in der Aufschrift machte mich stutzig. Was ist „Oak“? Steht auf so ziemlich jedem meiner Bartprodukte, hielt es bislang für eine „Marke“. Doch das Frauen betörende Bart-Balm ist der Marke „Menrock“. Gut, inzwischen weiß ich auch, dass „Oak“ soviel wie „Eiche“ bedeutet, und mein Balm eben Eichenduft verbreitet, es aber eben auch eine Marke namens „Oak“ gibt, die allerdings nicht nach „Oak“ duftet. So kompliziert, so belanglos, mich hat’s aber ein Wochenende lang beschäftigt. Ich sage Euch, in Bart-Foren kann daraus eine seitenlange Diskussion werden … während ich hier damit nur Leser verstöre.

Ich hatte gestern mit einem Düsseldorfer Blogger eine kleine Diskussion über drohende Themenarmut beim Schreiben. Beim Laufen fielen ihm immer viele Dinge ein. Und ja, das kenne ich. Der Titel, leider nur der und nicht das Thema, meiner Magisterarbeit kam mir bei einem Lauf in den Sinn, ansonsten kommen mir die besseren Ideen allerdings eher unter der Dusche. Da ich solange nicht warten wollte, beschloss ich, dass mir eine Idee beim Laufen zu kommen habe, erst Recht bei dieser fantastisch frischen Luft derzeit. Es ward das Laufmeister-ABC geboren. Am besten zu lesen bei: Bier.

HEUTE:

A – wie Angeber

Trifft man beim Laufen häufig. Und wer mich beim Laufen trifft, trifft ebenfalls einen Angeber. Denn eines geht beispielsweise gar nicht: dass eine Frau einen überholt! Nun ist dabei das Problem, dass man nicht unbedingt sieht, was da und ob überhaupt was von hinten kommt. In dem Moment, in dem man es merkt, ist es schon zu spät. Verdammt, eine Frau hat mich überholt! Wie kann das sein?! Sie kann unmöglich so schnell sein, es kann nur daran liegen, dass ich so langsam bin. Denn klar, Frauen profitieren nur von der Schwäche des Mannes! So, vorsichtig. Meine Leserschaft ist überwiegend weiblich. Das ändert sich nach so einem Satz gerne recht zügig. Da kommt mir zugute, dass eben diese Leserschaft im überwiegenden Teil mit dem Konstrukt von Ironie vertraut ist. Die gilt es hier zu sehen. Gerade bei mir, stelle ich mich doch ungern über Menschen. Nur über Frauen. Achtung, auch hier: ein Scherz. Ich riskiere einen massiven Rückgang der Heiratsanträge, die mich per E-Mail gelegentlich erreichen. Dazu übrigens noch mal der Hinweis: Ich kann immer nur eine gleichzeitig ehelichen. Habt also Verständnis für die lange Wartezeit …

Da also nun Machoseppo ™ das Licht der Welt erblickt hat, fahren wir im „Laufmeister-ABC“ fort. Frau hat mich also überholt. Nun wäre es ein weiterer Gesichtsverlust, ich würde nun meinerseits zum Überholen ansetzen. Das käme einer Bankrotterklärung gleich. Die ich dennoch abgebe.

Zunächst bleibe ich ihr auf den Fersen und lasse ein paar Minuten ins Land ziehen. Dass ich nun auch das Opfer bringen muss, von meiner vorgesehen Laufstrecke abzuweichen: geschenkt um der Ehre des Mannes willen. Dass betont langsames Laufen eigentlich dem Wettkampflauf zuträglich, es sogar den besten Trainigseffekt erzielt: ebenfalls geschenkt. Es geht hier um den Wettkampf der Geschlechter. Doch ein weiteres Dilemma gesellt sich dazu: Von hinten sehen nicht wenige Frauen nicht übel aus. Anders als Männer können sie beim Laufen auch durchaus diese engen Shorts tragen, auf deren Namen ich gerade nicht komme.

Gerade noch, bevor mein Starren auffällt, setze ich also zum Auf- und Überholen an. Ganz wichtig: nicht anmerken lassen, dass es mich übermäßig anstrengt. Heißt also, die Atmung während des Überholvorganges praktisch komplett einzustellen, damit sie das Röcheln nicht hört, das einen seit etwa 30 Metern begleitet. Noch viel wichtiger: nicht darüber nachdenken, wie man sich eigentlich nach dem Überholen verhält. Denn das Tempo, das mir viel zu hoch ist, muss ich ja halten, damit sie mich nicht ein zweites Mal überholt. Nicht auszudenken.

Denselben Effekt auf das Tempo haben Zuschauer. Mit ein Grund, warum das Tempo bei Wettkämpfen höher ist, ohne dass es entsprechend anstrengender ist. Zuschauer motivieren eben, man will ein gutes Bild abgeben.

