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499 Geschichten liegen nun hinter mir, nachdem ich am 2. Mai 2015 hier zu bloggen begann. „Wir können!“ schrieb ich damals, obwohl ich gar nicht wusste, ob ich es wirklich kann und ob ich überhaupt Leser erreichen würde. Dabei ist es für meine Person nur folgerichtig, öffentlich zu schreiben, denn bereits als Kind habe ich das, damals noch handschriftlich und bis heuer erhalten, getan – allerdings unter Ausschluss jeglichen Publikums. Dabei sollten Worte doch gehört und Wörter gelesen werden! Vielleicht deshalb versuchte ich mich Anfang des Jahrtausends an einem ersten Blog, der da hieß: „planetNEX“. Und nicht wahrgenommen wurde, was aber zugegebenermaßen auch an den Inhalten lag. Die Wortgewandtheit, die mir oftmals völlig zurecht zugeschrieben wird, habe ich erst in meinen späteren Zwanzigerjahren kultiviert.

Natürlich würde ich von mir nie öffentlich felsenfester Überzeugung sagen, ich sei wortgewandt. Ich halte mich für einen guten Durchschnitt, der es im Vergleich mit dem, was sonst teilweise im Netz so geschrieben wird, natürlich leicht hat, sich davon positiv abzusetzen. Eine gute Schreibe erlangt man nur durch das Lesen guter Texte anderer Federn und genau das hatte sich bei mir mit Anfang 20 durch eine Reihe von Zufällen ergeben. Mein Vater, der in diesem Jahr leider bereits 70 wird, sagte einmal zu mir:

„Gut schreiben kannst du nur dann, wenn du Gutes liest.“

Also kündigte ich meine Abos des „Focus'“ sowie des Springer-Blattes „Die Welt“ und versuchte es von nun an mit Erzeugnissen der Qualitätspresse. Wer genau hinsieht, wird merken, dass man dort nach wie vor auf erstaunlich hochwertige Texte stoßen kann. Und manch Formulierungen bleiben da eben hängen, die man dann selbst verwurstet. Das ist der ganze Trick. Und mein Vater half mir dabei mit seiner uralten „Triumph“-Schreibmaschine, die er hoffentlich restaurieren lässt, bevor er sie hoffentlich mir und nicht meinem Bruder vererbt. Auf jener Maschine lernte ich das komplizierte Dreifingersystem, das dem Zweifingersystem haushoch überlegen ist. Würde man nun einen vierten Finger dazunehmen … unglaublich, zu was der Mensch dann fähig wäre!

Unweigerlich zum Schreiben gehört eine Aussageintention. Natürlich könnte der Leser meinen, dass ich in den meisten der 499 Geschichten des seppologs eigentlich über nichts schreibe. Und so wundern sich hier immer wieder Kommentierende, dass sie die Artikel mitunter doch bis zum Ende gelesen haben. Weil vielleicht wider Erwarten oftmals zwischen den Zeilen eine Intention zu finden ist? Ja. Und manchmal: absolut nein. Umso verzückter bin ich, wenn plötzlich etwas in meine Geschichten hineininterpretiert wird, woran ich nicht einmal ansatzweise gedacht hatte!

Als Blogger durchlebt man im Laufe der Zeit bestimmte Diskussionen. Andere Blogger werden das kennen, insbesondere die, die wie ich im Grunde nur über sich selbst schreiben, was bei Weitem aber nicht für alle zurückliegenden 499 Beiträge gilt. So werde ich beispielsweise nicht müde, gegen den braunen Sumpf, der sich wieder breitmacht, anzuschreiben, was mir hoffentlich mal nicht zum Verhängnis wird, wenn unser eigentlich so liberales Land dort einmal versunken sein sollte. Wir beobachten derzeit schlimme Entwicklungen in unserem Nachbarland Polen: Der Rechtsruck dort bewirkt bereits, dass nicht jeder mehr sich traut, laut seine Meinung zu äußern, die den derzeitigen Machthabern nicht gefällt. Sowas halte ich jederzeit auch in Deutschland (wieder) für möglich. Die Rechten haben es schon immer versucht, mittels der Demokratie diese abzuschaffen. So etwas kann leider sehr schnell gehen und selbst eine so zerstörerische Nation wie die deutsche ist so lernunwillig, dass auch ihr es gerade wieder passiert. Mit Grauen denke ich an die Wahlen, die international in diesem Jahr anstehen. Die Niederlande. Frankreich. Und auch wir drohen vom Wege abzukommen. Wir müssen doch nicht in jedem Jahrhundert das ausprobieren, das uns schon im vorangegangenen Jahrhundert kolossal entglitten ist! Kanada kann unmöglich alle Trump-Gegner sowie Millionen von europäischen Gutmenschen aufnehmen!

