wahreslebenhoeren

Auch ohne die Kenntnisse der Teile I, II und III nicht zu verstehen, aber auch mit.

Da war diese Frau. Diese Frau mit den unfassbar langen Beinen, die sie für mich geöffnet hatte. Vor mir somit eine Einladung einer feuchten Vagina, die rief:

„Dring ein, Seppo, dring in mich ein!“

Mein harter, praller …

So beginnt eine klassische Agentengeschichte, die auf drei bereits verfassten Teilen beruht und somit den Leser auch in der dritten Fortsetzung wieder neu einfangen muss. Mein Name ist Rosonsko Rosenbaum und als Investigativ-Journalist arbeite ich bereits seit mehr als einem Jahr an der Veröffentlichung einer Geschichte, die die BRD in ihren Grundfesten noch mehr erschüttern wird, als jeder bedauernswerte AfD-Wähler es sich in seinen kühnsten Träumen ausmalen könnte.

Seppo, oder noch weniger bekannt als Sebastian Flotho, ist Blogger. Er gehört zu der Sorte Blogger, die ungern jemandem an den Karren fahren, da Klick-Optimierung bei ihm alles ist. Es ist ein trüber Samstagvorabend, als Seppo mir in einem Gespräch mittags offenbart:

„Klick-Optimierung kommt bei mir noch vor Selbstdarstellung.“

Als Journalist weiß ich, wann Menschen beginnen, offen zu reden, ihre Fassade bröckelt und sie sich sicher fühlen: Wenn man ihnen Geld bietet oder – wie in Seppos Falle – Wein reicht. Nach einer Flasche Müller-Thurgaus ist Seppos Redefluss nicht mehr zu stoppen. Und er beginnt zu erzählen, wie es war, als jene Frau mit den langen Beinen ihn zum Geschlechtsverkehr verführte.

Ihr Name ist Noretzka, Nachname unbekannt, und sie ist eine Agentin der rutztekischen Regierung, die seit einigen Jahren, glaubt man Seppos Aussagen, die deutsche Administration unterwandert. #dankemerkel

Deutschland ist einer der größten Geber von Entwicklungshilfe Richtung Rutztekostan, aber auch dessen größter Waffenlieferant. Die Beziehungen beider Regierungen sind offiziellen Darstellungen zufolge „herzlich und konstruktiv“, doch glaubt man Recherchen des Magazins „Geolino“, werden die Töne hinter den Kulissen schriller. Hintergrund ist die deutsche Kritik an den rutztekischen Arbeitslagern, die Regierungsfeinde von innen sehen, die aber nicht mit deutschem Ökostrom betrieben werden, obwohl dieses ein bilateraler Vertrag aus den späten Neunzigerjahren vorsieht.

Noretzka hat Seppo entführt. Nachdem der für lediglich eine Seite befriedigende Beischlaf vollbracht ist, …

„Es war super, Noretzka!“

… nimmt Noretzka Seppo den Sack vom Kopf, der verhindern sollte, dass er sieht, wohin er geführt worden ist. Doch die Agentin verplappert sich:

„Willkommen im Krefelder Zentrum für Raketenforschung! … Ach, verdammt …“

Dieser Lapsus könnte Noretzkas Eintrittskarte in eines der rutztekischen ökostrombetriebenen Arbeitslager sein, wenn diese Geschichte ihren Weg in die Öffentlichkeit findet.

„Ich bin wo?! In Krefeld?! In einer völlig unbedeutenden Stadt?! Für Berlin hat es wohl nicht gereicht!? Was kommt als nächstes? Düsseldorf?! Der stinkende Moloch?! Und überhaupt: Forschungszentrum Krefeld für Raketen?!“

„Nein, nein: Krefelder Zentrum für Raketenforschung!“

Raketenzentrum für Krefelder Forschung?“

„Nein! Krefelder Zentrum für Raketenforschung!“

Raketenforschung für Krefelder Zentren?“

„Nein! Krefelder Zentrum für Raketenforschung. Oder kurz: Raketenforschungszentrum Krefeld.“

„Also irgend etwas mit Raketen?“

„Ja.“

„Und irgend etwas mit Forschung?“

„Exakt.“

„Ich wollte schon seit meiner Jugend immer irgend etwas mit Medien machen. Dürfen Sie nie bei einem Vorstellungsgespräch erzählen. Weil das alle wollen, was mit Medien machen, ohne konkret zu werden. Nun, was soll ich jetzt hier in einem Forschungsraketenzentrum?“

„Raketenforschungszentrum. Wir brauchen Ihre Medienmacht, Seppo.“

„Hahahaahahaha!“

Als mir Seppo von diesen Ereignissen berichtet, bricht er abermals in schallendes Lachen aus. Medienmacht, sagt er! Damit lägen sie angesichts der massiv ausgebauten Reichweite des seppologs natürlich richtig, die Freunde von der rutztekischen Regierung. Doch nichts sei ihm stets wichtiger als seine journalistische Unabhängigkeit. Und bei diesen Worten ist es an mir, in krachendes Gelächter auszubrechen. Da sich Seppo nur für seine eigene Person interessiert, erzählt er unbeirrt weiter und berichtet von jener taghellen Nacht im Raketenforschungs-, nein Zentrum für, nein, diesem Forschungsgedöns halt …

Muss ich meinen Blog ihren Forschungen zur Verfügung stellen? Oder könnte ich jetzt ’nein‘ sagen und unbehelligt nach Hause gehen? Ich trüge auch den Sack wieder über meinem Kopf!“, frage ich Noretzka.

