gehirn

Jetzt ist es passiert. Ich wusste von Beginn an, es wird kommen. Es kommt deutlich später als erwartet. Und ich greife zur Notlösung: Mir bleibt nur noch, darüber zu schreiben, dass es passiert ist.

Ich habe gestern sooft „Nepal“ hintereinander gesagt, dass ich irgendwann Nepal, Neapel und Napalm nicht mehr auseinander halten konnte.

Man kann Lebensmittel passieren und es kann passieren.

Völlige Leere in meinem Kopf. Schreib‘ ich über meinen einsamen Kampf gegen die Stadt Düsseldorf, die in ihrer Parkplatz-Politik völlig versagt hat und ich gerade mein zweites Knöllchen im dritten Vergehen kassiert habe? 25 Euro, weil ich neben dem verbotenen zwölfstündigen Halten auch noch einen Schulweg blockiert habe? Zwei weitere Knöllchen in diesem Monat und die Park-Garage würde sich rentieren. Eine Kollegin von mir, die ich wirklich sehr schätze, viele nennen sie „Emy“, riet mir, vor der Parkplatzsuche ein Stoßgebet Richtung Universum zu schicken. Ich habe das viermal getan. Es funktionierte dreimal, sodass ich beim vierten Mal völlig davon überzeugt war, dass es von nun an immer klappen würde. Seitdem klappt es gar nicht mehr. Ich bin trotz aller Rationalität gerne bereit, mich auf Irrationales einzulassen und werde dennoch enttäuscht.

„Sebastian, es muss was kommen, sonst ziehen wir uns zurück!“, höre ich meinen Sponsor drohen, der sich aber noch gar nicht gemeldet hat. Es ist aber die blanke Angst vor ihm, die mich seine Stimme hören lässt.

Mir ist aufgefallen, dass wenn Pärchen sich treffen, es immer die Frauen sind, die in der Runde schlecht über ihren Mann/Freund reden. Zwar auf eine leicht neckende Art, aber ich habe noch nie erlebt, dass Männer das tun. Ich sprach das am Wochenende einmal direkt an und erntete nicht einmal Widerspruch. Vor einigen Wochen erlebte ich das derart krass, dass der betroffene Mann sich zurecht beleidigt zurückzog. Genussvoll werden da teilweise – ich kann ja nicht verallgemeinern – die Macken des Mannes in die Öffentlichkeit gezogen. Und der Mann wehrt sich nicht. Aus Anstand. Er wüsste schon das ein oder andere zu sagen, aber er bleibt auch in der Defensive Gentleman.

Bei meiner Mitbewohnerin beobachte ich dieses Phänomen übrigens nicht. Wieder etwas, das sie so sehr vom Klischee abgrenzt, was sie so wunderbar macht. Dennoch überlegten wir uns Theorien, woran das liegen könnte. Meine war die, dass die Frau – nicht alle, wir beruhigen uns – sich noch immer gegen die Rolle des vermeintlich schwächeren Geschlechtes wehrt und der Mann öffentlich zum Idioten gemacht wird. Das ist ihre Art zu zeigen, wer die Hosen anhat. Es ist ja auch medial en vogue, den Mann ein wenig als Trottel darzustellen. Mich selber stört das nicht unbedingt, es ist ja zu leicht durchschaubar, und ich selber kokettiere gerne bis zu einem gewissen Punkt mit der Rolle des Tolpatsch. Es ist mein Recht, das mit mir selber zu tun, anderen dabei aber Grenzen aufzuzeigen, wenn es um meine Person geht.

Und auch zu jener Frage kamen wir am Wochenende. Wer von euch hat die Hosen an? Hier erlebt man auch so gut wie nie, dass der Mann ruft: „Ich!“ Denn selbst wenn es so wäre, er würde es nicht rausposaunen. Sicherlich, irgendwo wird es Männer geben, die das tun, aber in meinem Milieu ist das nicht der Fall. Ich täte es auch nicht. Aber ich habe sie auch nur zum Teil an, das ist bei uns sehr ausgeglichen, was uns natürlich nie jemand glaubt. Vor allem Frauen glauben das nie. Was viel über sie verrät. Woran machen sie das fest? Am Klischee, dass nicht sein kann, was nicht sein darf?

