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„Duell der Brüder“, der Film um „Adidas“ und „Puma“, hat bei mir bereits verloren, als ich heute morgen eine Kritik dazu in der „F.A.Z.“ las, denn sie findet ihn gut. Da wurde ich das erste Mal skeptisch. Als ich dann noch im Netz las, dass in dem Film eher das Brüder-Verhältnis im Vordergrund stehe – der Titel impliziert das ja schon -, hatte ich noch weniger Lust, mich auf RTL einzulassen, da mich eher die Historie interessieren würde, was eine Doku wohl besser leisten würde.

Wegen diverser Aktivitäten habe ich heute erst um kurz nach acht am Abend geduscht, sodass ich erst gegen 20.18 Uhr meinen TV-Dekoder hochfahren konnte, was mich eine weitere Minute gekostet hat. Und prinzipiell lehne ich es ab, um 20.19 Uhr in einen Film einzusteigen, der bereits seit vier Minuten läuft. Ich würde ja auch nie die letzten vier Minuten eines Filmes verpassen wollen, warum sollte ich es dann mit den ersten tun?!

Es ist nun 20.36 Uhr und der Film ist bei mir durchgefallen, denn sonst würde ich nicht am Rechner sitzen und dieses niederschreiben. „Niederschreiben“ ist ein großes Wort, das ich vor etwa einer Stunde aus der Feder Norbert Blüms zu den Zuständen im Flüchtlingslager Idomeni las. Zum Kotzen ist übrigens diese Einschätzung Henryk M. Broders zu Blüms Aktion. Blüm hat das auch sehr schön gekontert.

Beim Blick aus dem Fenster im Schlafzimmer beobachte ich eben, wie unser Metzger eine neue Sau durchs Dorf treibt. Es ist seltsam. Denn wenn ein Metzger mal wieder eine Sau durch das Dorf treibt, ahnt man sofort, dass es sich nicht um die bildlich gesprochene Sau handelt, sondern um eine echte, die glücklich sein muss, da sie in ihrer Region dem Schlachterbeil zum Opfer fallen wird. Inzwischen ist auch mehr oder weniger bekannt, wie des Metzgers Frau ums Leben kam. Offenbar, so tuscheln die Nachbarn hier, habe der Metzger höchstselbst etwas damit zu tun. Doch würde er dann noch frei herum laufen? Und darf er an einem Karfreitag schlachten?

„Duell der Brüder“ ist nun endgültig durchgefallen, da der Metzger-Krimi hier in der Nachbarschaft deutlich mehr zu bieten hat. Ich überlege, auf das ZDF-Werk „Ku’damm 56“ zurückzugreifen, dessen ersten Teil ich bereits gesehen habe und dessen dritter eine Kracher-Quote hatte. „Die Zeit“ widmete diesem Mehrteiler einen äußerst langen Artikel. Ich habe noch nie zuvor einen so relevanten Text über die Produktion einer TV-Serie gelesen, bei dem man zunächst denkt „Warum zur Hölle schreiben die da jetzt zwei Doppelseiten drüber?“. Während des Lesens wurde es mir klar. Weil haargenau dargelegt wurde, wie sich schon im Vorfeld einer solchen Produktion das Verhältnis zwischen Sender, Produzent und Regisseur darstellt. Und warum „Ku’damm 56“ etwas amerikanischer in seiner Produktionsweise ist als alles andere Vergleichbare des ZDFs. Teil eins war okay, ich hätte nie bemerkt, dass es nicht typisch deutsch produziert ist, und weil er mit einem vermeintlichen Mord endete, begann ich auch Teil zwei. Ohne die Messer-Attacke als Cliffhanger wäre ich wohl raus gewesen.

Der heutige Tag hatte das Potenzial, einer der seltenen Tage zu werden, an denen ich irgendwann feststelle, dass Duschen nicht mehr lohnt. Da ich aber gleich noch Menschen treffe, ist Duschen unabdingbar und außerdem fürchte ich nichts mehr als einen gammeligen Bart, der ja im Gesicht eine Art Aushängeschild ist, auf dem eben nicht stehen sollte, was man zuvor gegessen hat. Um dem Ganzen noch die Krönung zu verpassen, und weil meine Mitbewohnerin sich derzeit in Polen aufhält, nutzte ich die Chance, ein seltsames Pflegeprodukt von ihr zu testen: „Keratindose“. Ist für die Haare. Ich kann mit „Keratin“ etwas anfangen, kapiere aber dieses „dose“ nicht. Es ist nicht einmal eine Dose, sondern eher eine Flasche. Ist das ein fester Begriff, Keratindose?! Man hat das ja manchmal, dass man mit Begriffen nichts anfangen kann. Abermals heute Morgen las ich über jemanden, der aus Spaß das Mathe-Abitur zehn Jahre nach seinem Mathe-Versagen nachmacht. Er hatte es plötzlich wieder zu tun mit Funktionen und Ableitungen. Mit dem Gedöns hatte ich noch im Wirtschaftspolitik-Studium zu tun, habe es aber zu cainem Caitpunkt verstanden. Ich wusste nur formal, was ich tun muss, nämlich eine Formel ableiten. Oder eine Funktion eben. Aber der Begriff „Ableitung“ erschließt sich mir null. Was leite ich da ab?! Ich habe damals Formeln gelernt, die sich über mehr als zwei Zeilen zogen, die ich aber nicht ansatzweyse verstanden habe. Ich habe sie gelernt wie eine fremde Vokabel, nur um zu wissen, wann ich sie hinschreiben muss – in der Klausur. Es hat irgendwie funktioniert.