Mit 36 Jahren, und möglicherweise bin ich bereits 37!, hat man gelegentlich das Gefühl, dass man vor 14 Jahren, als ich mit dem Laufen begann, überhaupt schneller unterwegs war. Damals war ich 22 – möglicherweise 23 – und damit wesentlich jünger. Nun habe ich damals weder Tempo noch Geschwindigkeit gemessen und meine Referenzstrecken liegen sämtlich in Münster und sind damit nur schwer erreichbar (was sich in einem anstehenden Münster-Urlaub ändern wird), sodass ich das diffuse Gefühl des Erlahmens nicht statistisch untermauern kann.

A – wie Ampeln

Ampeln sind eine zwiespältige Sache. Aus Erfahrung weiß ich nur zu gut, dass es sich auszahlt, bei Rot wirklich die Straße nicht zu queren. Denn irgendwie gibt es immer eine Richtung, aus der überraschend Autos kommen, die man nicht überblickt hat, gerade im Lauftempo. Man muss wohl erst einmal vor ein Auto laufen, um das zu begreifen, so wie jedes Kind erst einmal auf eine heiße Kochplatte fassen muss. Hab‘ ich übrigens nie, ich bat damals meinen Bruder, das zu tun. Er verbrannte seine Hand, sodass mir die Gefahr der Herdplatte bis heute unvergessen ist. Ihm auch. Und so ließ er mich dereinst gegen einen Elektro-Zaun pinkeln. Seitdem rate ich davon ab und ziehe die heiße Kochplatte vor.

Also halte ich in aller Regel an roten Ampeln an, erst Recht, wenn da auch Kinder stehen, denn mit 36, möglicherweise 37, entwickle selbst ich ein gewisses Verantwortungsgefühl. Und dann steht man da an der Ampel und hofft entweder, dass die Rotphase sich lohnend ausgiebig ausnimmt, damit man nicht umsonst aus dem Laufrhythmus geraten ist, oder dass sie möglichst kurz ist, nämlich dann, wenn man gerade auf Zeit läuft, was ich jeden zweiten Tag tue. Da kann eine lange Rotphase einem das Durchschnittstempo nachhaltig versauen.

Schlimmer ist es hier in Düsseldorf, wenn die Fußgängerampel „gelb“ zeigt. Das ist so in dieser Stadt, sie bildet sich viel darauf ein, gibt aber unumwunden zu, dass es ein Marketing-Gag ist, denn ein Mehr an Sicherheit bringt die Gelbphase nicht, da die Autofahrer umgehend Grün bekommen, wenn es beim Fußgänger Rot wird, was ja in jeder anderen normalen Stadt nicht der Fall ist. Also sagt eine Broschüre der Stadt Düsseldorf, man solle bei Fußgänger-Gelb auf keinen Fall noch die Straße betreten. Hm, also ist Gelb irgendwie das gleiche wie Rot. Egal, natürlich renne ich noch bei Gelb über die Straße. Was zum Risiko wird, wenn man das gelbe Licht bereits 20 Meter vor Erreichen der Ampel sieht, weil der Kopf natürlich weiß, sobald der erste Fuß den Fuß auf den Asphalt setzt, wird es rot. Eine Kulanzzeit, wie oben gesagt, gibt es nicht.

Lediglich, wenn ich morgens um sieben laufe, spare ich mir das Risiko, denn machen wir uns nichts vor, man wird von Autofahrern nicht gesehen und ein nicht fern zurückliegendes Ereignis ist mir da abermals eine Warnung. Dann bleibe ich stehen.

Gerade gestern wieder gesehen: eine Joggerin, die an einer für sie roten Ampel stand und dabei seltsam von einen Fuß auf den anderen hüpfte. Sah ein bisschen albern aus und bringen tut es nichts. Denn aus dem Laufrhythmus ist man trotz Hüpferei raus.

Aber wer bin ich, mich über andere lustig zu machen?! Denn leider kam es in meiner langjährigen Laufkarriere die ersten elf Jahre auffällig häufig vor, dass mich entgegen kommende Passanten relativ offen auslachten. Erst nach Umstellung meiner Lauftechnik auf den Vorfußlauf verschwand dieses Phänomen. Und wenn ich heute an spiegelnden Schaufenstern vorbei laufe und testweise auf den schadhaften Fersenlauf umstelle, sehe ich erst, wie albern der aussieht, womit sich das Auslachen viele Jahre später erklärt hatte. Soviel also zu mir als Angeber.

Seit einigen Tagen habe ich die Idee im Kopf, mal darüber zu schreiben, warum Frauen – nicht alle! – überhaupt so toll sind. Vielleicht wäre es nach diesem Artikel Zeit für eine entsprechende Abhandlung!


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