gründeEin sinnloses Beitragsbild, das mich beim Spiel mit meinem Neffen zeigt, während ich dem Fotografen die Unterseite meiner Zunge zeige. Achja, gerade fällt mir doch noch der Grund ein. Meine Nichte fragte mich, ob ich mit meiner Zunge wie sie meine Nase berühren könne. Ich kann es nicht. Doch nun zum Text:

Der Düsseldorfer Blogger „Dampfbloque“ oder möglicherweise „Dampfbloquer“, den ich unbedingt schätze, schreibt über „7 Gründe, sich schnellstmöglich von mir zu trennen“, also von ihm, nicht von mir. Wäre ja noch schöner, würden ihm sieben Anlässe dafür einfallen, sich von mir zu trennen! Vielen Frauen würde überdies vermutlich bereits einer der Gründe reichen, aber Dampfbloquer ist ein gründlicher Blogger und ebenso gründlicher Beziehungskiller. ;)

Ich lege die Lektüre seines Artikels unbedingt nahe, gebe aber hier gerne verkürzt seine sieben Gründe wieder:

  1. Er könne nicht putzen.
  2. Bartreste im Waschbecken

Korrekt, das sind nur zwei Gründe, denn Manuel hat sich für eine Fortsetzungsreihe entschieden. Dennoch nehme ich bereits seinen ersten Teil zum Anlass dafür, den Spieß umzudrehen und für mich die Werbetrommel zu rühren. Nur für den Fall, dass meine Mitbewohnerin sich bereits ohne mein Wissen nach einem Ersatz umsieht. Ersatz! Für mich! Da muss ich selber schmunzeln. Mich zu ersetzen – unmöglich.

Sieben Gründe, sich schnellstmöglich nicht von mir zu trennen – die ersten beiden.

1. Ich kann putzen

Ja, was soll ich sagen, das kann ich. Und viel schlimmer: Ich tue das mitunter nicht ungern und es hat zwanghafte Züge, die mein Sozialleben (noch) nicht bedrohen. Und sollte ich vor die Wahl zwischen Sozialleben und Sauberkeit gestellt werden: Sauberkeit siegt!

Grundsätzlich sollten wir einmal erwähnen, dass allen Klischees zum Trotz der Mann grundsätzlich das sauberere der beiden Geschlechter ist. Das überrascht immer wieder, bestätigt sich aber beim Vergleich öffentlicher Damen- mit Herren-Toiletten (oder von Herren-Toiletten, die von Damen okkupiert worden sind, was ja nicht ohne Grund häufig geschieht) oder der Betrachtung von reinen („rein“ nicht im Sinne von „sauber“) Frauen-WGs und reinen Männer-WGs. Die Männer sind stets weniger chaotisch. Ihr wollt Gleichberechtigung? Nun, dazu gehören auch ein paar Wahrheiten, die Ihr nicht gerne hören dürftet. Das ist die eine davon.

Ich kenne viele Männer, die ähnlich penibel sind wie ich, während auch sie mit Frauen zu tun haben, die mitunter ein Problem damit haben. Als ich vergangene Woche urlaubsbedingt im „Hotel Sonnenblick“ an einem unbekannten Ort Gelegenheit hatte, über Missstände in unserer Wohnung nachzudenken, habe ich sehr viele aufdecken können, die massive Putzorgien zur Folge hatten. Ob das nun die bereits erwähnten Steckdosen waren, oder unsere Deckenlampen („das große Licht“); es wurde alles gereinigt und desinfiziert, wenn nicht gar durch Neues ersetzt. Ich stehe nun vor dem großen Projekt, den Lüftungsschacht zu reinigen, der das gesamte Haus durchzieht. Waghalsig, aber in meinen Augen notwendig. Ich muss nur irgendwie da rein kommen …

Putzen ist ein Kampf gegen Windmühlen oder meinetwegen auch Sisyphus-Arbeit: Der gewischte und gebohnerte Flur bleibt solange gewischt, bis meine Mitbewohnerin, die Teile des anliegenden Parks unter ihren Schuhen trägt, die Wohnung betritt, die sie innerhalb von wenigen Minuten einmal komplett durchlaufen hat. Mit dem Park an der Sohle, der sich in jedem Zimmer ein wenig mehr von dieser löst. Mir bleibt die Frage, warum ich überhaupt putze und aufräume. Weil es ein Zwang ist. Ich kann nicht anders, es lässt mich nicht schlafen, wenn es unordentlich aussieht und nicht nach „Frosch Reiniger“ oder „Der General Bergfrühling“ duftet. Ich kann auch nicht schlafen, wenn mein Auto nicht parallel zur Bordsteinkante geparkt ist.

