acb

Der Autor dieser Zeilen ist eigentlich sehr müde. Also legte er sich hin und sinnierte darüber, wie er seinen Blog dieLaufeinheit.com bekannter machen könnte. Im Halbschlaf schweifte er leider ab, was seiner Zielführung abträglich war. Plötzlich drehten sich seine Gedanken um das Alphabet, um das „ABC“. Es kamen ihm Fragen in den Kopf.

Wer kam eigentlich auf die Idee, dass jeder in der Lage sein müsse, die rund 25 Buchstaben des Alphabets auswendig zu können – und das noch in einer willkürlich festgelegten Reihenfolge?! Spielt die denn überhaupt eine Rolle?!

Dem Tagtraum wieder näher als dem Schlaftraum entwickelte der sehr kluge Autor ein neues ABC: das Seppo-ACB ™. Dieses ist einfacher und vor allem eingängiger als das eingesessene Alphabet, da es eine andere, simplere Reihenfolge der weniger als 50 Buchstaben vorsieht. Und deshalb sprechen wir vom Seppo-ACB ™, in dem das C Vorrang vor dem B hat. Die neue Reihenfolge der knapp 27 Buchstaben ist somit diese:

A, C, B, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y, Z.

Zufrieden glaubte der Autor nun weiterschlafen zu können, doch eine Sache wurmte ihn dann aber so sehr, dass er von einer REM-Phase absehen musste: Warum gibt es eigentlich keine Eselsbrücken, die Schülern das Lernen des Alphabets vereinfachen? Zügig, weil er ja schlafen wollte, erarbeitete er diesen folgenden Text, der das Einprägen der Reihenfolge der nicht einmal 30 Buchstaben sehr einfach gestaltet. Die Kultusminister der Länder werden die Augen der Kollegen reiben, wenn sie sich zurecht fragen werden, wie sie dieses System schnellstmöglich verbindlich in allen Schulen des Landes einführen können:


„Pavel, was hältst du eigentlich davon, dass die AfD in ihrem ‚Parteiprogramm‘ …“

Pavel und ich lachen laut auf bei der Kombination „AfD“ und „Parteiprogramm“ …

“ … also dass sie die tägliche Benutzung von Anaphern durch Flüchtlinge vorschreibt, um diese vor einer Grenzüberschreitung abzuschrecken? Da doch kaum ein Deutscher weiß, wann man eine Anapher korrekt zum Einsatz in einer Debatte bringt, um dem argumentierenden Gegenüber den Todesstoß zu versetzen!“

Pavel ist bass erstaun, hört er dieses doch zum ersten Mal: „Ist die Anapher die große Schwester der Alliteration?“

„Ja, irgendwie schon. Irgendwie stehen sie für ein gleiches Prinzip, aber unterscheiden sich dennoch. Nebenbei, nimm dir doch endlich eine Wurst!“, sage ich und deute auf einen Teller voller Wurst, den ich ihm am Morgen zubereitet hatte.

„Tut mir leid, Seppo, du weißt doch, meine Carnophobie! Sieht lecker aus, ich danke dir fürs Kochen, aber ich bleibe beim Gemüse!“

„Bezieht sich deine Carnophobie auch auf Dosenfleisch?“

„Ja. Fleisch ist Fleisch.“

Mein wöchentliches Mittagessen mit Pavel ist jedes Mal ein Problem, da er seine Ernährungsweise im Grunde jeden zweiten Tag umstellt, um immer die aktuellsten Trends in seinen Alltag einbauen zu können. Ich bin kein Meisterkoch, der sich derart spontan auf die Pavel’schen Forlieben einstellen kann und fordere daher:

„Pavel, nächste Woche kochst du!“

Bevor dieser überhaupt protestieren kann, klingelt es an der Tür, und zwar sturm. Pavel ergreift die Gelegenheit und fragt:

„Erwartest du jemanden?“

Wir lachen herzhaft über diesen abgedroschenen Scherz und ich antworte:

Im Grunde kenne ich nur drei Ursachen, die für Sturmklingeln an meiner Wohnungstür verantwortlich sein können: meine Mitbewohnerin, eine GSG-9-Einheit – oder zwei davon – sowie Lara.“

Ja, Konkubine Lara. Lara ist meine pornöse Nachbarin. Lara ist die Frau, die mit ihrer bloßen Erscheinung reihenweise bei Männern Erektionen auslöst, da nicht wenige von ihnen sich den Koitus mit ihr vorstellen. Ich gehöre dazu. Freudig erregt hechten wir beide zur Tür und hoffen, dass nicht meine Mitbewohnerin vor dieser steht, denn in dem Falle wäre Pavel seine Notgeilheit sicherlich etwas unangenehm, was ich schwer für ihn hoffe.

