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Hoerbar_haare
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„Und ich werde immer für dich da sein, bis dass der … das finde ich jetzt aber sehr abgedroschen, vom Prinzip aber meine ich genau das. Aber jetzt in diesem Moment, in diesem sehr feierlichen Moment den Tod ins Spiel zu bringen, nein, muss nicht. Entscheidend bleibt: Ich werde da sein.“

„Okay.“

So lief das bei meiner Ehelichung in etwa ab, ehe wir die Lichtung erreichten auf dem Weg zum Altar, der keiner war, wegen Atheismus und Co. Übrigens: Wer sich für meinen neuen Job interessiert – gelegentlich wird ja nachgefragt: Ich moderiere ab Oktober „Atheismus und Co.“ für „ARD alpha“. Ich wollte es nur mal gesagt haben …

Wie dem auch sei, der Satz „Ich werde immer für dich da sein“ wird von Frauen auf die Goldwaage gelegt. Es ist keiner der Sätze, die mann mal eben so dahersagen kann, denn sie merken sich diese Sätze, die Frauen. Sie merken sich alles. Gehirne von Frauen selektieren, wenn überhaupt!, anders als die rational denkenden Hirne von uns Männern. Der Mann ist deshalb das starke Geschlecht, weil er das andere ertragen können muss. Nicht im Sinne von Aushalten freilich, denn wir lieben ja Frauen, aber im Sinne von Dechiffrieren, vom Über-Bord-Werfen dessen, worauf unser Universum basiert: der Mathematik und damit der Logik. Aber, worum es mir ging: Es ist unmöglich, immer für meine Mitbewohnerin da zu sein! Natürlich ist das nur so dahergesagt! Denn in dem Moment, wo ich nicht zuhause bin, sie aber schon, kann ich unmöglich da sein!

Anderes Beispiel: Ich bin zuhause. Sie aber nicht. Es ist in dem Moment physikalisch ausgeschlossen, bei ihr zu sein. Und es kommt der Zeitpunkt, wo einem genau das vorgeworfen wird:

„Du warst nicht da!“

„Ja Himmel! Ich bin auf der ISS stationiert!“ 

oder

„Ich kann nicht im syrischen Terrorcamp und gleichzeitig bei dir sein!“

Übrigens, das sind die zwei Orte, an denen ich mich nicht sehe. Auch langfristig eher weniger. Also man kann ja wenig im Leben ausschließen. Aber ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass ich weder irgendwann mich einmal auf Erdumlaufbahnen noch in Terrorcamps befinden werde. Es sei denn, ich wäre als social media manager gefragt. Wobei, nein. Auch nicht für jeden. Nicht mal für einen Frisör in Mülheim an der Ruhr. Für alles andere bin ich offen. Was gelogen ist. Mich verpflanzt man nicht.

Um zum Punkt zu kommen: Der Konflikt ist gelöst. Ab umgehend gibt es in Deutschland für mich eine Möglichkeit, immer da zu sein. Seit einigen Tagen klebt auf der Stirn meiner Mitbewohnerin der Seppo Dash Button. Ist ’ne simple Nummer und hat auch was mit big data zu tun. Und mit Bequemlichkeit. Und mit dem idealen Bestellintervall. Das Prinzip ist simpel: Wann immer es ihr, meiner Mitbewohnerin, nach mir gelüstet, drückt sie den Seppo Dash Button, der vor einigen Monaten bei seiner Vorstellung tatsächlich für einen hoax gehalten wurde. Doch es ist kein Witz. Es ist Realität. Es ist eine neue Stufe meines Daseins und ihrer Bequemlichkeit, die ihr übrigens ansonsten nicht eigen ist.

Meine Mitbewohnerin muss allerdings sicherstellen, dass sie sich in einem W-Lan-Netz befindet, in das sich der Seppo Dash Button einwählt. Sobald sie nun den Seppo Dash Button drückt, bekomme ich eine Erektion, da ich ebenfalls mit dem Netz verbunden bin und einen Empfänger bei mir trage, der auf den Seppo Dash Button reagiert. Auf diese Weise weiß ich:

Sie braucht mich!

