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Post vom „Verband deutscher Veganer“, (VdV). Schon als mir der hausinterne Briefbote den Schrieb überreicht, zittern seine Hände.

„Bring‘ nicht den Botschafter um.“, sagt er.

„Warum? Veganerverband?! Die haben ja lange auf sich warten lassen.“

Der Artikel „ Neues Leben als Veganer

Oh, wir brechen hier ab. Ein besseres Thema hat sich gefunden. Ich erhielt gerade die Nachricht über ein zusammengebrochenes Bett. Ob ich mit meinem derzeit sehr gefragten Akku-Schrauber aushelfen könne. Kann ich leider nicht, denn er ist derzeit verliehen, an jemanden, der nach zwei Jahren sich dazu durchringt, die Schranktüren doch noch an seinen ehemals neuen Kleiderschrank anzubringen. Das obige Thema werde ich kommende Woche fortsetzen. Ich habe Ärger bekommen für meinen erstaunlicherweise erfolgreichsten seppolog-Artikel. Diesen Ärger muss ich natürlich ausschlachten. Ich bin gerade hin- und hergerissen. Bleiben wir beim Akku-Bohrer, denn da muss ich nichts dazu erfinden.

Denn auch ich benötige ihn gerade. Er ist eine Abo-Prämie für, ich glaube, „Spiegel Geschichte“. Ich habe das Teil nicht einmal benutzt, wie es sich bei mir so mit Abo-Prämien eben verhält. Denn meist greife ich zum herkömmlichen Schraubendreher, den ich eigentlich -zieher nenne, da der einen exponierten Platz bei uns hat und somit immer greifbar ist. Ich benutze ihn schon in dritter Generation. Es gibt hier eine Schraube, die etwa alle acht Wochen zu Boden fällt. Aus dem Stuhl, auf dem ich gerade sitze. Es ist mir ein Rätsel. Denn alle Gewinde sind im top Zustand und die anderen drei Schrauben halten ja auch, was sie versprechen. Nun ist das nicht nur nervig, sie immer wieder reinzudrehen, sondern vor dem Herausfallen ist da stets der Moment, in dem der Stuhl unter mir zusammensackt, wenn das vordere rechte Stuhlbein wegen Schraubenverlustes wegrutscht. Das kündigt sich nicht einmal an. Es passiert immer dann, wenn ich mich näher an den Tisch ziehen will. Bein gibt nach, ich krache nach unten, fange mich geschickt mit dem Kinn auf der Tischplatte auf. Die verrutscht ebenfalls dabei, denn: Sie ist wie auch der Rest des Schreibtisches von „Ikea“.

Schreibtische haben eine immense Bedeutung für mich, so gesehen ist es blanker Hohn, dass ich an einem Ikea-Tisch sitze. Ich muss auf das Ableben meiner Eltern warten, bis ich den Tisch meines Vaters erbe, der noch ein gutes, schweres, handwerklisches Möbelstück darstellt. Der Tisch, nicht Papa. Den ich nie „Papa“ nenne, sondern beim Vornamen. Das wiederum hat mit einem Buch von Ephraim Kishon zu tun: „Mein Freund Jossele“. Mein Vater heißt zwar nicht Jossele, aber so ähnlich. So kam eines zum anderen und bürgerte sich ein.

Schreibtische können Status-Symbol sein. Status-Symbole brauchen Menschen, die etwas kompensieren müssen. Jeder kompensiert etwas, da machen wir uns nichts vor. Ich weiß nicht, was ich mit einem besonders großen, bulligen Schreibtisch kompensieren möchte, aber ich brauche auf einem Schreibtisch vor allem eines: Platz. Platz, um Zeitungen im „Nordischen Format“ in Gänze aufklappen, sie komplett ablegen zu können. Das haptische Moment ist mir beim Lesen ungemein wichtig. Nichts ist schlimmer als eine vom Regen in Mitleidenschaft gezogene Zeitung. Ich möchte sie fast bügeln.

Der Ikea-Tisch ist also Resultat einer Konsens-Entscheidung. Er bietet große Fläche, die nur gestört wird von einem Bildschirm, vor dem ich gerade sitze und zwei ungemein teuren Lautsprechern, aus denen erstaunlich oft Stöhnen tönt.

(Ich gratuliere mir eben für diesen kleinen Scherz.)

Nun ist diese Tischplatte nicht fest verschraubt, sondern liegt auf Schubladen- und Schrankelement auf, gehalten von Gumminoppen, die sicherlich einen Namen haben. Doch wie das mit Gumminoppen so ist: Sie nutzen sich ab. Wodurch?

