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Ich werde nun natürlich kein Foto beifügen, das meine zwei neuen Eier zeigt. Nicht, dass die alten beschädigt waren, im Schritt ist alles in bester Ordnung. Doch meine Mitbewohnerin bemerkte gestern Abend eher beiläufig, dass sich durch mein exzessives Hanteln inzwischen Eier auf meinen Oberarmen gebildet hätten; ich selber spreche eher von einem Bizeps, der für gespannte Haut auf eben jenen, den Armen, sorgt.

„Man sieht zwar auch schon ein wenig deinen Trizeps, aber der Bizeps ist doch recht dominant. Vielleicht auch, weil die Restarme etwas dünn sind.“

Sie hat nicht ganz Unrecht, was meinem Stolz auf diese ersten Trainingserfolge allerdings keinen Abbruch tut. Ich habe das Trizeps-Training immer etwas vernachlässigt, weil ich mir schnellere Erfolge an der anderen Seite erhoffte, was ja auch der Fall ist.

Unmittelbar nach meinem heutigen einstündigen Bizeps-Training war meine Feinmotorik überdies ausgeschaltet, was der möglichen Überbelastung der Oberarme geschuldet war. Nicht einmal das Öffnen einer Brillenputztuch-Packung wollte mir gelingen, ich zerriss aufgrund meiner unmenschlichen Kraft gleich zwei samt innen liegenden Tüchern. Ich kam mir unfassbar stark vor! Konnte allerdings meine Brille nicht putzen. Ein Grund mehr für so ein Ultraschall-Putzgerät, das ich kürzlich beim Vater meiner Mitbewohnerin entdeckte. Eine faszinierende Technologie, die das Putzen der Brillengläser zu einem Abenteuer macht. Ich brauche auch so eins. Ich habe in zwei Monaten Geburtstag, also, wer will, gerne schenken.

Übungen für den Trizeps empfinde ich grundsätzlich als deutlich anstrengender, zumindest als unbequemer. Möglicherweise ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich einen persönlichen Trainer brauche. Und siehe da, es gibt da jemanden, der sich bereits angeboten hat. Er schwärmte von Training in Matsch und Dreck am Düsseldorfer Unterbacher See. Ich werde darauf zurückkommen, meine Mitbewohnerin macht dort gelegentlich mit. Sonntag wäre der nächste Termin, der für mich aufgrund einer vorabendlichen Feierlichkeit aber nicht in Frage kommt. Aufmerksam wurde er durch meine Videos auf meiner Facebook-Seite am Trimmdich-Pfad. Habe dort entweder eine sehr gute Figur gemacht, die mich für Höheres qualifiziert oder eine sehr schlechte, die Nachholfbedarf signalisiert. Aber Krafttraining im Matsch ist genau das Richtige für mich, was nicht ironisch gemeint ist. Sport hilft ungemein in seelischen Problemlagen, ich stürze mich geradezu in den Sport.

Und nun ist da ein Kumpel von mir, nennen wir ihn „Hercules“, obwohl er eigentlich Stefan heißt, der seit Jahren massives Krafttraining betreibt. Er hält sich in der Düsseldorfer Schwulenszene für eine Schwulenikone, was ich selber aber nicht beurteilen kann, obwohl er mich schon in einen Club namens „Loge 69“ mitnehmen wollte, um mir seine Beliebtheit vor Augen zu halten. Aber mir macht die „69“ im Namen etwas Angst. Obwohl ich dieser Zahl ansonsten nicht abgeneigt bin. Aber bitte nicht mit Hercules. Hercules sieht übrigens aus wie Herkules, ich erwähne es nur der Vollständigkeit halber. Aber benannt habe ich ihn nach einem Kamm der Marke „Hercules und Sägemann“. Hercules belächelt mein laienhaftes Training, auch wenn ich ihn auf mein neuestes Druck-Werk eines Herrn Dr. Froböse aufmerksam machte, in dem detailliert beschrieben wird, wie man sich Eier an den Oberarm verschafft. Mit Dr. Froböse stehe ich auf Kriegsfuß, da er mir einmal „Almased“ madig machen wollte, ein Pulverchen zum Abnehmen, das nicht gesund sei. Damit erzählte er mir aber nichts Neues und ich sagte ihm auch, dass es mir nicht darum ginge, mich gesund zu ernähren, sondern lediglich um Gewichtsverlust.

„Dann können Sie auch statt ‚Almased‘ auch Milch trinken.“

Ja, auch das war mir klar. Gerne auch Wasser. Aber nun trank ich eben mit Erfolg und ohne Jojo-Effekt „Almased“. Jemand aus der Familie meiner Mitbewohnerin nahm damit 30 Kilo ab. Mehr muss ich nicht wissen.

Aber das Buch ist toll und als nächstes besorge ich mir eine Hantelbank, da meine jetzige ein komplizierter Aufbau aus Wohnzimmertisch und Stühlen ist. Funktioniert aber auch, ist nur etwas wackelig und damit möglicherweise lebensgefährlich. Hercules:

Das ist deine Hantelbank?! Darf ich testen?“

Hercules durfte.