Darüber hinaus schreibe ich natürlich über mich selbst und so dauerte es nicht lange, bis der Narzissmus-Vorwurf kam, auf den ich nur gewartet hatte, da ich endlich damit kokettieren wollte. Abgesehen davon, dass er oftmals von Menschen kommt, die den Begriff gar nicht vollumfänglich verstanden haben, da er mehr als nur bloße Egozentrik meint, ist er wohlfeil und langweilig. Und es ist schon müßig zu antworten: „Dann lies halt nicht.“ Und dann habe ich einen Narzissmustest gemacht mit dem Ergebnis, dass ich mich noch viel mehr anstrengen muss, da ich bei Weitem nicht alle Kriterien eines gestandenen Narzissten erfülle. Aber ich arbeite daran und auf meinem Dachboden steht bereits ein Porträt von mir, das an meiner statt altert.

Natürlich ist das hier eine Selbstdarstellerei bis zum Erbrechen. Die ich für mich selbst nur damit rechtfertigen kann, dass sie einhergeht mit einer Eigenschaft, die ich bei mir (kleiner Scherz), aber insbesondere bei anderen Menschen nahezu liebe: Selbstironie. Der selbstironischste Mensch, den ich jemals kennenlernen durfte, ist dem eifrigen Leser bekannt als Sabrina USA. Sie erlebt Dinge, die andere verschweigen würden, die nicht einmal ein Vicco von Bülow für möglich gehalten hätte. Sie sollte bloggen! Allein die Nummer mit dem Beifahrersitz! Sabrina, ich würde es gerne hier verwenden! Sie übrigens war die erste, die mir riet: „Schreib ein Buch, falls es beruflich mal etwas prekär wird!“

Dann wurde es beruflich tatsächlich prekär. Ich habe das hier schon ausgebreitet und kann es selbst nicht mehr hören, aber in einen 500. Beitrag gehört es rein, zumal ich mir von Beginn an die Frage gestellt hatte: Wovor mache ich Halt, wenn es um mein Privatleben geht? Mehr als einmal musste ich beispielsweise meine Mitbewohnerin besänftigen, wenn es um ihre Darstellung hier geht, die im Kern stets der Wahrheit treu geblieben ist, aber auch, wenn ich mich selbst als idiotischer dargestellt habe, als ich tatsächlich bin.

„Was sollen meine Freunde denken?! Dass ich so einen Idioten zum Freund habe?!“

Nun ja, was das angeht, ist es mir inzwischen schon egal, wie über mich gedacht wird. Ich verkaufe durchaus meine Oma für einen guten Scherz, aber eben auch mich. Das habe ich erst in wenigen zurückliegenden Jahren gelernt: dass es unmöglich ist, es allen rechtzumachen. Gerade zuletzt wurden mir negative Eigenschaften meiner Persönlichkeit vor Augen gehalten, gegen die es so unendlich schwer ist anzukämpfen. Manches muss ich an mir akzeptieren, auch dann, wenn andere es nicht können. Das muss mir dann egal sein. Denn ich behaupte, der regelmäßige seppolog-Leser hat ein Gefühl für Ironie und ahnt, was echt ist und was nicht. Die meisten Fakten hier haben die Bezeichnung Fakten tatsächlich verdient, vieles ist eben nur überspitzt dargestellt. Einiges aber auch nicht (Und dass Frauke Petry sich in meiner Besenkammer aufhält, ist ja erkennbar unglaubwürdig. Denn wäre dem so, ich würde die Tür zumauern.). Denn wenn es um die Beobachtung des Seins im Alltag geht, braucht es selten Überspitzung. Er ist an sich schon per se skurril, doch vieles nimmt man nicht immer wahr, da der Alltag vordergründig ein stetes Rauschen ist. Doch es sind die Kleinigkeiten, die dann sehr wohl jeder aus dem eigenen Alltag kennt. Die meistgeklickten Geschichten sind bis zuletzt immer die gewesen, die Banales beschreiben, das jedem widerfährt. Zuletzt meine faktentreue Erzählung meines Heiligen Abends, der jetzt schon auf Position sechs der zehn meistgelikten Artikel steht.

