dschungel

Habe ich vergangenes Jahr nicht ein Mal über den Gassenhauer „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ geschrieben?! Würde mal jemand nachsehen? Denn ich habe bislang nicht eine Staffel verpasst! Selbst nicht die aus den Jahren, in denen das Format nicht gesendet wurde, was von 2005 bis 2007 der Fall war, ein Umstand, der mich gerade schwer überrascht. 2004 gab es gar zwei Staffeln! Vermutlich war es für mich eine Niveaufrage, darüber zu lyrisieren oder nicht. Dabei habe ich gar kein Problem damit, offen zu sagen: Wie (gestern) rund sechs Millionen Menschen (Seher gestern, schlechteste Quote seit 2013) gucken auch meine Mitbewohnerin und ich dieses Format, das natürlich einen Voyeurismus bedient. Dieser wird flankiert durch, wie ich finde, gelungene Moderationstexte, die natürlich das eigene Format auf die Schippe nehmen, sodass es den Kritikern an Wind in den Segeln mangelt.

Meist wenn ich etwas im seppolog schreibe, ahne ich ja aus Erfahrung vorab, welcher Art die entsprechenden Leser-Kommentare sein werden. In diesem Fall rechne ich mit folgenden durchaus legitimen Äußerungen, von denen Ihr aber gerne abweichen könnt:

 

Zum Glück habe ich keinen Fernseher!

Du kannst nur beurteilen, was Du kennst. Versuche es mit „TVnow„. Wir haben die Auftaktsendung zwar aufgenommen, aber bei HD-Programmen der RTL-Gruppe kann man die Werbung nicht vorspulen. Online ist die Werbung erträglich dosiert. Schalte aber bitte Deinen Werbeblocker aus! Gilt auch für das seppolog übrigens. Mit dem „AdBlocker“ seht Ihr nur die Reintext-Version, ohne Werbesperre hingegen darf sich der Leser auf das werbefinanzierte Multimedia-Spektakel mit Tageslichtprojektor freuen! Nur so nebenbei; viele wissen das nicht.

 

RTL ist bei mir gar nicht eingespeichert!

Auch so etwas, das doch niemanden interessiert. Und ich behaupte, meist stimmt es sowieso nicht. Bei meinen Eltern hingegen ist es durchaus denkbar. Sie haben einen Fernseher von „Philips“, dessen Favoriten- oder Senderliste unmöglich zu bestücken ist. Im vergangenen Jahr besuchte ich meine Eltern im Juli, nur um deren Favoritenliste zu ordnen, was mein Vater nicht vermochte. Süffisant lachte ich ihn aus, bis er dann mit Lachen dran war, als ich ratlos vor dem Gerät saß und bitterlich weinend an der Menüführung verzweifelte. Aus diesem Grunde sehen sie nur RTL SD, nicht HD, weil ich es einfach nicht hinbekommen habe. Und ich arbeite beim Fernsehen!

 

Eine Schande, dass ich dafür Gebühren zahle!

An sich der beste Spruch, weil viele Beitragszahler nicht genau wissen, an wen die Beiträge gehen. Wenn sie dazu noch grundsätzlich gerne schimpfen und nur auf ihr Stichwort warten, ist dieser Ausruf schnell dem Munde entfleucht. Ich moderierte mal bei NRW.TV eine Sendung, die sich nicht ganz so ernstnahm. Und ihre Zuschauer auch nicht. Also die Sendung die Zuschauer nicht. Ich bekam (ein Mal!) Post, in der ich wüst beschimpft wurde, dass es doch ein Unding sei, dass man für so ein Programm Beiträge zahlen müsse! Ich gab dem Zuschauer Recht, dafür Beiträge zu zahlen, wäre wirklich unverschämt. Und hätten wir Beiträge bekommen, wäre NRW.TV auch heute noch der weltweit größte Regionalsender der Region …

 

Ich kenne die „Promis“ da gar nicht!

Ich auch nicht. In zwei Wochen kennen wir mehr von ihnen, als uns lieb ist, beispielsweise ihre Gonaden. Ich weiß, wie der Penis von Gunter Gabriel aussieht. Das fällt aber in die Kategorie „unnützes Wissen“. Es kommt bei mir selten zu small talks, in denen ich sagen könnte: „Ach, das erinnert mich an den Penis von Gunter Gabriel!“ Aber ich gebe zu, die Promidichte ist wirklich dünn, was für den Verstand unserer Promis spricht. Ich glaube, auch RTL ist sich dessen bewusst. Nachdem die Quoten bislang auf Vorjahresniveau lagen, drohen sie seit gestern zu fallen. Es müsste mal jemand im Camp sterben. Die anderen Kandidaten müssten dann dessen Hoden essen. Wäre ein Quotenhit, aber auch durchaus zum:

 

Fremdschämen!

