zwiesprache

Hoerbar_haare
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Ich schreibe heute nichts.

Warum nicht?

Weil die Leser meinen, eher EM gucken zu müssen als das seppolog zu lesen.

Und das wundert dich?!

Ja. Ich glaube, dass ARD und ZDF in diesem Jahr sogar weniger für die Übertragungsrechte hingeblättert haben, weil aufgrund des seppologs keine ganz so hohe Zuseherquote zu erwarten war.

Du hast deinen Verstand verloren, schon einmal in Erwägung gezogen?

Ja. Das kannst du mir glauben. Aber oft ist Verstand zweitrangig. Wenn der Bauch vorrangig ist.

Du sprichst in Rätseln.

Ich weiß. Was soll ich jetzt auch groß preisgeben? Heute spielt Deutschland, was den ganzen Tag deutlich weniger Abrufe bedeutet. Es lohnt nicht, hier Geheimnisse zu lüften. Sie würden Geheimnisse bleiben!

Willst du mir sagen, du schreibst mehr für Abrufe als für dich?

Wenn hinter jedem Abruf ein Mensch steckt, dann: ja. Klar tue ich das. Manch einer ist erheitert, manch einer wird nachdenklich, andere geben ihren Senf dazu. So läuft Kommunikation.

Du und Kommunikation?!

Was soll das denn heißen? Ich kommuniziere gerne.

Du pflegst das Image des Menschenhassers.

Was eine sehr oberflächliche Beobachtung ist. Ich kokettiere lediglich. Kaffee?

Einen Kapsel-Kaffee?

Ja. Lungo?

Lungo.

Gut, denn ich nehme einen großen.

Soll ich ihn jetzt machen? Ich bin Gast!

Nur auf diese Weise bekommst du einen Kaffee.

Wenn man dich kennt, nicht nur oberflächlich, dann kann man herauslesen, dass du durchaus für dich schreibst. Jeder Artikel ist voll von Anspielungen auf dein Leben.

Ja, aber teilweise auch für Freunde und Bekannte nicht dechiffrierbar. Vieles erscheint völlig sinnlos, dabei steckt dahinter sehr viel Substanzielles.

Da heute niemand liest, nenne doch mal ein Beispiel.

Ein konkretes? Das würde langweilen. Ich lade hier aber durchaus mal Hass und Wut ab. Ohne, dass es jemand direkt abbekommt. Und ich bin es dann los. Ich halte das für sehr gesund und weiß schon gar nicht mehr, wie ich das früher gemacht habe. Aber auch das Gegenteil geschieht. Wenn Gutes passiert, lasse ich mich hier darüber aus.

Ein Mitbewerber hat über Bandenwerbung nachgedacht. Bei der EM.

Habe alle Banden aufgekauft und verschrotten lassen. Entweder ich werbe oder niemand.

Ich habe übrigens den Eindruck, dass du derzeit übersexualisiert bist.

Was?!

Ich sehe es.

Alter, geht’s noch?! Gib mir das Kissen.

Der Rhein führt ein wenig Hochwasser. Wollte heute am Rhein entlang laufen, ich habe viele Wege nicht mehr wiedergefunden.

Was tut Läufer dann?

Er schwimmt. Und ich saß lange am Rhein. Es war ein Moment zum Innehalten. Ich habe viele derer zur Zeit. Vor einigen Wochen saß ich schwerst deprimiert an einem Park und guckte Gänsen zu, wie zu so rumgansten. Für einen Moment wollte ich Gans oder Schwan sein. Ich sehe mich eher als Gans, nicht als Schwan. Zumal hier vor einigen Monaten Schwan „Klaus“ der Hals umgedreht wurde. Die Düsseldorfer, wenn es denn ein Düsseldorfer war, bringen ihre Schwäne um!

Du lässt nie eine Gelegenheit aus, gegen Düsseldorf zu schießen, oder?

Ich habe mir schon oft auf die Zunge gebissen. Aber, Alter, die bringen ihre Schwäne um!

