Es sind wohl die großen Kennenlern-Tage angebrochen. Für meine Homepage schrieb ich gerade einen Text, der die private Ausgabe von mir beschreiben soll. Da sich der traffic auf meiner Homepage aus guten Gründen in Grenzen hält, hielt ich es für eine gute Idee, jenen Text auch hier zum Besten zu geben. Lernen wir uns also auch heute ein weiteres Stück kennen.

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Ich bin durch und durch Münsteraner. Dem in der Regel katholischen Münsteraner unterstellt man eine gewisse Spießigkeit, die ich in Maßen gerne annehme und pflege, weil sie viel mit Prinzipientreue zu tun hat (andere nennen es fälschlicherweise „Sturheit“) und einer Haltung, die über manchen Dingen steht, also den Blick auf das Wesentliche ermöglicht, was im Job durchaus hilfreich ist: sich auf das Wesentliche konzentrieren und statt viel herumzudiskutieren einfach mal machen. Wer ein Lebensmotto von mir hören mag, der kann das nehmen!

1979 oder 1980 wurde ich in dieser Stadt geboren, die ich nach wie vor so sehr schätze, weil sie mit meinem Inneren konform geht: aufgeräumt und übersichtlich (was um Gottes willen nicht „kleingeistig“ bedeuten soll, sondern eher verortbar), auf das Wesentliche konzentriert, wobei es an nichts fehlt. Mein Geist ist keine Metropole, sondern eine Großstadt, ein Oberzentrum.

Natürlich war ich auch Messdiener, was ich aber nicht gerne war. Doch als Kind tut man ja Dinge, weil sie eben so gemacht werden, was in meiner behüteten Kindheit, die unspektakulär und geordnet verlief, eben normal war, auch Freunde traf ich beim Messedienen wieder.

Weniger angepasst ging es in meinem Kopf zu. Kaum dass ich schreiben konnte, schrieb ich auch. Viele Texte, damals schon kurze Alltagsgeschichten, besitze ich noch heute, schäme mich allerdings für ihre litarische Qualität. Eine Videokamera hatten wir leider nicht in unserer Familie, sodass ich meinen frühen Drang zur Rampensau auf Tonband-Kassetten der Marke „BASF“ festhielt. Mehr als 200 90-Minuten-Kassetten besitze ich aus dieser Zeit noch heute und habe das Gros dieser digitalisiert. Und wenn ich mir meine Aufnahmen heuer so anhöre, stelle ich fest, dass ich damals den Grundstein legte für das, was ich heute beruflich tue. Und gottseidank habe ich mich auch seitdem stetig weiterentwickelt.

Auch musikalisch habe ich etwas zu bieten. Mit 14 begann ich mit dem Klavierspielen, stieg dann auf das Keyboard um, vielleicht, weil dessen Tasten leichter zu drücken sind. Über meine Karriere in der Band, in der ich spielte, rede ich wenig, denn wir waren alle weniger als mäßig gut, vermutlich sogar grottenschlecht. Ich weiß nicht einmal mehr, wie wir uns nannten. Und Singen kann ich auch nicht:

Obwohl, war doch so übel nicht?

Ich ging 13 Jahre lang zur Schule und beendete sie mit einem G9-Abitur, das ja wieder schwer im Kommen ist. Und da ich Abitur hatte, war klar, ich musste studieren und zu meinem Glück lebte ich ja bereits in der deutschen Studentenstadt, wo ich an der Westfälischen Wilhelms-Universität Soziologie, Politikwissenschaft und Wirtschaftspolitik studiert habe. Der Schwerpunkt war der „Digital Divide“. Und tatsächlich habe ich dabei einiges fürs Leben gelernt; gerade Wirtschaftspolitik spielt bei mir nach wie vor eine große Rolle, während Soziologie, mit Verlaub, einigermaßen überflüssig ist. Man hat mich aber gelehrt, dass die Nazis daran schuld sind. Aber das würde hier wohl zu weit führen …

