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Post vom “Verband deutscher Veganer”, (VdV). Schon als mir der hausinterne Briefbote den Schrieb überreicht, zittern seine Hände.

“Bring’ nicht den Überbringer der Nachricht um.”, sagt er.

“Warum? Veganerverband?! Die haben ja lange auf sich warten lassen.”

Der Artikel “ Neues Leben als Veganer ” ist aus unerfindlichen Gründen der meistgeklickte und meistgelikte Artikel im seppolog. Ich kann nur spekulieren, warum es sich so verhält, möglicherweise, weil er die Leserschaft spaltet. Die Menschheit. Die meisten haben ihn so verstanden, wie er auch offensichtlich gemeint war: als Scherz. Grundsätzlich bin ich der Meinung, über alles scherzen zu können. Ab wann man das dann „Satire“ nennt, ist mir an sich egal und ja, „Satire darf alles“, denn das macht ihr Wesen aus. Ob man es dann im Einzelfall gut findet, ist eine andere Frage. Satire macht auf Missstände aufmerksam und da ist es eben ein Mittel, sich über den Missstand lustig zu machen. Nicht jeder versteht das. Und nicht jeder hat den Verganer-Artikel lustig gefunden. Denn dahinter steht ja der Umstand, dass da wirklich Tiere auf grausamste Weise getötet werden. Dem kann kein Fleischesser etwas entgegensetzen. Darum lohnt eine Diskussion nicht, denn das ist eben ein Totschlagargument. Aber man wird doch mal darüber scherzen dürfen. Nicht über das Morden von Tieren, sondern über über den Gegenstand, wie zwei Extrempositionen mitunter aufeinandertreffen. Damit sind auch Fleischesser gemeint. Der Verband deutscher Veganer sieht das anders:

„Sehr geehrter Herr Flotow,

von einem Verbandsmitglied wurden wir auf Ihren Artikel ‚Neues Leben als Veganer‚ hingewiesen, den Sie für eine uns unbekannte Zeitung geschrieben haben.“

Nun, abgesehen davon, dass niemand in dieser Welt meinen Nachnamen korrekt zu schreiben vermag, ist mir neu, dass ich für eine Zeitung schreibe. Zumindest jener Artikel entstand nicht für ein Presseerzeugnis und hat mit Journalismus auch nichts zu tun.

„Ich erschlage dich nicht“, sage ich zu meinem Mitarbeiter, der mir die Post gebracht hat, „zumindest nicht jetzt.“ und renne in die Redaktion, wo zehn Autoren an weiteren Artikeln über Randgruppen arbeiten.

„Hey, du da! Wie heißt du?“

„Du nennst mich immer Gummigerd.“

„Achja, Gummigerd, wer hat den Artikel über die Veganer geschrieben?“

„Das war Bleistift-Bernhard.“

Der heißt so, weil er seine Artikel stets mit Bleistift vorschreibt. Ein Autor alter Schule, der übrigens Vegetarier ist.

„Bernhard!“

Bernhard kommt angehastet.

„Es tut mir leid.“

„Ich hab‘ doch noch gar nichts gesagt.“

„Achso, aber meist tut es mir leid, wenn du mich rufst.“

„Pass auf, Bleier, es geht um den Veganer-Artikel. Ich darf dir gratulieren. Wir haben unseren ersten Hass-Kommentar und den ersten bösen Brief. Ich lese vor …“

„Dazu stellen wir fest: Veganern ist es nicht zwangsläufig eigen, Mitmenschen zu missionieren, auch beschimpfen sie nicht Zeitgenossen als ‚Mörder‘.“

Dazu stelle ich fest: Ich habe das nie behauptet.

„Bleistift-Bernhard, hol‘ den Sekt! Ruf‘ alle zusammen.“

Die Mitarbeiter der Marketing-Abteilung taumeln herein. Sie sind seit Ende Januar dauerbreit, da der erste Monat dieses Jahres die Zugriffszahlen des seppologs verdoppelt hat. Der Veganer-Artikel war das Sahnehäubchen oben drauf. Sie feiern meine Inhalte, sie feiern mich. Und lassen mich vor allem mit socialmedia-Strategien in Ruhe. „Inhalt hat gesiegt!“ haben sie mit Blut an die Wand geschrieben. Nur, mit wessen Blut?

Es sind alle versammelt, als auch der Typ dazustößt, der sich die gefloppte Geschichte um die Mond-Nazis ausgedacht hatte.

