Hoerbar_haare

Da ich mit der Parkplatzsuche in Düsseldorf durch unerwartete Ereignisse, die wir doch alle erwartet hatten, kein Problem mehr habe, brauche ich auch keinen Tiefgaragenplatz mehr. Ich finde nun immer einen Parkplatz. Doch leider habe ich die Rechnung ohne die Tauben gemacht, die mir wie jedes Frühjahr auch jetzt wieder ordentlich das Auto vollkacken. Ich mache den Tieren keinen Vorwurf daraus, denn anders als wir können sie ihren nicht vorhandenen Schließmuskel nicht kontrollieren. Es fällt ihnen einfach so heraus; Zusammenkneifen ist Vögeln nicht möglich.

Jedes Jahr höre ich dann die Warnungen, dass der Kot sich in den Lack fresse. Das mag er wohl tun, aber meiner Erfahrung nach dauert das ein paar Wochen. Genau so lang dauert es nämlich, bis ich mich endlich einmal in eine Auto-Waschanlage bewege.

Nämlich immer dann, wenn ich meine Heimat, Münster, besuche, da die Autobahn-Abfahrt dort direkt auf dem Gelände von „Mr. Wash“ mündet, wo ich stets das Angebot „Das Beste für Ihr Auto“ wähle: 28 Euro für eine komplette Außen- und vor allem Innenreinigung!

Die Innenreinigung gestaltet sich so, dass sich etwa vier Menschen des Autos annehmen, das man vorher unbedingt ausräumen sollte, denn sonst tun sie es. Ich bin nun wahrlich nicht in der Position, hier jemandem Diebstahl zu unterstellen, aber nach meinen ersten Reinigungen fehlte immer irgend etwas, gottseidank aber nur Wertloses. Beispielsweise fahre ich seit, ich weiß nicht, zwei Jahren eine tote Fliege in einem Reagenzglas mit mir herum. Das ist eine Tradition geworden. Die Fliege heißt Horst und wurde von einer Kollegin getötet. Übrigens hier nachzusehen:

Mehr davon auf www.seppo.tv! Krass, wie ich hier Eigenwerbung unterbringe. Der Leser möge mir das nachsehen, denn auch ich muss nun sehen, wo ich bleibe.

Seppo_tv_Kappie

Horst konnte ich jedoch jedes Mal retten. Aber meinen Straßenatlas! Gut, ich habe ihn wegen Navis nie genutzt, aber es gab mir stets ein gutes Gefühl, dass er da war. Oder mein Presse-Parkausweis-Schild! Weg! Nach einer Innenraumreinigung. Aber ich möchte niemanden verdächtigen. Er war ohnehin abgelaufen, der Ausweis.

Ein Wort zur Außenreinigung. Ich bin nach wie vor kindlich begeistert, wenn ich durch die Waschanlage fahre. Inzwischen projizieren sie Schriftzüge auf die Windschutzscheibe, wie obiges Video eindrucksvoll zeigt. „Aktiv Schaum“! Das ist toll! Denn sonst wüsste man ja nicht, dass man gerade mit aktivem Schaum einshampooniert wird. Nicht so toll ist, dass es beim letzten Mal meine Dachzierleiste erwischt hat. Sie wurde offenbar von wütenden Bürsten vom Autodach gefegt. Leider habe ich das viel zu spät bemerkt. Der Ersatz kostete 20 Euro.

Dieses Mal habe ich es bemerkt. Als ich bei der Innenraumreinigung dem Auto entstieg, stellte ich irgendwie resigniert fest, dass die Verkleidung meines Außenspiegels verschwunden war. Der Blinker hing irgendwie erbärmlich und hilflos neben dem nackten Spiegel herunter.

„Äh, mein Außenspiegel ist irgendwie weg. Wohl in Ihrer Waschanlage“, informierte ich einen Mr. Wash-Handlanger, dessen Blick mir sagte, dass er mir jeden Moment unterstellen würde, dass der Außenspiegel schon vorher weg war. Nebenbei beobachtete ich, wie ein Autofahrer draußen vor dem Fenster sein Auto fotografierte. Offenbar hat auch sein Wagen Schäden bei der Wäsche davon getragen und dokumentiert diese bereits. Und auch ich überlege, das Handy herauszuholen, um den nur noch teilweise vorhandenen Spiegel zu fotografieren.

„Oh, ich sag‘ der Chefin Bescheid, sie guckt in der Trocknungsanlage mal nach, da wird er liegen“, beruhigte man mich allerdings. Die kennen das vermutlich.

Da ich stimmungsmäßig derzeit einem Auf und Ab erliege, war der abbe Außenspiegel das I-Tüpfelchen auf meiner eher schlechten Laune, mir aber irgendwie auch egal. Dann kauf‘ ich eben einen neuen, dachte ich.

Weil ich nun mit dem Außenspiegel beschäftigt war, vergaß ich das Ausräumen des Autos. Derjenige Angestellte, der gerade meinen Kofferraum aussaugen wollte, pöbelte mich regelrecht an:

„Was soll ich mit dem Scheiß hier drin jetzt machen?!“, fragte er angesichts meiner Reisetasche und des anderen Krams, der da so drin lag.

„Ach, Verzeihung. Ich war gedanklich noch beim Außenspiegel. Ich räum’s eben aus.“

Ein angenehmer Service während der Innenraumreinigung ist der kostenlose Kaffee. Auf den falle ich jedes Mal herein, denn der ist dort stets so heiß, dass er erst dann trinkbar ist, wenn das Auto bereits fertig gereinigt ist. Ich stelle ihn dann meist unauffällig irgendwo ab und fahre los. Bin ich der einzige, der dieses Problem dort hat?!

Dieses Mal stand ich überaus nervös neben dem Fließband, auf dem inzwischen die Scheiben meines Toyotas von innen gereinigt wurden. Ich stand dort mit dem viel zu heißen Kaffee, während meine Blicke nach der Chefin suchten, die hoffentlich irgendwann mit meinem Außenspiegel vorbei kommt. Und siehe da, Mrs. Wash kam und hatte meine Verkleidung dabei. Fachfrauisch baute sie sie kommentarlos wieder dran. Ich selber wäre vermutlich zu doof dazu gewesen. Ich sage dann immer, ich bin Kopfarbeiter. Meine Hände brauche ich nur zum Wichsen. Oh, okay, das war jetzt sehr ordinär, aber ich lasse es mal stehen. Ich tippe ja auch mit den Händen, so ist es ja nicht. Diese Texte lesen auch die Eltern meiner Mitbewohnerin, ich bin da manchmal etwas beschämt und hoffe auf Verständnis. Ich kann auch vulgär!

Mein Auto war zuletzt eine Müllhalde. Voller Kartons und dem üblichen Dreck, den man immer so mit reinträgt. Und ich bin – manchmal leider – ein penibel sauberer Mensch mit Zwang zum Hanghaften. Zuletzt chauffierte ich eine Kollegin in meinem zugemüllten Auto nach Hause, die sich darüber freute, dass es auch bei mir mal dreckig zugehen kann. So tief war ich also gesunken, dass ich meinen Ruf aufs Spiel gesetzt hatte.

Nun jedoch glänzt mein Auto wieder innen wie außen, auch wenn es in diesen Minuten vermutlich wieder vollgeschissen wird, aber so ist das eben, Putzen ist ein Kampf gegen Windmühlen.


Zum ersten Teil!