Es ist Lara, die Frau, die auf Machos steht und die mich für einen solchen hält. Und gerne spiele ich in ihrer Gegenwart diese Rolle und stelle fest, dass die mir ganz gut liegt. Könnte daran liegen, dass Männer ungerne das sind, wozu wir in dieser Gesellschaft, die ich ansonsten ganz toll finde, immer mehr gemacht werden; zu Memmen.

Lara steht tatsächlich vor der Tür, was wir aufgrund ihres Nonnenkostüms, das ihren bombastischen Körper ziert, nicht sofort realisieren. Noch mehr als dieses Kostüm irritiert mich allerdings Pavels Reaktion:

Opa?!“

„Wie, ‚Opa‘?! Du siehst eine Nonne und denkst als erstes an deinen Opa?“

Pavel läuft rot an und ich kann nur spekulieren, dass er seinen Opa offenbar einmal in einem Nonnenkostüm erwischt hat. Das würde zumindest das ein oder andere posttraumatische Verhalten Pavels erklären. Allerdings bin ich ja empathisch und spare mir jedes weitere querulierende Nachhaken und begrüße Lara.

„Lara?! Warum zur Hölle trägst du ein … ich meine, du bist die letzte, der ich das Nonnendasein abnehme! Selbst Pavels Opa ist mehr Nonne als du!“

„Seppo! Es ist etwas furchtbares geschehen!“, ruft die Unglückliche.

„Das wollen wir hoffen“, schaltet sich Pavel in das Gespräch ein, „rundheraus, Lara, was ist los?“

Seppoide ™. Ich habe von den Seppoiden (tm) genascht!“

Dem unbefangenen Leser muss an dieser Stelle erklärt werden, was es mit Seppoiden ™ auf sich hat. Ein jeder wird diesen Kindheitstraum ebenfalls einmal geträumt haben. Den Traum von der Schöpfung einer Droge, die so unfassbar abhängig macht, dass man einen schweine Teuro damit umsetzen kann, wenn man nicht ihr Konsum- sondern Produzent ist. Ich selbst träumte diesen Traum bereits in der Grundschule und mischte beispielsweise diverse Putzmittel miteinander und probierte die Wirkung dieser Mixturen an unschuldigen Mitschülern aus. Da war zum Beispiel Volker. Volker ist schon lange tot, aber sein Tod war nicht umsonst, denn er hat mir deutlich gemacht, dass man eben nicht jedes Putzmittel einfach so schlucken darf. Ich konzentrierte meine Arbeit in meinem Drogenlabor also auf andere Wubstanzen, beispielsweise auf Xenon, ein Gas, das man wunderbar einatmen kann. In der Anästhesie unter anderem wird dieser Stoff eingesetzt. Und wer schon einmal das Glück hatte, aus einer Vollnarkose wieder aufzuwachen, der weiß, wie herrlich dieses Wegdämmern sich anfühlt. Und daraus entwickelte ich die Seppoide ™, eine entsprechende Kochanleitung findet der Leser bei Youtube.

Zurück zu Lara, die im Zahnseidenbikini deutlich besser aussieht als im Nonnenkostüm.

„Hast du zu viele Seppoide ™ genommen?! Kann das sein, Lara?“, wollte ich wissen …


Mithilfe dieser Geschichte ist jeder Erstklässler in der Lage, sich das komplizierte Konglomerat aus den mehr als zehn Buchstaben in seiner korrekten, allerdings willkürlich festgelegten, Reihenfolge einzuprägen. Das ist das faszinierende an Memo-Techniken: Die Meta-Geschichten, die man sich um die zu merkenden Elemente strickt, sind irgendwie noch komplizierter als der zu memorierende Gegenstand an sich. Aber dennoch funktioniert es.

Ich kann mich jetzt endlich aufs Sofa hauen und schlafen.


Freunde, vergesst den aktiven Sport! Es genügt, darüber zu lesen. Beispielsweise hier, in meinem neuen Blog, der Laufeinheit!

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