1jahrbeitrag

320 Artikel. Gelesen von mehr als 182.000 Lesern, von denen immerhin 4.799 zu Abonnenten geworden sind, 7.990 Kommentare hinterlassen und 22.734 Mal auf „Gefällt mir“ geklickt haben. Für die erste Zahl danke ich mir, für die anderen danke ich Euch!

Das seppolog wurde am gestrigen zweiten Mai ein Jahr alt. Heute vor einem Jahr erschien der erste reguläre Artikel, damals noch erstaunlich kurz gehalten.

Das sind alles nur Zahlen, an die ich heute vor einem Jahr nicht ansatzweise gedacht, geschweige denn geglaubt habe, als ich mich in meinem ersten Artikel anders als bei den folgenden 319 auf das Wesentliche beschränkt hatte:

erster

Schon früh wird offenbar, dass es inhaltlich keine große Leitlinie gibt, was zum einen große Freiheit bedeutet, zum anderen aber die Themenfindung mitunter sehr schwierig gestaltet, da das seppolog sich auf nichts spezialisiert hat. Anfangs stand das Thema Laufen schwer im Vordergrund, später kam der Bart hinzu. Ein thematisches Sammelsurium, das regelmäßig Teile der Leserschaft verfehlt hat, neue hingegen erschloss.

Doch jeder fühlt sich wohl angesprochen, wenn es um die alltäglichen Beziehungsfragen geht, die jedoch irgendwann einmal – sehr zur Erleichterung meiner Mitbewohnerin – abgearbeitet waren. Und dass Lara, Sexgöttin und Nachbarin, die meisten Klicks generiert, war für mich übrigens die größte Überraschung – und für sie erst Recht. Zumal als sie es herausfand, dass sie hier Thema im seppolog ist. Denn Lara ist keine fiktive Person und neben Pavel, meinem ehemaligen Nachbarn und besten Kumpel, die einzige, über die ich regelmäßig offen schreibe. Denn das verbietet sich mir, hier über Mitmenschen zu schreiben, die aus meiner Sicht gar nicht gut dabei wegkommen können. Meist vereine ich deren miesen Eigenschaften auf eine andere, dann fiktive Figur und lasse mich an ihr aus. Bislang hat sich noch niemand wieder erkannt …

logo

So sah das erste Logo aus.

Der Name „seppolog“ – eine Mischung aus „Seppo“ und „Monolog“ – ist meiner Mitbewohnerin zu verdanken, wenn ich mich korrekt erinnere, der sich durchgesetzt hat gegen:

  • seppoismus
  • seppomanie
  • seppoist
  • seppisfaktion
  • seppoversum

Mich dünkt, da ist ein roter Faden unverkennbar, der schnell deutlich machte, wohin die Reise gehen würde: zu mir. Vielleicht auch teilweise in mich.

Und tatsächlich: Wer das große Vergnügen hat, mich persönlich zu kennen, der erkennt die Parallelen zwischen meinem jeweiligen seelischen Zustand und dem Geschriebenen. Unverkennbar sind die jüngsten Artikel einer eher nachdenklichen Phase entsprungen, da es eben Phasen im Leben gibt, in denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Das spiegelt sich dann unweigerlich hier wider, sodass ich gar nicht abstreiten kann, dass Schreiben auch etwas mit einer Selbsttherapie zu tun hat, ohne die Dinge nun dramatisieren zu wollen. Dennoch bewege ich mich stets diesseits der Grenze zum Intim-Privaten, selektiere sehr sorgfältig, was ich nach außen kehre und was dann lieber doch für mich behalte. Somit ist das seppolog kein vollständiges Abbild meiner Persönlichkeit, sondern nur ein Teil derer.

Die meiner unbescheidenen Meinung nach Vielfältigkeit der Themen, die sich doch alle sehr einfältig um mich drehen, findet ihren Nachklang auch in der Topzehn der meistgelesenen Artikel:

Nein, stimmt gar nicht, wenn ich das jetzt so sehe. Es sind doch die eher humorigen, die es nach ganz oben schaffen, aber immerhin ist auch mein ganz persönlicher Favorit – „Der zähe Tod“ – in der Liste. Ansonsten dominieren die Beziehungsfragen.

Die Frage nach den Klickzahlen interessiert mich durchaus. Die Einstellung „Ich schreibe nur für mich“ ist mir fremd, ich sage eher „Ich schreibe zunächst für mich, dann aber für andere“. Ich habe es allerdings früh aufgegeben, kalkuliert zu schreiben, also auf mögliche Klicks hin schielend. Denn das funktioniert nicht. Ganze Meisterwerke habe ich vollendet, die in Eurer Kritik (zurecht) durchfielen, wohingegen ich Müll verfasst habe, der sich plötzlich unerwartet großer Beliebtheit erfreut hat. Es ist also auch nach 320 Beiträgen nach wie vor jedes Mal aufs Neue spannend zu sehen, wie ein Text Anklang findet. Ich kann es nur sehr grob vorhersehen und liege oft in beide Richtungen falsch.

