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Die wenigsten trauen mir ja zu, dass ich mich gerne in Baumärkten aufhalte. Doch anders als die meisten anderen Läden überzeugen sie mich in einem wesentlichen Punkt: Dort laufen keine Verkäufer ‚rum, die einen belästigen mit so launigen Sprüchen, wie „Darf ich Ihnen helfen?“ oder

„Wir hätten da noch einen passenden Gürtel dazu!“

„Brauch‘ ich nicht, danke.“

„Wenn Sie mal gucken mögen?“

„Nein, ich bin gut begürtelt. Ich seh‘ mich nur um. Danke.“

„Schnallen Sie sich diesen doch einmal rum!“

„Wirklich, ich brauche keinen Gürtel!“

„Ich hab‘ ihn doch gerade schon hier!“

So geschah es einmal, als eine zugegebenermaßen ausgesprochen ansehnliche Verkäuferin meines Alters mir einen Gürtel andrehen wollte, den ich dann tatsächlich unterhalb meines Torsos anlegte, damit sie mich in Ruhe ließ. Letztlich kaufte ich diesen Gürtel sogar, um die Dame schnell loszuwerden. An sich keine schlechte Verkaufsmasche!

Im Baumarkt geschieht das nicht, trotzdem es dort natürlich diese praktischen Handwerker-Gürtel gibt. Man wird dort in Ruhe gelassen, nirgendwo ist der westliche Mensch freier als dort.

Während meines zurückliegenden Urlaubs im Hotel „Sonnenblick“ habe ich feststellen müssen, dass sich vier Jahre nach unserem Einzug in unsere Wohnung nahe des beliebten Reiseziels des „Maghreb-Viertels“ in Düsseldorf ein gewisser Reformstau Bahn gebrochen hatte. Ich hatte viel Zeit, um Missstände zu identifizieren und einen Reformplan zu entwerfen, die „Agenda Seppo“, die wie alles in meinem Leben nach mir benannt wird. (ironischen Smiley einfügen, sonst hält man dich für größenwahnsinng, Anm. d. Lektors)

Wieder zuhause begann ich mit dem Auswechseln von Steckdosen. Ich bin großer Freund von sauberen Steckdosen. Man ahnt ja nicht, wie dreckig sie werden können, weil man ja auch nie so genau hinsieht. Und da das Austauschen von Steckdosen zu den wenigen meiner handwerklichen Fähigkeiten gehört, habe ich in den vergangenen Tagen rund 20 Steckdosen ausgetauscht und durch strahlend weiße ersetzt. Die eigentliche Leistung aber besteht darin, dass dieses ganz ohne Stromschlag vonstatten ging, was nicht immer so war bei mir.

Wer nun das Auswechseln von Steckdosen aus Gründen der Hygiene für übertrieben hält, findet sich in bester Gesellschaft mit meiner Mitbewohnerin wieder, die in solchen Dingen aber stets von mir vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Ich habe es aufgegeben, sie vorab darüber zu informieren, wenn ich meine, die Wand, die Wohnzimmer und Küche trennt, einzureißen, um ihr die Vorteile des Konzeptes der Wohnküche nahe zu  bringen. Oft ist sie dann bei Begutachtung der vollendeten Tatsachen auch tatsächlich überzeugt. Aber nicht immer.

„Mit Wand fand ich irgendwie besser.“

„Nun, die Wand ist weg, das Kind in den Brunnen gefallen.“

Das ist eben das Risiko bei diesem Vorgehen, dass die vollendeten Tatsachen eben doch nicht immer auf Gegenliebe stoßen, dann aber eben schon vollendet sind.

„Haben wir jetzt eine besonders große Küche mit Sofa oder ein besonders großes Wohnzimmer mit Küchenzeile?“

„Das ist ja das Tolle, wir müssen uns nicht festlegen!“

Am heutigen Samstag lagen andere Dinge an. Das Badezimmer. Unser Badezimmer ist ein Problemfall. Es stammt aus einer Zeit, als die Menschen noch „Mein Kampf“ im Regal stehen und leider nicht gelesen hatten. Das Bad ist leider nicht derart veraltet, dass es inzwischen wieder als „cool“ bezeichnet werden könnte; auch die Phase ist schon wieder vorüber. Armaturen und so weiter haben wir natürlich bereits beim Einzug ausgewechselt, auch die Kloschüssel wurde von mir entjungfert. Dennoch war es an der Zeit aufzurüsten.

