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Hoerbar_haare

Mit der Plattitüde, dass man die Dinge erst dann zu schätzen weiß, wenn sie in eine, sagen wir mal, prekäre Lage geraten, will ich erst gar nicht anfangen. Allerdings ist es möglicherweise gar keine Plattitüde, sondern einfach mal wahrhaftig.

Bunki, jüngst bekannt geworden hier im seppolog als der „Große B.“ mäht heute mit seinem neuen Rasenmäher seinen Rasen, wenn ihm der Feiertag egal ist. Gestern hatte es jedoch geregnet, da ging es nicht. Ihn habe ich wie die meisten anderen Kollegen 2008 kennengelernt und er war betont unfreundlich zu mir. Aber das war ja der „alte“ Bunki, die Neuauflage ist das Gegenteil. Gerne begrüßen wir uns mit „Na, du Fotze!“, was ich vermissen würde. Wie auch das Hochschieben seiner Brille mittels Mittelfinger, um mir zu signalisieren: „Fick‘ dich.“ Das klingt nun nicht freundlich, aber das ist es. Ich muss aufpassen, was ich hier schreibe, denn seine Mutter liest mit. Frau Bunkowitz, machen Sie sich keine Gedanken. Das ist unsere Form von Normalität im Sender. Ich schätze Bunki und denke gerne zurück an unsere gemeinsamen abendlichen Autofahrten, wenn ich gerne einen „Schlenker“ fuhr, um ihn fahrgemeinschaftlich mitzunehmen. Außerdem ist Bunki der einzige Kollege, der gerne „das heitere NRW-Quiz“ in der Sendung mitspielt.

Vermutlich weiß das Team nicht mehr, was Normalität ist und lebt in seiner ganz eigenen, die ich aber nicht missen möchte. Natascha beschreibt den Laden hier als „Kuriositätenkabinett“, was es wohl trifft. Normal ist dort niemand. Und das macht es aus. Jede Persönlichkeit ist eine ganz eigene und man möchte meinen, sie krachen aufeinander, aber genau das geschieht nie. Also nicht oft.

Wenn er telefoniert, kann jeder im Umkreis von 50 Metern mithören: Butzi ist irgendwie die gute Seele des Senders und sicherlich einer der Engagiertesten, der sich schon mehr als eine Nacht schneidend um die Ohren geschlagen hat (Ich bin gespannt auf den neuen Opener!). Mit ihm kaufte ich kürzlich noch einen Grill für 30 Euro im „Obi“, wo er mir mit der Grill-Abteilung sehr vertraut schien, was er nur toppte, als er mir danach die Fleischtheke des „Rewe“ zeigte. Ich glaube, es gibt niemanden, der sich so gut in der Düsseldorfer Welt der Supermärkte auskennt. Ob das nun der Edeka „Zurheide“ ist, oder der Edeka „Paschmann“, er weiß immer, wo die Saucen stehen.

Auch abgelaufene Saucen haben wir bei unseren Grill-Abenden im weitläufigen Garten des Senders schon gegessen, weil wir ausreichend Alkohol hatten, um eventuellen Schimmelpilzen den Garaus zu machen. Butzi ist auch unser unangefochtener Grillmeister. Selbst ein professioneller Feuerwerker verblasste, sähe er ihn umgeben in einer Wolke von Qualm und Funken mit der Grillzange in der einen und den Luft-Kompressor in der anderen Hand, sich an der Holzkohle abarbeitend. Dieser Mann geht für uns im wörtlichen Sinne durch das Feuer.

