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Hier und da bereits angedeutet geht unsere Waschmaschine seit einigen Wochen langsam aber sicher (eigentlich sehr schnell, nämlich mit mehr als 1.000 Umdrehungen pro Minute im Schleudergang) ihrem Ende entgegen. Erstmals fiel das meiner Mitbewohnerin und mir während der Weihnachtsfeiertage auf, als wir im Wohnzimmer sitzend einen Panzer durch unsere Küche fahren hörten.

Ich bin ein wahnsinnig schreckhafter Mensch und ging von einem Terror-Anschlag in unserer Küche aus und fand es gleichzeitig albern, dass ausgerechnet unsere Küche Ziel sein sollte. Aber da ich mich ja für den Mittelpunkt der Welt halte, konnte ich genau das eben nicht ausschließen. Viel näher aber lag die Tatsache, dass unsere Waschmaschine mit dem Schleudergang nicht mehr so recht fertig wurde, dieser sie überforderte. Und so war es vielleicht ein Hilfeschrei, als ich sie auf dem Weg zur Küche fast schon im Flur antraf. Offenbar hat sich in der Maschine irgendwo ein Teil gelöst, das sich außerhalb der Trommel mitdrehte, was diesen Ohren betäubenden und auch von Nachbarn wahrgenommenen Lärm erklärte.

Uns war klar, dass auch aufgrund ihres Alters ohnehin eine neue angeschafft werden musste, was wir erstaunlich schnell schon vor einigen Wochen in die Wege leiteten. Ich organisierte eine Spendengala zur Finanzierung eines „Bosch/Siemens“-Derivates, das uns heute geliefert wird, nachdem die alte Maschine trotz Schadens gestern ihren letzten Dienst erwies. Ich wusch Schuhe. Einmal im Jahr putze ich meine gesamte Schuh-Kollektion, was früher zügig ging, als ich nur zwei Paar hatte, was inzwischen anders aussieht. Ich habe mehr als meine Mitbewohnerin.

Die Schuhe haben ihr (der Maschine, nicht der Mitbewohnerin) den Rest gegeben, die Trommel der Maschine drohte, im Schleudergang das Gehäuse zu verlassen. Gefahr in Verzug. Im Grunde schon im Vollzug.

Das neue Gerät beziehen wir von einem Händler, der Neugeräte günstiger verkauft, die einen kleinen, optischen Schaden haben. Eine Macke oder ähnliches. Ich glaube ja, dass man nichts geschenkt bekommt, was auch völlig im Sinne unserer Marktwirtschaft ist. Ich glaube, wir bekommen ein Gerät zum Normalpreis, dem der Händler gleich, wenn er kommt, beim Einbau noch schnell die Macke hinzufügt, sodass wir tatsächlich glauben, sie günstiger bekommen zu haben.

Handwerker/Spediteure und ich passen nicht so recht zueinander. Denn wenn sie ankündigen, um 14.00 Uhr bei uns zu sein, um das Gerät hochzuschleppen und anzuschließen, dann weiß ich natürlich, dass 14.00 Uhr der einzige Zeitpunkt des Tages sein wird, an dem sie nicht kommen. Und immerhin, sie riefen eben an, um mir mitzuteilen, dass sie bereits um 11.00 Uhr kommen, was mich natürlich nur bestätigt, wobei ich eher gedacht hatte, sie kommen eher zu spät als drei Stunden zu früh. Was meinen typischen Samstag erheblich beeinträchtigt, denn an sich würde ich um 11.00 Uhr mich noch in irgendeiner Form im Bett befinden, vermutlich lesend, die Samstagszeitung, wo ich eben noch einen Artikel über die kommentierte Edition von „Mein Kampf“ las. Ich las dereinst ein paar Zeilen aus „Mein Kampf“ und fand das dort Geschriebene einfach nur wirr. Aber gefährlich. Dennoch wird wohl keine Gefahr von dem nun gemeinfreien Machwerk ausgehen, da ich nicht glaube, dass Nazis wirklich lesen können. Ob Hitler heute einen Blog betreiben würde? Das hitlerlog. Ich fürchte, er hätte gefährlich viele Follower. Hitler postet a new comment on …

So oder so, meine Lektüre musste ich nun also unterbrechen und warte auf die Waschmaschine. Und frage mich: Sind die Schläuche genormt und kompatibel? Alles korrekt vermessen? Und habe ich genug Wäsche, die ich gleich jungfernwaschen kann? Mit noch mehr Umdrehungen im Schleudergang! Und einem 15 Minuten-Sparprogramm!