Und ein Buch habe ich bereits geschrieben, es fiel mir in den Kamin.

„Mach den Blog zu Geld!“, wird mir auch häufig geraten. Das ist leichter als man gemeinhin denkt – sofern man meine Zahlen hat  ;) . Viele Blogger werden das kennen, wenn erste Angebote per E-Mail eintrudeln. Zumindest in meinem Fall geht es da in der Regel um Produktplatzierung. Letztens hatte ich irgendwas mit Schuhen. Ich sollte über Schuhe schreiben und eine Marke dabei besonders hervorheben. Abgesehen davon, dass mich das beleidigt hat, war ich nicht mal während meiner Arbeitslosigkeit so sehr auf Geld aus, dass ich an dieser Stelle Redaktionelles mit Werbung verknüpfen, nein, vermischen würde. Denn dafür gibt es ja die Beauty-Blogger, die gerne beteuern, dass die Tatsache, dass sie die ihnen angedeihen gelassenen Produkte

Nach Absprache mit meiner Lektorin ist das grammatikalisch vermutlich korrekt. Wir wissen es noch nicht genau, ich lasse es erst einmal so stehen. Sie sagte dazu: „Vermutlich richtig. Klingt aber katastrophal.“ Ein Grund mehr, es stehenzulassen.

völlig neutral beurteilen. Das ist natürlich kompletter Unsinn und mindestens unbewusste Verarsche des Lesers, der es aber, das glaube ich immer mehr, auch in Teilen nicht besser verdient hat.

„Die Produkte, die man ihnen angedeihen ließ“, schlägt meine Lektorin nun vor. Gut, das nehme ich.

Also auf diese Werbenummer werde ich mich erst ab sechsstelligen Beträgen einlassen, bei der siebten Stelle verkaufe ich gerne auch meine Seele. Vorher nicht. Denn ein Ursprungsgedanke des seppologs war ja gerade der, das zu tun, was ich will, ohne dass mir jemand reinredet. Denn Kreativität ist nicht demokratisch, und sobald über Ideen diskutiert wird, ist der erste Schritt hin zum Kaputtreden bereits getan. Kreativität ist eben Versuch und Irrtum und kann nicht geplant werden.

Ich stellte mir aber oft die Frage, inwiefern ich auch persönliche Schicksalsschläge hier öffentlich machen würde. Da gibt es solche, die unweigerlich kommen werden, da die Lebensdauer nahestehender Menschen (die es selbst bei mir gibt), nach oben begrenzt ist. Und da gibt es die überraschenden, an die ich nicht denken mag, die aber auch kommen werden.

„Alles ist komisch, insbesondere das Tragische ist komisch …“

schreibe ich an dieser Stelle. Und ahne, dass das ein ausgesprochen optimistischer Blick auf die Dinge ist. Doch Komik ist ja eben nicht immer etwas, das uns lachen machen soll. Jüngstes Beispiel aus meinem Leben ist mein erster Besuch bei der Arbeitsagentur. Der war zum Schreien komisch, doch gelacht habe ich an dem Tag lediglich aus Verzweiflung. Ich entschied mich damals, das vorerst nicht im seppolog breitzutreten, umschiffte es lediglich in zwei, drei Artikeln. Da war einer dabei, da glaube ich, habe ich während des Schreibens geheult. Auch das im Nachhinein eher komisch.

Ein nicht unbekannter Blogger und übrigens Träger der „Seppo Blog-Auszeichnung“ 2016, die in ihrem Wert nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, entschied sich vor einigen Wochen dazu, seine Krebserkrankung zu verbloggen. Ich saß schockschwerenot vor meinem Rechner und las seine Texte dazu. Fassungslos. Voller Respekt. Würde ich das auch schaffen? Da ich etwa zweimal im Jahr mir selbst einen Krebs diagnostiziere, werden wir es vielleicht erleben. Meinen eigenen Nachruf habe ich bereits geschrieben. Aber genau das soll das seppolog ja ausmachen. Dass eben Platz für alles da ist. Rücksicht nehme ich dabei lediglich auf beteiligte Personen, was mir zuletzt nicht unbedingt gelungen ist. Mich beschäftigen so unendlich viel mehr Dinge, als ich hier veröffentlichen kann, was mir ein mich in den Fingern juckender Jammer ist. Lassen wir noch zehn Jahre ins Land ziehen, dann haue ich hier eine kracher Geschichte raus, in der ich mich fürstlich auskotzen könnte! Einstweilen würge ich es herunter.