Doch nichts schreckte mich mehr ab, als wirklich klick- und google-optimiert zu schreiben, wie ich hier deutlich mache. Mir geht es primär um die Texte, um das Schreiben, das – ich schrieb es schon einmal – mit dem Akt des Komponierens zu vergleichen ist, auch wenn ich gnadenlos unmusikalisch bin. Aber das Hantieren mit Worten und vor allem Wörtern schätze ich sehr und bilde mir ein, dass es mir liegt, ohne mich mit wirklich Großen wie Grantobert Tolthoff vergleichen zu wollen, anmaßend bin ich da keineswegs. Ich weiß sehr genau, was ich kann und was eben nicht.

Ich kann mich zu meinem Ärger nicht mehr richtig erinnern, wie es überhaupt dazu kam, einen Blog zu starten. Zwar betrieb ich schon vor rund zehn Jahren einen Blog („planetNEX“), doch war der keineswegs Vorbild des seppologs, zumal die Öffentlichkeit von dem gar nicht Notiz nahm. Geschrieben allerdings habe ich schon immer, ganze Hefte und Bücher habe ich handschriftlich gefüllt, seit ich etwa zwölf bin. Da ich einen schweren Hang zur Melancholie habe, sehe ich mich außer Stande, in diese überhaupt noch einmal hineinzusehen. Das Schreiben ließ ich zum Unmut manch Arbeitskollegen auch im Fernsehen aus, da es mir eigentlich vollkommen lungo war, wie es bei der breiten Zuschauerschaft ankommt. Ich verfehle mit großer Befriedigung die Masse. Nichts lehne ich mehr ab als Massengeschmack. Die Nische muss das Ziel sein. Masse kann jeder Idiot.

Nicht anders verhält es sich mit meinen kreativen Anfängen am „Kassettenrekorder“, mit dem ich meine unsagbar steile Fernsehkarriere vorbereitet hatte. Erstmals und exklusiv im seppolog veröffentliche ich eine mir nicht peinliche Audio-Aufnahme aus dem Jahr 1990, die zeigt, dass frühes Üben nicht immer zu Erfolg führt, aber auch, dass mir schon als Zehnjähriger klar war, wo die Reise hingehen soll.

Auch eine akademische Karriere behielt ich mir offenbar früh vor.

Und so wurde auch – trotz meiner reichlich vorhandenen Lego-Steine – früh deutlich, dass ich wohl keine Berufung anstreben würde, die etwas mit handwerklichen Fähigkeiten zu tun haben würde, es würde wohl eher in eine kreative Richtung sich bewegen, was sich dann ja auch bewahrheitet hat, auch wenn manch einer das möglicherweise anders sieht.

Und das bringt mich zu der Frage nach „Ideen“. Leider braucht es für das seppolog pro Jahr rund 320 Ideen. Nun verhält es sich mit Ideen leider so, dass sie nicht zu erzwingen sind. Das versetzt uns zwar in eine komfortable Lage, denn es bedarf keines angestrengten Nachdenkens, denn sie kommen einfach so, die Ideen, bringt uns aber dann in Schwulitäten, kommen sie doch nicht einfach so. Und dann lässt man sich eben wider besseres Wissen auf ein Nachdenken ein; meine Erfahrung ist aber die, dass die besten Ideen aus dem Nichts kommen, während man mit ganz anderen Dingen beschäftigt ist. Viele gute kamen mir bislang aus unerfindlichen Gründen unter der Dusche oder beim Sport.

Wenn ich erahne, es handelt sich um eine grandiose Idee, die die Menschheit vor einen Scheideweg stellt oder zumindest den ein oder anderen Leser des seppologs erheitern könnte, hat die Umsetzung dieser Idee unbedingte Priorität, was nicht nur mich selber oft stört, sondern auch meine Mitbewohnerin, die in diesen Momenten an Priorität schwer einbüßt. Ein Opfer, das sie aber gerne bringt, denn sie weiß, wie unzufrieden ich werde, kann ich meine Ideen nicht umgehend in Schrift umsetzen.

Bei besonders guten Ideen werde ich leider auch hypernervös, kriege einen Tattrigen, drehe voll auf und breche leider auch in Schweiß aus. In solchen Momenten kann mir das Niederschreiben gar nicht schnell genug gehen, oft verfluche ich sogar den unumgänglichen Umstand, dass der technische Vorgang der Niederschrift überhaupt notwendig ist. Der Klick auf „Publizieren“ kann mir gar nicht schnell genug gehen, sodass ein erstes Korrekturlesen erst nach dem Publizieren erfolgt. Wer beispielsweise diesen Text unmittelbar nach Veröffentlichung liest, liest im Grunde erst einmal eine Alpha-Version, oft schreibe ich Minuten später noch um.


Da es noch soviel zu sagen gibt, widme ich mich in einem zweiten Teil des Geburtstagsartikels  zwei Ideen, die mich besonders beflügelt haben!