auto

Einst fuhr ich ein Auto des weltgrößten Autoherstellers jen- und diesseits aller Ozeane, jetzt fahre ich das des zweitgrößten Bauers dieser Welt.

Autobauer. Ein Begriff, der während der vergangenen „Opel“-Krise gerne von Journalisten, mich eingeschlossen, benutzt wurde. Ohne das Präfix „Auto“ funktioniert er aber nicht. Ein Autobauer baut Autos, ein Schweinebauer hingegen baut? Baut Schweinefleisch.

Ich fahre allerdings immer noch dasselbe Auto, jedoch hat „VW“ „Toyota“ jüngst überholt und ist damit vollkommen zurecht zum größten Schweinebauer aller Zeiten geworden! Noch kann das eben der Deutsche, Autos bauen. Und verkaufen. Ein Hoch auf unser Land, dessen Mittelschicht es so gutgeht wie selten zuvor, was Martin Schulz selbst sehr genau weiß, aber trotzdem an der Agenda rumschrauben will, so wie ich an Agatha. Dennoch: guter Mann! Weiter so, Genosse!

Gestern Abend habe ich mit einigem Basserstaunen realisiert, dass ich mein Auto seit ziemlich genau sieben Wochen nicht mehr bewegt habe. Da ich in Düsseldorf-Oberbilk wohne und parke, hatte ich immerhin alle paar Wochen mal nachgesehen, ob mein Toyota überhaupt noch da ist, wo ich ihn abgestellt hatte, und vor allem: ob er noch vollständig ist, denn auch das Gegenteil habe ich mit ihm schon erlebt.

Ich schätze dieses Auto sehr, auch wenn es sich vielleicht nur in der oberen Unterklasse bewegt, vielleicht aber auch in der unteren Mittelklasse. Ich weiß nicht einmal, wie viel PS es hat, weiß aber, dass ich 170 Stundenkilometer mit ihm schaffe. Sofern es bergab geht und mich keine aggressiven Scheinwerfer eines „Audis“ (zweittollste VW-Marke nach VW) von hinten anblinken. Dieses Auto repräsentiert nahezu perfekt meine gepflegte Spießigkeit, die sich erfrischend von gewolltem Anderssein (würg) absetzt. Nur nahezu deshalb, weil einem „VW Golf“ das ein Tick besser gelänge. Dieses Auto bietet mir exakt das, was ich von einem Auto erwarte: Es fährt. Ich lebe in Düsseldorf und sage: Wer heute noch meint, ein besonders tolles Automobil sei Statussymbol, der irrt. Die Zeiten sind schon lange vorbei; zumindest mich beeindruckt niemand damit, dass er auf der „Kö“ sein großes Auto präsentiert. Im Gegenteil. Übergroße Autos empfinde ich als anachronistisch und sogar etwas peinlich, weil man ja das Gefühl nicht loswird, da wolle jemand etwas kleines kompensieren, was ja nicht unbedingt so sein muss. Aber dieser Gedanke schwingt immer mit, wenn ich sehe, wie sich ein „SUV“ in einer Tempo-30-Einbahnstraße in eine Parklücke quetscht, wobei er den „Smart“ übersieht. Welchen Nutzen stiften derart große Autos, wenn nicht die Befriedigung einer überzogenen Vorstellung des Egos seines Fahrers oder dessen Gattin, die auch mal fahren darf, wenn ihr „Twingo“ gerade in der Reparatur ist.

Ich bin Fan von so etwas wie Heimatkunde. Zwar ist Düsseldorf nicht meine Heimat, da diese immer Münster bleiben wird, doch beschäftige ich mich in regelmäßigen Zyklen mit der Stadtgeschichte, wobei der Fokus darauf liegt, wie sie, die Stadt, sich architektonisch entwickelt hat. Zahlreiche Bildbände dieser überschätzten Stadt habe ich also bei mir zuhause und stelle immer wieder fest, was ja für jede Stadt gilt, wie angenehm frei von Blechlawinen Düsseldorf, die leider speziell für Autos konzipierte Stadt, dereinst war. Sieht man sich einmal wachen Auges heuer um, stehen überall: Autos. Jeder hat so seine Favoriten derer, die ihm optisch gefallen, aber sehen Autos wirklich ästhetisch aus?! Manche sehen insbesondere von hinten geradezu albern aus.