Das seppolog ist auch für mich inzwischen zu einem persönlichen, wenn auch nur knapp zwei Jahre umfassenden, Archiv geworden. Mein erster Artikel, der eine ernstzunehmende Aufmerksamkeit erfuhr, war „Kot im Bart„. Für mich gefühlt war es die Zeit, als das Tragen eines Vollbartes seinen ersten modischen Höhepunkt erreichte und auch ich hatte ein halbes Jahr zuvor die Gesichtsbehaarung für mich entdeckt, was möglicherweise durch den Trend angeregt worden war, sich aber als gute Entscheidung hinsichtlich meiner optischen Erscheinung ohne Bart erweisen sollte, wurde ich nicht ganz zu Unrecht gerne mal als „Humpty Dumpty“ bezeichnet. Jenen Artikel schrieb ich damals während der Arbeitszeit, was freilich daran lag, dass ich hochproduktiv gearbeitet hatte. Wo andere acht Stunden brauchten, war ich nach sechs fertig, sodass ich ohne Schaden auf Seiten meines damaligen Arbeitgebers Freizeit mit Arbeitszeit verschmelzen konnte. So verstehe ich die stets von Arbeitnehmern eingeforderte Flexibilität, die ja auch nur ein Euphemismus ist für Stelldichnichtsoan. Im Gegenzug für meine Flexibilität durfte ich allnachmittaglich das Logo des seppologs in die Kamera halten. Das übrigens hat sich nicht ansatzweise auf meine Klickzahlen ausgewirkt. Und das hatte mich nicht einmal überrascht.

Auch etwas, das Bloggern, die schreiben (anders als Beauty-Blogger(innen), die versuchen zu schreiben), vorgeworfen wird, ist die Klickgeilheit. Ja natürlich freue ich mich, wenn meine Beiträge geklickt werden! Nie wird man von mir hören: „Ich schreibe für mich selbst.“ Bla. Wer es ins Netz stellt, tut es mindestens auch um gelesen zu werden, woraus nur Neider einen Vorwurf machen können. Ein Komponist komponiert nicht, damit seine Musik nie gespielt wird, ein Architekt architektiert nicht herum, damit seine Architektierereien nicht gebaut werden und der Bäcker backt die Brötchen, damit sie jemand belegen kann. Würde ich hier keine Klicks generieren, würde ich es lassen und wieder meine alten Notizbücher vollschreiben. Da die Schreibmaschine ja noch nicht restauriert ist …

Im ersten Viertel des vergangenen Jahres erreichte das seppolog einen regelrechten Besucheransturm, der mir unerklärlich ist, was vielleicht mit der Jahreszeit zu tun haben könnte, da sich derzeit ein ganz ähnlicher Klicksturm anbahnt. Das motiviert ungemein und auch das, was Ihr mir an Kommentaren hinterlasst. Obwohl ich immer wieder versuche zu provozieren, indem ich auf Minderheiten wie Frauen oder AfD-Wählern rumschlage, kommt so gut wie nie Negativkritik. Es ist mitnichten der Fall, dass ich entsprechende Kommentare nicht freischalten würde. Sie kommen einfach kaum.

Hat er gerade Frauen zu einer Minderheit gemacht? Wieder so ein billiger Versuch …

Und ich bekomme viele E-Mails. Von Lesern. Da ist die eine Leserin, die ich aus der Ferne einfach mal als bipolar einstufe, da sie sich von mir bedroht fühlt. Ich würde hier im seppolog permanent ihr Leben beschreiben. Wie abstrus! Ich beschreibe permanent meines! Ich kenne die Leserin gar nicht und hoffe schwer für mich, dass sie in Behandlung ist, da sie mir bereits mehrfach gedroht hat, worauf wenige Minuten später verlässlich Entschuldigungsmails folgten. Etwas unheimlich, inzwischen wohne ich an einem geheimen Ort in der Vautierstraße in Düsseldorf und schieße prophylaktisch jeden nieder, der mir als eine Bedrohung erscheint.

Und dann sind da die vielen, die mich fragen, wie man mit „WordPress“ einen Blog erstellt. Anfangs schrieb ich noch ganze Anleitungen zurück, doch inzwischen reagiere ich darauf gar nicht mehr, da es sehr zeitraubend wäre. Zumal WordPress nun einmal selbsterklärend ist und die Tatsache, dass ich es hinbekomme, spricht ja für eine gewisse Simplizität.