Doch nur Klaus.

Heute Klaus, morgen seine Nachkommen.

Was riecht hier so?

Das dürften meine Laufsocken sein. Entschuldige. Beim Laufen heute begleitete mich die ganze Zeit so ein übler Geruch. Am Ende, als ich unter meinen Schuh sah, wusste ich, warum. Ich lief die ganze Zeit Nase rümpfend durch Düsseldorf. So etwas machen sonst nur …

Düsseldorfer?

Exakt.

Du hast eben „Alter“ gesagt. Du sagst, fiel mir eh mal auf, derzeit oft „Alter“ und „krass“. Das passt nicht zu dir.

Ich bin ein anderer Mensch geworden. Teile zumindest. Lust auf ein Rätsel?

Ja, okay.

Also, was haben der Rüssel eines Wassersprudlers (Beitragsbild), ein Ladekabel und mein Penis gemeinsam?

Was?! Das meinte ich mit übersexualisiert!

Es ist ein ganz sachliches Rätsel.

Löse auf.

Nein, die wenigen Leser, die gerade nicht EM gucken, sollen mitraten.

Ist das jetzt so ein Gewinnspiel, das Blogger gerne veranstalten, um an Leser zu kommen?

WordPress bat mich, darauf zu verzichten wegen der begrenzten Serverkapazitäten. Es gibt also nichts zu gewinnen, ausgenommen die Ehre, hier Erwähnung zu finden.

Das ist dann schon eine Ehre?

Ich selber erwähne mich ja hier permanent, weil ich es als Ehre empfinde!

Das meinen die Leute mit „narzisstisch“ und „selbstverliebt“!

Ja, mir ist klar, was sie meinen. Ich wusste es vor ihnen!

Wie ist das so, selbstverliebt sein?

Ach, nichts gegen die Liebe, die sich auf andere Menschen bezieht. Selbstliebe ist überschätzt, aber möglicherweise nicht unwichtig. Blendet dich die Sonne?

Die dir aus dem Arsch scheint? Ja, ist ein bisschen penetrant.

Dann ziehe ich mal ’ne Hose an.

Weißt du, warum es so viele Endzeit-Geschichten gibt?

Weil sie gut ankommen? Weil sie des Menschen Ängste widerspiegeln?

Äh, ja. Das sind überraschend gute Antworten. Ich schreibe derzeit eine lange Geschichte, in der ich mich verheddert habe. Und mein Gedanke war, einen Atomkrieg in die Geschichte einzubauen, um alles auf null zu setzen und die Handlung mit neuen Akteuren neu zu beginnen.

Interessiert mich eigentlich nicht. Aber sag‘ mal, du saßt heute am Rhein?

Ja.

Was denkt man dann so?

Vielleicht nichts, vielleicht sehr viel. Schritt eins ist auf jeden Fall, einen guten Platz am Wasser zu finden. Und zwar nicht mit dem Rücken zum Wasser, sondern du musst es schon sehen. Und hören, das Wasser. Wichtig: Einsamkeit um dich herum. Also Rheinkniebrücke ist ein schlechter Ort. Du musst Wasser und Geräusche in dich aufnehmen. Aber nicht trinken. Der Rhein ist zwar relativ sauber, aber nicht trinkbar.

Du verhedderst dich wirklich immer.

Und dann musst du nur so dasitzen, Schritt zwei, und alles auf dich wirken lassen. Mit etwas Glück kommt mal ein Hund vorbei, der es gut mit dir meint und guckt ein bisschen mit aufs Wasser. Ich saß heute auf einer Mauer, da die Wege, wie gesagt, überschwemmt waren. Und saß da so und dachte, ist doch eigentlich alles super.

Nur, dass niemand deinen Blog liest.

Ach, das ist okay. Nimmt den Druck. Kann ich auch mal was völlig Sinnleeres schreiben.

Zum Beispiel?

Ein Interview mit mir selbst.

Ein Zwiegespräch?

Ja, obwohl derzeit große Einigkeit mit mir herrscht.


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