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Mein Autorenteam hatte mich gewarnt:

„Seppo, lass‘ die Finger von Fortsetzungsgeschichten! Spätestens der vierte Teil floppt völlig!“

Es hat ja Recht, denn die Grundidee einer Geschichte ist meist im ersten Teil bereits ausgereizt.

„Oh, spricht er wieder mit dem Tod?! Isses wieder soweit?!“, fragte mich dann auch noch eine erzürnte Leserin, als sie den Titel des ersten Teiles sah: Mit Umweg in die Hölle I, und ob es nicht „Auf Umweg in die Hölle“ heißen müsse.

Sowohl meinem nun geschassten Autorenteam als auch jener Leserin entgegnete ich:

„Ist mir lungo, es ist Sommerloch, es merkt niemand. Nicht einmal meine Mitbewohnerin hat mitbekommen, dass ich …“

 

… von meiner Langhantel erschlagen worden bin. Ich bin tot. Vermutlich stehe ich noch unter Schock, als der Himmelspförtner stur vor mir steht und das Tor nicht öffnen will, denn so richtig auseinandergesetzt mit den Konsequenzen meines Ablebens habe ich mich noch nicht. Es ging alles viel zu schnell. Geburten können sich hinauszögern, habe ich mir sagen lassen. Der Tod, wenn er denn dann zuschlägt, ist erbarmungslos schnell, die Grenze zwischen dem Leben und ihm quasi gar nicht vorhanden.

Während ich um Einlass in den Himmel bitte, spielen sich auf Erden in meinem Wohnzimmer kuriose Szenen ab. Mein Leichnam liegt dort auf einer Yoga-Matte, auf der ich nie Yoga betrieben habe, mein Kopf zertrümmert von den Scheiben der Hantel und mein Gehirn Brei. Das ist schlecht, denn ich bin sicher, verrückte Wissenschaftler hätten es gerne in quantendünne Scheiben geschnitten, um dem Geheimnis meiner Genialität auf die Spur zu kommen. Doch statt dessen steht da wer im Wohnzimmer?! Lara. Lara, meine Nachbarin.

Lara ist nicht, wie gerne gemutmaßt wird, meiner Phantasie entsprungen, sondern real. Wäre sie meiner Fantasie entsprungen, wäre sie aber genau das, was sie ist: eine Art Porno-Engel. Sie wird mir nachsehen, dass ich so über sie schreibe, doch nichts beschreibt sie besser. Nichts kommt ihrem realen Abbild mit dem langen blonden Haar und den üppigen Monumental-Brüsten näher als dieser Begriff, der übrigens nicht frauenverachtend ist. Und sie ist ja selber dafür verantwortlich, dass sie überwiegend in Pink gekleidet daher kommt, was bei mir die ein oder andere Pfantasie in Gang setzt, was wiederum meine Mitbewohnerin ent- oder erzürnt, obwohl diese doch in meiner Gunst unangefochten auf dem ersten Platz steht. Neuerdings überrasche ich sie gerne mit einer

„Überraschungstüte für die moderne Frau“.

Ich glaube, das habe ich aus „Praxis Dr. Hasenbein“ geklaut. Ich kaufe dann und wieder ein paar Kleinigkeiten, stecke sie in eine Tüte und überreiche sie meiner Mitbewohnerin. Gestern gab es Rosen und ein kleines Backbuch. Ist es jetzt schon sexistisch, dass ich einer Frau ein Backbuch schenke? Sie backt gerne. Und ich esse gerne Teilchen.

Zurück in meinem Wohnzimmer, das sich als ein Tatort herausstellen soll. Denn Lara ist nicht durch Zufall die erste, die meinen leblosen Körper findet. Das schließe ich daraus, dass sie sich an der Hantel zu schaffen macht. Sie tauscht die Hantelscheiben aus! Warum tut sie das?

„Sie tauscht sie nicht zum ersten Mal aus, Seppo“, sagt der Himmelpfortenpförtner zu mir, als wir die Szene von oben beobachten.

„Wos?!“

„Sie hat vor deinem Training die 15 Kilogramm durch 50 Kilogramm ausgetauscht. Sie wollte, dass du dich mit deiner Hantel erschlägst.“

Ich bin wie vor meinen nicht vorhandenen Kopf gestoßen, denn der liegt ja zertrümmert im Irdischen. Lara, eine Mörderin?! Und ausgerechnet ich, der ihr immer geholfen hat, das Opfer?! Schon die zweite Frau, die so völlig anders als erwartet auf mich reagiert …

Und ich sehe Laras hämisches Grinsen, als sie die Hantelscheiben wieder zurücktauscht und erkenne, ja, sie wollte meinen Tod. Aber warum?!