Die Fähigkeit des Putzens, die mir mit all ihren Raffinessen obliegt, mit all den Kniffen und Tricks, mit denen ich jeder Verunreinigung auf die Pelle rücke, ist ein Punkt, der für mich spricht. Dachte ich. Denn während ich das so schreibe, bemerke ich: Es ist ein Grund, sich von mir zu trennen.

Falsch. Denn bei aller Zwanghaftigkeit lege ich Wert auf die Feststellung, dass ich meiner Mitbewohnerin meinen Ordnungssinn in keiner Sekunde jemals aufgezwungen, ihr nicht denselben abverlangt habe. Auch werfe ich ihr ihre, sagen wir mal, leichte Unordentlichkeit, ihr Chaos, nicht vor. Wer bin ich, das zu tun? Ich habe sie so kennen- und lieben gelernt; es wäre also etwas kurios, das nun ändern zu wollen. Wenn ich Sauberkeit verlange, muss ich auch selber für diese sorgen, zumal – und das gehört zum Zwang! – ich ohnehin der Meinung bin, dass nur ich diesen Standard erreichen kann, denn jeder andere würde viel zu nachlässig putzen. Am Wochenende bekommen wir Besuch. Das bedeutet für mich: Diese Woche wird die Wohnung komplett saniert. Fände unser Besuch hier Staub in dieser Wohnung, es wäre eine Schmach, eine Niederlage für mich.

Wie wäre es nun, mit einer Mitbewohnerin die Wohnung zu teilen, die ähnlich drauf wäre wie ich? Die also wäre wie die Frau, die in der Wohnung von „Dampfbloquer“ lebt, über die er schreibt:

„Wenn sie geputzt hat, könnte man mit einer offenen Bauchwunde einige Wochen über unseren Boden rutschen und sie würde ohne den Anflug einer Entzündung verheilen. Sie ist einfach gründlicher als ich.“

Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, bei uns kann man mit einer offenen, entzündeten Bauchwunde über unseren Boden rutschen, der Heilungsprozess würde umgehend einsetzen. Manuel selber reinigt gerne universal alles mit Glasreiniger. Das ist gar nicht so blöd, auf die Idee kam ich auch schon. Ich habe auch durchaus schon viele Oberflächen dadurch beschädigt, dass ich einen Allesreiniger fürs Bad beispielsweise im Wohnzimmer einsetzte. Das Mittel meiner Wahl ist aber in hartnäckigen Fällen Nagellack-Entferner. Duftet es bei uns nach diesem, weiß der Besucher: „Ah, Seppo hat geputzt“ und denkt erst gar nicht an die Möglichkeit, dass sich da jemand ihren Nagellack entfernt haben könnte. Riecht es bei uns nicht nach scharfen Reinigungsmitteln, die Asthma-Anfälle auslösen, läuft etwas nicht richtig hier. Manuel, der von sich behauptet, nicht putzen zu können, mischt gelegentlich verschiedene Reinigungsmittel. Das ist natürlich ein Anfänger-Fehler, denn auch ich habe auf diese Weise schon giftige Chlorgase eingeatmet und es ist immer wieder ein Klassiker bei uns, wenn meine Mitbewohnerin sich darüber beklagt, dass der Filterkaffee irgendwie nach Klo-Reiniger schmecken würde. Ja, das ist eben der Preis für eine extrem saubere Kaffeemaschine. Ich sage: „Wenn Kaffee nicht nach ‚Danklorix‘ schmeckt, kann es kein sauberer Kaffee sein. Der Organismus stellt sich irgendwann darauf ein, dass er hochgiftige Reinigungsmittel verarbeiten kann.

