weltmaennertag

Aufregung in der Redaktion des seppologs:

„Wie konnte uns der Weltmännertag entgehen?!“, brülle ich meine ausschließlich männlichen Kollegen an. Einige hören eine Frage heraus, andere einen Vorwurf, während wieder ganz andere sich meinen Rotz aus dem Gesicht wischen, was ich natürlich goutiere:

„Andere würden für meinen Rotz Geld zahlen!“

Die weiblichen Mitarbeiter (so genannte „Mitarbeiterinnen„) indes bekommen von meinem Wutausbruch nichts mit, bereiten sie sich doch auf ihre Arbeit unter meinem Schreibtisch vor.

Der große Medienverlag Seppoversum achtet peinlich genau darauf, dass Frauen und Männer gleichermaßen entlohnt werden. Die ungerechte Bezahlung der Geschlechter wird hier abgelehnt. Aus diesem Grunde haben sich die Männer bereiterklärt, sich der Qualität der Arbeit der Kolleginnen anzupassen. Also nach unten. Mit dem einher geht natürlich die schlechtere Bezahlung. Die Differenz wird monatlich an mich ausbezahlt.

Der heutige Weltmännertag ist ein Aktionstag zur Männergesundheit, der seit 2000 immer am 3. November stattfindet. Hintergrund ist die Tatsache, dass Frauen dem Mann sieben Jahre an Lebenszeit stehlen, weil er für sie arbeiten hart muss. Auch die UN hat derweil anerkannt, dass die so genannte Gleichberechtigung der so genannten Frau über das Ziel hinausgeschossen ist: Der moderne Mann ist nur noch ein Schatten seiner selbst, unterjocht vom Wesen Frau. Überhaupt gilt der Begriff „moderner Mann“ inzwischen nicht mehr als Auszeichnung, sondern als Armutszeugnis.

Während ich diesen Text verfasse und mich damit an die Spitze der „Neo-Männerbewegung“ setze, befriedigt mich meine Sekretärin Anuschka unter meinem Tisch. Sie weist mich nuschelnd darauf hin, dass ich diesen Text als Satire kennzeichnen sollte, was ich aber brüsk ablehne, denn Satire verliert ihren Reiz, wenn man sie so nennt. Die Leserinnen des seppologs, die sich dessen Beiträge in aller Regel von einem des Alphabets kundigen Mann vorlesen lassen, sind clever genug, um zu merken, dass hier jemand maßlos übertreibt. Und wer sagt eigentlich, dass Anuschka gerade keinen Spaß hat?!

Anuschka: „Ich!“

Wie sehe ich das mit der Gleichberechtigung, um die es beim Weltmännertag ja gar nicht geht? Ich sehe sie als absolut angezeigt. Es steht außer Frage, dass beide, inzwischen ja drei, Geschlechter gleiche Rechte genießen sollen. Es ist mir fast zu albern, das zu erwähnen, denn wer würde das Gegenteil ernsthaft noch behaupten wollen?! Ein „Frauen an den Herd“ wird man von mir nicht hören, obwohl ich mit der Forderung ja nicht die Männer vom Herd ausschließe. Letztere können ohnehin im Schnitt besser kochen. Und was eigentlich ist so schlimm daran, wenn ein Mensch kocht?! Warum wird das niedriger bewertet?!

Weil der Satz eben impliziert, dass Frauen ausschließlich am Herd tätig sein sollten. Sollen sie natürlich nicht. Denn wer putzt das Klo?! Kalauer am Weltmännertag; wann, wenn nicht heute?!

Das englische „gender“ ist weiter gefasst als der deutsche Geschlechterbegriff, er grenzt sich ab vom biologischen Geschlecht und meint eben das kulturell geprägte. Wenn Menschen sich zu lange mit Genderforschung befassen, kommen Dinge heraus wie

Mitgliederinnen.

Oder was ich ganz erstaunlich finde:

Kolleg*innen.

Sieht offenbar irgendwie gleichberechtiger aus als „Kollegen/-innen“ und ist vermutlich auch einfacher (damit die Frauen es auch verstehen). Beides nervt mich und ich sage ganz offensiv, dass ich mich meist auf die maskuline Form beschränke. Vor ziemlich genau zehn Jahren konnte ich meiner Magisterarbeit entsprechend noch dieses voranstellen:

Zur Vereinfachung der Lesbarkeit und besseren Übersichtlichkeit wird hier grundsätzlich bei allen vorkommenden Personengruppen und Berufsbezeichnungen die maskuline Form verwendet.

Bämm! Geht heute vermutlich nicht mehr, man würde direkt der Uni verwiesen.

Meine Lektorin schaltet sich in diesem Moment (oberhalb des Schreibtisches, nämlich via Facebook) ein, „Kolleg*innen“ sei an sich falsch,

… aber bei Kolleg*inn*en würde jeder zweite Leser sich vor nen Zug oder von ner Brücke schmeißen.

Sie befasst sich gerne mit der Genderthematik und hat einen sehr klaren Standpunkt. Es steht mir aber nicht zu, ihn hier zu verbreiten.

Jemand, der sich ebenfalls mit dieser Nummer auskennt, nennen wir ihn Rauchblogx, berichtete mir vor geraumer Zeit davon, dass es Menschen * innen in der Genderforschung * innen gebe, die das Geschlecht gänzlich ausschalten wollen – neutralisieren also mittels des geschlechtsneutralen „-x“. Ich wäre damit kein Blogger, sondern ein Bloggx. Das ist kein Witz. Es gibt Menschen, die nicht nur Verstand, sondern auch Geschlecht verloren haben.