Kommen wir zu „Meine Hobbys sind“. Eine zwar abgedroschene Kategorie, die aber immer etwas über den Menschen aussagt. Nachdem ich in meiner kompletten Schulzeit ein Sportversager war, das sogar zelebriert habe, da man seine Schwächen unbedingt zelebrieren muss, bevor es die anderen tun, entdeckte ich zu Beginn meines dritten Lebensjahrzehntes das Laufen für mich, das ich nunmehr seit 15 Jahren intensiv betreibe. Für potenzielle Arbeitgeber sei der Wink mit dem Zaunpfahl erlaubt, dass eine ungeheure Disziplin vonnöten ist, einen solchen Sport fünfmal pro Woche durchzuziehen. Eine solche Disziplin lege ich auch in anderen Lebensbereichen an den Tag. Wie auch beim Kraftsport, den ich jahrelang betrieb und seit Anfang 2016 intensiviert habe. Erst vor Kurzem wurde mir selbst deutlich, dass ich ja ein unfasslich sportlicher Mensch geworden bin, was meinem früheren Selbstbild völlig widerspricht und verdeutlicht, dass Menschen sich manchmal eben doch verändern, auf jeden Fall aber weiterentwickeln können.

Noch bin ich keine 40 Jahre alt, stelle aber zunehmend eine gewisse „Reife“ an mir fest. Eigenschaften wie Gelassenheit im Sinne von Unaufgeregtheit ob der großen Probleme dieser Welt und des Lebens brechen sich bahn und ermöglichen einen nüchternen Blick auf Herausforderungen, die sich damit besser meistern lassen. Noch vor zehn Jahren hätte ich mir Eigenschaften wie Souveränität und Contenance wohl kaum zugesprochen, das hat sich in den jüngeren Jahren schwer gewandelt. Ich erahne, dass der Mensch im Alter wirklich weise wird.

Bis es aber so weit ist, bin ich noch bereit, auch Fehler zu begehen. Denn auch das ist eine Erkenntnis, die man erst einmal verinnerlicht haben muss: Man lernt tatsächlich aus Fehlern, die man daher nur einmal machen muss. Sie wappnen uns für die kommenden Aufgaben, die Beruf und Privates uns stellen. Man sagt das immer so profan, aber man muss es wirklich wissen.

Ich bilde mir viel auf mein Humorverständnis ein, da mache ich inzwischen keinen Hehl mehr raus. Auch wenn ich Vorbilder ablehne in dem Sinne, dass man ihnen nacheifert, bin ich großer Freund von drei Komikern dieser Welt: Vicco von Bülow, der in der Lage war, aus allem die Komik herauszufiltern, was meine Lebensphilosophie geworden ist, denn im Grunde ist alles komisch, wenn auch mitunter tragikomisch. Nimmt man sich selbst im Alltag zurück und weniger wichtig als vor der Kamera, kann man als stiller Beobachter die Dinge klarer durchschauen. Der Preis ist der, als introvertiert zu gelten, was dem Gesellschaftsideal, das von den Lauten bestimmt wird, leider widerspricht. Vielleicht ist auch das der Grund dafür, warum ich vor der Kamera das Gegenteil meiner privaten Person bin, was jedoch keine Rolle ist, die ich spielte, sondern eben ein Teil meiner Persönlichkeit.

Harald Schmidt ist weiteres „Vorbild“, was für einige in meinem Umfeld immer offensichtlicher sein dürfte. Von ihm mache ich mir zu eigen, politisch eben nicht korrekt zu sein, da politische Korrektheit inzwischen ein pervertiertes Ausmaß erreicht hat, was uns die Erregung auf Knopfdruck überwiegend in den sozialen Medien immer wieder beweist. Es macht geradezu Spaß, diesen Teil des Publikums zu provozieren, da kein anderer in seiner Reaktion derart vorhersehbar ist. Es ist eine Kunst, den Zuschauer zu beleidigen und dafür von diesem gefeiert zu werden. Ironie ist alles.

John Cleese ist die dritte Person und ich meine, „ministry of silly walks“ ist bezeichnend für alles, was ihn ausmacht und auch mein Verständnis von Humor. Und dieses stößt in meinem privaten Umfeld nicht immer auf Widerhall. Inzwischen habe ich gelernt, damit zu spielen, das zu genießen. Ich besitze eine erstaunliche Unglaubwürdigkeit bei ironie-resistenten Menschen.

Ich habe einen Beruf gewählt, bei dem ich so viele dieser Dinge ausleben kann. Und fast möchte ich so etwas sagen wie „Der Beruf hat mich ausgewählt“, doch Pathos liegt mir nicht außerhalb des Privaten. Und sagen wir mal so, wirtschaftlich ist dieser Beruf ein Vabanquespiel!

Berufliches über mich findet Ihr hier!

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit, ich verabschiede mich nun in einen kleinen Urlaub!


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