schicksal


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Es klingelt immer an der Tür. In Fernsehserien beginnen ganze Handlungsstränge damit, dass irgend jemand an der Tür klingelt. Die zwei sich bereits im Raum Befindlichen fragen dann im Chor:

„Erwartest du jemanden?“

Meist wird niemand erwartet und es steht der verlorene Sohn vor der Tür, der tot geglaubt war und meist ein schreckliches Familiengeheimnis mit ins Grab genommen hat. Kaum wird dann die Tür geöffnet, kommt der auch direkt zur Sache:

„Sie werden es erfahren. Sie alle werden es erfahren!“

Panik in den Augen des Türöffners, Großaufnahme seines Gesichtes, Serie zuende. Cliffhanger.

Die mittelfristige Handlung ist an sich klar, dem petzenden, totgeglaubten Sohn wird mehrfach der Tod nahegelegt und der antwortet nur kühl:

„Aber ich bin doch schon tot.“

Hämisches Grinsen. Nach nur einem Spot geht es weiter.


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Im seppolog ist es genauso. Mir fiel das nach einem Jahr etwa auf, dieses Muster. Geschichten beginnen damit, dass irgendwer vor meiner Tür steht. Und das hat mit der Realität nicht viel zu tun. Zwar steht gelegentlich jemand davor, doch bedeutet das noch lange nicht, dass ich Eintritt gewähre. Denn meist trage ich so gut wie nichts an Kleidung an meinem gestählten Körper. Das ist so ein Satz, den hätte ich mir früher verkniffen. Doch hier schreibt Seppo 2.0, der über den Dingen steht, dem vieles einfach mal lungo ist. Es ist ja nicht so, dass ich der Nacktkultur frönte, sondern … ich hätte mir den Satz doch besser überlegen sollen. Und einfach schreiben sollen: Wer hier klingelt, kann das gerne tun, doch ohne Voranmeldung wird es schwiiiiierig. Zumal ungefähr dreimal am Tag ohnehin nur der Postbote klingelt, der vermutlich lieber auf eine nackte Mitbewohnerin träfe als auf nackten Seppo. Und wer will es ihm verübeln?! Ich muss mich sammeln. Es ist mir nicht möglich, fernab aktueller Ereignisse hier unbefangen zu schreiben. Es verhält sich eben doch so, dass ich nie abseits meines Privatlebens hier schreiben kann. Und ich trage immer eine Hose. Allein aus Sicherheitsgründen, ich würde sonst permanent stolpern.

„Nein, er ist nicht so lang, die Beine sind nur so kurz. Optische Täuschung.“

Zurück zum eigentlichen mitsamt einer Entschuldigung für diese Entgleisung … Frauke Petry war bereits vor meiner Tür und bat um Einlass. Nach wir vor steht sie in der Besenkammer und ärgert sich über die aktuellen Flüchtlingszahlen. Sie seien ihr nicht hoch genug und nun müsse sie sich andere Sündenböcke suchen. Sie sollte sich mal in ihrer „Partei“ umsehen.

Ein anderes Mal stand Gott vor der Tür. Das war allerdings eine Überraschung, denn ich rechne mit jedem, nicht aber mit Gott. Auf der anderen Seite: Wenn jemand von Gott besucht wird, dann ja wohl …

ich.

Heute Morgen, als ich wieder einmal nach einer seeeeehr langen Nacht und wenig Schlaf das Licht am Beginn des Tages erblickte, klingelte es an der Tür. Und ich fragte mich:

„Erwarte ich jemanden?“

Und im völligen Widerspruch zu den oben beschriebenen Realitäten war ich weder nackt noch unwillens, die Tür zu öffnen. Ich rollte mich also aus dem Bett, wie ich es bei der Bundeswehr, bei der ich nie war, gelernt habe, betrachtete im Spiegel am Kleiderschrank mein breites Grinsen, das einfach nicht verschwinden will, und gehe zur Tür. Und da ich schon einmal da bin, öffne ich.

Und vor mir steht leibhaftig: Mein Schicksal.