Da wir ohnehin einen baldigen Auszug planen, wurde heute nur im Mittelfeld investiert, heißt also im Baumarkt. Dort kam es zu schwierigen Situationen, da ich jede Anschaffung natürlich noch vor dem Regal mit meiner Mitbewohnerin abstimmen musste. Ich neige ansonsten eher dazu, die Dinge erst einmal zu kaufen, bevor ich feststelle, dass ich Schrott gekauft habe, den ich in der Folge meiner Mitbewohnerin als innovative Sensation verkaufen muss. So traf es sich gut, dass sie sich im „Gartencenter“ tummelte und ich mich schon in die Sanitär-Abteilung entsandte, um Fehlkäufe durchzuführen. Es ist ja nicht so, als wüsste ich nicht sehr genau um mein Einkaufverhalten, das ich selber euphemistisch einer gewissen Entscheidungsfreude zuschreibe. Nicht diskutieren, sondern machen, ein Credo, das mir immer mehr zusagt. Zumal es meist belohnt wird.

Wir haben nun in unserer Dusche drei Duschköpfe. Nicht, dass ich jemals unter der Dusche stand und mich nach einem dritten, geschweige denn zweiten Duschkopf gesehnt hatte, aber das einzig in Frage kommende Modell aus der mageren Auswahl im „Bauhaus“ heute war nun einmal jenes mit dem „Drei-Duschkopf-System“, übrigens nicht aus dem Hause meines Sponsors „Batel„, was dieser mir übel nehmen wird. Das System hat auch kein Wasserpar-Implantat, denn, auch wenn es gut meinende Menschen nicht gerne hören mögen, es gibt keinen Grund, Wasser zu sparen, da, ich will es kurz erklären, unsere Wasserversorgung eher darunter leidet und wir Wasser ja nicht ver-, sondern gebrauchen. Und ich will nicht unter einem Strahl von Luft duschen, solange die EU, die das ja leider plant, es noch nicht vorschreibt. Nebenbei: Ich bin uneingeschränkter Fan der EU. Manch einer wird sich umgucken, wenn wir sie weiter schwächen. Dieses Teil jedenfalls legte ich ohne groß nachzudenken in den Wagen und überlegte schon, wie ich meiner Mitbewohnerin die Notwendigkeit zwei zusätzlicher Duschköpfe deutlich machen könnte, als diese bereits aus der Garten-Abteilung zurückkam mit einem übrigens interessanten Pflanzen-Bewässerungssystem von „Seramis“, das sie in diesen Minuten an unsere Zimmerpflanzen installiert. Es sieht sehr gefährlich aus, aber ich halte mich mit Kritik zurück, denn sonst mache ich unsere drei neuen Duschköpfe angreifbar. Ja, wir haben sie letztlich gekauft, denn ich wusste meine Mitbewohnerin zu überzeugen, als sie mich an meinem Verstand zweifelnd anblickte bei Begutachtung meines gefüllten Einkaufswagens.

„Ich frage erst gar nicht, wozu wir eine Klobürste für 60 Euro brauchen.“

„Das ist nicht einfach nur eine Klobürste! Das ist ein neuartiges …“

„Nein, egal. Will ich erst gar nicht wissen. Eher beschäftigt mich diese Dusch-Installation! Wie viele Duschköpfe sind das? Das sind mehr Duschköpfe als Personen in unserer Wohnung leben!“

„Ja, wir können ab sofort zu dritt gleichzeitig duschen! Mit Lara zum Beispiel!“

Lara ist unsere Nachbarin und wir schätzen uns alle drei sehr. Sie als Ko-Duscherin ins Spiel zu bringen, war allerdings etwas gewagt von mir und so verwies ich auf meine unfassbaren Mengen Testosterons, die ich als Bartträger nun einmal so mit mir herumtrage. Ist ja auch eine Bürde.

„Es ist nicht einfach, Mann zu sein!“, sage ich ihr.

„Schon mal Tampons benutzt?!“, sagt sie dann zu mir.

Grundsätzlich verweise ich stets auf den günstigen Preis, wenn ich eine umstrittene Anschaffung ihr schmackhaft machen möchte.

