s1

Es geht um eine kurze Einkaufsliste. Einen effizienten Plan, der ein Shoppen ermöglicht, wie es nur Männern gelingt: über kurze Wege, schnelle Entscheidungen – höchstmögliche Effizienz eben. Doch es geht auch um ein Scheitern.

Weihnachten ist vorbei und auch Silvester bereits ein Ereignis aus dem vergangenen Jahr. Nun warten wir auf Ostern und diese Warterei wollten meine Mitbewohnerin und ich gestern mit einer Hühnersuppe verkürzen.

Das mit der Hühnersuppe begann allerdings bereits Silvester, das wir bei Freunden verbrachten, wo erstmals von den Vorzügen der Hühnersuppe bei Kater geschwärmt wurde. Und trotz massiven Alkoholkonsums in der Nacht auf Neujahr konnten wir die Gedanken an gekochtes Huhn irgendwie nicht vergessen, und vielleicht auch genau weil wir so verkatert waren und von einem besseren Leben ohne post-alkoholische Beschwerden träumten, ermöglicht durch bloße die Kraft einer Hühnersuppe.

„Uns ist nicht zu helfen“, sagte meine Mitbewohnerin dem Topf-Verkäufer im „Kaufhof“.

Der Samstag begann mit einer harmlosen Liste, einer Einkaufsliste. Im Grunde brauchte ich nur ein Kalenderbuch für das neue Jahr, in dem ich noch ganz analog meine Läufe dokumentiere. Wie jedes Jahr versäumte ich auch 2015, das Buch für 2016 frühzeitig zu erwerben. Also musste es gestern ganz kurzfristig geschehen und zu allem Überfluss muss es immer ein ganz bestimmtes sein, das es eben nur bei „Kaufhof“ gibt. Und wenn wir schon bei „Kaufhof“ sind, könnte ich mir endlich auch die Langhantel samt Scheibensatz kaufen, um meine Kurzhanteln zu ergänzen. Hanteln samt Gewichten zu kaufen, ist so eine Sache. Denn man muss sie tragen, was beim Einkauf hinderlich sein kann, da Hanteln, was in ihrer Natur der Sache liegt, relativ schwer sind. Ein ausgeklügelter Plan reifte heran, ein Plan der kurzen und effizienten Einkaufswege.

Fahren in die Stadt mit dem Auto. Parken auf dem Dach vom „Kaufhof“. Zuerst Hantel kaufen in Sportabteilung von „Kaufhof“. Hantelset umgehend ins Auto bringen. Dann Kalenderbuch kaufen. Und zu guter Letzt: Ein Bio-Huhn in der Lebensmittelabteilung kaufen. Für eben jene Hühnersuppe.

„Das geht dank meines Planes alles ganz schnell. Wir können alles im ‚Kaufhof‘ erledigen“, informierte ich meine Mitbewohnerin. Innerhalb von einer Stunde wollte ich alles erledigt haben. „Und neue Unterhosen brauche ich auch, Boxer Shorts. Geht ganz schnell.“

Und ich hatte das wirklich geglaubt.

„Kaufhof“ hatte zwar die gewünschte Langhantel, nicht aber die Hantelscheiben dazu. Das Heben der bloßen Stange war mir aber zu billig, sodass mein Einkaufsplan direkt an dieser ersten Station in der Sportabteilung einen empfindlichen Dämpfer sowie eine Anpassung erfuhr.

„Wir planen um. Wir kaufen zuerst die Unterhosen. Dann gehen wir in die Lebensmittelabteilung und kaufen das Bio-Huhn. Dann gehen wir zu ‚Karstadt Sport‘, kaufen die Hantel und bringen … nein, wir kaufen erst die Hantel, bringen die zum Auto und kaufen dann … lass‘ uns zunächst die Unterhosen kaufen.“

„Karstadt Sport“ heißt natürlich inzwischen „Karstadt Sports“, weil irgend ein Karstadt-Manager irgendwann einen zu kleinen Penis hatte. Davon abgesehen spielte mir der Umstand in die Hände, dass „Karstadt Sport“ in Düsseldorf irrerweise sich im Gebäude-Komplex von „Kaufhof“ befindet und durch einen unterirdischen Durchgang mit dem gegenüberliegenden Karstadt-Gebäude verbunden ist. Das wird noch wichtig. Denn nachdem ich meine Unterhosen gefunden hatte, finden wir die Lebensmittel-Abteilung von „Kaufhof“ nicht.