Lies mir mal berichten, dass die Amis sehr kurz und mit nur 30 Grad waschen. Korrigiert mich gerne, wenn es sich dabei um ein Klischee handeln sollte. Im Grunde würde Wäsche dort gar nicht so sauber, wie es hierzulande der Fall ist, wo ein Waschgang ja tatsächlich sehr lange dauern kann. Passiert es einem Texaner gelegentlich, dass er versehentlich seine Schusswaffe mitwäscht, weil sie noch in der Hose steckte? Ich habe mal meinen mTan-Generator der „Sparkasse Münster“ mitgewaschen, seitdem traue ich den TANs nicht mehr, die er mir sowieso nicht mehr anzeigt.

In diesen Tagen stehen ja große Feierlichkeiten im Vordergrund, gestern schrieb ich über den Anlass. Nach einer großen Überraschung gestern geht es heute essengehen.

Ah, die Maschine ist da. Zwei Jungs trugen sie rein und beide Bart. Bart, ein unseliger Trend, wie ich finde. Meint plötzlich, jeder tragen zu müssen. Albern. Der eine hatte aber wirklich einen tollen. Der kam frisch vom Barbier, wette ich.

Das neue Gerät hat eine Digital-Anzeige und deutlich mehr Knöpfe als sein Vorgänger. Ich weigere mich eigentlich, die Anleitung zu studieren, aber mich interessiert, wie genau dieses „Aqua Stop“ funktioniert, woher also die Maschine weiß, dass sie gerade ausläuft. Bislang mussten wir nach jedem Waschgang immer den Wasserzufluss abstellen, was ich stets mehrfach tat, da ich in diesen Dingen Kontrollfreak bin. Laut Anleitung ist dieser Vorgang nun nicht mehr notwendig. Aber ich weiß natürlich, dass ich es dennoch tun werde. Aus versicherungstechnischen Gründen.

Ich starte einen ersten Waschvorgang. Wow, mehr Fassungsvermögen! Ich entscheide mich für Weißwäsche, was bei uns vor allem meine weißen T-Shirts betrifft, derer ich ungefähr 40 Stück habe. „Tom Tailor“, Rundausschnitt, Größe M. 15 Euro im Doppelpack. Standard seit 20 Jahren.

Erste Hürde: Plötzlich finde ich drei Einfüllmöglichkeiten für das Waschpulver vor. Ich muss nun allen Ernstes in die Gebrauchsanweisung gucken, denn nur zwei „Kammern“ kann ich mir erklären. Ah, die eine ist für „Vorwäsche“. Wann muss ich denn vorwaschen?! Niemand hier, den ich fragen könnte, ich wasche zur Einweihung des Gerätes also vor. Das „Wäscheweiß“ kommt in „Kammer II“, soviel verstehe ich bereits. Überladen darf ich die Maschine nicht, etwas was ich zuletzt regelmäßig getan habe, was vielleicht einiges erklären dürfte. Verdammt, nun lese ich, dass ich zum ersten Waschen keine Wäsche einfüllen darf. Und kein Waschmittel! Wie kriege ich das da wieder raus!?

Okay, rausgefummelt, nun also Probewaschgang bei 60 Grad. Das Display zeigt die Uhrzeit. Die falsche zwar, aber immerhin. Unzählige Geräte in unserer Küche zeigen nun die Uhrzeit. Nebst der Funkuhr. Egal, wohin man in unserer Küche blickt, man hat keine Chance, nicht die Uhrzeit zu sehen. Damit entfällt in unserer Küche das „Smalltalk“-Thema „Wie viel Uhr ist es?“.

Oder ist das gar nicht die Uhrzeit? Ist das die Dauer des Waschprogrammes? 1:45. Das dauert jetzt fast zwei Stunden? Das bringt den ohnehin schon angepassten Tagesablauf endgültig durcheinander, da ich eben einen Tisch reserviert habe im „Road Stop“ in Mettmann. Eine alte Tradition, zu jedem Jahrestag gingen wir ins „Road Stop“ Münster essen, was uns aber inzwischen zu weit weg ist von Düsseldorf, obwohl es nie näher an Düsseldorf lag. Aber da nun ein „Road Stop“ in Mettmann eröffnet hat, verlagern wir die Tradition nach dort. Wo wir uns einer Fressorgie ergeben, da machen wir uns nichts vor. Über Weihnachten fünf Kilo zugenommen, zwei bis drei wieder verloren, jetzt wieder einen drauf. Die haben tolle Burger, die nicht soviel zu tun haben mit den Burgern der trendigen Burger-Läden, die überall öffnen und schließen, aber auch nichts mit „McDonald’s“-Burgern. Es sind Burger, die einem zurufen: ISS FLEISCH! Und das finde ich erfrischend.

Okay, die Digitalanzeige zeigt nicht Uhrzeit, sondern tatsächlich die Dauer des Waschvorgangs. Und das Gerät ist wahnsinnig leise. Erfrischend, wenn man schon eine Waschmaschine in der Küche haben muss. Ich glaube, ich hocke mich nun vor das Gerät und lausche seinen sanften Klängen und mache dabei ein Nickerchen.


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