„Ich gebe zu, es funktioniert. Aber der TÜV würde sie nicht abnehmen.“

Heute Morgen sah ich mir beim Krafttraining, das ich nun immer unmittelbar nach dem Aufstehen vollziehe, „Der Bachelor“ an. Der Bachelor ist in diesem Jahr ein ähnlicher Schmierlappen wie auch in den Vorjahren, nur dieses Mal gänzlich aalglatt. Auch inhaltlich. Aber die Beurteilung will ich den ähnlich aalglatten Damen in der „Villa“ überlassen. Der Bachelor ist ausgesprochen durchtrainiert, jünger als ich und erfolgreicher Geschäftsmann, dem Geld aber natürlich nicht wichtig ist. Der Bachelor spricht in jedem zweiten Satz von seiner Tochter. Das ist verständlich, nervt aber nicht nur die Damen vor Ort in Pizza Miami. Ich finde die Sendung ausgesprochen schlecht. Das Konzept an sich: nette Idee. Aber warum wird so etwas immer mit Stereotypen durchgeführt? Klar, wegen der gewollten Konflikte. Aber gäbe es die nicht auch mit normalen Menschen?! Mit Menschen, die einem sozialen Durchschnitt unserer Gesellschaft entsprechen? Und ja, ich muss es ja nicht gucken, ist mir klar. Aber ich muss es ja auch nicht nicht gucken. Ich kann nicht immer nur „Arte“ gucken.

Bei diesen Sendungen kann ich nie die Kandidatinnen auseinander halten, weil sie alle mehr oder weniger blond und schlank bis dünn sind und überwiegend auch ein bisschen doof. Ich muss also warten, bis der Bachelor die Hälfte ohne Rose nach Hause geschickt hat, damit ich zumindest zwei, drei Kandidatinnen auseinander halten kann. Aber warum nicht mal eine Dicke dazu packen? Eine mit Kurven, wie man so euphemistisch sagt.

Zuletzt sah ich diese Knaller-Sendung immer zusammen mit meiner Mitbewohnerin, die aber beim diesjährigen Kandidaten einfach nur kotzen muss. Also sehe ich es mir alleine an, da es sich hervorragend beim Sport konsumieren lässt. Und stelle mir vor, so ein Durchschnittstyp wie ich, für den ich mich halte, würde da vor der „Villa“ stehen und 20 Damen in Empfang nehmen, die per se Interesse an mir haben müssen, weil ein Script es so vorsieht. Weil ich ja der „Bachelor“ wäre. Stets wird das Frischfleisch per Limousine rangekarrt. Und dann rasten sie erst einmal im Auto aus, wenn sie den Bachelor vor den dreihundert Stufen zur Villa stehen sehen. Wie reagierten sie, wenn so ein Durchschnittsseppo dort stünde?

Blonde Schlanke #1: „Oh, ich kann ihn sehen. Hmm. Ja, ganz okay.“

Blonde Schlanke #2: „Die haben doch sonst immer so Model-Typen da stehen. Was macht er da?!“

Blonde Schlanke #3: „Können wir noch umdrehen?!“

Weil sie einen Vertrag unterschrieben haben, wird aus dem Umdrehen nichts, sodass sie also nacheinander aussteigen und auf mich zukommen. Hier zählt der erste Eindruck. Der diesjährige Bachelor fragte eine Kandidatin tatsächlich:

„Gefällt dir, was du siehst?“

Ich brach schallenden Lachens fast unter meiner Langhantel zusammen. Aber die blonde Schlanke sagte:

„Ja! Klar!“

Ich muss auch jetzt lachen. Gefällt dir, was du siehst? Haha.

Also. Nun kommt blonde Schlanke #1 aus dem Auto auf mich zu. Auf mich, den Bachelor 2017. Ich:

„Moinsen. Ich bin Seppo.“

„Ich bin Romina!“

Solche Namen haben sie dort. Spricht auch nichts gegen. Aber warum nicht mal eine Birgit?

„Ich bin’s! Die Biggi!“

Ah, okay. Passt irgendwie nicht. Da würde ich sofort gehen. Also:

„Ich bin die Romina! Ich bin so aufgeregt! Du auch?!“

„Der Redakteur hat mir gesagt, dass ich auch aufgeregt bin. Ja. Ich bin sehr aufgeregt. So viele Frauen!“

„Jaha? Ehecht? Cool!“

„Gefällt dir, was du siehst?“

„Nein.“

Die Nummer wäre durch.

Die Zuschauerquote des „Bachelors“ ist auch in diesem Jahr wieder schlecht. Ich behaupte ja, es liegt eben an der Auswahl der ewig gleichen Menschen dort. „Bauer sucht Frau“ ist doch deshalb so ein Quotenerfolg, weil dort eben eher nicht die vermeintlich perfekten Menschen mitmachen. Leider hat man sich dort für das andere Extrem entschieden und setzt nur auf Schadenfreude und Spott. Warum nicht mal das Zwischending? Mit lustigen Frauen. Wir müssen aus diesem etwas unentschlossenen Artikel morgen etwas machen. Seppo, der „Bachelor“ 2017 trifft auf zehn Durchschnittsfrauen und darunter: seine Mitbewohnerin, die den Durchschitt erheblich in ungeahnte Höhen treibt. Und Lara packen wir auch noch dazu. So machen wir es. Morgen. Hier im bachelorlog!


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