„Wir hätten Sie wohl kaum entführt, wenn es hier um eine optionale Angelegenheit ginge. Wir wollen, dass Sie die deutsche Bevölkerung, von der Sie große Teile über Ihren mächtigen Blog erreichen, mit Opium versorgen.“

„Sie meinen das Marx‘ Opium des Volkes‘?“, nehme ich an.

„Exakt. Das Volk gehört abgelenkt, während die rutztekische Regierung von hier aus die Weltrevolution anzettelt“, erklärt mir die Dunkelhaarige geduldig.

Weltrevolution? Was plant das Regime Rutztekostans im Einzelnen?, frage ich Seppo an jenem taghellen Tag, über den sich die Nacht gelegt hat. Seppo greift mit zittriger Hand zur Flasche und informiert mich darüber, dass nun der Moment der Wahrheit gekommen sei. Würde er jetzt offen reden, sei nicht nur sein, sondern auch das Leben einer noch auszuwählenden fiktiven Person dieser Geschichte in großer Gefahr. Und meines! Doch das sei das Risiko meines Jobs als Investigativ-Journalist, beruhige ich ihn, und auch meine Quellen würde ich nie preisgeben. Seppo stutzt, verschluckt sich am Wein und weist mich darauf hin, dass ich ihn bereits in den ersten drei Teilen dieser wahren Geschichte bloßgestellt habe. Ich zeige mit seinem Finger aus dem Fenster und rufe:

„Da! Was macht denn der Elefant im Garten?!“

Seppo wird ganz aufgeregt, ist er doch, was ich als Journalist weiß, großer Elefanten-Freund. Freudig wie ein Kind sieht er aus dem Fenster und sucht den Elefanten. Mein Ziel, ihn von seiner Erkenntnis abzulenken, dass ich ihn bereits in seinem eigenen Blog der rutztekischen Regierung ausgeliefert habe, erreiche ich mit diesem klassischen Journalisten-Trick! Doch aufgrund der Enttäuschung des fehlenden Elefanten ist aus Seppo an diesem Tage nichts mehr herauszubekommen. Ich fasse daher den Entschluss, einen weiteren Vertrauensbruch zu begehen und zitiere an dieser Stelle aus Seppos Tagebuch, in dem er sein Treffen mit Noretzka ausführlich beschreibt.

Das geile Miststück will mich für die Mission eines gescheiterten autokratischen Staates rekrutieren. Woher weiß sie, dass ich kein Rückgrat habe?! Klar, ich willige sofort ein, will aber genaueres über die geplante Weltrevolution erfahren. Und Noretzka erzählt:

„Rutztekostan ist in der Weltraumforschung führend. Davon darf die Welt allerdings nichts erfahren. Wegen der Sanktionen der 2000er-Jahre darf offiziell in meinem Land keine Raketenforschung mehr betrieben werden. Offiziell reichern wir daher nur Uran an. Die Raketenforschung haben wir in unscheinbare europäische Städte ausgelagert. Krefeld ist unser Hauptstützpunkt. Von hier aus wollen wir schon in wenigen Jahren die gesamte Weltbevölkerung mittels unserer Raketen auf den Mars katapultieren. Ausgenommen sind die Bürger Rutztekostans. Auf dem Rückweg vom Mars sollen die Raketen am Mond haltmachen und dort seit sieben Jahrzehnten siedelnde Nazis einsammeln. Zusammen mit ihnen wollen wir die ‚Tausendjährige Welt der Rutzteken feat. Nazis‘ installieren.“

Ich frage sie, was nach den tausend Jahren geschehen soll.

„Dann holen wir alle anderen wieder zurück und setzen den Status Ante fort. Wir Rutzteken sind nicht größenwahnsinnig. Tausend Jahre genügen uns. Danach ist egal, was geschieht.

Als ich diese Zeilen aus Seppos Tagebuch lese, schaudert es mich. Wie nah steht die Welt, abgelenkt durch Terror, vor einer Katastrophe? Werden die großen Gazetten dieser Welt meiner Geschichte überhaupt Platz einräumen? Wird sich die Menschheit schon bald auf einem unwirtlichen Planeten frei von Sauerstoff wiederfinden?! Diese wahre Geschichte, auch eine Ware, wenn man so will, wird fortgesetzt – im seppolog.


Auch diesen Artikel wird es als Audio-Podcast geben. Jedoch nicht heute. Ab sofort werden die besten Artikel der Woche erst am Wochenende als seppolog_HÖRBAR zur Verfügung stehen!


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