Ich mache ausgesprochen viel Kraftsport derzeit. Sodass ich inzwischen körperlich völlig erschöpft bin, wenn ich bei der Arbeit erscheine. Das ist kein Witz, es ist wirklich so. Ich muss mein Pensum anpassen, aber der Erfolg gibt mir Recht. Der Sport erfolgt über externe Gewichte und eben auch das Körper- oder Eigengewicht. Was einfach ist, denn es wird immer weniger. Für eine Übung – und meine nun folgende verbale Beschreibung dieser kann ihr nicht gerecht werden – muss ich mich unter diesen Tisch legen und mit den Armen, deren Hände sich an der Tischplatte festhalten, hochziehen. Mehrfach in mehreren Sätzen, bis alles irgendwie brennt. Lange Zeit habe ich nicht geahnt, dass ich dem Tisch damit Schaden zufüge, insbesondere den Gumminoppen, die dabei immer platter wurden, bis sie schließlich zerbrachen, gar zerbröselten. Und so löste sich bei meinem letzten Satz der Übung dereinst die Platte und folgte meinem Körperzug und krachte auf mich drauf. Ich habe das gut überstanden, der Tisch einigermaßen, der Monitor des Rechners musste ausgetauscht werden, während aus den Boxen nach wie vor Stöhnen ertönt.

(Nicht schlecht, aber gewagt, der Scherz.)

Bei dieser Gelegenheit sah ich die zermalmten Gumminoppen, die zu nichts mehr zu gebrauchen waren. Ich tauschte sie durch Generika aus, die bei Weitem nicht der Ikea-Qualität entsprechen, sodass diese Tischplatte inzwischen locker aufliegt und gerne hin- und herrutscht, womit ich zu leben gelernt habe.

Mit Schreibtisch-Stühlen habe ich gemischte Erfahrungen. Früher war ich großer Freund dieser riesigen „Chefsessel“, deren Lehne sich in alle Richtungen bewegen können. Es war – im Studentenheim damals – ein Sesselersatz, da für einen zusätzlichen Sessel auf den wenigen Quadratmetern einfach kein Platz mehr vorhanden war. Also schaukelte ich im Chefsessel als angehender Akademiker, bis das Material des Billigproduktes (von „Roller“, Roll’s raus!) nachgab. Es brach das Stuhlbein aus Metall, nachdem ich durchaus schon Wochen vorher festgestellt hatte, dass es sich immer mehr nach hinten bog. Aber ich dachte, so ein Sessel, der darf gar nicht brechen.

Als ich rücklings am Boden lag, wusste ich, dass er vielleicht nicht darf, dafür aber kann.

Aus diesem Grunde entschied ich mich zuletzt für einen Ikea-Stuhl: „Börje“ für derzeit 45 Euro. In Weiß, wie auch der Tisch.

Ein zusammenbrechendes Bett – und es geschah wohl in der vergangenen Nacht – ist erheblich ungefährlicher, so es sich nicht um ein Hochbett handelt. Man sackt im Schlaf, der möglicherweise sehr unruhig gewesen sein muss, plötzlich einen halben Meter nach unten und das war’s. Man schlägt nicht mit dem Kinn irgendwo auf oder kippt nicht hinten herüber. Doch es stört den Schlaf, mutmaße ich, zumal der Betroffene nur in Schieflage weiterschlafen konnte, sodass ich sein Ansinnen nachvollziehen kann, sich von mir den besagten Akku-Schrauber zu leihen. In dem sich nicht einmal Akkus ab Werk befinden, sondern eben die anderen Batterien, die schlimmen. Nicht, dass ich noch Post vom „Deutschen Akku-Verband“ erhalte … Diese Batterien sind hoffentlich nicht leer, wenn mit ihrer Hilfe die Schranktüren angebracht worden sind werden sein und sich nun des Bettes annehmen müssen.

Es war ein jüngst verstorbener Deutscher, der den „Dübel“ erfunden hat. Eine simple Idee im Grunde, die aber noch der Neuzeit des Menschen zuzurechnen ist, was erstaunt. Denn noch vor 80 Jahren war das Anbringen von Regalen an Wänden ein Vabanque-Spiel, wie ich kürzlich zum Tode Artur Fischers in der „Süddeutschen“ las. Es ging oft einfach mal nicht.

Bei meinem Einzug hier vor vier Jahren dübelte ich ein kleines Regal an die Wand. Da liegen heute Mützen drin. Nicht sehr schwerlastig also. Das ist wichtig. Denn ich habe das Regal angebracht. Nun handelt es sich dabei um eine sehr dünne Wand, die auch mit Ziegelsteinen wenig zu tun hat. Also war es ohnehin schon gewagt, nein, mutig!, dort ein Regal anzubringen. Und ein guter Handwerker macht natürlich den Belastungstest, bevor das Regal befüllt wird. Damals noch mit DVDs. Und kaum lege ich auch nur einen Finger an das Regal an, kracht es runter, weil ich dachte, es sei schon nicht so wichtig, ob Schraube und Dübel dieselbe Größe haben. Es ist immens wichtig. Denn alles, was sich unter dem herunter krachenden Regal befindet, nimmt unweigerlich Schaden. Damals traf es meine neue Musik-Anlage, die wir uns für das Schlafzimmer angeschafft hatten, um unser Sexualleben mit Musik zu untermalen. Jetzt begleitet uns stets eine Blaskapelle.


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NURBART