„Weil es die hier nicht gibt. Das war ‚Karstadt‘!“, kombiniere ich, „Wir müssen umplanen. Wir kaufen erst alles andere, dann zuletzt die Hantelstange.“

Dazu kommt nun die Erkenntnis, dass wir gar keinen Topf besitzen, in den ein ganzes Suppenhuhn hineinpasst. Also planen wir kurzerhand um und kaufen im Untergeschoss von „Kaufhof“ einen Topf. Was nicht so einfach war, wie wir dachten.

Es gibt Töpfe, für die man 300 Euro zahlt. Wir gehören nicht zu der Gesellschaftsschicht, die das erschwinglich findet und so wenden wir uns von „WMF“ und „Fissler“ ab und uns der Eigenmarke von „Kaufhof“ – „Home“ – zu. Uns gefällt der Topf „Pasta Casa“, den wir nur als Ausstellungsstück finden, nicht aber verpackt. Mir wird unwohl, da ich ahne, dass wir einen Verkäufer ansprechen müssen. Was blöd ist, denn einen hatten wir schob brüsk weggeschickt, als der uns fragte, was wir denn suchten.

„Uns ist nicht zu helfen“, sagt meine Mitbewohnerin jenem Topf-Verkäufer.

Und der wahnsinnig witzig und schlagfertig: „Ich habe nicht gefragt, ob Ihnen zu helfen ist, sondern was Sie suchen!“ Wir lachen höflich und verstecken uns hinter einer Regalwand, bis er weg ist. Jetzt aber brauchen wir einen Verkäufer.

Meine Mitbewohnerin fängt einen ab, der betont zügig an uns vorbei läuft. Der ist recht freundlich und sucht mit uns den Topf „Pasta Casa“, den er natürlich auch nicht findet. Und es stellt sich heraus, dass „Pasta Casa“ deshalb so günstig ist, weil man den Deckel noch dazu kaufen muss.

„So würde ich das hier einschätzen“, sagt er uns, „dass ‚Kaufhof‘ dem Kunden die Entscheidung ob Glas- oder Edelstahldeckel selber überlassen will.“

Ich schätze das so ein, dass „Kaufhof“ den Kunden abzockt, ist der Deckel doch fast so teuer wie der Topf. Das aber behalte ich für mich, denn natürlich zocken privatwirtschaftliche Unternehmen ihre Kunden ab, das unterscheidet sie von gemeinnützigen.

„Und der ‚Suppentopf Casa‘, wird der mit Deckel verkauft?“, will ich wissen, denn das monumentale Topf-Modell ist mit Deckel ausgestellt.

„Ja, der wird mit Deckel verkauft.“

„Dann nehmen wir ‚Suppentopf Casa‘.“ Da ist meine Entscheidungsfreude, die ich so schätze und die mir bereits eine Tüte voller Unterhosen beschert hat, zwei Etagen über uns.

Stolz und mit Topf überlegen wir unser weiteres Vorgehen. Und es kommt zu einem Disput, denn uns verwirrt nach acht Jahren in Düsseldorf immer wieder diese eine Sache: dass „Karstadt Sport“ – jetzt „Karstadt Sports“ – im „Kaufhof“-Gebäude ist und eben nicht im „Karstadt“-Komplex. Und man vergisst irgendwann, wo dieser unterirdische Durchgang ist. Verbindet er „Kaufhof“ mit „Karstadt“? Oder „Karstadt“ mit „Karstadt Sport“?! Für einige Sekunden gehen wir der ersten Variante auf den Leim und suchen also diesen Durchgang, um in die Lebensmittelabteilung von „Karstadt“ zu gelangen, die „Kaufhof“ ja gar nicht hat.

„Der Tunnel ist weg“, sagt meine Mitbewohnerin.

„Der ist nicht weg, er war nie hier. Der verbindet ‚Karstadt Sport‘ mit ‚Karstadt‘!“, erläutere ich. Womit mein Plan, das Gebäude nicht zu verlassen, hinfällig war.

Werden wir noch ein Suppenhuhn bekommen? Wie transportieren wir das Hantelset durch jenen Tunnel, den wir möglicherweise nie finden? Fragen, die noch beantworten werden müssen – im zweiten Teil der Suppenhuhn-Saga!


Seppo_logo