„Sehr günstig, dafür dass es so eine Innovation ist! Wundert mich, dass man das hier so billig bekommt! Und bedenke, mit drei Duschköpfen sparst du natürlich Zeit. Du kannst dich von oben und von unten gleichzeitig berieseln lassen! Das kann auch viel Spaß beim Duschen bedeuten! Der obere Duschkopf ist fürs Anfeuchten des Gesamtkörpers. Der zweite ist für schwer erreichbare Stellen und der dritte … ja, der dritte …“

„Ja, der dritte?“

„Der dritte ist … also wenn jetzt der zweite einmal ausfallen sollte, dann hättest du den dritten als Ersatz!“

Mir in die Hände spielte der Umstand, dass meine Mitbewohnerin heute zeitlich knapp bemessen ist, da sie gleich gen Heimat fährt. Auf diese Weise fehlte die Zeit für eine tiefer gehende Diskussion, zumal wir beide ahnten, dass es etwas dauern würde, dieses komplexe Dusch-System anzubringen. Drei Duschköpfe bedeuten mehr Schläuche. Und um es abzukürzen: Es hängt und funktioniert. Also ich glaube, es funktioniert, denn mir hat sich noch nicht erschlossen, welchen Hebel ich betätigen muss, um einen bestimmten Duschkopf anzusteuern. Bislang gelingt es mir lediglich, Duschkopf #1 und #3 sowie #2 und #3, aber nie auch #1 und #2 parallel in Aktion zu versetzen. Nach dem ersten Installationsversuch kam nur aus Duschkopf #2 Wasser. Wir forschten lange nach der Ursache, bis meine Mitbewohnerin mich darauf hinwies, dass ich noch einen nicht angeschlossenen Schlauch und eine Weiche in der Hand halte.

„Ja, daran könnte es liegen. Die müssen da auch noch irgendwo dran.“

Gäste, die künftig bei uns duschen werden, bedürfen vorab einer Kurzeinweisung in unsere neue Sanitäranlage. Ich sollte stets vor überschwänglichem Duschen warnen, da man sich mit Armen und Beinen leicht in den Schläuchen verheddert und zu stürzen droht.

Bis heute Abend will ich das Rätsel gelöst haben, werde also noch einige Male heute duschen müssen, um herauszufinden, wann welcher Duschkopf reagiert. Meine Mitbewohnerin ist inzwischen eigentlich nur noch froh, dass überhaupt irgendwo Wasser heraus kommt.

„Aber warum kommt kein Wasser mehr aus unserer Toilettenspülung?!“, fragt sie mich gerade entgeistert. Ein neues Problem. Was nützen drei Duschköpfe, wenn … kümmere ich mich gleich drum.

Doch dass ich sie überhaupt so zügig milde stimmen konnte, lag möglicherweise an meiner Neugestaltung meines Bart-Pflegeprodukte-Regals, das inzwischen die Palette ihrer Produkte mehrfach übertroffen hat, was die schiere Masse angeht. Und das muss mann erst einmal schaffen, da Frauen ja in aller Regel über mannigfache Produkte allein für ihr Haar verfügen. Da auch ich wieder so etwas wie Haupthaar trage, stehe ich dem in nichts nach und auch ich sorge mich natürlich um Spliss. Ich kann vor Spliss nur warnen! Ich verzichte hier auf den ironischen Smiley, aber mein Bart kommt in den Genuss von mehr Shampoos als das prachtvolle Haar meiner prachtvollen Mitbewohnerin. Und so spendierten wir uns heute auch die Anschaffung eines Regals für den Innenbereich der Duschkabine, da wir da in den vergangenen vier Jahren mit einer Interims-Lösung lebten, an die wir uns irgendwie versehentlich gewöhnt hatten.

Als nächstes ist das Schlafzimmer an der Reihe, bei dem ich massivst Überzeugungsarbeit leisten musste, um einen neuen Farbton durchzusetzen. Es geht da um einen Braunton. Konservativ auf der einen Seite, aber doch sehr stilvoll, wenn als Akzent eingesetzt. Hochwertig zumal, passend zu dem weißen Mobiliar und den neuen Vorhängen, die in einem sensationellen „Prefé-Braun“ daher kommen. Aber das alles wird erst kommende Woche geschehen, bevor ich meine Mitbewohnerin dann von der Umgestaltung unserer neuen Wohnküche in Kenntnis setze: Ich plane, eine Mauer einzuziehen, da Wohnküchen kacke sind.

Obiges Beitragsbild zeigt im Übrigen „Herrn von Esteban“, einen sehr arroganten Elch in lächerlichen Socken. Schäm‘ Dich, knorriger Elch!


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