Liest es und wundert sich mein Penis, der mich fragt, warum ich ihn verleugnen sollte. Das frage ich mich auch. Auch die ein oder andere Vagina stellt sich vermutlich die Frage, mit der jedoch kann ich nicht dienen.

Es steht hingegen außer Frage, dass wir nach wie vor in einer patriarchischen Gesellschaft leben und sich die Frauen über Jahrhunderte womöglich die den Männern selbstverständlich zugestandenen Rechte opferreich erkämpfen mussten. Ich würde mich entschuldigen, sehe mich aber in keiner Verantwortung. Ich bedaure es allerdings, da ich großer Fan des weiblichen Geschlechts bin und diese Anhängerschaft geht über die bloße Vagina hinaus.

„Sowas sagt nur ein Mann! Er reduziert uns auf die Vagina!“

Ja, das denkt frau, wenn sie nur das liest, was sie hören will. Denn ich habe streng genommen auch den Mann auf sein Glied reduziert. Aber ich tue es im obigen Satz ja gerade nicht, die Frau reduzieren auf ihr zartes Geschlechtsteil, denn eine Vagina allein kann nicht kochen. Kalauer am Weltmännertag, muss sein. Es ist unser Tag.

Ich ergötze mich an den Frauen natürlich auch ihrer optischen Merkmale wegen, doch verlieben tue ich mich doch in ihre Persönlichkeit, die denen der Männer in einigen Bereichen überlegen ist. Das gestehe ich gerne zu, wie auch den Umstand, dass der Mann wiederum der Frau in einigen Bereichen überlegen ist. Denn: Beide sind unterschiedlich. Gottseidank. Das macht es doch aus.

Und da wir unterschiedlich sind, verstehe ich nicht, warum wir uns gleichmachen wollen. Wenn meine Tochter mit Puppen spielen will, dann lasse ich sie gewähren. Will mein Sohn mit Puppen spielen, werde ich ihm zumindest ein Matchbox-Auto als unverbindliches Angebot neben die Puppe stellen und ihm diese zumindest dann wegnehmen, wenn er seinen 15. Geburtstag feiert.

In der Genderdebatte ist mir vieles einfach egal, weil ich die Dinge sehr pragmatisch sehe. Über die Frage der Gleichberechtigung habe ich keine Lust zu diskutieren, da die Antwort – siehe oben – ja wohl klar ist. Zu weit geht es mir aber, wenn Feminist*innen beziehungsweise Feministx sich darüber beklagen, dass ich eine Krawatte trage, sie sei ja ein Phallussymbol. Das ist mir schlicht latte. Denn wer bin ich, mir einen echten Penis um den Hals zu knoten?! Ich finde es eher bedenklich, wenn Frauen sich eine Krawatte umbinden und das aus Trotz tun. Denn ich ziehe mir auch keinen Rock an. Damit hier kein Missverständnis entsteht: Jeder Mann ist frei, einen Rock zu tragen. Es spielt für mein Leben keine Rolle. Und vermutlich ist der Vergleich Krawatte Rock bereits problematisch, irgendwie fühle ich mich gerade auch unwohl, weil ich überhaupt Frau mit Rock assoziiere. Aber wir sind uns doch einig, dass ein Diadem bei einer Frau gut aussieht, bei einem Mann aber leicht albern. Was dem Mann die Krawatte, ist der Frau ihr Diadem. Und wir wissen, wessen Kreditkarte das Diadem bezahlt hat …

Gut, ich verheddere mich hier und bin bestimmt ein Sexist. Dennoch trage ich eine gewisse Auswahl an Frauen in meinem Leben auf Händen. Männer nicht.

In bestimmten Dingen des Lebens erwische ich mich oft dabei, ein bisschen machohaft zu sein. Ich beruhige mich dann aber wieder, wenn ich auf „gofeminin.de“ lese, dass Frauen auf Machos stehen. Gerade die Feministinnen, denen mann es nur mal so richtig besor… Kalauer am Weltmännertag, locker bleiben!

Übrigens weiß ich sehr genau, wie Frauen untereinander über (ihre) Männer reden. Ihr seid keinen Deut besser. Oder eben schlechter. Denn es ist doch klar, dass wir ohne einander nicht können – und vor allem nicht wollen.

Jetzt diskriminiere ich natürlich die Homos. „Homos“ darf man nicht sagen. Das muss man wissen. Man darf aber „Heteros“ sagen. Ich fühle mich diskriminiert.

Anuschka: „Bis gerade hattest du zumindest noch alle Männer auf deiner Seite!“

Egal, wie man argumentiert, man rutscht ganz schnell ins politisch Unkorrekte, obwohl man doch nur eines sagen möchte: Jeder, wie er mag und alle mit denselben Rechten. Und ich denke, wir sind auf einem guten Weg.


Beschimpfungen nehme ich auch auf meiner Facebook-Seite entgegen.
In meinem zweiten Erfolgsblog – 
dieLaufeinheit – geht es heute anlässlich des Weltmännertages um die Frage, warum die Bibel den Frauen das Joggen verbietet. Ich zeige auf, warum sie Recht hat.