Und letztlich ist das, was ich hier tue, sehr simpel. Wie hoch der Zeitaufwand sei, werde ich oft gefragt. Dieser Text frisst enorm Zeit und hat in etwa die doppelte Länge der 499 vorangegangenen Artikel. Er schreibt sich aber insofern sehr zügig, als dass ich mich permanent auf einer Metaebene bewegen kann, was ich ausgesprochen gerne tue, was dem Leser nichts bringt, bei einem Jubiläumsartikel aber durchaus erlaubt sein darf. Grundsätzlich schreibe ich an einem rund 1.000-Wörter-Artikel 30 Minuten. Lese dann sehr grob Korrektur, suche mir ein Beitragsbild, das ich penetrant mit meinem Logo versehe und klicke dann auf „veröffentlichen“. Ich schreibe im Grunde nie auf Halde, alles muss raus, sobald es da ist. Hinsichtlich der Klickzahlen wäre es vernünftiger, diesen Artikel nicht am heutigen Nachmittag zu publizieren, sondern am stets klickreichen Samstagmorgen. Mache ich aber nicht, da mir solche Dinge egal sind. Nach der Veröffentlichung „vertagge“ ich die Artikel, was zeitraubend ist, da es vermutlich auch keinen Nutzen stiftet. Währenddessen liest KM korrektur, wonach ich die dann korrigierte Fassung veröffentliche. Gelegentlich folgt dann die „Vertonung“ für den Podcast. Die dauert rund acht Minuten, kann aber eine halbe Stunde fressen, wenn ich am Vorlesen des eigenen Geschreibsels verzweifele. Daher habe ich diesen unseligen Podcast, der durchaus sich auch bei iTunes einer großen Hörerschaft erfreut, nun zum zweiten Mal beerdigt; es kostet mich zu viel Cait. Ob vertont oder nicht folgt dann die Verlinkung auf meiner Facebook-Seite inklusive kleinem Textausschnitt, der stets nicht sorgsam gewählt ist, da mir dazu die Lust fehlt. Und dann folgt eine zeitraubende Propaganda im Internet. Das Schreiben selbst ist kein Zeitfaktor. Das Drumherum ist es. Umso schöner ist es, dass sich inzwischen eine Lektorin meiner Texte annimmt, die es gelassen hinnimmt, dass ich einige Fehler immer wiederhole:

  • „soviel“ statt „so viel“
  • „zuviel“ statt „zu viel“
  • Präsens, wo eben noch Imperfekt stand
  • „der ein oder andere“ statt „der eine oder andere“
  • „sooft“ statt „so oft“ (Ich bleibe aber bei „sooft“!)
  • „dazwischen gehen“ statt „dazwischengehen“

Ich habe unglaublich viel über die deutsche Rechtschreibung gelernt, seit sie lektoriert, obwohl ich schon vorher glaubte, sie einigermaßen zu beherrschen. Denn die Rechtschreibkorrektur von WordPress ist blanker Hohn.

Ich muss immer wieder pathetisch werden, wenn ich erzähle, was das Schreiben für mich bedeutet. Es ist zweifellos ein Ventil, auch wenn ich einiges nur verklausuliert rauslassen kann. Es ist eine mir angemessene Möglichkeit, Dinge zu verarbeiten, die ich auf diese Weise für mich ordnen kann. Zudem finde ich Geschriebenes ausgesprochen ästhetisch. Optisch, aber auch in seiner Konstruktion. Die Herausforderung für mich ist exakt die, so zu schreiben, dass der Lesende es als gesprochen wahrnimmt, auch wenn ich so, wie ich schreibe, seltenst auch spreche. Und da ich in Momenten wie diesen gerne dem Größenwahn anheimfalle, nur um mich in, sagen wir mal, zehn Minuten in quälenden und zermürbenden Selbstzweifeln wiederzufinden, würde ich mich sehr freuen, beglitte mich der Leser auf dem Weg zur eintausendsten Geschichte im seppolog.

Besonderer Dank gilt natürlich Dir. Du wirst das hier in erst etwa zwei Wochen lesen, da Du gnadenlos hinterherhängst, Dir aber dennoch die Zeit nimmst, jeden Artikel zu lesen. Du bist zwar erbarmungslos in Deiner Kritik, aber Du hast mich dennoch nicht verlassen. Und in wenigen Tagen wird es hier womöglich „Zwölf“ heißen.

Danke fürs Lesen, Kommentieren und Liken!

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