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Das Schicksal muss sich nicht vorstellen. Trifft man es, erkennt man es sofort als solches. Es grinst und sagt:

„Läuft.“

Ich: „Ja. Läuft.“

Wir gehen vorbei am Besenschrank, aus der Frauke Petrys Lamentieren zu hören ist, in die Küche und biete dem Schicksal ein Stück von Emilys Kuchen an, der den Weg zu mir gefunden hatte. Denn die pancakes vom Vorabend aus der Feder meiner Mitbewohnerin hatte ich bis drei Uhr nachts vollumfänglich verschlungen, was diese heute Morgen sehr geärgert haben dürfte, was mir allerdings erst jetzt klar wird. Auf der anderen Seite weiß sie, dass ich Reste bereits dann verwerte, wenn sie noch gar nicht in den Reste-Status übergegangen sind.

Ich: „Kann ich das da auch noch essen?“

Sie: „Aber das sollten die Reste werden!“

Ich: „Du planst beim Kochen bereits Reste ein?“

Sie: „Ja, wie viele willst du denn davon essen?“

Ich: „Bis mir schlecht ist. Ich höre immer auf meinen Körper. Wenn mir schlecht ist, höre ich auf. Zu essen. Da mir noch nicht schlecht ist, signalisiert mir der Körper: ‚Weiteressen!'“

Sie: „Und wenn dir dann schlecht ist, wer darf dich dann pflegen?“

Ich: „Mich haut derzeit nichts um.“

Es ist gefährlich, sich derart festzulegen, denn würde es mir wider Erwarten doch schlecht werden, müsste ich es für mich behalten, um ein

„Ich hab’s dir doch gesagt!“

zu vermeiden.

Nachdem mir also schlecht geworden war und es mir dann wieder gut ging, aß ich gegen drei Uhr in der Nacht die restlichen Eierkuchen, sodass dem Schicksal nur der Marmor-Kuchen blieb, der übrigens fantastisch war, Emy. Und da auch das Schicksal – das es sich zweifellos herausnehmen dürfte – nicht mit vollem Munde spricht, begann ich das Gespräch.

„Weißt du, warum ich an dich glaube?“

Kopfschütteln. Also hat man jemals schon gesehen, wie das Schicksal den Kopf schüttelt?! Wahnsinn.

„Weil ich wusste, dass es so kommt. Aber nicht, dass es so kommt. Aber ich habe darauf vertraut.“

Nicken. Also hat man jemals schon gesehen, wie das Schicksal mit dem Kopf nickt? Hammer. Alter! Es schluckt den Kuchen runter und sagt:

„Seppo, es ist exakt so, wie du es immer hältst. Die Dinge kommen überraschend. Es wäre sonst ja zu einfach. Stell‘ dir vor, du hättest dich darauf vorbereiten können! Du hättest es ruiniert, wie ich dich kenne.“

„Und ich hatte schon Sorge, du kommst, um mich zu ficken.“

„Das habe ich ja bereits. Und es war bei Weitem nicht so gut, dass ich es in nächster Zeit noch einmal tun würde. Ich bin vielmehr hier, um dir zu sagen, mach‘ es nicht kaputt.“

„Warum sollte denn ich etwas kaputtmachen?!“

„Weil dir das liegt.“

Hm. Ich gehe in mich und ahne, ganz so falsch liegt es nicht. Bisschen rechthaberisch im Ton, das macht mich leicht aggressiv, was aber nur zeigt, dass ich weiß, es liegt richtig. Ich meine, da sitzt mein Schicksal vor mir, was soll ich groß widersprechen!? Man kann ja nicht einmal dagegen an arbeiten. Es liest offenbar meine Gedanken und sagt:

„Nein, das Schicksal ist nicht nur sprichwörtlich besiegelt. Ihr denkt, ihr habt Einfluss, aber dem großen Fluss, dem  könnt ihr nicht entkommen. Und er führt nicht immer auf einen Wasserfall zu, der euch in die Tiefe reißt. Bisschen mehr Vertrauen würde euch gut anstehen.“

„Hast du nicht gesagt, ich wäre in der Lage, etwas kaputtzumachen?“

„Das ist ein logischer Fehler im Text, mit dem ich nichts zu tun habe. Sagen wir so: Wenn es einer schafft, dann du.“

Mein Argument, dass auch gerade menschliche Enttäuschungen ein gewisses Grundvertrauen erschüttern können, verfängt beim Schicksal nicht.

„Gerade du solltest wissen: Sieh in die Augen. Und sei eben nicht blind dabei. Dann weißt du alles, was du wissen musst.“


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