Christopher. Seit acht Jahren arbeite ich mit niemandem enger zusammen als mit dem Mann, der mir unaufhörlich versucht hat beizubringen, wie man mit einer Kamera auch die langweiligsten Motive – wie im Landtag NRW – in Szene setzt. Er konnte dabei sehr hart sein, ich habe ihn teilweise dafür gehasst. Worüber wir heute scherzen. Überhaupt, wenn man seinen Namen fallen lässt, erntet man nur ausgesprochen positive Reaktionen. Der Mann ist stets die Ruhe selbst, auch wenn ich weiß, dass es in seinem Inneren auch anders aussehen kann. Besonnenheit beschreibt ihn gut, Fairness aber noch besser. Hilfsbereitschaft sowieso. Selbstlosigkeit. Dieser Mann vereint so viele positive Superlative auf sich, dass ich ihn teilweise bewundere. Natürlich verbietet es sich hier, etwas Schlechtes über ihn zu schreiben, aber bei ihm fiele mir auch nichts ein. Gut, seine teilweise ellenlangen Moderationsreferate, beispielsweise über die EU-Lampenverordnung, die mir zu durchbrechen nur durch dumme Kommentare möglich sind. Achja, und die Tatsache, dass dieser extrem belesene Mensch so unfassbar viel weiß. Treibt mich mitunter zur Weißglut!

Im Laufe der Jahre bin ich gerade mit ihm durch sehr miese Zeiten gegangen. Kollegen nehmen uns gerne als Einheit wahr, womit wir haderten, was ich aber nun nicht missen möchte. Sollten wir irgendwann, in ferner Zukunft einmal, in die Verlegenheit kommen, den Job wechseln zu müssen, so werden wir uns stets im Doppelpack bewerben. Wie soll ich mal ohne diesen Mann arbeiten?!

EmyMit der Frau kann man definitiv Spaß haben. Auch, wenn man gerade gar nicht will. Interessanterweise hält sie sich selber für eine Tussi. Ich bin davon überzeugt, dass das nicht ansatzweise der Fall ist. Aber sie hat ihren eigenen Kopf, der sich nicht um Konventionen schert, sie verbiegt gerne die Gesetze des Fernsehens, was dem Fernsehen an sich mal sehr gut tun würde. Sie kann rebellisch sein, eine Rampensau vor dem Herrn, aber auch die ernsten Töne anklingen lassen, was gute Gespräche zur Folge hat.

Die ersten Jahre hatte ich mit ihr wenig bis gar nichts zu tun und ich betrachte es als großes Glück, dass sich das vor etwa drei Jahren geändert hat. Was für ein lustiger Mensch, der aber auch die weniger heiteren Seiten des mitunter bekackten Lebens kennt, über die ich mich mit ihr immer wieder gerne austausche. Und sie macht auch keinen Hehl daraus, wenn sie mal einen etwas ungünstigen BH trägt. Sie verfügt über diese Selbstironie, die ich bei Menschen unbedingt schätze. Und mir ihr kann man sich hervorragend Sorgen machen! Und im selben Atemzug auch darüber lachen.

Natascha hätte in meinem Leben nicht nur einen eigenen Artikel verdient, sondern gleich einen ganzen Blog. Sie stieß vor etwas mehr als zwei Jahren zu uns und hat große Teile ihres Hausstandes gleich mitgebracht. Ein herrenloser Koffer bei uns im Studio ist nicht etwa der Versuch eines Terroranschlages auf die Pressefreiheit, sondern ein von ihr ersteigerter, in dem sie hin und wieder ihre Besitztümer sammelt. Neben diversen Versicherungsunterlagen fliegen teilweise auch ihre Steuererklärungen im Studio ‚rum oder einfach nur angebrochene Joghurts. Die Joghurt-Geschichte! Ein Höhepunkt der Senderhistorie nach einem etwas ausgeuferten Grill-Abend.

„Sophie, da müsste noch ein Joghurt von mir stehen.“

„Ja, aber wer hat ins Waschbecken geascht?!“

Wo vorher Lethargie herrscht, herrscht nachher so etwas wie eine positive Hektik, wenn sie dazu stößt. Und dass sie aussieht wie Herr von Bödefeld, darf ich sagen, denn sie hat mich nicht ganz zu Unrecht mit Humpty-Dumpty in einen optischen Zusammenhang gebracht.