Ich habe zu Beginn unseres Verhältnis‘ früh klar gemacht, dass ich mir ungern in Dinge reinreden lasse. Und sie auch. Das scheint ein gutes Fundament für erfolgreiche Jahre zu sein, wenn man weiß: Der andere macht’s ja, beziehungsweise unterlässt ja eh.

Entscheidungen werden bei uns auch von dem getroffen, der sich gerade berufen fühlt. Wenn ich meine, wir brauchen zwingend einen Zwei-Meter-Smart-Fernseher, dann bezahle ich ihn eben selber. Umgekehrt rede ich ihr nicht in ihre nicht nachvollziehbare Gestaltung des völlig überladenen Arbeitszimmers rein, in dem nicht gearbeitet wird.

Aber darüber schreiben? Zu langweilig, gibt nichts her. Ich hatte schon einmal so eine Phase. Diese Phasen kommen und gehen. Krampfhaftes Nachdenken bringt da nichts, denn Ideen kommen aus dem Nichts. Bisher jedenfalls. Zur Zeit bleibt das aber auch aus. Also wage ich einen Blick in meinen Kopf.

Und bin erschrocken über die Leere. Wann hat man die besten Ideen? Wenn man unbelastet von den Problemen des Lebens ist? Oder gerade dann? Wenn die Sonne scheint, wie es derzeit der Fall ist oder wenn es grau und regnerisch ist? Gibt es einen Vorrat an Ideen, der möglicherweise wie der Sperma-Vorrat im Rückenmark irgendwann aufgebraucht ist? Ist das bei mir mit 36 oder 37 Jahren bereits der Fall? Ist nach 302 Artikeln im seppolog vielleicht alles gesagt? Fange ich einfach von vorne an, in der Hoffnung, dass es niemand merkt?

Derzeit verändert sich mein Leben, gerade das private, enorm. Ich weiß noch nicht, ob mir die Richtung gefällt, sie kommt auf jeden Fall mit Begleiterscheinungen wie Schmerzen daher. Der Witz ist, das gäbe doch einiges an Stoff her, aber es ist dann selbst mir zu privat. Daraus ergibt sich aber die Idee, einen zweiten, anonymen Blog zu starten, in dem ich so richtig vom Leder ziehen und auf die Kacke hauen könnte.

Was läuft biochemisch anders im Hirn in Zeiten der Ideen-Flaute? Fehlt es an einem Hormon? Wenn ja, an welchem? Könnte ich es mir irgendwie zuführen? Hülfen Drogen? Könnte ich auf LSD schreiben? Kürzlich fragte mich eine Leserin, ob ich generell auf Drogen schreibe, anders könne sie sich vieles nicht erklären. Mit Stolz kann ich sagen, dass ich immer klaren Kopfes schreibe, nur zwei-, dreimal war Wein im Spiel. Das waren überaus erfolgreiche Artikel. Nur kann ich jetzt unmöglich Wein trinken.

Nepal, Nepal, Nepal, Nepal, Nepal.

 

Also, blicke ich weiter in meinen Kopf. Ich stoße sofort auf ein Thema, das mich beschäftigt, vielleicht sogar blockiert. Es ist leider etwas, auf das ich cainen Einfluss habe, mich also daran gewöhnen muss, um dann abzustumpfen, bis es mir egal ist. Das funktioniert. Was mich gestern noch massiv belastet hat, belastet mich heute nur noch halb so stark und spielt nächste Woche vielleicht keine Rolle mehr. Und dann kommt der nächste Geistesblitz, der bei mir zu Nervosität im Sinne von Aufgedrehtheit und Schweißausbrüchen führt. Und zu dieser Erkenntnis: „Es geht ja doch noch!“

Eine Schreibblockade ist das Gegenteil vom Schreibzwang, der Hypergraphie. Schade, dass bei mir immer beides gleichzeitig auftritt. Das führt zu einem inneren K(r)ampf. Oft kommt mir während des Schreibens eines Textes eine Idee für einen viel besseren Text in den Kopf. Dann wird der erste schnell zuende geschrieben, um dann den eigentlich besseren zu schreiben. Bleibt heute auch aus. Also gedulden wir uns noch ein wenig und genießen das Wetter.


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