Ich lehne Autos nicht ab, weil sie ein Problem für die Umwelt darstellen. Das ist mir egal, da werden wir uns in den kommenden Jahrzehnten weiterentwickeln, wenn „sauberer“ Strom zur Verfügung steht. So, wie wir Elbe und Rhein gereinigt haben, gelingt uns das auch wieder mit der Luft, ist uns ja bereits gelungen. Das geht alles in eine gute Richtung. Was mich hingegen stört, sind zwei Dinge: zum Ersten ihr bloßer Anblick. Überall stehen sie rum, fahren sie nicht gerade. Denkt man mit etwas geistigem Abstand einmal darüber nach, muss einem doch das Absurde daran gewahr werden!

Zum Zweiten, viel schlimmer!, ist die Tatsache, dass Autos oftmals ihren eigentlichen Zweck nicht mehr erfüllen können. Ich will nicht groß über Staus palavern, die kommen und gehen. Was ich aber jedes Mal aufs Neue nicht fassen kann, sind die Staus innerhalb der Stadtgrenzen. Wir sitzen da in den Karren, obwohl wir zu Fuß deutlich schneller wären. Bewegen uns ein paar Meter und müssen wieder halten, da alles verstopft ist. Es gibt zu viele. Natürlich werde ich nun nicht den Anfang machen und auf das Auto verzichten, da alle anderen dann Trittbrettfahrer wären, homo oeconomicus, und ich ja nur an mich denke. Daher würde ich sofort unterschreiben, dass alle Autos aus Innenstädten zu verschwinden haben, wobei ich den Begriff „Innenstadt“ da sehr großzügig begreifen wollen würde. Ich hoffe, ich erlebe es noch, dass autonome Systeme durch die Gegend eiern, denen man einfach nach Bedarf zusteigt. Verschwünde der Individualverkehr, wäre eine Menge Raum für einen intelligenten, tja, wie heißt nun das Gegenteil? ÖPNV? Der Leser wird es wissen. Ich kann mich hier nicht um alles kümmern. Text und Gedanken also an dieser Stelle bitte eigenständig ergänzen.

Nun gehe ich gestern wie jeden Abend an meinem Auto im Abstand von etwa 100 Metern vorbei und denke mir, ich könnte ja mal den Schlüssel aus der Ferne betätigen, um zu sehen, ob der Toyota noch reagiert, was er mir mit allen acht Blinkern mitteilen würde. Ich drücke also und ich sehe weit und breit kein orangefarbenes Blinken in der Abenddämmerung. Ich werde unruhig und ahne schon, es ist passiert, was ein Kollege mir prophezeit hatte: Batterie leer, Auto steht schon zu lange. Ich gehe also näher ran, drücke nun ohne Unterlass auf den Schlüssel – nichts blinkt. Gehe nun zum Wagen hin und frage:

„Was los?!“

Natürlich erwarte ich keine Antwort, schiebe also den Schlüssel ins Schloss, was ich noch nie zuvor getan hatte, und drehe. Nichts passiert.

„Am Arsche!“

Rufe ich aus und stelle fest: falsche Richtung. Drehe andersherum und siehe da, Lampe im Auto geht an, es begrüßt mich feierlich.

Batterie also noch voll. Kurz mal Motor starten? Nein, keine Lust, bin spät dran, will nach Hause, muss noch kochen. Entscheide aber, am morgigen Freitag meine umweltschonende Fahrgemeinschaft zu verlassen und selbst individual zu fahren, um meine Batterie wieder voll aufzuladen. Als Auto-Experte weiß ich, dass es ausreicht, eine halbe Stunde zu fahren, damit der Akku wieder volle Leistung bringt. Hat man mir heute so gesagt. Mal gucken, ob es mich zum Ziel bringt.


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