Ich verweise vorab auf den vorigen Artikel und erspare dem Leser und zuvorderst mir somit eine komplizierte Einleitung.

13.27 Uhr

Gerade geschickt einen Stau umfahren. Geschickt insofern, als dass dieser Stau ohnehin nicht auf unserer Strecke stattfindet. So gesehen fühlt es sich für uns so an, als hätten wir ihn galant umfahren. Das Navi allerdings hat uns bereits einen anderen Stau prophezeit, an dessen Stauende wir uns warnblinkend einreihen werden.

Ich muss mal. Hab’s den Kollegen noch nicht verraten. Ich halte noch ein, will nicht der erste sein, wegen dem angehalten werden muss. Wir lernen: Einhalten erspart Anhalten.

Interne Mitteilung an meine Mitbewohnerin: Ich habe Dein „Blütentraum“-Duschgel mitnehmen müssen, da meines leider nicht zu finden war. Meine Kollegen werden staunen, wie blumig ich ab morgen duften werde. Und das auf Deutschlands größter LAN-Party, an der ich übrigens nicht aktiv teilnehme.

13.59 Uhr

Ich hätte ja Mal eine Minute warten können … Wir sind nun in einem Stau auf der A44. Den nutzten wir zum Toilettengang an einer Raststätte, die, nicht doof, direkt am Stau gelegen ist. Ich konnte meiner Blase Entlastung verschaffen und sinniere noch immer darüber, wie diese Urinale ohne Wasser funktionieren. Da geht doch sicherlich alle paar Stunden eine Putzperson mit ’nem feuchten Lappen durch.

Da vor der Tür noch immer Stau herrschte, blieben wir noch auf je ein Schnitzelbrötchen. Zwar hat meine Mitbewohnerin mir heute Morgen – das muss Liebe sein – Brötchen beschmiert und -legt, aber ich bin mir nicht im Klaren über die Nahrungsmittelversorgung vor Ort, sodass ich, ganz prepper, meine Teigballen für Mangelcaiten aufbewahre. 

Wir sitzen nun also wieder im Auto und erfahren vom vorausgehenden Team 2, dass im Sauerland Schnee liegt. Bei uns regnet es noch. Team 2 fährt ein Räumfahrzeug, sodass wir in Bälde aufschließen werden und direkt in dessen Schatten geschwind gen Ziel fahren können. Gen Defekt.

Nun habe ich die Sitzheizung entdeckt. Ihre Steuerung ist mir außer Kontrolle geraten. Es ist somit wohlig warm an meinem Podex. Die Hitze hat inzwischen Brusthöhe erreicht und wird mein Gehirn aufkochen, sofern mir das Abschalten nicht gelingt.

14.15 Uhr

Aus Langeweile nun doch ein mitgebrachtes Brötchen gegessen.

14.33 Uhr

Mein Kollege hat die Brandblasen an meinem Gesäß zu meiner vollkommenen Zufriedenheit versorgt (gepustet). Das Wetter ist unsympathisch geworden; wir stoßen auf ersten Schnee und es ist arg windig, was ich aus dieser Äußerung unseres Fahrers raushörte:

„Es ist ganz schön windig.“

Ich nehme an, dass manch Spurwechsel also gar nicht beabsichtigt ist, sondern den Böen geschuldet.

In diesem Moment schreibt mir Sabrina USA. Das kann ich hier leider nicht wiedergeben. Meine Freundin KM, platonisch, schreibt ebenfalls. Sie schickt mir das Foto eines Amberbaums. Zurück bekommt sie dieses Bild:

Wird sie den Fehler im Bild finden? Dem Leser hier kann ich einen Tipp in Form einer Frage geben: Was macht ein linker Außenspiegel an der Beifahrertür?!

15.05 Uhr

Was der Titanic zum Verhängnis wurde, sehe ich gerade eher gelassen bis belustigt. Es tropft rein. Es tropft Wasser auf meinen Pulli. Hoffentlich kriege ich die Flecken raus. Warum ist dieses Auto undicht? Es ist neu. Wenn ich noch weitere 600 Stunden in diesem Auto sitze, werde ich klatschnass sein. Aber laut Navi sind wir deutlich früher am Ziel. Wenn es dauerhaft hier reinregnet, dürfte es draußen ja dann trocken sein, wenn wir ankommen.

15.12 Uhr

Jemand hat auf die Mittelkonsole gekotzt. Niemand will’s gewesen sein.

15.26 Uhr 

Schuldfrage geklärt. Wir sind nun zu zweit unterwegs.

15.57 Uhr

Zweiter Zwischenstopp. Dieses Mal kostenfrei uriniert. Wir sind hier drei Idioten, die im Grunde nicht wissen, wo sie sind und sich ganz aufs Navi verlassen. Aber die Autobahnschilder weisen regelmäßig den Weg nach Leipzig, falsch sind wir also schon Mal nicht. Team 2 scheint eine andere Strecke zu fahren, da es uns Bilder einer dicken Schneedecke geschickt hat. Wir sehen nur ein Schneetuch bislang.

Wir glauben, wir sind inzwischen im Osten des Landes, auch wenn hier nichts blüht. Aber es liegt ein geringeres Rentenniveau in der Luft und die Autobahn ist in einem top Zustand.

16.23 Uhr

Die Dämmerung bricht herein. Sie wird uns im Grunde ungefragt übergestülpt wie eine Glocke über ein Glockenpendel. 2,5 Grad Celsius sind es hier – wo auch immer wir sind -, meine Wetterapp behauptet allerdings, es seien 14 Grad. Aber das tut diese App schon seit Monaten. Wochenlang lag sie damit richtig, einstweilen bleibe ich skeptisch.

Meine Mitbewohnerin informierte mich unlängst darüber, dass die Wohnung ohne mich sehr leer sei. Es halle, wenn sie etwas sage. Sie verkleidet die Wände nun mit leeren Eierschachteln. Erschreckend, wie leicht ich zu ersetzen bin.

Unter uns Dreien reift der Plan, eine Art Hauptmahlzeit einzunehmen. 

16.36 Uhr

Eine intensive Müdigkeit befiel mich eben. Ich schlief sogar ein, zwei Minuten. Große Panik bei meinen Mitfahrern, die wild gestikulierten und meinen Namen riefen, als ich uns offenbar in die Leitplanke fuhr. Sitze also nach einem kurzen Intermezzo auf dem Fahrer- wieder auf dem Beifahrersitz und schließe die Berichterstattung an dieser Stelle ab. Leipzig liegt im Grunde vor uns, wir verspüren gewissermaßen ein zärtlichen Winken.

Die Zeit wird es vermutlich nicht zulassen, ich werde dennoch versuchen, dieses Abenteuer weiter zu dokumentieren. Auch auf meiner Facebook-Seite.