Und eile umgehend zu ihr, zumal mir der Seppo Dash Button ihren genauen Standort übermittelt.

Seit einer Woche läuft meine Mitbewohnerin nun als Beta-Testerin mit dem Seppo Dash Button durch die Welt und erweist sich als eifrige Testerin, die offenbar sehr oft Verlangen nach mir verspürt, was ich ihr kaum verübeln kann und mich im Grunde auch kaum überrascht. Allerdings habe ich mitunter auch den Eindruck, es macht ihr großen Spaß, mich zu verarschen. Nehmen wir vergangenen Montag. Sie ist in ihrem Büro, während ich ein gemeinnütziges Unternehmen aufkaufe und schließe. Also schwer beschäftigt bin. Es tut sich etwas in meiner Hose, sodass ich also weiß: Aha, Mitbewohnerin ruft, sie hat den Seppo Dash Button gedrückt und es ist an mir, umgehend für sie da zu sein. Standort geprüft und alsbald zu ihr ins Büro gedengelt.

„Hier bin ich! Was kann ich für dich tun?“

„Oh?! Hab‘ ich gedrückt? Muss mir den Kopf gestoßen haben. Tut mir leid, gerade brauche ich dich nicht!“

„Und wenn ich schon einmal hier bin?“

„Dich zur Arbeit mitzunehmen ist, als würde ich ein kleines Kind mitbringen. Du würdest dich schnell langweilen und dann quengeln.“

„Ich will aber!“

„Seppo, geh‘ zurück. Wolltest du nicht irgend welche Mieter von uns kalt entmieten?“

„Achja, stimmt! Das auch noch!“

Doch vorher wieder zurück zum gemeinnützigen Unternehmen, wo ich noch die letzten Angestellten entlasse (Siehe heute veröffentlichte Arbeitslosenstatistik; das war ich!), während ich den Seppo Dash Button verfluche, den sie an diesem Montag noch drei weitere Male angeblich „versehentlich“ drückte. Abends im Bett:

„Du verarscht mich damit, oder?!“

„Nein. Aber jeder der mich mit dem Seppo Dash Button auf der Stirn sieht, drückt erst einmal drauf. Das würdest du auch tun!“

„Vielleicht ist die Stirn nicht der richtige Ort für den Seppo Dash Button. Steck‘ ihn doch in die Hosentasche!“

Der Vorschlag sollte sich als Fehler erweisen. Denn wer Opfer von Hosentaschenanrufen ist, die ich sehr gut von meinem Vater kenne, der ahnt, dass sich auch der Seppo Dash Button permanent in der Hose meiner Mitbewohnerin aktiviert, was ich verstehen kann, da auch ich so etwas wie einen Dash Button in meiner Hose … naja. Heute etwas infantil …

Demnächst, vielleicht ab Herbst, ist ja alles vernetzt. Der Toaster mit dem Toast, der Kühlschrank mit „Rewe“ und das AKW mit einer Terrorbasis. Internet 4.0 oder 5.0 steht unmittelbar bevor, was auch bedeutet, dass alles gehackt werden kann. Der Toaster verkohlt das Brot und Cyberterroristen bekennen sich zu dem Toast-Anschlag, während wir das Schwarze vom Toast abkratzen, um ihn noch irgendwie essen zu können, während ein anderer warnt:

„Vorsicht! Kriegste sofort Krebs von!“

Und so lief es auch mit dem Seppo Dash Button. Natürlich wurde er gehackt. Ich vermute, es waren die Russen. Als er gedrückt wurde, wurde mir als sein Standort Jelez angezeigt. Kurze Recherche und ich saß im Zug nach Russland, wo Jelez liegt. Ich war skeptisch, aber dachte, naja, sie wird schon wissen, warum sie sich in Jelez aufhält und mich braucht. Am Bahnhof in Jelez überlegte ich, ob ich sie vielleicht einmal kurz anrufe. Und das hätte ich schon vor Abfahrt tun sollen. Aber auf die Weise habe ich einmal Jelez gesehen.


Dieser August ist für das seppolog ein Rekord-Monat. Herzlichen Dank. Digitale Goodies gibt es auf meiner Facebook-Seite!