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Aus und vorbei. Zerworfen. Ich habe mich mit meinem persönlichen Trainer zer- und überworfen. Sieben Wochen lang frönte ich einem auf mich zugeschnittenen Sportprogramm. Dorian Black war jener Trainer, der natürlich ganz anders heißt und der an mir ohnehin wegen eines Freundschaftspreises wenig verdient hat.

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Krafttraining betreibe ich schon seit Jahren, doch interessierte mich, ob es stimmt, was diese individuell auf Menschen zugeschnittenen Sportprogramme versprechen. Ob sie Realität wird, die „Body Transformation“. Zwölf Wochen umfasste mein Programm, das sich massiv auf die Kombination aus Kraft und Ausdauer konzentriert hat, vier Wochen Zeit wollte ich dem Ganzen mindestens geben, am zurückliegenden Montag zog ich die Notbremse und einen Stecker. Denn ich ahnte, was im Grunde klar und nur ein Werbeversprechen war.

Etwa fünf Wochen lang empfand ich das Sportprogramm als zu einfach. Eine Einheit dauerte etwa eine halbe Stunde, zuletzt deutlich länger, was aber nicht das Problem war. Zusammen mit dem Laufen komme ich auf drei bis vier Stunden Sport pro Tag.

In Woche sechs zog Dorian das Niveau an und in Woche sieben verfluchte ich die Unternehmung. Zugegebenermaßen wurde jede Einheit gnadenloser; die Lunge pfiff, das Herz pumpte auf/aus dem letzten Loch. Ein hoher Preis für einen Ertrag, den ich auch in der siebenten Woche schlicht nicht sah. Eher plagte mich ein Leistungsabfall beim Laufen, den ich keinesfalls akzeptiere.

Am zurückliegenden Montag begutachtete ich mein Wochenprogramm und stellte abermals fest, dass sich die meisten Übungen aus unzähligen Varianten des Hüpfens zusammensetzten: Ob ich nun bei der fliegenden Kniebeuge die Arme hochreiße oder nicht, spielte für mich keine Rolle mehr. Jeden Morgen fand ich mich hopsend in meinem Wohnzimmer auf. Ob es „Jumping Jacks“, „Star Jacks“ oder „Squat Jacks“ waren, letztlich war es doch nur Hüpfen. Wo waren die Kraftübungen?!

Und ich kämpfte mit mir. Gebe ich auf? Warum gebe ich auf? Weil ich zu schwach bin? Oder weil die Hüpferei einfach nur noch albern ist? Es ist die letzte Alternative. Ich griff zum Hörer – denn Telefone sind heute nur noch ein bloßer Hörer – und rief Dorian an:

„Moin. Pass auf. Folgendes. Ich hatte ja gesagt, dass ich dem Ganzen vier Wochen Zeit gebe …“

„Aha. Du willst aufhören?“

„Ja. Ich stehe hier gerade wieder auf meiner Yogamatte und hüpfe albern rum. Nichts gegen dein Programm, aber ich laufe jeden Tag, ich muss nicht auch noch hüpfen!“

„Das gehört zur Kraftausdauer nun einmal dazu!“

„Ja, aber wo sind die Kraftübungen?! Die paar Liegestützen, die du da einstreust?! Das ist zu wenig. Ich glaube, mir liegt das bloße Hanteltraining mehr.“

Dorian war erstaunlich verständnisvoll, bat mich aber, noch einmal über meinen Entschluss nachzudenken. Für mich aber war und ist klar: Die Nummer ist durch. Meine Mitbewohnerin ist es zudem leid, permanent hysterisches Lachen von mir zu vernehmen, wenn ich wieder einmal fünfmal 40 Mal in die Luft hopse und dabei Arme und Beine auseinanderreiße, worauf 50 „Walking Lunges“ folgen, die an Albernheit in ihrer Anmut nicht zu überbieten sind.

Möglicherweise ist es ein Aufgeben. Doch bei allen anderen sportlichen Aktivitäten erlebe ich Fortschritte, die mich jeden Tag aufs Neue motivieren. Bei diesem Training jedoch stelle ich nur fest, dass man im Podex erheblichen Muskelkater verspüren kann. Aber „Body Transformation“?! Am Arsch. Das würde auch in den kommenden fünf Wochen nicht der Fall sein.

