Ganz kurz vorab: Immer wieder erhalte ich Anfragen, die sich auf Stromwandler beziehen. Ich nutze die Gelegenheit, auf das Missverständnis hinzuweisen, dem einige Leser offenbar unterliegen: Es gibt sie durchaus, die „Flotho Stromwandler-Werke“ in Niedersachsen, doch haben die nichts mit mir oder sonst jemandem aus meiner Familie, die den ehrenvollen Namen „Flotho“ seit Jahrhunderten zusammen mit Stolz mit sich herumträgt, zu tun. Ich bin aber gerne bereit, entsprechende Anfragen an jene Firma weiterzuleiten. Denn es gehört sich ja, des Mittelstands Rücken zu stärken.

Harren wir nun aus in Erwartung der eigentlichen Wiedergabe der Ereignisse, um die es hier gehen soll. Wir müssen uns allerdings in Geduld üben, da ich noch kein genaues Bild davon habe, was exakt sich abgespielt hat. Qualität braucht Zeit, die wir uns vielleicht hiermit überbrücken:

Es war vergangene Nacht in Berlin. Nein, in Spandau. Spandau ist nicht Berlin, aber ein Teil Berlins. Eine komplizierte Geschichte, vielleicht erinnert sich der ein oder andere Leser. Berliner legen offenbar Wert darauf, dass Spandau eben nicht Teil Berlins ist, ein Umstand, der als so genanntes Berlin-Spandau-Paradoxon in die Annalen der Paradoxenwelt eingegangen ist; denn: Ein Spandauer, „Spandesse“ heißt es korrekt, ist formal ein Berliner. Und in eben dieser Eigenschaft lehnt er es ab, Spandessen den Berlinessen zuzuordnen, sodass er gar kein Berlinesse ist – das Paradoxon: Wenn er kein Berliner ist, ist es ihm wiederum egal, ob der Spandianer zu Berlin gehört oder nicht. Das ist vergleichbar mit dem „Lügner-Paradox“; denken Sie dazu über den folgenden Satz nach:

Dieser Satz lügt.

Na? Verrückt, oder? Könnte ich mich Stunden mit beschäftigen, zumal es Aberhunderte solcher Konstrukte gibt.

Im Zusammenhang mit dem Berlin-Spandau-Paradoxon fällt mir eine peinliche Petitesse ein, die mir vor einem Millionenpublikum im Fernsehen unterlief, was ich gerne mal – man möge mich daran erinnern – als Videoausschnitt nachliefere: Ich belästigte den Zuschauer mit eben jenem Berlin-Spandau-Paradoxon und verglich es mit der Zugehörigkeit Hürths zu Köln. Wild gestikulierten Kameramänner mir zu und ich suhlte mich schon in ihrem Applaus, da ich nichts anderes erwartet hatte, bis ich merkte, dass jene technischen Handlanger mich lediglich auf meinen groben Patzer hinweisen wollten. So ist das mit Halbwissen, das man öffentlich zum Besten gibt: Es fliegt einem um die Ohren.

Kommen wir nun aber zum springenden Punkt, denn es geht hier um die Geschichte eines Schlafwandlers, dessen Wandeln ich in der vergangenen Nacht – in Berlin! – bezeugen konnte, wenn auch einiges dagegen spricht, wie wir gleich noch erfahren werden. (Obwohl man ja immer erst im Nachhinein bezeugt, oder? Der Leser möge es selbst herausfinden.) Es ist nun wirklich nicht meine Aufgabe, mich um diese Nebensächlichkeyten zu cymman, während hier ein Haupthandlungsstrang viel zu kurz kommt. Überhaupt reicht es mir, dass abschweifende Lesergedanken mich mitreißen, während ich vor der Aufgabe stehe, eine sensationelle Geschichte der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Von meinen Rückenschmerzen will ich hier erst gar nicht anfangen, aber es fragt ja auch nie mal jemand.

Es war drei Uhr 30. Halb vier. Zweiviertelvier, wie der Berliner sagt. Moment, das fand ich jetzt selbst ziemlich gut, ich lasse etwas Raum für etwaige Lachsalven.

