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Um Ihnen unmittelbar die nicht ganz unberechtigte Aussicht auf Humorbedürfnisbefriedigung vorab direkt zu nehmen: In diesem Text wird nichts dergleichen befriedigt. Es geht hier lediglich um die Verarbeitung eines ulkaufgeladenen Abends, der sich zwischen Sabrina USA und mir abgespielt hat. Die im Rahmen dessen stattgefundene Komik lässt sich Ihnen unter Auslassung des unmittelbaren Erlebnisses der gestrigen Situation unter gar keinen Umständen hier übermitteln.

Rund 500 Leser weniger …

Sabrina USA hätte einen kuriosen Nachnamen, lautete dieser wirklich zufällig wie der eines Staatenbundes, dessen Oberhaupt gerade amokläuft, was an sich sehr komisch wäre, wäre es nicht so gefährlich. In der Tat hat Sabrina einen kuriosen Nachnamen, doch hier in Seppos Anthologie heißt sie „USA“, weil sie dort zu meinem größten Bedauern lebt.

Ich zähle Sabrina zweifelsfrei zu meinem engsten Creys von Menschen, die Dinge von mir erfahren, die ich ansonsten unter strengster Geheimhaltung, äh, ja, halte eben. Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft meine mühsam errichtete Fassade im vertrauten Gespräch mit ihr zerbrochen ist; eingerissen von mir selbst unter Hinzunahme eines nicht unerheblichen Ausmaßes an Vertrauen.

Und nun möchte man meinen, wenn es da ein gutes Verhältnis gibt, wäre ich ja in der Lage, jedes Jahr ihren Geburtstag zu erinnern. Das ist leider nicht der Fall. Ich darf womöglich gar nicht verraten, dass ihr Geburtstag zumindest nicht mehr fern ist. Es könnte März sein, April, vielleicht auch Mai. Also greifbar nah. Das weiß ich jetzt!

Rückblende 2016

Heiter plaudere ich mit ihr an einem Tag in jenem Jahr via Facebook. Die dort behandelten Themen betreffen mein Leid und mein Leben. Insbesondere mein Leid vermag sie immer wieder knallhart und objektiv einzuordnen. Sie nimmt selten ein Blatt vor den Mund. Und wenn, dann bemerke ich das durchaus. Was ich hingegen nicht bemerke: Sie hat schon den ganzen Tag Geburtstag. Das wiederum erfahre ich über diverse Gratulationen, die sie via Facebook erhält – allerdings sehe ich die erst einen Tag später.

Für diesen Text bewege ich mich durch unseren gemeinsamen Chatverlauf auf der Suche nach dem Begriff „Geburtstag“. 45 Treffer bei Hundertausenden von Nachrichten. Kleiner Insider, ich finde gerade eine Stelle aus dem Jahr 2012, als ich ihr schrieb:

die grenzen zwischen scherz und realität sind im zusammenhang mit unserem arbeitgeber nicht mehr erkennbar …

Zurück zum Kern des Ganzen.

Weitere 150 Leser verloren …

Der Chathistorie entnehme ich, dass ich an jenem Tag nach ihrem Geburtstag zu Kreuze krieche und mich intensiv dafür entschuldige, gleichzeitig aber auch versuche, ihr den Afro-Peter zuzuschieben:

ich laber dich die ganze zeit voll und du sagst nicht mal einfach, dass du geburtstag hast!

Sie halte es so wie ich, sagt sie dann, der eigene Geburtstag spiele für sie keine so große Rolle. Viel mehr ärgert mich hingegen, dass zum einen unser gemeinsamer Kollege Kristóf sich ihren Geburtstag sehr gut gemerkt hat und zum anderen:

dass Facebook mich nicht darauf hingewiesen hat!, was freilich seinen Grund in den Privatsphäre-Einstellungen Sabrinas Profils findet.

Rückblende 02.02.2017

Bereits auf der Heimfahrt von meiner Arbeitsstelle ergeben sich via Facebook humorige Unterhaltungen zwischen Sabrina USA und mir. Insbesondere, als ich folgendes fotografiere und ihr zusende:

chorweiler

Ich darf sagen, Chorweiler verbindet uns; wenn auch nicht der Ort Chorweiler. Aber der Name!

