bratenMein bereits fünftes Buch, ein Kochbuch. Mehr Infos.

Gibt es eigentlich noch diese Soap-Stars, die irgendwann anfangen, in der Öffentlichkeit zu singen? Im Grunde ist das ja legitim und die Verkaufszahlen des ein oder anderen sprechen ja für ein solches Vorgehen. Und es gibt Schlimmeres.

Zum Beispiel: Blogger, die plötzlich glauben, Verlage warteten auf ein Buch von ihnen. Die also meinen, ein solches schreiben zu müssen. Unerträglich, ich kann mir den Finger gar nicht tief genug in den Hals schieben. Zumal ich mich in die Reihe dieser Blogger mit größenwahnsinnigen Ambitionen einreihe, da auch ich gerne mit meiner Selbsteinschätzung daneben liege. Aber es gibt zwei, drei wichtige Menschen in meinem Universum, die mich da schon vor geraumer Zeit zu ermutigt haben. Doch die Frage ist, wie ich die Ermutigungen einschätze. Denn bei „DSDS“ stehen mitunter Gesangskrüppel, die auf die Frage Bohlens, warum sie denn überhaupt gekommen seien, antworten: „Meine Freunde haben mich ermutigt“, worauf Bohlen nicht ganz zu Unrecht sagt: „Das können keine Freunde sein“.

Doch bei meiner exklusiven Auswahl an mir nahestehenden Menschen bin ich mir deren Verlässlichkeit und Souveränität absolut sicher, auch wenn ich niemandem traue – einzig meine Mitbewohnerin ist da die Ausnahme -, sodass ich auf ihr Urteilsvermögen dann doch zumindest einiges gebe. Außerdem, Sabrina, gefiele das Werk ausschließlich Dir, wäre es mir das schon wert …

Bei einem Buch ginge es mir ja nicht darum, damit Geld zu verdienen, denn so naiv bin ich nicht – vermutlich ist man nachher ärmer als vorher. Mir ginge es eher darum, etwas zu schreiben, das deutlich mehr Umfang als diese seppolog-Artikel mit ihren 1.000 bis 1.500 Wörtern hätte, das verworrener in seiner Handlung wäre und eben – fiktiv. Denn hier im Blog kommen die fiktiven Nummern nicht an, obwohl mir gerade die soviel Spaß machen. Die Metzger-Nummer, eine zurecht abgedroschene Idee, ist eine von drei potenziellen Handlungen für das Buch, das ich im Hintergrund möglicherweise schon in Angriff genommen habe.

Mal angenommen, ich wäre in Kontakt zu einem, sagen wir mal, Lektor, der hier Hannibal genannt würde, würde der mich vielleicht vor eine Frage gestellt haben:

„Sebastian, sicher, dass es nicht eher Kurzgeschichten bei Ihnen werden sollten?“

Menschen, die das „Hamburger Sie“ benutzen, sind mir schon von Vornherein sympathisch. Ich habe mal unter einem CvD gearbeitet, der uns ebenfalls vornamentlich siezte. Wir, die ihm Untergebenen, hingegen siezten ihn samt Nachnamen. Seltsame Asymmetrie, die wir im Gros aber extrem toll fanden. War ein guter Mann. Ironisch, trocken, fair. Toll. Schade. Nicht mehr da. Also nicht tot oder so. Zumindest nichts in dieser Richtung gehört.

Jener Lektor hat also die Frage gestellt. Kishon, mit dem ich mich – das betone ich hier aus- und nachdrücklich – auf gar keinen Fall vergleichen im Sinne von Gleichsetzen möchte, will und würde (denn das wäre wirklich nach Behandlung schreiender Größenwahn) – hat im Wesentlichen kurze Texte geschriegen, aber auch den ein oder anderen Roman. Und ich finde seine Romane eher nicht so gut (kenne aber nicht jeden seiner). Das kann mit der längeren Form des Textes an sich zu tun haben oder mit der Substanz, die vielleicht für eine Kurzgeschichte genügt, nicht aber für 500 Seiten (Darunter würde ich es nicht machen, übrigens. Romane mir 200 Seiten kann ich unmöglich ernst nehmen.). Diese Gefahr sehe ich bei mir, dass ich plötzlich 500 Seiten darüber schrübe, wie ich mir gestern versehentlich mit dem falschen Aufsatz den Bart gestutzt habe, der nun erheblich kürzer ist, was mich rund fünf Jahre jünger erscheinen lässt. Ich könnte da durchaus 500 Seiten drüber schreiben, allein 200 Seiten dazu, wie ich den falschen Barttrimmer-Aufsatz erwische, und das auch noch laut vor mich her denkend:

„Hmm, zwölf Millimeter. Ist ja der richtige. So, den stecke ich nun drauf. Könnte ich mal wieder saubermachen, den Haarschneider.“

Ich rede viel mit mir. Ich lese gerade auch laut mit. Wenn ich mich, wie gerade, vertippe, drücke ich die Rücktaste bis zum Vertipper, korrigiere, schreibe neu und lese auch das laut mit.