2. Bartreste im Waschbecken

Wenn es nur das Waschbecken wäre. Auch meine Mitbewohnerin hasst diese Bartreste, die so ziemlich jeden Morgen anfallen, auch wenn ich mich im Grunde wegen Bartes kaum rasiere. Doch dann und wann werden Spitzen gestutzt oder der Schnöreck, dessen korrekte Schreibweise mir nicht bekannt ist, gekürzt. Das sieht auf dem weißen Porzellan dann immer unfassbar widerlich aus, zumal ich um jedes Haar weine, das mein Gesicht verlassen muss. Trotzdem ich morgens viel Zeit habe, gerate ich gegen Ende immer in eine gewisse Hektik, sodass ich mich aus Zeitgründen dafür entscheide, die Haare erst am Abend aus dem Waschbecken zu entfernen. Wenn dann aber bereits meine Mitbewohnerin zugegen ist, hat sie Gelegenheit, die Mischung aus Zahnpasta, Seife und Haarstoppeln zu beklagen. Doch aus gutem Grund ist sie vorsichtig: Denn sie weiß, dass ich nicht lange suchen muss, um irgendeines ihrer Langhaarpracht in der Wohnung zu finden. Ganze Büschel finde ich teilweise in der Dusche. Ich erschrecke dann immer fürchterlich, da ich ohne Sehhilfe unter der Dusche stehe und solche Haar-Knäuel oft mit Spinnen verwechsle, vor denen ich unfassbare Angst habe. Übrigens: Spinnen werden in diesem Haushalt in aller Regel umgehend getötet. Folgende Argumente lassen mich in dem Zusammenhang kalt:

  1. „Die Spinne hat mehr Angst vor dir, als du vor ihr“: Die Behauptung ist vermessen. Denn das kann ja niemand außer der Spinne und mir wissen. Soviel Angst, wie ich vor der Spinne habe, kann gar keine Spinne vor einem Menschen haben.
  2. „Die Spinne ist ein sehr nützliches Tier“: Den Nutzen einer Spinne in meiner Duschwanne erkenne ich nicht.

Auf diese Weise habe ich also schon mit Schuhen auf Haarbüschel eingedroschen. Noch seltsamer sähe es ja aus, ich würde ein Glas über den Haarbüschel stülpen und mittels eines Papiers aus dem Fenster befördern. Also, alles spricht für mein rationales Tötungsverhalten. Grundsätzlich bin ich übrigens Tierfreund; einen Hund würde ich niemals mit einem Schuh verdreschen oder wegsaugen.

Was also Haarreste angeht, nehmen meine Mitbewohnerin und ich uns beide nichts.

Manuel lasse sich seit einigen Wochen einen Bart stehen und geht davon aus, dass sich das mit den Stoppeln im Waschbecken dann erledigt habe. In Teilen ist das auch so, er darf sich dann aber darüber freuen, wie gut die Stoppeln im Gesicht oder sonstwo bei der Frau, die in seiner Wohnung lebt, ankommen!

Letztlich sollte die von Stoppeln im Bad geplagte Mitbewohnerin es doch so sehen: Wer sich rasiert, wer Konturen pflegt, der demonstriert doch, dass er sich nicht gehen lässt, dass er auf sich achtet, für seine Angebetete attraktiv bleiben will. Da sind etwaige Abfälle vom Bad im Bart bzw. umgekehrt lediglich als Kollateralschaden zu betrachten. Der Vollständigkeit halber sollte ich erwähnen, dass für die Instandhaltung unseres Badezimmers meine Mitbewohnerin zuständig ist. Nicht etwa, weil ich mir zu fein wäre, das Klo zu putzen, was ich im Übrigen auch tue, sondern weil es sich einfach mal so ergab.

Ich harre nun des zweiten Teils, der weiteren Gründe Manuels, die ihn demnächst zum Single machen, während meine Tür für die Frau, die in seiner Wohnung lebt, stets offen ist!


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