Meine Mitbewohnerin kommt nach Hause. Großer Gott, sie wird auf meine Mörderin treffen! Und ganz nebenbei auf meine Leiche! Will ich mir das ansehen?!

„Willst du. Es wird interessant für dich und dich zum Grübeln bringen“, erklärt der Pförtner.

Und das tut es. Zielstrebig geht meine Mitbewohnerin ins Wohnzimmer und scheint alles andere überrascht von Laras Anwesenheit zu sein:

„Hat alles geklappt?!“, fragt sie aufgeregt Lara.

„Ja, er ist hinüber. Ich hab‘ die Hantelscheiben auch schon ausgewechselt.“

„Wir sollten sein Gehirn noch etwas zermanschen. Seppo hat sich immer erhofft, ernst zu nehmende Wissenschaftler würden sein Gehirn in Scheiben schneiden“, meine Mitbewohnerin.

„Haha! Wozu?! Um es auf Brot zu legen?“

„Um den Ursprung seiner Genialität zu finden! Armer Irrer! Er hielt sich für genial, bringt sich aber mit seiner eigenen Hantel um, weil er den Unterschied zwischen 15 und 50 Kilo nicht gespürt hat!“

Beide brechen in schallendes Lachen aus und fallen sich in die Arme. Plötzlich tanzen sie um meinen Leichnam herum und ich sage zum Pförtner:

„Ich habe den Eindruck, besonders unglücklich ist sie über mein Ableben nicht!“

„Ja, es war ihre Idee.“

Und wir hören Lara sagen:

„Endlich steht uns nichts mehr im Wege! Kein Idiot mehr, der permanent über uns in der Öffentlichkeit bloggt!“

„Besonders freut mich, dass wir ihn kurz vor seinem 400. Beitrag erledigt haben!“

„Hatte er etwas besonderes geplant?“, will Lara wissen.

„Ja, ein Interview mit Dampfbloque. Den dürfte in wenigen Stunden ein ähnliches Schicksal ereilen.“

Und als wäre das nicht genug, betritt offenbar ebenfalls mit einem Wohnungsschlüssel ausgestattet mein bester Kumpel Pavel die Wohnung:

„Und? Hat alles geklappt?“

„Ja, er ist Brei!“, triumphiert meine Mitbewohnerin!

Und Pavel rät: „Zerhackstückt sein Hirn. Ich will nicht, dass irgendwelche Wissenschaftler es in Scheiben …“

Pavel wird unterbrochen. Frau und Herr Fahrgescheit, ebenfalls Nachbarn von mir, kommen herein und vollenden den Satz:

“ … schneiden und auf Genialität analysieren. Sie würden ja doch nichts finden!“

Und da stehen fünf meiner Protagonisten aus dem seppolog und tanzen im Kreis um meinen Leichnam herum. Und mich bewegt nun die eine Frage:

„Pförtner, das ist ja alles sehr aufschlussreich. Aber warum verwehrst du mir den Weg in den Himmel? War ich so ein schlechter Mensch? Immerhin habe ich niemanden umgebracht!“

„Ach, das denkst du wirklich? Ihr glaubt, ihr wärt gute Menschen. Lebt aber auf Kosten des Gros der armen Weltbevölkerung. Verbraucht Ressourcen, die ihr gar nicht habt, die woanders fehlen! Ihr glaubt allen Ernstes, gerechte Kriege führen zu können, die immer weitere Kriege entfachen. Ihr glaubt, euer Überfluss hätte keine Konsequenzen für die andere Hälfte der Menschheit? Ihr ruiniert mit Kapselkaffee die Umwelt und feiert euch für feige Klimaziele, die ihr nicht erreicht?“

„Ja, also so massiert klingt das erstmal übel. Und sehr konkret sind Sie da jetzt auch nicht geworden.“

„Siehst du, du merkst es nicht einmal. Du hältst dich für einen guten und gerechten Menschen. Dabei seid ihr das alle nicht.“

„Und die Veganer?“

„Sind die schlimmsten.“


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