fersensporn

Der Grund für die Tatsache, dass ich nun im 15. Jahr dem Laufen fröne, liegt darin begründet (Ein Grund liegt nicht in etwas begründet, Seppo, du brauchst eine Lektorin!), dass es eine sehr simple Form der Körper-Ertüchtigung ist und relativ wenig kostet. Alle paar Jahre erneuert man seine Lauf-Kleidung für Sommer, Winter und Übergang. Ein- bis zweimal im Jahr gibt es neues Schuhwerk. Das ist alles, sofern man die externen Kosten wie häufigeres Duschen oder vermehrtes Trinken einmal außer Acht lässt.

Darüber hinaus kann jeder Idiot laufen; ich bin da das wohl beste Beispiel.

Vor wenigen Stunden ist etwas Historisches in meiner Lauf-Geschichte geschehen: Ich musste abbrechen. Es gibt dieses seltsame Vorurteil, dass Laufen Gelenkschäden verursachen würde. Das ist natürlich Unsinn, wenn man richtig läuft. Und das tue ich.

Klar, gelegentlich zwickt es hier und da, was mit Überlastung zu erklären ist, was man aber gemütlich weg laufen kann. In knapp 15 Jahren (fünf Mal pro Woche) also hatte ich bislang lediglich eine Verletzung, die allerdings auf falsches Schuhwerk zurückzuführen war; eine längere Verletzungspause hat es bei mir nie gegeben.

Heute musste ich nach etwa 30 Metern feststellen, dass es der wohl kürzeste Lauf meiner Karriere werden würde. Nach 31 Metern stoppte ich. Der untere Bereich meiner Ferse, der den Boden beim Laufen nicht einmal berührt, schmerzte dermaßen, dass es einfach nicht mehr ging. Das sehr wahrscheinlich erste Mal in meinem Leben kommt ein Lauf nicht zustande. Dass das kurz vor meinem Geburtstag passiert, erinnert mich an mein zunehmendes Alter, mit dem ich allerdings kein bisschen hadere, ich kann die 50 gar nicht abwarten, da man als Mann ja nur noch attraktiver wird. Ich sage nicht, dass der Umkehrschluss gilt, manch eine liest das möglicherweise hier hinein.

Schmerzen am Fuß, gerade im Fersenbereich, bedeuten oftmals: Schuhwerk erneuern. Das schließe ich als Ursache

In meinem Rücken liegt unser Hinterhof. Oft höre ich von dort das sehr laute Gestöhne eines Mannes oder einer Frau mit sehr männlicher Stimme. Gerade höre ich allerdings, wie eine Frau ihren Freund oder Mann in die Kategorie „Arschloch“ einordnet. Ganz Düsseldorf-Oberbilk weiß nun, dass sie findet, er sei ein „ARSCHLOCH!!!111!1!“. Ich selber bin kein Freund dieser Sprache gegenüber beispielsweise meiner Mitbewohnerin und könnte mich nicht erinnern, dass wir uns jemals so genannt haben. Harmonie ist alles. Jene Hinterhoflerin wird vermutlich ihren Grund gehabt haben.

aus, denn die Schuhe sind einigermaßen neu. Es wird wohl eine Überlastung sein, die sich hoffentlich gibt.

Doch, was ist, wenn …

Als ich die 31 Meter zurückgehe, kommt mir das fiese Wort „Fersensporn“ in den Sinn. Und gleichzeitig stelle ich fest, dass ich meinen 20 Euro-Schein verloren habe, den ich zwecks anschließenden Einkaufs mitgenommen hatte. Mein Hirn ist in diesem Moment mit schlechten Gedanken überfordert und ich halte es für möglich, dass das die Rache dafür ist, dass ich heute eine Leserin des seppologs beschimpft habe. Aber hätte dazu nicht der Verlust des Geldes gereicht?! Muss es immer gleich so dicke kommen?!

Wieder zuhause suche ich den Schein in der Hoffnung, ihn erst gar nicht mitgenommen zu haben. Hoffnung wird (nicht grundsätzlich!) enttäuscht und ich gehe noch einmal die 31 Meter ab und finde nichts. Vermutlich weggeweht. Seit 15 Jahren trage ich Scheine beim Laufen bei mir, sofern ich überhaupt Bargeld habe, und nie habe ich sie bislang verloren.