Ich beschränke mich ab sofort wieder auf das, was mir liegt. So halte ich es immer im Leben. Und wie das so ist, wenn man Entschlüsse fasst, wenn man sich von Dingen verabschiedet, empfindet man eine gewisse Befreiung, hat man sich erst einmal durchgerunfen. Die gesparte Zeit investiere ich nun in anderen Sport, aber Hüpfen, das tue ich nicht mehr. Ich glaube, jeder Mensch hat ein Hüpfkonto abzuarbeiten und dafür im Schnitt, wenn Gott es gutmeint, 80,89 Jahre Zeit. Ich habe es innert sieben Wochen abgearbeitet, der Saldo ist vermutlich nicht mal mehr ausgeglichen, sodass ich mir ungefähr 1.000 Negativsprünge verdient habe. Wie die allerdings aussehen, weiß ich nicht. Aber Merugin. Den habe ich gefragt. Denn er weiß sowas. Merugin hat sogar Bücher des heute verstorbenen Nobelpreisträgers gelesen.

„Du musst dir ein Loch buddeln, Seppo.“

„Und da dann reinspringen?! Das wäre dann ein Negativsprung?!“

„Nein, du musst von unten über eine Leiter hinab in dieses Loch steigen.“

„Von unten hinab?! Physikalisch unmöglich!“

„Wir wissen auch, wie wir durch die Zeit reisen, können es aber dennoch nicht. Ich hab nicht gesagt, dass ein Negativsprung einfach wäre. Die meisten Menschen halten sich mit Positivsprüngen zurück. Das hättest du auch tun sollen!“

„Und wenn ich einfach eine Woche lang im Bett liegen bleibe?“

„Das wäre Negativstehen.“

Was mein Hüpfkonto anbelangt, bin ich also nach wie vor im Plus. Wenn ich vor den Herrn trete, muss ich doch dafür eine Gegenleistung, einen Ausgleich bekommen. Wenn ich mein Girokonto bei der Sparkasse Münsterland Ost kündige, bekomme ich ja auch das dort liegende Geld ausgezahlt. Hoffe ich. Solche Dinge müssen ja geregelt sein. Also Anruf Gott.

„Gott, folgende Situation. Du hast ja mitbekommen, dass ich wie ein kranker Irrer gehüpft bin. Nun meine Frage: Ich bin ja im Plus, wie verrechnen wir das bei meinem Ableben?“

„Jedes Mal, Seppo, wenn du mich anrufst, entgeht mir irgendwo eine Hungersnot wegen deiner Luxusprobleme. Aber gut. Also, die Hüpfangelegenheit ist klar geregelt: Es wird erst am Ende der Menschheit, 2021, abgerechnet. Denn dein Nachbar, Herr Fahrgescheit, ist deftig im Minus. Es liegt also nahe, dass ich euch beide verrechne.“

„Ich habe also nichts davon, über Gebühr gehüpft zu sein?“

„Das ist gehüpft wie gesprungen. Ja.“

„Der Witz war aber jetzt sehr übers Knie gebrochen, das ist dir klar?“

„Ja. Aber ich bin Gott. Bei wem willst du dich beklagen?!“

Ich lege auf. Zumal ich noch immer mit meinem „O2“-Tarif aus dem Jahr 2000 telefoniere, was schon für manch Überraschungsmoment bei mir am Rechnungsmonatsende verantwortlich war. Damals war Telefonieren sehr, sehr teuer …

Die heitere seppofit ™-Serie endet also mit diesem Tag, obwohl ich mich in dieser Sekunde zum Gegenteil durchringe. Denn Kraftsport mache ich weiterhin. Ich habe nun eine halbe Stunde mehr Zeit als vorher.

„Investier die doch in den Podcast, Seppo!“

„Halt die Fresse. Hab ich von der seppolog-Seite sowas von getilgt! Aber besuche doch gerne stattdessen meinen neuen Blog: we, we, we, die Laufeinheit punkt komm, seltsam unbekannter Zwischenrufer!“

Ich danke Dir, Dorian, an dieser Stelle für Deine Geduld mit mir und meinen Hassattacken, die sich stets auf Dich bezogen. Aber nur auf Dich als Trainer. :)


Nach dem Aus von Snapchat bin ich ab sofort bei Facebook! Zudem werde ich nun laaaange Zeit an dieser Stelle auf mein Startup verweisen:

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