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Hoerbar_haare
seppolog_HÖRBAR auch als Podcast bei iTunes und Soundcloud!

So, das ist jetzt mal eine Überschrift, die mich bei Google nach ganz vorne bringen dürfte. Umso gebannter blicke ich direkt nach Veröffentlichung dieses Artikels auf die Statistiken des seppologs.

Ich befinde mich in Woche drei meiner Strohwitwer-Zeit und – ich lebe noch. Meine Mitbewohnerin schwimmt im asiatischen Raum mit den Delfinen am Strand einer von Touristen noch nicht überschwemmten Insel mit dem komplizierten Namen Jnulton, den ich beim besten Willen nicht auszusprechen vermag, was mich im seppolog-Podcast vor ein Problem stellt. Inzwischen versorgt sie mich mit Fotografien ihres Aufenthalts, die mir zeigen, dass sie ohne mich auf einem anderen Erdteil besser dran ist. Entscheidend ist, dass ihr selber das nicht bewusst wird, sodass sie vermutlich wiederkommt. Doch bis dahin geht noch viel Zeit ins Land, Cait für mich, mein Leben neu zu ordnen, bevor die Lebensmittekrise auf mich zurollt, von der man ja immer wieder liest. Ich behaupte jedoch, dafür nicht empfänglich zu sein, denn bedrohlicher als eine Krise in der Mitte des Lebens scheint mir die Krise zum Ende des Lebens zu sein. Wo sich eine Neuordnung dessen auch gar nicht mehr lohnt.

Ich habe kürzlich festgestellt, dass ich zahlender Kunde beim Streaming-Dienst „Maxdome“ bin. Ich nehme mal an, dass ich das Kündigen eines Probemonats vergessen habe, nachdem ich nach dem Kauf eines Smart-Fernsehers praktisch jeden Dienst erprobt hatte. Maxdome ist der schlechteste, was ich daran festmache, dass ich ihn nie benutzt habe. Und Maxdome hat das bemerkt, der Dienst hat sich jüngst neu aufgestellt, er wird nun redaktionell begleitet.

Die Kündigung funktionierte relativ unkompliziert am Telefon, wo man mich noch zu ködern versuchte, indem ich statt acht Euro monatlich nur zwei Euro 66 zahlen müsste. Ein Spottpreis, aus dem auch eine gewisse unternehmerische Verzweiflung spricht, was mich erst recht abgeschreckt hat.

Deutlich teurer als ein Maxdome-Abo ist das der „Spektrum der Wissenschaft“. Auch das war mal – vor einem Jahr! – ein Probeabo. Einige Ausgaben las ich durchaus, habe aber festgestellt, dass ich oft dabei einschlief. Nicht etwa, weil das Magazin langweilig geschrieben wäre, sondern eher, weil es meinen geringen Verstand auf eine nicht zumutbare Weise forderte. Für den Falle einer telefonischen Kündigung hatte ich mir den Scherz auf die Frage meines Kündigungsgrundes zurechtgelegt, dass ich eher der „P.M.“-Leser wäre. Ich fürchte nur, man hätte es mir abgenommen.

„Hiermit kündige ich zum nächstmöglichen Zeitpunkt mein Abo der … leider habe ich meine Kundennummer nicht zur Hand.“

Habe ich heute mehrfach geschrieben, teilweise postalisch. Denn das „Titanic“-Magazin, das angeblich „endgültige“, verbanne ich nun ebenfalls aus meinem Briefkasten und die wollen eine postalische Kündigung. Weil es sich eben um ein Satire-Magazin handelt, schrieb ich wahnsinnig lustig dazu, dass ich mich selber inzwischen witziger finde als die Titanic. Das kann zum einen bedeuten, dass ich wirklich unfassbar witzig bin oder aber, dass die Titanic es nicht (mehr) ist. Letztlich ist entscheidend, dass ich mehr Spaß mit mir selber habe als mit dem Blatt, dessen größter Fehler wohl die Einstellung von „Stulli, dem Pausenbrot“ war. Wer „Bernd, das Brot“ lustig findet, kennt eben „Stulli“, das Original, nicht. Ach, Stulli, die Welt ist so trüb ohne Dich.

Der Titanic bei mir wurde zum Verhängnis, dass ich mir vor Jahren ein Tablet anschuf. War bis zu dem Zeitpunkt immer die Titanic die optimale Toiletten-Lektüre der Wahl, ist es nun mein Tablet.