Abermals zuhause, leicht humpelnd, teile ich meiner Freundin KM mit, dass jene zwei Ereignisse mein Leben komplett umkrempeln. Und dass ich nun „Fersensporn“ googeln müsse, wovon sie abrät. Denn am Ende würde ich hier vor dem Laptop sitzen und mir – bei allem Respekt vor dieser Krankheit, die der Mensch einfach nicht in den Griff bekommt – Fersenkrebs diagnostizieren. Vor etwa einem Jahr saß ich mit der Selbstdiagnose Samenstrangkrebs in der Notaufnahme, übrigens genau am Tag meines Geburtstages, nur damit mir der Arzt innerhalb 30 Sekunden mitteilt, dass ich lediglich einen Leistenbruch hätte.

Das ist das Problem mit den sich selbst gestellten Diagnosen mittels Internets. Ich las vor einiger Zeit darüber, dass Patienten und solche, die es spätestens nach dem Arztbesuch sind, gerne schon die Diagnose mit in die Praxis bringen. Viele Ärzte lassen sich davon beeinflussen – sicher unbewusst – und übernehmen die oft falsche Diagnose, was zu Fehlbehandlungen führt.

Ich googelte also „Fersensporn“ und fand mich wieder. Jedoch spricht dagegen, dass ich die Ferse zumindest nicht direkt beim Laufen benutze (Vorfußlauf!). Fersensporne haben Menschen gerne erst ab dem 40. Lebensjahr, aber heutzutage bekommen auch Fünfjährige Schlaganfälle, weil sie schon mit vier das Rauchen anfangen. Also warum nicht ich einen Fersensporn? Allerdings kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es einer ist und ich werde erst dann zum Arzt gehen, wenn er aus dem Fuß ‚rausgucken sollte (Dass hier das Apostroph als Komma erscheint, ist übrigens ein Fehler von WordPress, der sich teilweise auch auf Anführungszeichen bezieht. Ich bitte um Verständnis.) . So wie damals beim Samenstrangkrebs. Denn da guckte in der Tat etwas aus mir heraus.

Es gibt das Symptom der „Fußheberschwäche“. Das ist nichts, worüber man lachen könnte. Auch das diagnostizierte ich schon einmal bei mir. Doch die Umstellung auf den Vorfußlauf korrigierte das Phänomen, das bei mir wohl eher etwas mit eingeklemmten Nerven im Fuß zu tun hatte. Dass ich damals daneben lag, macht mir für meine jüngste Fersensporn-Diagnose Hoffnung.

Ohnehin bin ich jemand, der bei Symptomen sehr lange wartet, bis er aktiv wird, da etwa 399 von 400 Symptomen von alleine verschwinden. Wie damals, als ich Kehlkopfkrebs bei mir festgestellt hatte. Nach zwei Wochen war ich geheilt. Er kam noch einmal wieder, aber seit einigen Jahren habe ich Ruhe. Aber mir ist klar, dass jederzeit mich eine Diagnose heimsuchen kann, die mein Leben wirklich umkrempelt. Dessen bin ich mir jeden Tag bewusst.

So gesehen wäre ein Fersensporn erstmal nur nervig. Er würde mein Jahresziel in der Disziplin Laufen allerdings schwer gefährden, dem ich sehr nahe bin. Ich überlege auch, einen eventuellen Sporn gnadenlos zu ignorieren, was sicherlich nicht im Sinne der Schulmedizin wäre. Aber ich halte es für möglich, dass der Fersensporn derart überrascht von meiner Ignoranz ihm gegenüber wäre, dass er sich zurückzöge. Wenn es denn einer ist.

Vor einigen Monaten zeigte mein Fieberthermometer „39,4°C“. Ich habe das gegoogelt. Ergebnis: Ich hatte offenbar Fieber.

Mit dieser Diagnose ging ich zum Arzt. Und es stimmt: Sie übernehmen tatsächlich die Selbstdiagnosen der Patienten!

Es heißt „Eigenurin“, aber nicht „Selbsturin“. Auch kurios.


Heute habe ich mich auf meiner Facebook-Seite sehr kurios dargestellt.