Der Grundstein für einen nicht unerheblichen Humorgehalt ist gelegt und ich kann ihn fixieren mit einem Ereignis, das sich zuträgt, als ich aus dem Auto steige. Mein Fahrer, Kollege Butzenmann, lässt mich freundlicherweise am fußnahen „Kaiser’s“ raus, der leider seit einigen Tagen wie so viele Keisen ein „Netto“ ist. Es soll mein Premiereneinkauf beim Proletariat werden. Als ich das Auto verlasse, registriere ich aufmerksam eine stehende Radfahrerin, die nicht in die von mir geöffnete Autotür fahren wollte. Sie deutet mir an, ich könne nun den Radweg kreuzen. Doch sie macht die Rechnung ohne mein Zuvorkommen, denn der Mann entscheidet freilich, wer wann was kreuzt. Also bitte ich sie mit einem albernen „Nach Ihnen!“ an mir vorbei. Zu diesem Zwecke schaffe ich Freiraum, indem ich mich zurückbewege und mich rücklings an das Auto presse. In diesem Moment spüre ich ein eigenartiges Rutschen an meiner Krokodilslederjacke, verliere den Halt und torkele auf die Straße. Fahrer Butzenmann ist zu meiner Überraschung bereits wieder losgefahren. Das mich stützende Automobil ist fort, ich falle nach hinten, ringe mich zu einer weiteren albernen Äußerung durch, sage der Radfahrerin, die sich bereits köstlich amüsiert:

„Oh, das Auto fährt weg“, und lache dabei erschreckend grenzdebil. Schöne Frauen eben … bringen mich völlig aus dem Konzept.

Sie wiederum verharrt im Konzept und radelt schmunzelnd von dannen.

Als ich den „Netto“ erreiche, sehe ich sofort, dass das Proletariat eine Schlange von der Kasse bis hin zum Ladenende bildet, sodass ich meinen Premiereneinkauf verschiebe und auf dem Restheimweg fuß- und umgehend Sabrina USA über die jüngsten Ereignisse in Kenntnis setze, was sie quittiert mit:

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Sie spricht in Grau, ich in Grün, womit auch dem Leser von gestern deutlich wird, dass bei mir die engen Kontakte über eine eigene Farbe verfügen. (Obwohl ich mit Farben, wie ebenfalls der Leser von gestern weiß, zurzeit so meine Probleme habe …)

Das ist das Angenehme an Sabrina, sie muss die Situation gar nicht miterlebt haben, um darüber zu lachen, sie erfasst diese sofort. Exakt das macht für mich das Verständnis von Komik aus.

Während wir so weiter plaudern, kommt es auf ihrer Facebook-Seite zu einer Fehlgratulation; jemand hat ihr verfrüht zum Geburtstag gratuliert. Ich sehe den Gratulationsvorgang natürlich sofort und in Echtzeit und ahne:

Ich habe wieder ihren Geburtstag vergessen.

Frage also nach:

hast du geburstag?!?! hab ich ihn wieder vergessen?! ist das schon wieder ein jahr her?

Sie beruhigt mich, es handele sich um eine Missgratulation, die storniert werden muss. Das aber bringt mich dazu zu erforschen, wann sie denn wirklich Geburtstag hat. Unauffällig frage ich sie also nach ihrem Geburtstag und realisiere, dass es zumindest fast ein Jahr her ist, dass ich ihn zuletzt vergessen habe. Und dass es mir abermals passieren wird. Und nochmal: Facebook hatte mich nicht daran erinnert! Und dann kam der Satz:

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Es folgt für etwa eine halbe Stunde der Austausch an „Hahas“. Auch ich breche am Schreibtisch, da inzwischen Zuhause, brüllend zusammen, frage mich aber gleichzeitig doch immer wieder, warum die Verwendung des Wortes „Törtchen“ zu einem tränenreichen Ausbruch an Lachen bei ihr führt. Dieser Gedanke wiederum, denn Lachen steckt ja an, bringt mich an die Grenze des Zumutbaren. Mein ohnehin vom Sport schmerzender Bauch verkrampft völlig, meine Gesichtszüge sehen aus wie die eines Geisteskranken, dessen Gesichtszüge seine Geisteskrankheit wahnhaft widerspiegeln, und ich ringe nach Luft. Weil ich auf das nicht angezeigte Törtchen hingewiesen habe?!?!

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Das Schöne, Sabrina, ist ja, dass sich diese Dinge in regelmäßigen Abständen ereignen. Das Liegen auf meinem Schreibtisch auf der Tastatur, da ich vor Lachen keinen Halt mehr finde und komplett verkrampfe. Ich erinnere an die Rattengeschichte, an die Hasenfamilie, die wir fast überfahren hätten, wäre denn da eine gewesen, an den Beifahrersitz und den Batteriekauf für das Mikro. Und die Sofakissen. Was für eine Freude mit Dir!


Weniger heiter geht es auf meiner Facebook-Seite zu.