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Das Ende naht. Meine Sportoffensive erfährt heute eine kurze Unterbrechung. Beim Heben der Langhantel ist irgend etwas in meinem Rücken zu Bruch, in der unmittelbaren Folge ich dann zu Boden gegangen.

Liegen geht ja irgendwie immer. Mit dem Rücken auf dem harten Boden, gesünder geht’s ja nicht, doch auf Dauer gesehen keine Lösung. Was mir klar war. Aber ich kam nicht mehr hoch. Das war vor 50 Minuten.

Am Samstag durchlief ich in Begleitung meiner Mitbewohnerin sowie eines Schneeregens einen Trimmdich-Pfad. Zwei Stunden intensiven Trainings, die ich auch gestern, am Sonntag also, noch durchaus gespürt habe. Und das genieße ich natürlich, dieses Gefühl, zu wissen, man hat alles gegeben. Und heute sollte es halt weiter gehen. Zum Warmmachen, was ich immer etwas belächle, gerade aber zum x-ten Mal eines Besseren belehrt wurde (meine Mitbewohnerin wird mir heute Abend den entsprechend x-ten Einlauf geben), nutzte ich einen Wohnzimmer-Putz; das müsse reichen, dachte ich. Doch bereits bei der ersten Übung meines einstündigen Kraft-Programmes, im ersten Satz – ja, bereits in der dritten Wiederholung!, krachte es im Rücken. Links unterm Schulterblatt. Langsam ging ich samt Hantel zu Boden. Langsam, mit Schmerz verzerrtem Gesicht, einem männlichen Stöhnen, aber insgesamt erstaunlich kontrolliert. Lege unter Qualen die unhandliche Hantel zur Seite, um mich hernach, vom Gewicht nun befreit, etwas zügiger in eine Rückenlage zu positionieren, die wiederum Entspannung bringen sollte. Das tat sie. Aber nur, solange ich bewegungslos ausharrte, während ich eine Dokumentation über Funknetze sah. Glaube ich, denn ich hab ja erst drei Minuten gesehen, da passierte es schon.

Während wir uns nun so vorstellen, wie ich da liege, bewegungsunfähig am Boden, diese Bemerkung: Natürlich provoziert das nun die üblichen Kommentare, die ich dann immer höre: „Sport ist Mord“, „Man ruiniert sich ja nur die Gelenke“ oder „Das hast du davon!“. Nun, diese Dinge höre ich überwiegend von Personen, denen Sport ganz gut tun würde, um es wirklich mal nett auszudrücken. Ein Beispiel: Immer wieder passiert es mir, dass wenn ich laufe, mir Fußgänger entgegen kommen, die meinen, „Hopp, hopp, hopp! Eins, zwo, eins, zwo, eins, zwo …“ zu mir sagen zu müssen. Und es tut mir ja leid, ich würde mich nie darüber lustig machen, aber wenn da so ein Fetter mir mit solchen Sprüchen entgegen kommt, ja wer ist denn dann der verlorene Idiot?! Wer ruiniert sich denn die Knie?! Der 120 Kilo-Mann, der aus Sorge um seine Gelenke nicht joggt? Oder ich?!

Ich drehe mich auf die Seite, während ich realisiere, dass ich heute vermutlich keinen Kraftsport mehr machen werde, was eine völlige Neuplanung der Woche bedeutet. Und das schon am Montag. Ich drehe mich zur Seite und natürlich, ich sehe aus wie ein hilfloser Käfer, der auf den Rücken gefallen ist und nicht mehr hoch kommt. Kurz überlege ich sogar, ob ich einen Hexenschuss habe und erinnerte mich, wie ich meinen Bruder in ähnlicher Situation einmal zum Arzt mehr oder weniger tragen musste. Damals hatte ich mich lustig darüber gemacht. Und jetzt?! Jetzt ist nicht einmal jemand da, der mich tragen könnte. Wen rufe ich an? Und vor allem: womit?! Das Telefon – außer Reichweite …

Ich schunkele von rechts nach links, bis ich soviel Schwung habe, dass ich zumindest mit der unteren Körperhälfte schon stehe, während der Torso noch am Boden liegt. Auf diese Weise kann ich zumindest zum Telefon „gehen“. Aber wen rufe ich an?! Was sage ich?! „Kannst du mich zum Arzt fahren? Ich stehe nur mit dem Rumpf.“ Außerdem habe ich beim innerhäusigen Sport relativ wenig an. Ich muss mich irgendwie bekleiden. Und rufe Lara an. Die kennt mich nackt bereits und ist meine über mir wohnende Nachbarin.

„Hallo!“

„Hallo, Lara.“ sage ich schmerzverzerrt.

„Seppo?! Oh Gott, was ist los?“

„Lara, ich will’s nicht dramatisieren, aber es geht zuende.“

„Was?!“

„Lara, mir fuhr ein Schlag in den Rücken.“

„Du hast einen Schlaganfall?“

Kurz überlege ich diese Möglichkeit und wundere mich, dass ich sie mir nicht schon selber eingebildet habe.

„Lara, ich bin kein Arzt, schließe das auch nicht aus, glaube aber eher, dass mir die Wirbelsäule gerissen ist.“

„Und nu‘?“

„Nu‘ musst du kommen und meinen Torso halten.“

„Ist das was Schweinisches jetzt?“

„NEIN! Lara, komm‘ runter.“

„Bloggst du darüber?“

„Lara, vermutlich. Aber bitte komm‘ jetzt.“

„Komm‘ ich dabei vor?“

„Je mehr du sagst, desto wahrscheinlicher wird das.“

Lara kommt und erkennt meine missliche Situation, als ich ihr die Tür mit hängendem Torso öffne. Sie lacht.

„Lara, ich bin ein rechter Winkel, es ist nicht lustig. Also es ist vermutlich schon lustig, aber ich komme nicht in den 180 Grad-Winkel.“

„In den was?!“

Ich rolle mich auf den Boden und weise sie an, mich in irgendeiner angemessenen und geeigneten Form zu massieren.

„Und wenn ich was kaputt mache?!“, fragt sie besorgt.

„Sei gewohnt zärtlich, Lara.“

Nun, inzwischen sitze ich. Und schreibe dieses. Ich kann vor allem wieder durchatmen, das ging eben nicht unbedingt. Und jetzt geht es nur noch um zwei Dinge: irgendwie wieder in die Senkrechte zu kommen und noch Laufen gehen zu können. Denn endlich herrschen kalte Temperaturen! Die Sport im Freien deutlich anstrengender gestalten. Das habe ich Samstag feststellen dürfen. Rummemmen ist aber meine Sache zumindest im Sportbereich nicht, und während ich hier so sitze, überlege ich, doch noch einmal zur Hantel zu greifen. Allerdings müsste ich irgendwie das Wärmekissen an meinen Rücken fixieren.

Mir passiert so etwas, nicht ganz so extrem wie heute, alle paar Wochen. Und ich weiß, dass mich diese dezente Verspannung nun zwei Wochen begleiten wird. Das ist insofern ärgerlich, als dass ich meine letzte Verspannung erst seit Freitag hinter mir habe. Ich werde sie einfach wegtrainieren; gerade fühlt es sich wieder ganz gut an. Was auf jeden Fall geht, ist Laufen. Und zwar jetzt.


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