Seit mehr als zwölf Jahren bin ich nun schon mit meiner Mitbewohnerin das, was man gemeinhin zusammen nennt. Es klingt so abgedroschen, doch halte ich mir vor Augen, was wir schon alles zusammen gemeistert haben, wird mir klar, dass es dieses Zusammensein wirklich gibt. Und natürlich im Guten wie auch im Schlechten. In zwölf intensiven Jahren kommt da schon so einiges zusammen.

Auch Gewohnheit?

Ich könnte das hier nun abkürzen und davon schwärmen, dass ich mich jeden Abend auf sie freue und mir beispielsweise dann so meine Gedanken mache, wenn sie noch nicht zuhause ist, gleichzeitig aber ein Irrer am, sagen wir mal, Düsseldorfer Hauptbahnhof seine Axt schwingt, kurz bevor über uns der Polizeihubschrauber stundenlang seine Kreise zieht. Es ist also mehr als die bloße Gewohnheit, die uns zusammenhält. Viel mehr.

Oder?

Prüfen wir es nach, denn Gott sei Dank gibt es ja „Men’s Health“, die „Brigitte“ für den Mann, die ich aus verschiedenen Gründen probeweise nun las und der ich auf Facebook folge. Men’s Health kümmert sich um den Mann, da er inzwischen als vernachlässigt betrachtet werden darf. Aktuell beschäftigt sich das Medium aus Stuttgart mit Fragen wie:

  • Was hilft gegen Mitesser bei Männern?
  • Potenzmittel: Das macht Eure Liebste wild!
  • 25 Fakten über Euer bestes Stück, die Ihr wissen solltet!

Und, was mir am besten gefällt:

  • So bindet Ihr Euren Schal richtig!

Aus Interesse habe ich mir das gerade mal durchgelesen und realisiert, dass ich nie wieder Schal tragen kann, da ich des Bindens nicht fähig bin. Ich dachte immer, Knoten reicht. Weit gefehlt! Fashionfail!

Aber eine andere Sache, mit der sich das Blatt beschäftigt, weckte mein Interesse und um die soll es hier nun gehen.

Acht Anzeichen, dass Sie sich von ihr trennen sollten

1.) Alles an Ihrer Partnerin nervt Sie

Es gibt, wenn’s hochkommt, nur zwei, drei Dinge, die mich vielleicht etwas nerven könnten. Ich mache mir eher Gedanken über den umgekehrten Fall, da ich befürchte, ihr immer und immer wieder, unentwegt gar und ohn‘ Unterlass auf den Zeiger zu gehen. Sei es mit meinen gespielten Witzen oder mit meinen Ausflügen in die Surrealität. Doch spielt mir in diesem Fall ihre gelassene Art in die Hände, mit der sie auch vieles zu übergehen gelernt hat, etwas, das meiner Mutter in Bezug auf meinen Vater auch nach rund 40 Jahren noch abgeht. Oder aber ihre anfängliche Gelassenheit wurde derart hart auf die Probe gestellt, dass sie daran im Laufe der Jahre zerbrochen ist. Das aber bleibt reine Spekulation, also zurück zur Frage: Nervt sie mich, meine Mitbewohnerin? Grundsätzlich nicht. Doch was sie aus mir unerfindlichen Gründen nicht beherrscht, ist die Kunst, sich geräuschlos durch die Wohnung zu bewegen, wenn ich beispielsweise schon zu schlafen versuche. Dazu muss der Leser wissen, dass wir eine Tür zur Küche besitzen, die dem gesamten Stadtteil akustisch ihren Schließvorgang mitteilt – sie ist sehr laut, da im Grunde zu groß für die Zargen. So wurde ich vorgestern mehrfach von einem gnadenlosen Rummsen geweckt, obwohl meine Mitbewohnerin beteuert, sich wirklich sehr leise verhalten zu haben.

Du warst vielleicht auch leise. Aber die Tür, die du betätigt hast, war es nicht!“

„Ich höre die schon gar nicht mehr“, sagte sie dann.

Und was Frauen nicht hören, ist auch nicht existent.

Gestern Abend mied sie das Schließen der Tür, nachdem ich endlich trotz des umherkreisenden Polizeihubschraubers, der den Axt-Irren aus dem früheren Jugoslawien gesucht hatte (klingt wie eine Figur aus diesem Blog, ist aber leider real), eingeschlafen war. Doch die Tür hätte mich gar nicht wecken können, da ich bereits von ihren Schritten wach geworden war. In scheinbar hochhackigen Schuhen lief sie unentwegt über unser Parkett mit Laminat-Optik, was einfach jeder im Haus gehört haben muss. Dabei trägt sie selten hohe Absätze.