Wir haben viele „Takes“ miteinander moderiert. Teilweise habe ich mich angsterfüllt zu ihr ins Set begeben, da sie mir gerne noch während des „Bumpers“ mitteilte, dass sie eigentlich noch gar nicht genau wisse, was nun Inhalt der nächsten Sendeminuten sein würde. Zur Flucht war es dann für mich oft zu spät: Ich saß mit drin im Boot, was aber was zu Sternstunden des nordrhein-westfälischen Fernsehens geführt hatte.

Natascha steht wohl für kreatives Chaos und eine gewisse Lautstärke. Ich selber bin kein Freund von einem hohen Pegel, wenn es nicht gerade um Alkohol geht, aber ich habe das große Glück, auch bei ihr eine andere Seite zu kennen, die in der Tat liebenswert ist.

Peter. Ich habe es ihm schon einmal gesagt, aber er hielt es für Ironie, während ich ihn für den besten Moderator von uns halte. Was ich an ihm aber auf einer persönlichen Ebene – und wir haben weißgott keine gemeinsame ;) – sehr schätze, ist sein Humor. Unerreicht. Seine langjährige enge Kollegin Sabrina sieht es ebenso. Peter ist schwerst sportaffin (in diesen Stunden endet eine große Sport-Ära in seinem Leben) und stellte einmal mit vollem Recht fest:

„Seppo, hätten wir uns zu Schulzeiten gekannt, wir wären keine Freunde geworden.“

Das stimmt absolut. Denn ich war ein Vollversager, was Sport und Wettbewerbe angeht, er hingegen wohl das Gegenteil, das aus wirklich allem einen Wettstreit macht, und damit mein Albtraum. Diese Typen habe ich früher in der Schule verachtet. Und sie mich.

Aber es ist das gleiche humoristische Niveau, das den Umgang erträglich macht. Und meine zweifelhafte Kritikfähigkeit, die er jüngst an einem Abend in der Altstadt schwer auf die Probe gestellt hat. Er war hart in seiner Kritik und ich schwerst beleidigt. Aber wie das so ist, wenn man sich doch im Grunde gut versteht: Am nächsten Tag haben wir herzhaft darüber lachen können. Und ich bin sicher, er mag Jost Klampf ja doch. Und wenn nicht, veröffentliche ich unsere „Whatsapp“-Sprachnachrichten, mit denen wir uns regelmäßig bombardieren.

Peter hat einen Traum. Einen Nachmittag mit mir trinkend vor dem Waschsalon in der Hüttenstraße zu verbringen. Bald haben wir möglicherweise die Zeit dafür.

Sabrina war so gerne Teil des Teams, dass sie Ende 2013 das Land verlassen hat. Wer will es ihr verübeln. Peter und sie waren definitiv ein moderierendes Traumpaar. Beruflich freilich nur. Ich erinnere mich an den Abschied der beiden in einem „Irish Pub“, bevor Sabrina in die USA auswanderte. Die Tatsache, dass diese beiden Menschen, die solange miteinander eine Sendung moderiert haben, an jenem Abend auseinander gingen, trieb mir die Tränen in die Augen, das nahm mich mit. Abschiede sind eine ganz miese Nummer.