„Warum trägst du einen Verband am Hals?“

„Sie brauchten Tinte.“

„Gut. … Gut, gut. Wobei, das geht natürlich nicht. … Also, wenn dann alle da sind? … Der Verband deutscher Veganer hat uns geschrieben.“

„Als Interessenverband der in Deutschland lebenden Veganer behalten wir uns rechtliche Schritte auch ob folgender Äußerungen vor: Der veganen Ernährung werfen Sie einen sofort eintretenden Vitamin-B12-Mangel vor. Dazu stellen wir fest: Das ist nicht korrekt.“

Dazu stelle ich fest: Das habe ich nie behauptet. Und nun wird es banal bis lustig:

„Weiters …“

Sie benutzen „weiters“. Ein toller Begriff, der eigentlich eher im Schweizer Raum benutzt wird. Ich schätze ihn sehr.

„Weiters deuten Sie an, dass Veganer in ’schwachen Momenten‘ in lebende Tiere beißen. Dazu stellen wir fest, dass uns ein solcher Fall nicht bekannt ist.“

Dazu stelle ich fest, dass es mir ähnlich geht und jemand, der in ein lebendes Tier beißt, per definitionem kein Veganer sein kann. Hier beißt sich die Katze oder der Hund in den Schwanz. Oder wie man sagt.

Die Redaktion des seppologs bricht angesichts der Vorwürfe in heiteres Gelächter aus. Einer sagt:

„Endlich mal ein Lichtblick in dieser Atmosphäre der Angst!“

Leider höre ich das.

„Wer hat das gerade gesagt?! Du da? Wer bist du? Was tust du für mich?!“

„Dünnbert. Ich schreibe deine Sport-Artikel.“

„Such‘ dir ’ne Randgruppe und mache Witze über sie. Kriegen wir vielmehr Klicks!“

„Sind Veganer denn eine Randgruppe?“

„Hab‘ ich das jemals gesagt?! Ich habe Freunde, die sind Veganer. Alles so blasse Kerle. Hungerhaken.“

„Der Verband deutscher Veganer empfiehlt als Alternative zu tierischen Produkten keineswegs den Verzehr von Menschenfleisch. In diesem Punkt haben Sie eindeutig gegen geltendes Recht verstoßen.“

In diesem Punkt hat der „Verband deutscher Veganer“ möglicherweise den Verstand verloren. Was ihn aber nicht davon abhält, mich zu bitten, den Artikel von meiner Seite zu nehmen.

Ich wende mich an Marketing-Mareen, die üppige Brüste hat und darum die Stelle bekommen hat. Und weil ich eine Frau brauchte, deren Vorname mit „M“ beginnt, um meine Vorliebe für Alliterationen zu bedienen.

„Mareen, wir müssen den Veganer-Artikel unbedingt bewerben und in Foren bis zum Erbrechen posten. Wir provozieren jetzt erst so richtig! In diesen erregten Zeiten springt immer einer darauf an!“

Tiefen-Torben meldet sich Wort. Er ist zuständig für die gedankenschwangeren Artikel der Kategorie „Tiefenseppo„:

„Aber wo bleibt da der Tiefgang? Durch deinen unerträglichen Mix aus Humor, Tiefgang, Albernheiten und Fiktion ist jeden Tag immer ein Teil der Leser enttäuscht. Vergraul‘ uns nicht auch noch die Randgruppen!“

„Wer arbeitet denn hier für wen, unbekannte Frau mit den üppigen Brüsten?“

„Watt? Ich bin Torben.“

„Achso, hatte eine halbe Stunde lang nicht an diesem Artikel geschrieben und vergessen, mit wem ich gerade fiktiv rede.“

„Kein Thema, dafür hast du ja uns, um dein Gewurschtel umzuschreiben.“, mischt sich ungefragt Lektor-Lars ein.

„Ruhe. Haben wir eigentlich eine Rechtsabteilung?“

„Nein.“, sagt ein mir vollkommen unbekannter Mitarbeiter.

„Ich bin’s, deine Mitbewohnerin.“

„Ach, hallo. Wir haben gerade ’ne Klage am Hals!“

„Hab‘ dich immer gewarnt! Welche Randgruppe war’s denn?“

„Veganer. Die haben mir einen ganzen Verband auf den Hals gehetzt.“


Der „Verband deutscher Veganer“ hat nichts zu tun mit der „Veganen Gesellschaft Deutschland e.V.“ oder dem „VEBU“! Von keinem dieser beiden Verbände und auch von keinem weiteren erhielt ich irgend eine Reaktion.


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