Ich lag also da und lauschte ihren Schritten und fragte mich, wohin sie die ganze Zeit eigentlich geht? Ich nehme an, sie hat noch kurz vor dem Zubettgehen versucht, ihre tägliche, optimale Schrittanzahl, die ihr Handy dokumentiert, zu erreichen, sodass sie einfach auf- und abging.

Aber sonst?! Das war’s eigentlich. Es nervt mich nichts an ihr. Und das soll was heißen, da ich an Mitmenschen unmenschliche Ansprüche anlege – die sie alle erfüllt. Dieser Punkt also ist für eine Trennung kein Kriterium.

Acht Anzeichen, dass Sie sich von ihr trennen sollten

2.) Sie streiten über jeden Pups

Ich sehe gerade, dass Men’s Health mir den Artikel „So beenden Sie eine Beziehung anständig“ zur Lektüre empfiehlt. Noch dürfte das zu früh sein.

Dieses zweite potenzielle Anzeichen kann ich zügig wegarbeiten, denn: Wir haben nicht ein einziges Mal gestritten. Das hat Gründe. Ihre Ruhe, ihre Gelassenheit, ihre Fairness, die ihr komplett abgehende Zickigkeit in Kombination mit meiner absoluten Konfliktscheu. Ich neige dazu, eher zu schweigen, als Öl ins Feuer zu gießen und in ruhiger Atmosphäre entsprechende Dinge anzusprechen. Eskalationen sind uns fremd, das entspricht exakt dem, was ich für mein Leben brauche – und bei ihr bekomme ich das, was ich gleichzeitig für sehr selten halte. Mindestens in diesem Punkt ist meine Mitbewohnerin einzigartig.

Acht Anzeichen, dass Sie sich von ihr trennen sollten

3.) Sie sind lieber im Büro als Zuhause

Nein, es sei denn, sie ist zuhause. Kleiner Spaß. Ich liebe meine berufliche Tätigkeit, mit der ich ein nahezu unverschämtes Glück habe, das in Richtung Selbstverwirklichung geht, das Ausleben einer gewissen Kreativität erlaubt. Dennoch käme mir nicht der Gedanke, zu meinen Kollegen zu sagen:

„Fahrt ruhig schon, ich bleibe noch die Nacht, meine Mitbewohnerin ist zuhause.“

Was für ein Unsinn. Meine Mitbewohnerin und ich haben vier Jahre Fernbeziehung hinter uns, ich habe mir geschworen, dass das nicht noch einmal geschieht (räusper, zwei, drei Tage mal in beispielsweise Berlin arbeiten, kein Thema …). In meinen Augen ist das widersinnig und hat mit einem Zusammen nichts mehr zu tun.

Aber ich muss durchaus zugeben, dass ich meine Strohwitwer-Phasen, die hier im seppolog immer wieder gerne ihren Niederschlag finden, durchaus genieße, da ich ohnehin die Zeit mit mir alleine sehr schätze. Doch genau das respektiert sie und umgekehrt geht es ihr ja auch so, dass sie sich gerne gelegentlich von mir zurückzieht, vielleicht auch um sich von mir zu erholen.

Acht Anzeichen, dass Sie sich von ihr trennen sollten

4.) Sie können den Männerabend nicht erwarten

Nein. Da bin ich völlig atypisch. Ein Männerabend ohne Frauen ist meine Sache nicht. Ich brauche unbedingt die weibliche Gesellschaft. Ohne Frauen langweile ich mich bis in den Tod hinein. Ich erlebe daher oftmals Männerabende, bei denen ich der einzige Mann bin. Und was will mann mehr?!

 

Die ersten vier der von Men’s Health ausgemachten acht Trennungs-Indikatoren zeigen meiner Beziehung nichts an, sie sind damit gegenstandslos. Doch es bleibt spannend, denn was mache ich, wenn die noch fehlenden vier alle bei mir ausschlagen?! Der Leser wird darüber informiert – hier im seppolog!


Ich darf ein schönes Wochenende wünschen, an dem ich hier abwesend sein werde, da ich nun die Stadt verlasse.