15 Uhr 30 a.m. also, tief in der Nacht, allerdings auch 90 Minuten, bevor mein Wecker klingelte. Ich wurde wach. Ich war aufgrund einigen Lärmes tiefwach geworden, obwohl doch so hellmüde. Schnellstmögliches Einschlafen ohne Umwege war mein zunächst gefasstes Ziel, da ich derzeit unter verschlepptem Schlafmangel leide. Es rumpelte dann jedoch derart ohrenbeeindruckend, dass ich eines meiner temporären Berlinmitbewohners gedachte, von dem es heißt, er wandle schlaf im Schlaf. War er nun wieder unterwegs? Verschob er die Möbel? Wie erzeugte er derartigen Lärm? Unter meiner Zimmertür schien Licht hindurch. Das vom Flur. Es musste also jemand dort wandeln, da das Flurlicht über Bewegungsmelder gesteuert wird.

Ich lag also so da und versuchte mich auf das Schnarchen meines Zimmernachbarn zu konzentrieren, da er – und das meine ich wirklich ernst! – in einem angenehmen Rhythmus schnarcht, der inzwischen in Berlin, wo ich mich Teile der Woche aufhalte, meine Hörspiele ersetzt hat, die ich bislang immer zum Einschlafen gehört habe. Nochmal, auch für den Fall, dass er dieses liest: Er schnarcht mich in den Schlaf! Ich klopfe inzwischen wutentbrannt an die Wand, wenn er mal nicht schnarcht!

„HÖR AUF, NICHT ZU SCHNARCHEN! GIB ENDLICH LAUT!“

Doch aller Schnarchkonsum führte zu nichts, denn das Rumpeln aus der unteren Etage war dominanter. Ich zog nun in Betracht, dass es sich um einen Einbrecher gehandelt haben könnte. Welches Verhalten bot sich nun für diesen Falle an? Ruhe bewahren. Nicht den Helden spielen. Nachher wird man ungünstig erschossen oder so, woraus sich ein unangenehmes Geraffel für meine Angehörigen ergeben würde. Außerdem musste ich dringend schlafen. Ich musste also etwas tun, allerdings maximal wenig. Ich stand somit auf, stieß mir wie gewohnt den Kopf an der Dachschräge (ungewöhnlich, da Flachdach) und verriegelte meine Zimmertür. Verriegeln bedeutet in unserer Zeit natürlich lediglich nur noch das Umdrehen eines Schlüssels. Der Leser darf sich an dieser Stelle nicht in die Irre führen lassen und glauben, ich hätte einen Riegel unter meinem Bett hervorgeholt und diesen irgendwie geartet vor meine Tür geschoben! Weißgottnicht! Man stelle sich den Lärm vor, den das verursacht hätte! Ganz Spandau wäre auf den Beinen gewesen. In Habtachtstellung, von der ich bis zur Volljährigkeit glaubte, sie sei eine „Halbachtstellung“.

Also, Tür verschlossen. Dann angeklopft, um wieder reinzukommen. Wie erwartet, öffnete ich mir die Tür und ließ mich rein sowie wieder unter die Decke schlüpfen, was so gemütlich klingt. War es ja auch, was soll ich drumherumreden?! Nun war es mir egal, ob da jemand einbrach oder es doch der schlafwandelnde Kollege war, der mir heute Morgen jedoch, von mir darauf angesprochen, versicherte, dass es sich bei den Schlafwandelgeschichten um bloße und vor allem haltlose Gerüchte handle. Er rede zwar manchmal im Schlaf, stand auch durchaus schon einmal auf und rannte vor eine Wand, doch das sei eher die Ausnahme von der Regel.

Nun besitze ich ja eine erstaunliche Unglaubwürdigkeit, die ich mir hart erarbeitet habe. Als ich den insgesamt vier Mitbewohnern

Und wer hätte gedacht, dass ich den Begriff des Mitbewohners einmal in dieser harmlosen Bedeutung benützen würde?! Es bereitet mir Schmerzen. Aber wie hätte ich vor zwei Jahren, als ich diesen Blog startete, damit rechnen können, dass ich mal wieder Mitbewohner haben würde, mit denen ich nicht schlafe?!

von meiner nächtlichen Beobachtung erzählte, waren die Reaktionen eher verhalten, ganz so, als würde man mir ohnehin nichts mehr abnehmen. Man reagierte kaum. Allerdings bin ich mir im Nachhinein auch gar nicht mehr sicher, ob jene Vier anwesend waren, als ich ihnen von den Geschehnissen berichtete.

Das Haus, in dem sich diese also zutrug, haben wir vor etwa zwei Stunden verlassen; es geht gen Heymat. Beim Hinausgehen fielen mir folgende Dinge auf:

  • Fernseher
  • HD-Rekorder
  • Vase auf der Kommode
  • W-Lan-Toaster
  • Teppich

Alle weg.