Scham ist caine Schande. Und auf diese Weyse hat man ja als Zuschauer die Möglichkeit, sich selbst zu bestätigen. Denn derart würdelos, wie sich die Kandidaten dort entblößen, ist man selbst ja nicht! Denkt auch der fette, vor Schweiß triefende Zuschauer, der seine Chips sucht, auf denen er liegt, mit einer Hand im Aschenbecher, der anderen in der eigenen Hose.

 

Denen geht es doch nur ums Geld! 

Ja! Es wäre doch unmenschlich, würden sie das umsonst machen müssen! Prekäre Arbeit sollte gut bezahlt sein. Diese ist es sicherlich.

 

Die sind gar nicht in einem Dschungel, das ist in ’nem Studio!

Verschwörungstheoretiker gehören auf den Mond (also ins Studio). Denn der australische Dschungel bedeckt zwei Millionen Hektar. Es ist günstiger, die Show dort vorort zu produzieren, als in, sagen wir mal, Köln-Hürth zwei Millionen Hektar Studio-Regenwald anzulegen, zumal es gerade sehr kalt hier ist, da wüchse kein Regenbaum.

 

Dr. Bob ist gar kein Doktor!

Das ist den Kandidaten in der Regel lungo, da man keinen Doktortitel benötigt, um Kakerlaken aus fremden Gehörgängen zu pulen. Ich bin übrigens auch kein Blogger, ich fände das von mir zu behaupten albern. Ich wurde vor einiger Zeit auf einer Party durch eine Freundin jemandem vorgestellt mit:

„Und das ist Seppo. Er ist Blogger!“

Ich versank voll Scham im Boden und relativierte: „Naja, ‚Blogger‘ … also ich schreib halt auf WordPress.“

„Du bloggst also?“

„Äh, ja.“

„Dann bist du Blogger.“

„Gut, wenn man das so sieht … Wo ist eigentlich diese Theke?!“

 

Ich würde ja nie ins Camp gehen!

Dich wird auch nie jemand darum bitten.

 

Wer hatte denn damals nun ins Camp gekackt?! 

Nach allem, was ich gehört habe: Costa Cordalis.

Also, ich guck’s mir an, weil’s geht und immer nur „Arte“ ist ja auch nix. Ich finde es auch legitim, es sich nicht anzusehen, verweise aber auf die Vorteile von Eskapismus und besonders darauf, dass ich den Eindruck habe, manch einer wolle sich nur dadurch profilieren, dass er ungefragt betont, wie niveaulos er solche Sendungen findet. Natürlich sind sie niveaulos, darum geht es doch. Niveaulosigkeit ist notwendiges Merkmal von Niveaulosigkeit.

Vergangenen Freitag ging es los und meine Mitbewohnerin und ich befinden uns in der zweiten Hälfte jener Auftaktfolge, hängen also um 4,5 Tage hinterher, weil uns die Zeit fehlt. Ich kann somit zum Inhalt dieser Staffel absolut gar nichts sagen. Ich halte es sogar für möglich, dass wir mangels Zeit diese Staffel nicht mehr sehen werden, was wir verschmerzen könnten. Aber es ist ein nettes Ritual und spannend dabei zuzusehen, wie Sonja Zietlow gegen ihren ihr angeborenen Alterungsprozess vorgeht. Man muss sie in Schutz nehmen, denn Frauen, die älter als 17 sind, haben es in dieser Branche schwer. Die geschätzte Christine Westermann weiß, wovon ich rede, liest hier aber freilich nicht. Sie wüsste also, wovon ich rede, löse sie das seppolog. 

Dass Frauen vor der Kamera altern könnten, stört meiner Meinung nach lediglich die Programmmacher. Ich glaube überhaupt nicht, dass es den Zuschauer stört, wenn er ein faltiges Gesicht sieht, das den Programmmachern bei (männlichen) Moderatoren ja auch nicht übel aufstößt. Gut, Männer sehen mit zunehmendem Alter wirklich nicht selten besser aus. Das ist einfach Glück, vielleicht die Belohnung dafür, dass wir nicht in den Apfel gebissen haben. Ich selbst sah mit 20 aus wie ein Honkdepp, inzwischen annehmbar. Meine Mutter übrigens sieht das andersherum. Aber das ist wohl der Lauf der Dinge. Dafür hat sie Falten!


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