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Blogger schätzen es sehr, interviewt zu werden, ist mir mal aufgefallen und ich selber kann das für mich nicht abstreiten. Vermutlich freuen sie sich dann, dass sie wahrgenommen werden. Und so freute ich mich vor etwa drei Wochen, als „Glucke und so“ mich wahrgenommen hatte und mich per E-Mail interviewte. E-Mail hatte den Vorteil, dass ich meine Antworten mehrfach gegenlesen konnte, bis sie meinem von mir gewünschten Image entsprachen, nachdem ich in einer ersten Variante unfassbar arrogant ‚rüberkam. Also schliff ich die Wahrheit, bis es passte.

 

HIER ZUM INTERVIEW!

 

Natürlich ist es wichtig, dass bei so einem Interview stets der Pressesprecher neben einem sitzt. Das ist bei mir Herr Krundlos.

Ich: „Wo kann ich denn unterbringen, dass ich objektiv der beste Blogger auf Erden bin?“

Herr Krundlos: „Uhh, das würde ich so direkt nicht schreiben, Seppo. Das wirkt etwas, naja, also auf den Leser könnte das eingebildet wirken. Und leicht realitätsfern.“

„Hm. Du meinst, er verträgt die Wahrheit nicht?“

„Äh. Wahrheit? Seppo, irgendwie hast du den Bezug zur Realität verloren.“

„Oh, danke!“

Das meine ich. Das war kein Kompliment.“

„Nicht?“

Vielleicht habe ich Herrn Krundlos nicht ganz grundlos an meiner Seite, wenn es um meine Außendarstellung geht. Aber ich war mir unsicher und gab meiner langjährigen Mitbewohnerin die erste Interviewfassung zum Lesen.

Mitbewohnerin: „Ist das dein Ernst?! Du machst in deinen Antworten aber auch alles schlecht! Von deiner Person abgesehen.“

Ich: „Ich schrecke halt nicht davor zurück, den Finger in die Wunden zu legen!“

„In die von dir selber gerissenen Wunden! Du brauchst einen Ghostwriter. Einen netten, normalen und vor allem: emphatischen! Menschen.“

Wir guckten uns an und wussten, wer nur das sein konnte: Unsere Nachbarin Lara. Ohne lang über Sinn und Unsinn nachzudenken, gehen wir beide zwei Etagen höher und klingeln an Laras Tür. Sie öffnet.

Lara: „Oh! Euch beiden im Doppelpack hätte ich ja nicht erwartet!“

Mitbewohnerin: „Ja, es ist eine Ausnahmesituation. Ich komme in Frieden.“

Seppo: „Zieht Euch bitte aus und streitet Euch um mich!“

Lara: „Hat er wieder den Boden der Realität verlassen?“

Mitbewohnerin: „Ja. Darum braucht er deine Hilfe. Es geht um ein paar Interviewfragen, die du aus seiner Sicht beantworten müsstest. Er selber kann das nicht ohne einen Imageschaden davonzutragen.“

Und so machte Lara sich an die Beantwortung unter anderen dieser Fragen:

  1. Wer bist du so und was machst du grundsätzlich falsch?
  2. Was sind deine besten Eigenschaften?
  3. Warum hast du es nicht in die Politik geschafft?
  4. Was verbindest du mit deinem Bart?
  5. Warum nennst du deine Mitbewohnerin „Mitbewohnerin“?

Lara gab allerdings zu Bedenken, dass das durchaus Fragen sind, die dazu einladen, sich selbst besonders gut darzustellen, aber sie wolle ihr Bestes geben, dass ich sympathisch aus der Nummer herauskomme.

Es ist Sonntag, das Interview wird am Montag erscheinen. Ich verlinke es oben und unten. So ein Tag ist ein großer für die Redaktion des seppologs, sodass wir gerade alle im Konferenzraum sitzen und uns die neuesten Zahlen zu meiner Person ansehen. Herr Krundlos:

„Seppo, du bist ein wenig wie Donald Trump, aber ohne dessen Beliebtheitswerte.“

Ich: „Das war jetzt aber eine deftige Beleidigung, oder?“

Ein Typ mit ’nem Wischmop auf dem Kopf kichert.

Ich: „Wischmop da hinten: Was gibt es da zu lachen?! Bezahle ich dich fürs Lachen, oder was?!“

Wischmop: „Streng genommen, ja. Ich bin hier, um über deine Witze zu lachen. Ich bin dein Anklatscher!“

Oh, achja, das hatte ich vergessen. Ich umgebe mich gerne mit Anklatschern. Das ist sinnvoll, wenn man mal einen richtig miesen Scherz macht. Nichts schmerzt mehr als diese Stille, die dann oft folgt. In dem Fall springt Wischmop für mich ein und lacht aus vollem Herzen.

Herr Krundlos fragt in die Runde, was es denn für mein Image bedeute, wenn mich ein – wie es hier der Fall ist – „Brigitte Mom Blog“ interviewe. Ein Mitarbeiter, den ich zum ersten Mal wahrnehme, meldet sich zu Wort:

„Nun, auf diese Weise kann Seppo beim weiblichen Publikum punkten. Bei den Müttern, die es ja nach wie vor gibt.“

Ich ergänze: „Auch ich will Mutter sein!“

Herr Krundlos: „Der Satz sollte auf keinen Fall in das Interview!“

Ich: „Soll ich dann schreiben, dass ich auf keinen Fall Mutter sein will?“

Herr Krundlos: „Du schreibst am besten gar nichts. Wichtig ist, dass die Leserinnen merken, dass du dich für die Nöte und Sorgen der modernen Mutter einsetzt, ohne sie dabei zu bevormunden.“

Ich: „Muttersein heißt auch Vatersein!“

Herr Krundlos: „Nein, eigentlich heißt Muttersein in erster Linie Muttersein.“

Ich: „Verstehe.“

Nun ist Montag und das Interview ist erschienen. Herr Krundlos präsentiert meine neuesten Image-Werte als „Powerpoint“-Präsentation. Ich höre kaum zu, werde aber hellhörig, als er sagt:

“ … geht seine Kurve steil nach unten.“

Ich: „Was?! Unten?“

„Ja, von einem niedrigen Niveau aus geht sie noch einmal steil nach unten. Du beleidigst ganze Städte in dem Interview. Du nennst auf die Frage nach deinen Lieblingsblog deinen eigenen. Und echten Antworten gehst du aus dem Weg. Der Leser schafft es nicht, wirklich hinter deine Fassade zu blicken.“

Ich verlasse beleidigt den Raum mit der Maßgabe, mich ab sofort wieder nur selber zu interviewen.

Das Interview, um das es geht, könnt Ihr übrigens hier nachlesen! Danke an Dani Wolf von „Glucke und so“!


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NURBART