Wenn man sich erst einmal ins Kündigen eingegroovt hat, steigert man sich in eine regelrechte Kündigungswut hinein. Kurz hatte ich überlegt, Job und Wohnung zu kündigen, weil ich so im Fluss war, doch dann fiel mir ein, dass ich dann arbeits- und wohnungslos gewesen wäre, und die Einsparungen durch die wegfallende Miete durch die Kosten der Job-Kündigung aufgefressen worden wären. Sofort zerriss ich die beiden bereits ausgedruckten Kündigungen.

Weiteres Opfer dieser Kündigungswelle, die keine Gewerkschaft der Welt aufzuhalten vermochte, war die „Süddeutsche Zeitung am Wochenende“. Die kommt – leider zusammen mit der mir aufgezwungenen Freitagsausgabe – immer samstags (wobei die Freitagsausgabe natürlich freitags kam). Doch gelesen hatte ich sie immer sonntags, weil samstags ich die „Zeit“ lese. Und so realisierte ich am vergangenen Sonntag, dass ich anstatt einer Samstagszeitung am Sonntag doch direkt eine Sonntagszeitung am Sonntag lesen könnte. Somit bahnt sich hier bereits das nächste Probeabo an und als Axel Springer-Hasser bleibt mir nur eine Möglichkeit.

Ich bin so’n Alt-68er. So’n unverbesserlicher. Außerdem lese ich den „Spiegel“, das passte also nicht zusammen.

Ebenfalls vakant ist die Verlängerung meiner Bezugsdauer von „Spiegel Geschichte“. Der entsprechende Fernsehsender ist übrigens grandios, gibt es jedoch nur in irgend einem „Sky“-Paket. Sky wurde völlig zurecht Opfer meiner vergangenen Kündigungswelle vor zwei Jahren. Mich dünkt, Harald Schmidt hat damals auch aufgehört.

Geschrieben allerdings ist „Spiegel Geschichte“ ein zähes Stück Brot. In der jüngsten Ausgabe geht es allerdings um „Das Reich der Deutschen“. Ich weiß gerade nicht, welches der vielen Deutschen Reiche gemeint ist, ich glaube das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, was sich mit der vorigen Ausgabe über Byzanz sehr gut ergänzt. Obwohl, das wiederum war „Geo Epoche“, deren frühen Ausgaben bereits Sammlerwert haben, sollte ich sie mal versetzen wollen.

Vor vielen Jahren schrieb ich einmal im seppolog, dass ich mir nie Namen merken kann. Ob in Romanen, Filmen oder Serien. Das bezieht sich leider auch auf Geschichte. Hitler, Hitler … hm, ja, da klingelt was … Nein, aber Otto, der Große. Lese ich drüber und habe bereits einen Tag später vergessen, wo sich der große Otto einreiht. Ludwig XIV. war irgendwie ein Sonnenkönig. Ich ordne ihn Frankreich zu, alles andere habe ich vergessen, obwohl viel über ihn gelesen.

Ich hab’s dann doch mehr mit der jüngeren Geschichte. Weimarer Republik – hochspannend, weil wieder aktuell. DDR-Geschichte. Sensationell! Eine Diktatur nach der Diktatur! Wie blöd kann Mensch sein?

Von dieser jüngsten Kündigungswelle profitieren wird letztlich unser Keller. Denn ich schmeiße Zeitungen, von der Tageszeitung abgesehen, nicht weg. Sie werden archiviert und gerade bei Umzügen immer wieder ein Problem. Ich habe alle Spiegel-Jahrgänge seit 1998, falls man mal was nachschlagen will, was man nie tut, und diese mit Paketband geschnürten Jahrgänge wollen auch geschleppt werden. Aber meine Mitbewohnerin hat ja starke Oberarme.

Denn sie wird auch ihre Bettseite wieder freiräumen müssen, die derzeit von Gazetten belagert wird, was für mich ungemein praktisch ist, nur dann komisch wird, rolle ich nachts im Halbschlaf auf der Suche nach meiner nicht vorhandenen Mitbewohnerin zu ihr rüber. Räkele mich dann leicht erotisch auf einer Seite der „Zeit“, die ausgerechnet mit Frauke Petry bedruckt ist. Letztens rollte ich über Sigmar Gabriel. Was im Vergleich zu Petry auf jeden Fall die vorzuziehende Option ist. Ich würde ganz im Ernst seinem Körper lieber nahe kommen als Petrys.

Seppo ist schwuhuuuul!

So, ich gehe mal Fenster putzen. Einmal im Jahr tue ich das. Mit großer Sorge, dabei aus der Wohnung zu stürzen.


Sollte das geschehen, wird die Nachlass-Funktion meiner Facebook-Seite interessant.