„Rück, rück, rück, rück …“

Solche Passagen beispielsweise, wo ich so gnadenlos abdrifte, weil auch ich natürlich weiß, dass ich nichts zu sagen habe, müsste ich mir im Buch verkneifen. Aber schon im Prolog ist mir genau der Lapsus unterlaufen. Das fand ich selber sehr lustig, nicht aber der vermeintliche Lektor, den ich ja vielleicht schon kontaktiert habe.

„Sebastian, Sie schweifen bereits im Prolog ab. Da verlieren Sie den Leser. Da haben Sie auch mich verloren. Ich lese nur weiter, weil ich dafür bezahlt werde.“

Achso. Schwiierig. In dem Fall schlage ich vor, dass nicht meine künftigen Leser für das Buch bezahle, sondern ich bezahle für das Lesen. Dann kann ich schreiben, was ich will.

Ich habe bei einem Entwurf auch darüber nachgedacht, direkt am Anfang des Buches das Ende zu verraten. Halte es für möglich, dass das bislang niemand vor mir getan hat. Vielleicht in der Bibel? „Achtung Spoiler!, der Zimmermann stirbt bald, kommt aber wieder.“

Grundsätzlich hasse ich eine Form der Kritik: „Die Idee ist nicht neu!“ Stoße ich auf diese Kritik, denke ich „Fotzenschwein“, sage aber natürlich laut etwas anderes. Beispielsweise:

„Es gab bereits soviele Abermilliarden Menschen auf dieser Welt, da ist die Wahrscheinlichkeit einer originär neuen Idee relativ gering. Möglich, aber gering.“

Darum wiederholen sich Dinge, und wenn ich über einen mordenden Metzger schreiben will, dann tue ich das. Denn mein Metzger würde ja, um sich abzugrenzen, äh, sagen wir mal sich im Rollstuhl befinden, aus Ostdeutschland kommen und transschwulesbisch sein. Aha, damit wäre der Titel meines Buches geboren:

Der transschwulesbische Metzger im Rollstuhl aus Ostdeutschland

Und bevor sich jetzt jemand (künstlich) aufregt: Da steckt keine Wertung drin, die man mir unterstellen könnte. Ich sag’s nur. Denn ich finde Metzger im Rollstuhl nicht schlimm, auch dann nicht, wenn sie aus befreundeten Nachbarstaaten kommen und transschwulesbisch sind, was ich im Übrigen gar nicht kenne.

Ich würde direkt in den Klappentext reinschreiben lassen, denn den schreibt nie der Autor selber, wie mir Hannibal sagte, dass wider Erwarten nicht der Metzger der Mörder ist, sondern Bäcker Bärstrauch. Damit wäre jede Spannung, ja sogar jede Erwartung von Spannung, im Keime erstickt, was aber eben zu einem entspannten Lesen führen würde, was ja auch mal ganz schön sein kann.

Das Schreiben eines Buches oder eben eines sehr langen Textes geht mir leicht von der Hand, weil ich es gerne tue. Problematisch wird es, wenn man auf Seite 110 wissen muss, wie der Onkel von dem Jungen hieß, der auf Seite 56 seine Schwester erdrosselt hat. Also macht man sich Pläne, hängt sie irgendwo an die Wand, wo dann draufsteht:

Onkel vom Drosseljunior: Onkel Toffel, 67 Jahre, Enningerloh

Und das ist die eigentliche, die nervige Arbeit, zumal Onkel Toffel sich auf Seite 223 als Stasi-Spitzel entpuppt, der nicht mitbekommen hat, dass die Stasi ihre besten Zeiten hinter sich hat. Es ist verworren und mögliche Widersprüche werden eben als gewollt abgetan.

Ich halte mich auf dem Laufenden.


Vielleicht ist dieses schon der Prolog des neuen Werkes aus meiner Feder:

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