Sabrina nahm viele Kartons mit in die USA, nur nicht ihre Inline-Skates, die möglicherweise noch immer irgendwo im Studio liegen, wenn nicht in Nataschas Koffer. Über diese Kartons habe ich – viel zu spät – Sabrina erst richtig kennengelernt, denn da ich über einen Lieferwagen verfüge, brachte ich mit ihr einige Tage lang die Umzugskartons zur Post. Und was soll ich sagen, Sabrina?: die Hasenfamilie, die wir fast gemeinsam überfahren hätten, die Frau in Hattingen, die mit dem Omnibus Hattingen gefunden hat, unsere Packstation-Abenteuer und so weiter, da ist so vieles, was einfach mal lustig war. Sollte ich hier die Rattengeschichte aus Deiner Küche auspacken? Sie erzählte mir damals eine Story, bei der ich lachend auf meinem Schreibtisch lag, nach Luft schnappend und fürchtend, nie wieder so heftig lachen zu dürfen. Es bleibt ein Höhepunkt in meinem Leben. Leider war es uns nicht vergönnt, mehr miteinander zu moderieren. Aber vermutlich wären unsere Erlebnisse auch nicht publikumstauglich. Niemand würde sich für Deine weiße Porzellan-Eule interessieren. Ich hingegen schon.

Noch kürzlich sagten Kollegen, dass Du fehltst. Einer davon war natürlich ich.

Pomm, pomm, pomm. U-, u-, urinier’n! Simon ist unser Mann auf dem Ohr. Simon ist einer der wenigen, der Tag für Tag unsere Sendung sieht. Er muss sie sehen. Wir entschuldigen uns regelmäßig bei ihm, aber als Ablaufregisseur ist es sein Job. Beispielsweise zählt er uns ‚runter, kurz bevor wir „on air“ gehen. Ich wünschte, er würde mich auch im Privatleben ‚runterzählen.

„Und achtuuung, in fünf, vier, drei – u- u- urinier’n! – zweieinsdu.“

Sein Schicksal ist, dass seine Stimmung entscheidend für die der Sendung ist. Wir sagen ihm vermutlich zu selten, dass er eine sehr wichtige Rolle spielt, denn er ist derjenige, der uns nicht nur befeuert, sondern auch mitunter bremsen muss, wenn wir uns vollkommen verlieren oder unseren Verstand. Gute Sendungen – und die haben wir! – sind zu einem großen Teil auch sein Verdienst (was natürlich für das gesamte Team gilt). Und er spart auch nicht mit Lob, wenn es etwas zu loben gibt, er ist somit unser Motivator. Mir hat das ohne Scheiß oft geholfen.

Ich persönlich schätze an Simon seinen Humor und das damit verbundene herzhafte Lachen, das der Mann drauf hat. Außerdem hat er einen exzellenten Geschmack, was Hemden angeht.

Sophie hatte mal einen Stock im Arsch. Soweit ich weiß, nur im übertragenen Sinne. Den hat sie sich vor einigen Jahren gezogen, und seitdem überrascht sie uns immer wieder. Und zwar auf eine Art, die ich hier leider nicht wiedergeben kann. Einen Eindruck vermittelt vielleicht dieses:

In sofern überrascht Sophie immer wieder, was ich in unseren leider wenigen gemeinsamen „Takes“, also Sendeminuten, sehr schätze. Außerdem rüstet sie mich derzeit mit Sportgeräten aus, mit denen man sich irgendwie die Kniescheiben rausschlagen kann. Sie liegen noch im Auto, Sophie, also nicht die Kniescheiben, sondern diese Bänder. Mir fehlt an diesem Wochenende aus gegebenem Anlass der Elan, mir die Knie zu ruinieren.

Ein Team wie dieses ist mit absoluter Sicherheit unerreicht. Mit so ziemlich jedem habe ich auch privat zu tun, bei nicht wenigen würde ich von einer Freundschaft sprechen, die den Betrieb mit großer Wahrscheinlichkeit überdauern wird. Mir persönlich ist ein solches Betriebsklima wichtiger als irgendwelche Fragen der Lohnhöhe, denn nie komme ich „morgens“ mit Groll in den Sender. Keine Fresse, die ich eigentlich gar nicht sehen mag, sondern alles Gesichter, die ich sehr schätze, was auch für die hier nicht Genannten gilt. Das sind alles keine Mitarbeiter, das sind Mitmenschen.