Keratindose also. Befindet sich in diesem Moment in meinem Barthaar. Und das ist ein Fehler. Denn es hat einen zwar angenehmen, aber intensiven Duft, der zwangsläufig in Richtung meiner Nase verdampft. Ich bekomme Kopfschmerzen davon, bin aber fest davon überzeugt, dass dieses extrem teure Produkt (das ich deshalb nur heimlich benutze), eine extrem tolle Wirkung auf mein Barthaar haben muss. Streng genommen profitieren gerade auch meine Nasenhaare davon.

Nebenbei erwähnt weiß ich nun endlich, warum Anti-Falten-Cremes nicht wirken können. Auch das las ich heute Morgen. Kosmetika dürfen in Deutschland nicht in oder unter die Haut eindringen. Denn dazu bräuchten sie eine Zulassung als Medikament. Doch um Falten bekämpfen zu können, müssten sie genau das tun, also tief in die Haut eindringen. Es ist also offensichtlicher Beschiss. Das bringt mich aber zu der Wirkweise von einer Gelenkschmerzsalbe. Ich nenne keinen Markennamen, denn ich halte sie für Betrug und manch Arzt von mir sieht es ähnlich. Mir kann doch niemand weismachen, dass die Creme, die Salbe, allen Ernstes durch die Haut bis ans Gelenk vordringt! Aber der Wirkungsgrad dieser Salben ist ja durchaus bekannt. Als Placebo habe ich sie auch schon genutzt und mitunter riechen sie ganz nett.

Trotz der wenigen Verpflichtungen, die ich in diesen Tagen habe, darf ich eines morgen nicht vergessen, sonst gibt es am Ostermontag ein bitter enttäuschtes Gesicht, das mangels Internet diese Zeilen bis dahin nicht lesen kann. Die Gesichtszüge meiner Mitbewohnerin würden entgleiten, würde ich ihr Montag mitteilen müssen, dass sie zwar Ostereier suchen könne, sie aber vermutlich keine fünde. Denn wenn ich morgen vergesse, entsprechende einzukaufen, steht die Osterstimmung auf der Kippe. Denn auch nach elf Jahren suchen wir gemeinsam Ostereier, die wir uns jeweils gegenseitig verstecken. Ich weiß jetzt schon, dass es für einen Osterhasen der Marke „Kinder“ zu spät sein dürfte. Es ist jedes Jahr, wie auch zu Nikolaus, dasselbe – ich kaufe auf dem letzten Drücker und kriege nur noch die eingedötschten Schoko-Hasen. Eine Kollegin von mir, nennen wir sie Sophie, denn so heißt sie, macht Ostern mit ihrem Mann Eier-Dötschen. Oder so. Ich hab‘ den korrekten Namen vergessen, da ich mit ihm auch wenig anfangen konnte. Aber sie hat mir erklärt, was sich dahinter verbirgt. Leider stelle ich in diesem Moment fest, dass es mir schwer fällt, die Erklärung zu rekonstruieren. Ich glaube, die beiden dötschen ihre (hart-)gekochten Ostereier aneinander und dessen Eierschale zuerst beschädigt ist oder die meisten Schäden aufweist, der muss irgendwie das Land verlassen und darf nie wiederkommen. Irgendwie sowas.

„Immer Marken. Immer günstig. Immer Netto“. „Netto“ hat offenbar einen neuen Werbeslogan. Gerade Werbung bei „Duell der Brüder“. Werbespots sehe ich inzwischen gar nicht mehr, da ich herkömmliches Fernsehen gar nicht mehr sehe.

Ha! Werbung für den „Kinder“-Schokohasen! Jetzt Werbung für Butter. Da föhnt jemand ein Stück Butter! Ah, das ist die Dings, atemlos, ich komme nicht auf den, achja, haha, Helene Fischer. Helene Fischer macht Butter-Werbung! Ich würde gerne sehen, wie sich das Pfund Butter am Stück reinschiebt, dabei mit ihren verfetteten Händen durch ihr Gesicht fährt und lustvoll „Mhhh, dick Butter“ sagt.

Keratindose ist nun vollumfänglich in meinen Bart eingezogen. Der Bart wirkt voller, von Spliss an seinen Spitzen keine Spur mehr. Außerdem überraschend leicht kämmbar! Und neue Folgen von „Alarm für Cobra 11“ gibt es offenbar auch.


NURBART